Kreuzkirche (Bockum-Hövel)

Kreuzkirche (Bockum-Hövel)
Ansicht der Kreuzkirche von Norden

Die Kreuzkirche im Hammer Stadtbezirk Bockum-Hövel ist eine evangelische Gemeindekirche. Sie entstand als Reaktion auf die wachsende evangelische Kirchengemeinde in den Dörfern Bockum, Hövel und der Zechenkolonie der Zeche Radbod. Der Kirchenbau von 1912 steht auf der Liste der Baudenkmäler der Stadt Hamm.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Kirche und ihrer Gemeinde

Vorgeschichte der evangelischen Kirche in Bockum-Hövel

Im Jahre 1550, während der Reformationszeit also, trat die Familie von Galen auf Schloss Ermelinghof zum lutherischen Glauben über. Die bis dahin katholisch geprägte St. Pankratiuskirche in Hövel wurde daraufhin bis 1617 lutherisch. Die lutherischen Pfarrer, die in dieser Zeit dort tätig waren, sind noch heute namentlich bekannt: Theodor Brechte, Johann Hard, Ritter von Galen auf Schloss Ermelinghof, Georg von Galen aus Hamm, Henrik Brink und Theodor Warensbergh. Im Jahre 1618 begann der Dreißigjährige Krieg. Die Gegenreformation erfasste die Region; im Jahre 1652 veranlasste der Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen (auf Haus Bisping) die Rückkehr der Familie von Galen zu Ermelinghof zum katholischen Glauben.

Daraufhin lebten bis in das 19. Jahrhundert hinein nur noch sehr wenige Christen des lutherisch-evangelischen Bekenntnisses im Kreis Lüdinghausen, zu dem Bockum-Hövel gehörte. Anfang des 19. Jahrhunderts waren es gerade 460 Menschen. Wegen der schwierigen Verkehrsverbindung zur Kreishauptstadt, zu der die evangelischen Gläubigen kirchlich gehörten, erfolgte die seelsorgerische Betreuung von Ahlen aus. Erst als in Radbod der Schacht abgeteuft wurde, kamen aus allen Provinzen Deutschlands und aus dem Ausland (Polen, Ungarn und Italien) Menschen verschiedener Glaubensbekenntnisse.

Entstehung der evangelischen Kirchengemeinde Radbod

Im Juni 1908 hatte die noch unselbstständige Gemeinde 800 Mitglieder. Im November des gleichen Jahres waren es schon mehr als 2.000. Die anderen Verhältnisse führten dazu, dass ein Hilfsprediger aus Hamm die seelsorgerische Betreuung übernahm. 1907 ließ die Zechenverwaltung auf ihrem Gelände Friedrich-Ebert-Straße Nr. 1 eine Gebäude errichten und stellte es als Notkirche zur Verfügung.

Mit großer Unterstützung seitens der Zeche Radbod konnte die erste evangelische Notkirche auf der Friedrich-Ebert-Straße am 22. November 1907 eingeweiht werden. Ein regelmäßiger Gottesdienst wurde etabliert. Wenn auch schon ab 1907 eigene Kirchenbücher geführt wurden, war die Gemeinde doch noch nicht selbstständig. Erst als 1910 Pastor Wilhelm Wihe (1911 – 1927) als Hilfsprediger nach Bockum-Hövel kam, wurde er zur Triebfeder der Gründung einer eigenen Gemeinde. 1911 konnte die Kirchengemeinde Radbod gegründet werden. Sie wurde am 11. Juli 1911 amtlich anerkannt. Nach Gründung der evangelischen Kirchengemeinde Radbod wurde Wilhelm Wiehe am 6. September 1911 einstimmig zum Pastor gewählt.

Der Bau der Kreuzkirche

Die Gemeinde wuchs durch die prosperierende Zeche Radbod rasch. 1911 gab es etwa 3.000 Gemeindemitglieder. Die bislang genutzte Notkirche fasste aber nur 80 bis 100 Personen und war deshalb zu klein geworden. Die Zeche wurde erneut tätig und schenkte der jungen Kirchengemeinde den Bauplatz für eine neue Kirche. Er lag im Hülsen, einem Waldstück, das heute als Zechenbusch bekannt ist. Die Baumaßnahmen wurden nach den Plänen des Baurats Siebold aus Bethel bei Bielefeld errichtet. Die Zeche Radbod spendete zusätzlich zu dem bereits gestellten Bauplatz noch 20.000 Mark für den Kirchbau. Am 18. Februar 1912 wurde der Grundstein gelegt. Einschlossen im Grundstein ist die sagenumwobene Radbodbibel. Es soll eine Bibel sein, die nach dem Grubenunglück (1908) in einer Gezähkiste gefunden worden ist. Der Eigentümer blieb verschont, hat sich aber nie wieder gemeldet. Beim Bau der Kirche erbat man das Buch von der Zechenverwaltung.

Bereits am 17. November 1912 konnte die neue Kirche eingeweiht werden; am 1. Februar 1913 wurde der evangelische Posaunenchor gegründet.

Der erste Weltkrieg und das Gemeindehaus

Am 1. August 1914 brach der Erste Weltkrieg aus. Über 700 Gemeindemitglieder wurden eingezogen. Noch kurz vor Ende des Krieges mussten zwei Bronzeglocken abgegeben werden.

Erst 1915 konnte der Pastor mit seiner Familie das Wohnhaus (Pfarrhaus) direkt neben der Kirche beziehen. Der Pfarrer hatte bis dahin in einer Zechenwohnung gelebt.

1918 hatte die Gemeinde 6.000 Mitglieder. Ab Ende des Krieges waren viele Kirchenaustritte zu verzeichnen.

Im Jahre 1921 wurden neben einer neuen Orgel auch drei neue Gussstahlglocken geweiht. Die folgenden Jahre bedeuteten für die Gemeinde einen harten Kampf, denn die weltlichen Schulen wurden gegründet und traten in Konkurrenz zu den konfessionellen Schulen. Besonders der Palmsonntag 1921 blieb in Erinnerung; der Freidenkerverein veranstaltete in einem Wirtschaftssaal eine sogenannte Jugendweihe als Ersatz für die Konfirmation.

Ein neuer Hilfsprediger wurde am 1. Juli 1923 in sein Amt eingeführt: Pastor Karl Bastert. Ihm folgte am 1. Juni 1924 Karl Pawlowski. Mit der Zeit büßten die weltlichen Schulen Schüler ein. Die Kirchengemeinde wurde wieder größer. Dies machte den Bau eines Gemeindehauses nötig, das noch im Jahre 1925 bezogen werden konnte. Die Kirchengemeinde hatte gute Nebeneinkünfte durch die Vermietung von zwei Räumen des Hauses an die Kreiskasse Lüdinghausen. Besonders beliebt war der große Theatersaal. Dort fanden jährlich verschiedene gute Theateraufführungen statt. Die Räumlichkeiten wurden auch von kirchlichen Vereinen und andren Einrichtungen genutzt. Seit 1931 trägt das Gemeindehaus den Namen Gustav-Adolf-Haus.

Bis 1930 waren sechs Hilfsprediger in der Gemeinde tätig; 1931 wurde eine zweite Pfarrstelle besetzt, und zwar durch Pastor Hugo Echternkamp. Das Gemeindehaus erhielt im gleichen Jahr den Namen Gustav-Adolf-Haus als Zeichen seiner vollen Fertigstellung. Gleichzeitig wurde Pastor Erwin Lorenz in sein Amt eingeführt. Pastor Echternkamp war zuständig für die Betreuung der evangelischen Christen in Herbern und Pastor Lorenz in Walstedde.

Das dritte Reich

Im Dritten Reich spielten die Deutschen Christen eine untergeordnete Rolle, wenn sie auch zeitweise die Kirche in Beschlag nahmen. 1934 nannte sich die Gemeinde die Bekennende Gemeinde.

Im Jahre 1939 brach der Zweite Weltkrieg aus. 1939 wurde der Gemeindesaal zur Lagerung von 250 Tonnen Getreide beschlagnahmt. Im Jahre 1941 wohnten schließlich Fremdarbeiter im Saal. Sie wurden von einer größeren Nähereifirma abgelöst. Die Keller des Gemeindesaales dienten als Luftschutzkeller; die bronzene Glocke und sämtliches kupferhaltiges Metall fielen der Altmetallsammlung zum Opfer.

Der Krieg forderte durch Bombenabwürfe auf Zivilpersonen seine ersten Opfer. Besonders die Bombenangriffe am 26. September 1944 und am 25. Oktober 1944 waren für die Gemeinde verheerend, denn das Gemeindehaus wurde dadurch zu 90 % zerstört (sechzehn Frauen kamen ums Leben), und auch die Kirche wurde schwer beschädigt. Bereits zuvor war in Hövel die Pankratiuskirche völlig vernichtet worden.

Am Ende des Krieges war der Tod von 214 Gemeindemitgliedern zu beklagen.

Nachkriegszeit und die Stadt Bockum-Hövel

Durch die nach dem Krieg notwendig gewordene Währungsreform verlor auch die Kirche im Jahre 1948 ihr gesamtes Vermögen.

1950 wurde der Kirchturm neu gedeckt. Die Kriegsschäden waren damit behoben. Im gleichen Jahr wurde der Kreuzkirche die sehr stark beschädigte Kirchengemeinde Berlin-Köpenick als Patenbezirk zugewiesen. Im Jahre 1950 hatte die evangelische Gemeinde 9.030 Mitglieder, das waren 41,6 % der Gesamtbevölkerung.

1954 wurde in Herbern eine dritte Pfarrstelle eingerichtet. Sie unterstand der Kreuzkirche.

1956 erwarb die Kirchengemeinde ein 10.000 m2 großes Grundstück an der Uphofstraße in Hövel zum Bau eines neuen Gemeindezentrums. Die protestantische Gemeinde hatte 9.827 Mitglieder. Zum Kirchspiel Bockum-Hövel gehören seit 1923 auch die evangelischen Gläubigen der Gemeinden Walstedde und Herbern. Durch die Zuwanderung von Vertriebenen wuchs bis Ende 1955 ihre Zahl in Walstedde auf 291 und in Herbern auf 499. Im Jahre 1952 bekam Herbern ein eigenes Gotteshaus, die Auferstehungskirche, die am 21. Dezember eingeweiht wurde.

Stadtbezirk Bockum-Hövel

1957 wurde ein Abkommen mit der katholischen Geistlichkeit getroffen, dass wöchentlich abwechselnd in der Bockum-Höveler Zeitung ein Sonntagsgebet stehe.

Am 13. September 1959 wurde Pastor Karl Uffman in sein Amt eingeführt. 1969 wurde Karl H. Supplie Pastor, 1976 Dorothea Richter.

Ausstattung

Die Altarbibel ist ein Geschenk der letzten deutschen Kaiserin Auguste Viktoria. Selbst die drei Bronzeglocken fehlten nicht. Die Kirche ist im romanischen Stil errichtet. Ihre Formen sind von schlichter Einfachheit. Der Altar war früher mit einem Gemälde des Kirchenmalers Mause geschmückt, das die Emmausszene darstellt. Das Bild hat nach der Neuausmalung der Kirche seinen Platz im Konfirmandensaal gefunden. Kanzel und Taufstein sind aus Holz und in ihrer Durcharbeitung wertvolle Stücke handwerklicher Kunst.

Literatur

  • Brücker, Rainer; Die Konfessionsentwicklung in Westfalen im 17. Jahrhundert, Dissertation, Münster 2004[1]
  • Masannek, Winfried "Bockum-Hövel - Erinnerungen an eine junge, dynamische Stadt", Bockum-Hövel 1974
  • Schuhmacher, Fritz und Greilich, Hartmut; "Bockum-Hövel - Aus Geschichte und Heimatkunde",Regensberg, Münster, 1956

Weblinks


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