Laodikeia am Lykos

Laodikeia am Lykos
Laodikeia am Lykos (Türkei)
Laodikeia am Lykos
Laodikeia am Lykos
Lage der Stadt in der heutigen Türkei

Laodikeia am Lykos (griechisch Λαοδίκεια πρὸς τῷ Λν́κῶ; lateinisch Laodicea ad Lycum; osmanisch Lâdik, in deutscher Form auch Laodizea) war eine antike Stadt in Phrygien, 6 km nördlich des heutigen Denizli und 10 km südlich von Hierapolis, am Fluss Lykos (heute Çürüksu Çayı), einem Nebenfluss des Mäander.

Das östliche Theater

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Anstelle einer älteren Siedlung namens Diospolis wurde Laodikeia von Antiochos II. zwischen 261 und 253 v. Chr. gegründet und nach seiner Frau Laodike benannt. In römischer Zeit war die Stadt Zentrum eines Gerichtsbezirks (conventus) der Provinz Asia und galt als wirtschaftliches Zentrum. Im 1. Jahrhundert n. Chr. wurde Laodikeia zweimal, unter den Kaisern Tiberius[1] und Nero[2], von Erdbeben schwer verwüstet, erholte sich aber aus eigenen Kräften wieder. In römischer Zeit war Laodikeia ein wichtiges Baumwollanbaugebiet. Laodikeia liegt nahe (8 km) den Thermen von Hierapolis (heute Pamukkale). So lebte die Stadt von Kurgästen und Pilgern (die das heilende Wasser als heilig ansahen) und wurde sehr reich. Durch die spezielle Zusammensetzung des Thermalwassers von Pamukkale wurde in Laodikeia eine spezielle Augensalbe hergestellt. Eine bestimmte rote Pflanzenwurzel konnte mit diesem Wasser verdünnt werden und dann schwarze Stoffe purpurn färben. So wurden immer mehr purpurne Stoffe im römischen Reich in Laodikeia hergestellt, z.B. die purpurnen Segel der Kleopatra. Die aufwändige Färbung von Stoffen mit syrischen Purpurschnecken hatte eine Alternative bekommen, so dass Laodikeia bald zur Purpurstoffabrik des römischen Reiches wurde.

Anfang des 4. Jahrhunderts war Laodikeia Metropolis der Provinz Phrygia Pakatiane. 363–364 fand dort das Konzil von Laodicea statt. In mittelbyzantinischer Zeit gehörte Laodikeia zum Thema Thrakesion, hatte nach einem Erdbeben im Jahr 494 aber jede Bedeutung verloren.

Nach der Eroberung Laodikeias im 12. Jahrhundert durch die Seldschuken wurden die Bewohner nach dem späteren Denizli umgesiedelt. Denizli wurde von den Osmanen als Denizli Lâdik bezeichnet, wie es oft zur Unterscheidung vom alten Lâdik (Laodikeia) genannt wurde.

Archäologie

Säulenreihe an der Straße quer durch die Stadt
Repräsentative Anlage

Laodikeia liegt auf einem flachen Hügel, auf dessen nordöstlichen Abhang sich zwei Theater befanden, von denen noch Teile der Sitzreihen erhalten sind. Im Süden der Stadt lag ein großes Stadion, das zur Zeit Vespasians errichtet wurde; ein Gebäude in der Nähe war vermutlich eine Badanlage. Ein im 3. Jahrhundert erbautes Nymphäum im Zentrum der Stadt war vermutlich Endpunkt einer Wasserleitung, die von Süden nach Laodikeia führte.

Bei Grabungen der Universität Denizli unter der Leitung von Celal Şimşek wurde in den letzten Jahren eine der ältesten christlichen Kirchen freigelegt. Auf der Grundfläche von 2000 Quadratmetern wurden Reste von Mosaiken und Fresken gefunden sowie Münzen, die auf eine Datierung im frühen 4. Jahrhundert hinweisen. Ein im Boden eingelassenes Taufbecken mit Treppenstufen an zwei Seiten ermöglichte Massentaufen. Nach Abschluss der laufenden Sicherungsarbeiten soll die Kirche 2012 für Besucher zugänglich gemacht werden.[3] [4]

Laodikeia im Neuen Testament

Laodikeia wird im Neuen Testament im Kolosserbrief (2,1; 4,13.15.16) und in der Johannesapokalypse (1,11; 3,14) als Sitz einer christlichen Gemeinde erwähnt.

Kol 4,16 setzt einen Brief des Paulus - unbeschadet der Frage der paulinischen oder nachpaulinischen Herkunft des Briefes - an die Gemeinde in Laodikeia voraus. Dieser Nachricht verdankt wohl der sog. Laodizenerbrief seine Entstehung, der um die Mitte des 6. Jahrhunderts in einigen Handschriften der Itala und vor allem der Vulgata innerhalb des Corpus Paulinum begegnet. Der inhaltlich ebenso dürftige wie ersichtlich unselbständige Brief ist eine Kompilation verschiedener, auf paulinische Briefe zurückgehender Nachrichten, so Gal 2,4; Phil 2,2.12f.; 4,6.8 f.: Dank für den Christenstand der Leser, Warnung vor Eindringlingen, Hinweis auf die Gefangenschaft des Paulus und Mahnungen.

Die christliche Gemeinde in Laodicea ist die Empfängerin des siebten und letzten Sendschreibens der Johannesapokalypse (3,14-22) an die sieben Gemeinden. Die Gemeinde ist die einzige, der das Sendschreiben kein Lob zukommen lässt. Ihre eigene Selbsteinschätzung, reich zu sein und keine Not zu haben, steht dabei in krassem Widerspruch zu dem Urteil Christi und dem darin enthaltenen Hinweis auf wesentliche Mängel: dürftig und elend zu sein, arm und blind und nackt (3,17). Sie bedarf somit des Rates (3,18), "geläutertes Gold" zu kaufen (eine Anspielung auf das florierende Geschäft der Stadt, goldene Figuren an Pilger zu verkaufen, die diese in Hierapolis opferten, um durch Wasser von Pamukkale zu genesen), "weiße Gewänder" (eine Anspielung auf die immense Produktion von [purpurnen] Textilien) und "Salbe" für die Augen (eine Anspielung darauf, dass die Bürger zwar Augensalbe verkaufen, aber dennoch nicht das Wichtigste erkannt haben). Diese Zusammenstellung (vgl. Hes 16, 8-13) stellt mgl. einen aktuellen Bezug zur wirtschaftlichen Bedeutung der Stadt her. In der biblisch-symbolischen Sprache ist geläutertes Gold als Hinweis auf bestandene Anfechtungen zu lesen, die weißen Gewänder (vgl. Offb 3,4; 7,14) als Sinnbild der Treue, Reinheit und Vergebung, aber auch für Taufe und die damit verbundene Umkehr, die Augensalbe als Überwindung der geistlichen Blindheit. Neben diesen Aufforderungen wird den Laodiceern vorgeworfen, sie seien weder heiß noch kalt sondern lau (d.h. im Glauben inkonsequent), ebenfalls eine Anspielung an die lauwarmen Thermen von Pamukkale, der die Stadt einen großen Teil ihres Reichtums verdankte.

Literatur

  • G. E. Bean: Laodicea ad Lycum (Goncali) Turkey. In: The Princeton encyclopedia of classical sites. Princeton University Press, Princeton 1976 (online).
  • Jean des Gagniers, Pierre Devambez, Lilly Kahil, Rene Ginouves: Laodicée du Lycos. Le nymphée. Campagnes 1961–1963. Presses de l'Univ. Laval, Québec 1969.
  • Thomas Corsten: Die Inschriften von Laodikeia am Lykos. Band 1. Habelt, Bonn 1997, ISBN 3-7749-2716-2 (Inschriften griechischer Städte aus Kleinasien, Bd. 49).
  • Gustavo Traversari (Hrsg.): Laodicea di Frigia. Vol. 1. Giorgio Bretschneider, Roma 2000, ISBN 88-7689-164-1 (Rivista di archeologia, Supplementi 24).

Weblinks

 Commons: Laodikeia am Lykos – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Tacitus, Annalen 4, 55, 2.
  2. Tacitus, Annalen 14, 27, 1.
  3. Nürnberger Nachrichten vom 19. Mai 2011 abgerufen am 21. Mai 2011
  4. Hürriet Dailynews vom 31. Januar 2011 abgerufen am 21. Mai 2011
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