Kreuzkirche (Berlin)

Kreuzkirche (Berlin)
Die Kreuzkirche in Berlin-Schmargendorf
Der Eingang zur Kreuzkirche von Felix Kupsch
Figürlicher Majolika-Schmuck am Eingang

Die Evangelische Kreuzkirche am Hohenzollerndamm 130 im Berliner Ortsteil Schmargendorf wurde in den Jahren 1927 bis 1929 nach den Entwürfen von Ernst Paulus und seinem Sohn Günther Paulus erbaut. Nach der Grundsteinlegung am 4. Dezember 1927 konnte sie am 15. Dezember 1929 eingeweiht werden, und Schmargendorf erhielt neben der alten – inzwischen zu klein gewordenen – Dorfkirche seine zweite evangelische Kirche.

Die Kreuzkirche ist einer der raren expressionistischen Sakralbauten. Als Ziegelrohbau, außen verblendet mit Oldenburger Eisenklinker, ist sie stilistisch der Schumacher- und Höger-Ära zuzuordnen. Der Hamburger Architekt Fritz Höger entwarf unter anderem die Evangelische Kirche am Hohenzollernplatz (1930–1933).

Der an den Hohenzollerndamm – „gleichsam als Abwehr gegen das weltliche Treiben“ (Paulus) – gestellte Turm mit seinen drei Turmspitzen, der pagodenhaft, ostasiatisch anmutende Portalvorbau mit seiner blauglasierten Keramik (die nebst Säulenfiguren von dem Bildhauer Felix Kupsch stammt), die kunstvoll und handwerklich meisterhaft gedrehten Säulen aus hartgebrannten Klinkern, das Mauerwerk mit seinem lebhaften Farben- und Flächenspiel, für dessen Herstellung, wie berichtet wird, zweieinhalb Millionen Steine vermauert wurden- das sind die Merkmale, die der Kreuzkirche ihr unverwechselbares Gepräge geben.

„Es ist hier der Versuch gemacht worden […], ein Bauwerk zu schaffen, das vielleicht ein Schritt vorwärts im protestantischen Kirchenbau sein mag”, schrieben 1930 Ernst und Günther Paulus, die beiden Architekten der Kreuzkirche.

Es sei an der Zeit – so die Architekten – sich darauf zu besinnen, dass der Grundriss die größtmögliche Anpassung an eine protestantische Rednerkirche sein muss. „Nur durch eine geeignete Grundrissform wird die früher nicht immer durchgeführte Forderung, jedem Platz gute Sicht zu geben, erfüllt. Es muss eben die protestantische Kirche einen Hörgrundriss erhalten”. Und sie formulierten das Programm: „Eine Kirche für 1000 Plätze und Gemeindesaal mit Bühne und Teeküche für 600 Plätze, ein Pfarrhaus, zwei Konfirmandensäle, eine Kirchdienerwohnung und Küsterei.”

Die Bauanlage besteht aus drei einzelnen Baukörpern, die sich unmittelbar aneinanderreihen. Den Kern bildet dabei der an die Straßenecke schräg gestellte mächtige Glockenturm, 54 Meter hoch und 16 Meter breit.

Ein halbes Jahr vor Beendigung des Kirchbaus wurden die Glocken eingeholt. Die vier Eisenhartgussglocken – gegossen 1928 von Schlilling & Lattermann (Apolda und Morgenröthe-Rautenkranz) – haben die Schlagtöne as0–c1–es1–f1. Die Disposition ergibt einen As-Dur-Akkord bzw. das „Salve Regina“-Motiv auf as0. Die as0-Glocke löste sich am 6. Mai 2008 aus ihrer Verankerung und stürzte ab.

Glocke Nr. Schlagton Gussjahr Gießer Masse
(kg)
Durchmesser
(cm)
Inschrift
I as0 1928 Schilling & Lattermann ≈ 6700 245 + SELIG SIND DIE TOTEN +
II c1 1928 Schilling & Lattermann ≈ 2500 180 + ERHEBET + EURE + HERZEN +
III es1 1928 Schilling & Lattermann ≈ 1650 150 + HERR + ERBARME + DICH +
IV f1 1928 Schilling & Lattermann ≈ 1150 134 + ALLEIN + GOTT + IN + DER + HÖH + SEI + EHR! +
Turm (Blick von der Forckenbeckstraße)
Backsteinornamentik am Turm

An den Glockenturm schließen sich Pfarrhaus und Küsterei an. Der an der Forckenbeckstraße liegende Flügel beginnt nahe dem Turm als Kreuzgang, um dann mit der sich anschließenden Kuppelkirche zu enden.

Die Kuppelkirche hat einen achtseitigen Grundriss; die Längsachse beträgt ca. 19 Meter, die Querachse rund 24 Meter und die lichte Höhe ca. 20 Meter. Für alle Gebäude verläuft der Fußboden in gleicher Höhe, nur im Kuppelraum, in dem das Gestühl aufgebaut ist, fällt er zur Kanzel hin ab, wodurch optimale Sicht- und Hörverhältnisse erreicht wurden.

Unter dem Kuppelraum befindet sich der große Gemeindesaal, der ihn durch eine Säulenkonstruktion stützt. Der Kirchraum ist durch ein achtseitiges sich frei spannendes Gewölbe aus Ziegelmauerwerk überspannt. Das hölzerne Dachtragwerk liegt auf einer Stahlfachwerkkontruktion.

Ein fünf Meter hohes Kreuz aus Meißener Porzellan gab der Kreuzkirche ihren Namen. Dieses Kreuz, das ehemals, vor der Zerstörung der Kirche durch die Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs, den Altar schmückte, war das größte Kreuz, das bis dahin je in Meißen gebrannt worden war. Kreuz, Altar, Mittelkanzel und Taufstein stammten von dem künstlerischen Berater der Staatlichen Porzellanmanufaktur Meißen (und bedeutenden künstlerischen Mitarbeiter der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin) Max Esser.

Die vier Evangelisten-Symbole (ebenfalls von Max Esser) waren nach den Vorbildern Donatellos aus der Chiesa del Santo in Padua aus Bronze hergestellt. Die Glasfenster wurden den Originalen aus dem St. Viktordom zu Xanten nachgebildet.

Die frühere Bemalung der Kirche stammte von Erich Wolde. Sie entsprach den Farben des Regenbogens: Die Brauthalle in Gelb, der Kreuzgang in Rot, der Kirchraum in Grün, die Bänke in Blau – heute der einzig originale Farbton – und der Altarraum in Violett.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs war der Kirchraum wegen erheblicher Schäden an Dach und Fenstern nicht zu benutzen. Der größte Teil der Originalverglasung wurde zerstört. Reste davon sind in der Brauthalle, im Kreuzgang und besonders im Altarraum zu sehen.

Als die Arbeiten für die Wiederinstandsetzung der Kirche 1953 weitgehend abgeschlossen wurden, konnte die Kirche – mit neuen Fenstern von W. Rakutis – der Kirchengemeinde wieder übergeben werden.

1984 musste die inzwischen denkmalgeschützte Kreuzkirche aus Sicherheitsgründen für zwei Jahre geschlossen werden. Kuppel, Apsis, Dach- und Dachstuhl wiesen Risse auf, die Bausubstanz war bedroht und das Gebäude musste gründlich saniert werden. Im Anschluss an diese Arbeiten wurde der Innenraum in Zusammenarbeit mit dem Landeskonservator umgestaltet, mit dem Ziel, die ursprünglich expressionistische Konzeption von 1927 soweit wie möglich wieder herzustellen.

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