Krieg der Tausend Tage

Krieg der Tausend Tage

Der Krieg der tausend Tage war ein Bürgerkrieg, der die Republik Kolumbien und ihre damalige Provinz Panama zwischen 1899 und 1902 verwüstete. In der heutigen Geschichtsschreibung wird der Konflikt meist als Auseinandersetzung zwischen der Konservativen Partei und der Liberalen Partei mit ihren verschiedenen Fraktionen betrachtet.

Die Konservativen behielten 1899 mittels gefälschter Wahlen die Macht. Die Situation wurde verschärft durch eine von international sinkenden Kaffeepreisen verursachten Wirtschaftskrise, von der hauptsächlich die Liberalen betroffen waren, die ihre Macht verloren hatten. Die Kaffeewirtschaft von Antioquia wurde enorm geschwächt. Daraufhin entbrannte der Krieg zwischen den Konservativen und den Liberalen.

Inhaltsverzeichnis

Politische und wirtschaftliche Voraussetzungen des Krieges

Im Jahr 1886 wurde die von einer liberalen Regierung erst 1863 verabschiedete föderative Verfassung zugunsten einer neuen zentralistischen Verfassung abgeschafft. Der konservative Staatspräsident Rafael Núñez (1884 – 1894) wollte damit den Einheitsstaat und die Vorherrschaft der katholischen Kirche insbesondere auf dem Gebiet der Erziehung und Bildung wieder herstellen. Die Liberalen in Kolumbien verstanden sich als Föderalisten während die Konservativen einen zentralistischen Staat anstrebten. Darüber hinaus betrachteten die Liberalen die Macht der katholischen Kirche als Hindernis bei der Modernisierung des Landes, während die Konservativen in ihr den Garant der moralischen Ordnung sahen.

Die Verfassungsänderung 1886 verschärfte den politischen Konflikt zwischen dem Zentralregime und den Provinzen.

Zwischen Liberalen und Konservativen entbrannte ein ausgedehnter Kampf um die Kontrolle über das Land. Hinzu kam die Schwäche des alten Präsidenten Manuel Antonio Sanclemente, der zu krank war um zu regieren. Es kam zu Aufständen gegen ihn und die prekäre wirtschaftliche Situation, die durch das extreme und chronische Defizit drohte.

Der liberale Aufstand zu Beginn des Krieges

Der genaue Beginn des Bürgerkrieges ist umstritten. Meist wird er auf den 20. Oktober 1899 oder den Jahreswechsel 1900 datiert. Die Rebellion begann in Socorro und erwartete militärische Unterstützung aus Venezuela.

Die konservative Regierung entsandte Truppen nach Bucaramanga. Mit der Zeit dehnte sich der Krieg auf das ganze Land aus.

Die Schlachten von Peralonso und Palonegro

Die erste Niederlage erlitt die liberale Seite wenige Tage nach Beginn des Krieges mit der Schlacht am Rio Magdalena am 24. Oktober 1899. Die Konservativen spalteten sich in Históricos und Nacionales. Die Ersteren erreichten den Sturz des Präsidenten Sanclemente, um ihn durch seinen Nachfolger José Manuel Marroquín zu ersetzen. Die Liberalen benannten ihrerseits Gabriel Vargas Santos zum Präsidenten des Landes.

Mit dem Fortgang und der Eskalation des Krieges war es keiner der beiden Parteien möglich, einen Sieg zu erreichen.

Ohne Zweifel brachten die Schlachten von Peralonso und von Palonegro (Santander) den Höhepunkt der Schäden, die der Krieg zurückließ. Mit der Schlacht von Peralonso erreichten die Liberalen unter Rafael Uribe Uribe ihren letzten Sieg. In der Schlacht von Palonegro siegten die Konservativen.

Das Ende des Krieges

Mit Palonegro wendete sich der Krieg bedeutend für die Parteien. Die Liberalen mussten sich trotz ihres anfänglichen Sieges mit der dürftigen Unterstützung aus anderen Ländern abfinden. Die liberale Partei spaltete sich in Pacifistas und Belicistas. Die Konservativen Nacionales versammelten sich im heutigen Panama und an der Karibikküste.

Mit dieser Entscheidung vermieden sie die Internationalisierung des Krieges, mit dem sich Venezuela durch seinen Präsidenten Cipriano Castro, der Uribe Uribe bei seinem Kampf um die Macht unterstützte, zu einem offenen Konflikt provoziert sähe. Marroquíns Truppen schafften es, die venezolanische Hilfe für die Liberalen am 29. Juli 1901 abzuscheiden, die durch den konservativen General Juan B. Tovar besiegt wurden. General Uribe Uribe sah sich daraufhin verpflichtet sich zu ergeben, wenn auch unter Bedingungen.

Die Friedensverträge

Die Friedensverträge wurden auf der Hacienda Neerlandia am 24. Oktober 1902 unterzeichnet, obwohl die Kämpfe in Panama seit dem Jahresende 1901 zwischen den Schiffen Almirante Padilla (auf liberaler Seite) und Lautaro (ursprünglich chilenisches Eigentum, von den Konservativen beschlagnahmt) bis in den November des Jahres 1902 fortdauerten.

Später kam die konstante Bedrohung der US Navy, die von Präsident Theodore Roosevelt entsandt wurde, um die zukünftigen Interessen am Bau des Panamakanal zu schützen. Die Liberalen unter dem Befehl von General Benjamín Herrera sahen sich daraufhin gezwungen, die Waffen niederzulegen.

Die definitive Friedensvertragsunterzeichnung fand auf dem US-Schlachtschiff USS Wisconsin am 21. November 1902 statt, bei dem auf der einen Seite General Lucas Caballero Barrera als Generalstabschef des vereinigten Heeres von Cauca und Panama zusammen mit Oberst Eusebio A. Morales, Finanzminister der Kriegsleitung von Cauca und Panama in Vertretung von General Benjamín Herrera und der Liberalen Partei und auf der anderen Seite General Víctor M. Salazar als Gouverneur der Provinz Panama zusammen mit General Alfredo Vázquez Cobo als Generalstabschef des konservativen Heeres an der Atlantikküste, der Pazifikküste und in Panama das Kriegsende unterzeichneten.

Die Folgen des Krieges

100.000 Menschen verloren im Krieg der tausend Tage ihr Leben. 1903 wurde die Provinz Panama aus Sorge um die Nichtanerkennung von Auslandsschulden und die Interessen am Panamakanal auf US-amerikanischen Druck ein eigener Staat.

Mit Unterstützung der nach Kolumbien zurückgekehrten Jesuiten bildeten sich ab 1909 Gewerkschaften, die bald die dritte Kraft in den späteren blutigen Konflikten des Landes stellten.

Literarische Rezeption

Dieser Bürgerkrieg bildet einen Teil des historischen Hintergrundes, vor dem der Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez sein EposHundert Jahre Einsamkeit“ entfaltet.

Siehe auch

  • Schlacht von Puente de Calidonia
  • Schlacht von Aguadulce

Literatur

  • Antologie: la guerra de los mil días en las letras Santanderanas, Colección: Payacuá, ISBN 958-8108-60-8

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Der Oberst hat niemand, der ihm schreibt — (spanisch El coronel no tiene quien le escriba) ist eine Erzählung des kolumbianischen Nobelpreis Trägers Gabriel García Márquez. Sie entstand in den Jahren 1956 und 1957 und wurde erstmals 1961 veröffentlicht. Somit ist sie nach Laubsturm (La… …   Deutsch Wikipedia

  • Königin für tausend Tage — Filmdaten Deutscher Titel Königin für tausend Tage Originaltitel Anne of the Thousand Days …   Deutsch Wikipedia

  • Der Kanon — (oder präziser: Marcel Reich Ranickis Kanon) ist eine Anthologie herausragender Werke der deutschsprachigen Literatur. Der Literaturkritiker Marcel Reich Ranicki kündigte sie am 18. Juni 2001 im Nachrichtenmagazin Der Spiegel an,[1] unter dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Kolumbien-Krieg — In Kolumbien findet seit über vierzig Jahren ein bewaffneter Konflikt statt, dessen Beginn auf die Jahre 1964 bis 1966 datiert wird. Inhaltsverzeichnis 1 Beteiligte Parteien 2 Chronik des Konflikts 3 Strukturen des Konflikts 4 Massaker …   Deutsch Wikipedia

  • Der Hexer von Salem — war eine Romanserie des Bastei Lübbe Verlags, geschaffen von Wolfgang Hohlbein, der auch die meisten Folgen schrieb. Diese war Nachauflage und Fortsetzung der Horror Heftromanserie Der Hexer. Die phantastischen Abenteuer des Robert Craven des… …   Deutsch Wikipedia

  • Der Staat bin ich — Geflügelte Worte   A B C D E F G H I J K L M N O …   Deutsch Wikipedia

  • Krieg gegen die Sowjetunion — Ostfront Teil von: Zweiter Weltkrieg Datum 22 Juni 1941–8 Mai 1945 Ort Osteuropa, Deutschland Ausgang Sowjetischer Sieg. Niedergang des dritten Reichs …   Deutsch Wikipedia

  • Krieg gegen die Sowjetunion 1941-1945 — Ostfront Teil von: Zweiter Weltkrieg Datum 22 Juni 1941–8 Mai 1945 Ort Osteuropa, Deutschland Ausgang Sowjetischer Sieg. Niedergang des dritten Reichs …   Deutsch Wikipedia

  • Krieg gegen die Sowjetunion 1941–1945 — Ostfront Teil von: Zweiter Weltkrieg Datum 22 Juni 1941–8 Mai 1945 Ort Osteuropa, Deutschland Ausgang Sowjetischer Sieg. Niedergang des dritten Reichs …   Deutsch Wikipedia

  • Der Zug war pünktlich — ist eine Erzählung von Heinrich Böll, entstanden 1948, veröffentlicht 1949, ursprünglicher Titel: Zwischen Lemberg und Czernowitz. Die Erzählung folgt den Leitgedanken von Saint Exupéry Flug nach Arras. Der Krieg als Krankheit und Abenteuerersatz …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”