- Kriechfall
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Der Kriechfall ist ein physikalischer Vorgang aus dem Bereich der gedämpften Schwingungen.
Ein Federschwinger schwingt normalerweise gleichmäßig. Bei einem Mediumwechsel, z. B. von Luft in Wasser, wird das Massestück sehr viel stärker gebremst als in Luft. Wenn es so stark gebremst wird, dass es sich nur noch langsam zur Gleichgewichtslage zurückbewegt, so bezeichnet man dies als Kriechfall. Es wird also nur noch ein Weg zurückgelegt. Die Schwingung endet und der Kriechfall beginnt.
Anwendungen
Elektrische Messgeräte nach dem Drehspul- oder Galvanometerprinzip sind solche schwingungsfähigen Systeme. Wenn sich die zu messende Spannung (bzw. der Strom) sprunghaft ändert – beispielsweise beim Einschalten einer Gleichspannung –, soll das Messgerät dieser Änderung mit möglichst wenig Zeitverzögerung folgen. Wird das System dabei mechanisch zu wenig gedämpft, resultiert so ein Schalten vor allem in einem Überschwinger und einer folgenden Schwingung um den Endwert, was zur Ablesung ungünstig ist. Eine starke Vergrößerung der Dämpfung führt zum anderen Extrem, dem Kriechfall, wobei das System sich nur sehr langsam auf den Endwert zubewegt. Das Optimum liegt bei einem Dämpfungsgrad, der gerade eben kein Überschwingen zulässt. Diese Konfiguration wird als „asymptotischer Grenzfall“ oder „aperiodischer Grenzfall“ bezeichnet.
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