LVS-Gerät

LVS-Gerät
Beispiel eines LVS mit LCD-Anzeige von Distanz und Richtung zum Verschütteten
Beispiel eines LVS mit LED-Anzeige von Distanz und Richtung zum Verschütteten
Feldlinien für unterschiedliche Antennenanzahl

Ein Lawinenverschüttetensuch-Gerät, oder kurz Lawinensuchgerät ist ein elektronisches Gerät zur Lawinenverschüttetensuche. Mit dem LVS kann man Personen, die von einer Lawine verschüttet wurden, anpeilen und schnell bergen. Dies ist wichtig, da die Überlebenschance Verschütteter bereits nach 15 Minuten drastisch sinkt.[1]

Inhaltsverzeichnis

Funktion

Lawinensuchgeräte haben zwei Betriebsarten: Sende- und Suchbetrieb.

Im Sendebetrieb sendet das Gerät in kurzen Abständen ein Signal auf einer Frequenz von 457 kHz, die in ETS 300718 [2] international normiert ist. Bei Skitouren und Variantenabfahrten wird das Gerät im Sendezustand am Körper getragen.

Eine Sicherheitsregel im Gelände abseits der Pisten besagt, dass man sich dort nur in der Gruppe bewegt und dass die einzelnen Gruppenmitglieder einen großen Abstand voneinander halten. Dadurch ist es möglich, dass nicht alle gleichzeitig von einer Lawine erfasst werden und einige beobachten, wenn jemand ein Schneebrett bzw. eine Lawine auslöst. Diese stellen dann ihre Geräte auf Empfang (Suchbetrieb) und können so das Signal der Verunglückten orten. Je nach Gerät, Lage und Verschüttungstiefe beträgt die Reichweite 20-40 m.

Da das akustische Signal beim Empfang ein Piepton ist, hat sich der österreichische LVS Hersteller Pieps GmbH diesen Ton als Firmen- und Markennamen schützen lassen und bezeichnet seine Geräte als Pieps. Generell werden Lawinensuchgeräte oft als Piepser oder Lawinenpieps bezeichnet. Die Marke Barryvox der Firma Mammut leitet sich vom legendären Lawinensuchhund Barry ab.

Ein Lawinensuchgerät gehört neben Lawinensonde und Lawinenschaufel zur Standardausrüstung von Skitourengehern, Freeridern und anderen Wintersportlern abseits der gesicherten Skipisten.

Technische Entwicklungen

Die Geräte wurden daraufhin entwickelt, dass verunglückte Personen immer rascher und genauer geortet werden können. Die ersten Geräte arbeiteten analog mit einer Antenne, die über einen unterschiedlich lauten Signalton die Entfernung zum Verschütteten anzeigten. Später wurden Geräte mit zwei Antennen und einem Display auf den Markt gebracht, die nicht nur die Entfernung, sondern auch die Richtung (entlang einer Feldlinie) anzeigten.

Die neueste Generation sind digitale Geräte mit drei Antennen, die noch genauer und schneller arbeiten. Außerdem bieten sie die Möglichkeit, mehrere Verschüttete gleichzeitig zu orten.

Ablauf einer Suche

Entscheidend für ein gutes und schnelles Suchergebnis ist der geschulte Umgang mit den Geräten, was regelmäßige Übungen voraussetzt. Ein effizienter Suchvorgang ist zudem von einem systematischen Vorgehen abhängig, weshalb der Suchablauf in verschiedene Phasen untergliedert wird. Die diesbezügliche Nomenklatur ist nicht einheitlich, es wurden bereits verschiedene Gliederungen verwendet. Die Internationale Kommission für alpines Rettungswesen (IKAR) empfiehlt mit Stand 2009 das Vorgehen in vier Phasen: Signalsuche, Grobsuche, Feinsuche und Punktsuche.[3]

Die Signalsuche umfasst damit das systematische Abschreiten des Lawinenkegels (beginnend beispielsweise beim Verschwindepunkt des Opfers unter dem Schnee) bis zum Empfang eines ersten Signals mit dem LVS oder auch eines anderen Zeichens vom Verschütteten (Sichtung, akustische Signale,...). Das konkrete Vorgehen bei der Signalsuche hängt dabei neben der Anzahl der Suchenden auch von Eigenheiten des LVS-Geräts, insbesondere von dessen Reichweite, ab. Die Grobsuche reicht vom Punkt des ersten Signalempfangs (der meist markiert wird) bis zur unmittelbaren Umgebung des Opfers. Für das LVS ist dieser Punkt definiert als jener, wo die Amplitude des Signals zum ersten Mal in allen Richtungen abnimmt. In dieser Phase erfordern digitale und analoge LVS-Geräte unterschiedliche Suchstrategien. Auch bei der Feinsuche im Nahbereich, wo meist knapp über der Schneeoberfläche gearbeitet wird, kann es zu bauartbedingten Unterschieden zwischen verschiedenen LVS-Modellen (Analog/Digital bzw. Zwei- oder Drei-Antennen-Gerät) kommen.[4] Die Feinsuche endet nach heutiger IKAR-Nomenklatur mit der verwendung der Lawinensonde. Als Punktortung wurde früher auch die LVS-Suche im Nahbereich bezeichnet,[4] heute wird die Suche mit der Sonde bis zum Auffinden des Verschütteten mit diesem Begriff erfasst.[3]

Als besonders herausfordernd gelten „Mehrfachverschüttungen“, wenn also mehrere Personen unter dem Schnee begraben liegen, da sich die Signale insbesondere bei nahe zusammen liegenden Opfern überlagern können.[5] In diesem Fall sind besondere Methoden wie die Drei-Kreis-Methode oder das Vorgehen mit Mikrosuchstreifen nötig. Manche Geräte bieten eigene Funktionen für besondere Suchstrategien in solchen Fällen an.[6]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 90 Prozent aller Verschütteten überleben, wenn die Helfer sie in den ersten 15 Minuten bergen können, Welt der Wunder, 6. Februar 2005
  2. ETS 300718, "Telekommunikation - Funkgeräte und -systeme (RES) - Lawinen-Baken - Sender-Empfänger- System", Veröffentlichung der Norm beim Beuth Verlag
  3. a b Internationale Kommission für alpines Rettungswesen (Hrsg.): Empfehlung REC L 0009 der Kommission für Lawinenrettung vom 24. September 2009 über die Begriffe, welche die Suchphasen in einer Lawinenrettung beschreiben. 2009 (http://www.ikar-cisa.org/ikar-cisa/documents/2009/ikar20091208000426.pdf, abgerufen am 5. Dezember 2010).
  4. a b Dieter Stopper, Chris Semmel: Auf den Punkt gebracht?. In: Deutscher Alpenverein, Österreichischer Alpenverein, Alpenverein Südtirol, Schweizer Alpen-Club (Hrsg.): bergundsteigen. Nr. 1, Innsbruck 2005, S. 54-57 (http://www.bergundsteigen.at/file.php/archiv/2005/1/54-57%20%28punktortung%29.pdf, abgerufen am 5. Dezember 2010).
  5. Chris Semmel, Dieter Stopper: Stress hoch vier. In: Deutscher Alpenverein, Österreichischer Alpenverein, Alpenverein Südtirol, Schweizer Alpen-Club (Hrsg.): bergundsteigen. Nr. 1, Innsbruck 2003, S. 22-26 (http://www.bergundsteigen.at/file.php/archiv/2003/1/22-26%20%28mehrfachverschuettung%29.pdf, abgerufen am 5. Dezember 2010).
  6. Deutscher Alpenverein, Österreichischer Alpenverein, Alpenverein Südtirol, Schweizer Alpen-Club (Hrsg.): Mehrfachverschüttung. In: bergundsteigen. Nr. 4, Innsbruck 2004, S. 66-73 (http://www.bergundsteigen.at/file.php/archiv/2004/4/print/66-73%20%28mehrfachverschuettung%29.pdf, abgerufen am 5. Dezember 2010).

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