- Kurt Widmann
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Kurt „Kutte“ Widmann (* 2. März 1906; † 27. November 1954) war ein deutscher Jazzmusiker und Orchesterleiter.
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Leben und Wirken
Widmann war ursprünglich Schlagzeuger, später dann auch Akkordeonist und Posaunist. Er startete 1933 in Berlin mit einem Quintett im Berliner Hotel Imperator, dem u.a. Hans Berry angehörte; Widmann wurde mit seinem Swingrepertoire schnell zum Star. Er machte Stücke wie „Das ist nun mal mein Rhythmus“ oder „Haben Sie schon mal im Dunkeln geküßt?“ populär. Widmann und seine Kapelle wurden wegen ihrer vermeintlich jüdischen bzw. entarteten Musik von den Nazis öfter verwarnt.
Zwischen 1938 und 1942 leitete Widmann ein eigenes Tanzorchester, das im Haus Vaterland auftrat und regelmäßig Swingjazz spielte. 1938 kam es zu ersten Plattenaufnahmen, zum Teil auch unter englisch klingenden Pseudonymen wie Billy Blackmoore, John Weepster oder John Webb. Mit Kriegseintritt Englands 1939 verbot die Zensur diese Namensgebungen; dennoch wurde die Band zur Truppenbetreuung eingesetzt. Widmann wurde später zur Wehrmacht eingezogen, aber 1944 aus gesundheitlichen Gründen wieder entlassen. Das kommentierte er beim Zusammentreffen mit einem Musikerkollegen auf offener Straße laut mit dem Satz „Die entartete Musik hat doch gesiegt!" Bis Ende 1944 trat er dann erneut mit einer Band nachts im zum Teil zerstörten Haus Vaterland auf, das zu einem Wehrmachtsheim für durchreisende Soldaten umfunktioniert worden war. In den letzten Kriegstagen spielte Widmann in einem Nachtkino zwischen den Filmen mit seiner Band „phantastischen Jazz, unglaublich gut. Das muß man sich mal vorstellen, so ein Kino, alles vollgequalmt und die Soldaten hatten da ihre Gewehre und ihre Rucksäcke mit drin und schliefen da drin und dann der Jazz da“, so erinnert sich der Schriftsteller Walter Kempowski[1].
Bald nach Kriegsende spielte Widmann mit einer neuen Band für die amerikanische Besatzungsmacht, wobei er auch alte Arrangements aus der Kriegszeit weiterverwendete, sich aber auch der Hilfe des damals bekannten Berliner Arrangeurs Walter Jenson bediente. Zu seinem Repertoire gehörten aber auch die besten Nummern von Lionel Hampton und Boogie-Woogies. Bereits 1946 nahm er, damals der populärste Big Band-Leiter Deutschlands, wieder Platten auf. Er starb an einem Hirnschlag.
Widmann ist der einzige deutsche Bandleader, dessen Leben verfilmt wurde: "Musik im Blut" hieß der 1955 von Erik Ode gedrehte Film. In der Hauptrolle war Viktor de Kowa; auch die Sängerin Gitta Lind und Bill Ramsey spielten mit.
Literatur
- Michael H. Kater: Gewagtes Spiel. Jazz im Nationalsozialismus. Köln 1995. ISBN 3423306661
- Bernd Meyer-Rähnitz, Frank Oehme, Joachim Schütte: Die "Ewige Freundin" - Eterna und Amiga; Die Discographie der Schellackplatten (1947 - 1961), Albis International Bibliophilen-Verlag, Dresden-Ústí 2006, ISBN 80-86971-10-4
Quellen
Weblinks
- Diskografie im Musikarchiv der Deutschen Nationalbibliothek
- Kurt Widmann´s Orchester-Einspielungen auf ODEON im Musikarchiv der Deutschen Nationalbibliothek
Normdaten: PND: 135131529 | LCCN: n2003083611 | WorldCat | WP-Personeninfo | GKD in der DNB: 5547853-0Kategorien:- Jazz-Musiker
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- Bigband-Leader
- Deutscher
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