Landser (Band)

Landser (Band)

Landser war bis 2003 die bundesweit erfolgreichste und bekannteste Musikgruppe aus dem neonazistischen Milieu.[1] Die Gruppe wurde letztinstanzlich im März 2005 vom Bundesgerichtshof als erste Musikband zur kriminellen Vereinigung erklärt. Der Name Landser kommt von Landsknecht, womit früher Soldaten bezeichnet wurden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Band gründete sich 1992 zunächst unter dem Namen „Endlösung“ im östlichen Teil Berlins aus Mitgliedern der ostdeutschen Gruppe „Die Vandalen – Ariogermanische Kampfgemeinschaft“. Hierbei handelte es sich um eine 1982 entstandene, kleinere Gruppe von Neonazis. Sie kleideten sich als Rocker, wodurch sie auch als „Nazi-Rocker“ bezeichnet wurden.

Zu ihren Parolen gehörten „Deutschland muss arisch werden!“ oder „Rassenmischung ist Völkermord“. Einige Titel wiesen auch auf Gedanken aus dem Neuheidentum hin, wie „Walvater Wotan“.

Wegen der vielfältigen staatlichen Maßnahmen (Auftrittsverbote, Indizierung veröffentlichter Tonträger etc.) agierten die Landser sehr konspirativ und ließen sich selten in der Öffentlichkeit blicken. Auf ihrem einzigen öffentlichen Konzert traten sie maskiert auf. Die Band gab jedoch wesentlich mehr Konzerte, hauptsächlich in kleinen Berliner Lokalen unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Im Jahr 2001 führten Ermittlungen wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung zur Verhaftung der vier Bandmitglieder Michael „Luni(koff)“ Regener, André „Möhre“ Möhricke, Christian Wenndorff und Jean-René Bauer. Im Dezember 2003 verurteilte das Berliner Kammergericht die Mitglieder der Band zu Haft- und Geldstrafen wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung sowie wegen Volksverhetzung und der Verbreitung rechtsextremer Propaganda. Allerdings wurden die Haftstrafen von Andre Mörike und Christian Wendorff im Gegensatz zu der des Sängers Michael Regener wegen Besserungsabsichten zur Bewährung ausgesetzt. Regener war zunächst wieder auf freiem Fuß, da er gegen das Urteil Revision einlegte und seine Haftstrafe vorerst nicht rechtskräftig war.[2]

Durch die Aussagen der beiden Mitangeklagten gegen den Sänger verfeindeten sich diese beiden Parteien. Seitdem existiert die Band nicht mehr. Regener gründete eine neue Band mit Personen aus dem Umfeld der Rechtsrock-Band Spreegeschwader namens Die Lunikoff Verschwörung.

Im März 2005 hat der Bundesgerichtshof in Karlsruhe eine Haftstrafe von drei Jahren und vier Monaten gegen den Sänger und Texter der rechtsextremen Rockband Michael Regener bestätigt. Die Richter stuften die Gruppe als kriminelle Vereinigung ein. Es war das erste Mal, dass eine Musikgruppe als kriminelle Vereinigung rechtskräftig verurteilt wurde.

Bedeutung

Die Band Landser erreichte durch ihre rassistischen, hasserfüllten und unverhohlen zu Gewalt aufrufenden Texte Kultstatus in der rechtsextremen Szene. Im August 1999 hatten sieben Neonazis zwei Vietnamesen schwer verletzt und dabei den Landser-Refrain „Fidschi, Fidschi, Gute Reise“ skandiert. In ihrem 13-jährigen Bestehen schaffte es die Band zunehmend auch in „unpolitischen“ Kreisen hohen Bekanntheitsgrad zu erlangen. Auch bestanden Kontakte zu Kadern der organisierten gewaltbereiten Neonaziszene. Die Bandmitglieder waren in verschiedensten Neonazigruppen engagiert, was es ermöglichte, ein international agierendes Netzwerk rund um die Band aufzubauen.

Im Gegensatz zu vielen anderen Rechtsrockbands bemühte sich Landser nicht, eine Indizierung ihrer Platten zu verhindern. Die meisten Platten wurden von vorne herein im Ausland (Großbritannien, Schweden, USA) aufgenommen und nach Deutschland geschmuggelt. Durch dieses Verfahren und ihre Anonymisierung/Mystifizierung versuchte die Band, sich der deutschen Justiz zu entziehen.

Musik und Texte

Der typische Stil ist von Punk- und Hardrock geprägt, die Band spielt aber auch akustische Musik und getragene Balladen. Die Aggressivität der Texte, die extremen Aussagen und die damit verbundenen Indizierungen und Beschlagnahmungen führten zu einer Erhöhung des Bekanntheitsgrades. Die Aussagen und Aufforderungen in den Texten sind sehr konkret und volksverhetzend. So gibt es zum Beispiel explizit Songs gegen Schwarze („Afrika-Lied“, „Nigger“ oder „Niemals“), Polen („Polackentango“ oder „Danzig, Breslau und Stettin“), Türken („Wieder mal kein Tor für Türkiyemspor“), Juden („Ran an den Feind“), Vietnamesen („Xenophobia“), Araber und Griechen („Kanake verrecke“), Chinesen („Ballade von den fickenden Chinesen“) oder Kommunisten („Kein Herz für Marxisten“, „Schlagt sie tot“). In diesen Liedern wird unter anderem zum Verprügeln, Abschieben, Wegsperren oder Töten dieser Personengruppen aufgerufen.

Als Grundlage für die Musikstücke dienten wie bei „Ran an den Feind“ teilweise nationalsozialistische Militärlieder („Ran an den Feind – Bomben auf Polenland“ bzw. „Ran an den Feind – Bomben auf Engeland“), deren rechtsextremes Gedankgut und ein Großteil des Inhalts ebenso wie die Akustik beibehalten wurde.

Die Produktionszahlen der CDs, welche auf Grund der neonazistischen Texte fast ausschließlich im Ausland produziert und dann nach Deutschland und ins benachbarte Ausland geschmuggelt wurden, bewegten sich im fünfstelligen Bereich. Aufgenommen wurden die CDs mit zunehmendem Erfolg in professionellen Tonstudios.

Diskografie

Nahezu jeder veröffentlichte Tonträger wurde indiziert, weswegen auch eine Vielzahl an Raubpressungen im Umlauf sind. Mehrere Veröffentlichungen, die nach dem 1. April 2003 indiziert wurden, befinden sich zudem im Listenteil B des Index.

Alben

  • 1992 – Lunikoff Demo '92
  • 1992 – Das Reich kommt wieder (indiziert seit dem 30. November 1993) (als Raubpressung auch unter dem Namen Berlin bleibt deutsch (indiziert seit dem 27. März 1997))
  • 1995 – Republik der Strolche (indiziert seit dem 28. September 1996)
  • 1998 – Deutsche Wut – Rock gegen Oben (indiziert seit dem 31. August 2004) (beschlagnahmt)
  • 2001 – Ran an den Feind (indiziert seit dem 31. März 2001)
  • 2002 – Tanzorchester Immervoll ... jetzt erst recht (unter dem Pseudonym Tanzorchester Immervoll, nach einem Liedtitel auf der CD Ran an den Feind)
  • 2003 – Rock gegen ZOGhepp, hepp ... und noch einmal

Sonstige

  • 2001 – Amalek (zusammen mit Stahlgewitter und Hauptkampflinie) (indiziert seit dem 28. März 2002)
  • 2001 – Best of Landser (indiziert seit dem 30. September 2005)
  • 2001 – Best (indiziert seit dem 29. Dezember 2006)
  • 2002 – Final Solution: The Early Years (Probeaufnahmen, noch unter den Namen Endlösung) (indiziert seit dem 30. Juni 2005)

Literatur

  • Christian Dornbusch, Jan Raabe: „RechtsRock“. Unrast Verlag, Sept. 2002, ISBN 3-89771-808-1.
  • Christian Dornbusch, Jan Raabe: „Rechtsrock fürs Vaterland“. In: Andrea Röpke, Andreas Speit (Hrsg.): „Braune Kameradschaften. Die neuen Netzwerke der militanten Neonazis“, Links, Berlin 2004, ISBN 3-86153-316-2, S. 67–85.

Einzelnachweise

  1. Senatsverwaltung für Inneres (Hrsg.): Info Rechtsextremistische Musik. 2. Auflage. Berlin November 2007, S. 8 (PDF, 785 kB, abgerufen am 7. Dezember 2009).
  2. Dirk Nolden: Neonazi-Band „Landser“ als kriminelle Vereinigung eingestuft. Gericht verhängte Freiheitsstrafen. In: JMS-Report Februar 1/2004

Weblinks


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