- LIDPAR
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LIDPAR ist ein Ablaufmodell für eine eintretende Katastrophe, das Wolf R. Dombrowsky 1983 in die deutsche Katastrophensoziologie eingeführt hat.
Es ist ein Akronym für fünf voneinander unterschiedene Phasen und ist aus den im Katastrophenschutz üblichen Ablaufmodellen soziologisch weiterentwickelt worden. Die Phasen sind
- die „Latenzphase“ – ein bedrohliches Schadensereignis ist möglich („liegt in der Luft“), es herrscht aber noch Ungewissheit, ggf. wird „Rufbereitschaft“ angeordnet,
- die „Identifikationsphase“ – die Warnungen werden konkret, man muss sich auf eine Katastrophe bestimmten Typs einstellen,
- die „Definitionsphase“ – die eintretende Gefahr wird kategorisiert, damit auch die zu alarmierenden soziale Positionen (Zuständigkeiten) markiert, zumal Verantwortlichkeiten,
- die „Personalisationsphase“ (soziologisch die wichtigste) – „Retter“ und „Opfer“, (ev. bereits „Täter“) werden handlungsbezogen identifiziert, damit werden auch herrschaftsrelevante soziale Rollen zugewiesen und dazu gehörende Rollenerwartungen aktiviert (z. B. Entschlossenheit, Mut, Autorität bzw. Selbstschutz, Folgsamkeit); auch „Außenstehende“ werden kategorisiert (z. B. als „Gaffer“),
- die „Aktionsphase“ – die Katastrophe wird bekämpft, unterbunden bzw. gelindert („Einsatz“); Untergang der Opfer und Retter ist nicht ausgeschlossen,
- die „Rückkoppelungsphase“ – Kritik, Lehren Ziehen, Prophylaxe für Kommendes von Seiten der überlebenden Akteure oder Anderer werden formuliert, ggf. organisiert.
„LIDPAR“ ist von dem sehr viel längerfristigen Ablaufmodell „FAKKEL“ zu unterscheiden, das von den frühesten Stadien einer Katastrophengenese bis zu deren Spätfolgen reicht.
Literatur
- Lars Clausen, Wolf R. Dombrowsky: Einführung in die Soziologie der Katastrophen (= Zivilschutzforschung 14). Osang, Bonn 1983, ISBN 3-7894-0090-4.
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