- Kämmen
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Der Kamm ist das älteste und am längsten in Benutzung stehende Instrument zur Körperpflege. Mit seiner Hilfe können Haare in eine Richtung ausgerichtet und Verschmutzungen beseitigt werden. Ein Kamm besteht aus einem Griff sowie einer unterschiedlich großen Anzahl mehr oder weniger feiner Zähne, den Zinken.
Die ersten Kämme wurden aus Knochen oder Fischbein gefertigt. Später verwendete man auch Holz, Metall oder andere Materialien. Moderne Kämme sind meist aus Kunststoff.
Mythologisch gesehen, ist der Kamm ein sehr weibliches Symbol. In antiker Zeit wurden vor allem Wasserwesen mit Kämmen in Verbindung gebracht. So kämmen sich beispielsweise die Sirenen, Meerjungfrauen und Nereiden. Auch vielen Göttinnen – insbesondere Liebes- und Wassergöttinnen – wurde der Kamm als Attribut zugeschrieben: Venus Salacia, Aphrodite Marina, Thetis und Thalassa.
Das Kämmen als magische Handlung bzw. der Kamm als solcher haben in der Folklore mehrere Bedeutungen: einerseits als Symbol für die Schönheit bzw. die sexuelle Anziehungskraft von Frauen, andererseits als Symbol für etwas Undurchdringliches, etwas, woran man nicht vorbeikommt. Beide Motive tauchen z.B. im Gedicht "Die Lore-Ley" von Heinrich Heine auf. In den Volksmärchen vieler Kulturen kommen Helden vor, die während der Flucht einen magischen Kamm hinter sich werfen, aus dem anschließend ein Dickicht oder ein Wald entsteht, der die Verfolger aufhält.
Den Hexen im europäischen Raum wurde nachgesagt, sie könnten durch das Kämmen ihrer Haare das Wetter beeinflussen oder Stürme auslösen.
Obwohl der Kamm zu allen Zeiten mit Weiblichkeit assoziiert war, fand die Archäologie auch Gräber, in denen männlichen Toten ein Kamm mitgegeben wurde.
Textilverarbeitung
Kämme werden nicht nur zur Haarpflege, sondern überall dort eingesetzt wo es gilt, langes, faseriges Material zu reinigen und zu ordnen. So wird in der Textilverarbeitung Wolle, Flachs und Baumwolle vor der Verarbeitung gekämmt, um kurze Fasern auszusortieren und die Faserlänge zu vergleichmäßigen.
Maschinell verwendet die Textilindustrie zu diesem Zweck runde Kämme mit unzähligen kurzen Stahlzähnen.
Bei Webmaschinen wird zudem der Teil der Maschine Kamm genannt, der den Schussfaden zum Gewebe drückt (Webblatt).
Literatur
Geschichte
- Evelyn Haertig: Antique combs and purses. Carmel, Calif., 1983
- Tina Tuohy:Prehistoric combs of antler and bone. 2 Bde. (British archaeological reports / British series ; 285). Oxford, 1999 ISBN 1-84171-112-8
- F. Winter (Hrsg.): Die Kämme aller Zeiten - von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Eine Sammlung von Abbildungen. Leipzig, 1906
Weblinks
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