Laure-Adelaide Abrantès

Laure-Adelaide Abrantès
Laure-Adelaide Abrantès, Porträt von Thierry Frères, nach einem Werk von Julien Léopold Boilly (1796–1796)

Laure-Adelaide Abrantès, bzw. Laure (Laurette) Junot, Duchesse d’Abrantès, geborene Permond (* 6. November 1784 in Montpellier; † 7. Juni 1838 in Paris) war eine Hofdame am napoleonischen Hof und eine französische Schriftstellerin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Abrantès entstammte einer alten korsischen Familie und war die Tochter von Charles Permond. Durch die politischen Ereignisse bedingt, ging ihre Familie, ähnlich den Bonapartes, ins Exil nach Paris. Als dort 1789 die Revolution ausbrach, flüchtete sie zusammen mit ihrer Familie nach Toulouse.

Mitten in der Terrorherrschaft kehrte Abrantès 1794 wieder nach Paris zurück. Dort sah sie in einem der Salons zum ersten Mal den jungen General Napoléon Bonaparte. In ihren Memoiren beschrieb sie später eindrucksvoll diese Zusammenkunft und den Eindruck, den sie vom künftigen Kaisers hatte.

Mit 16 Jahren heiratete 1800 Abrantès den General Andoche Junot, einen Adjutanten Napoleon Bonapartes. Aus dieser Ehe entstammten vier Kinder: Josephine (* 1802), Constance (* 1803), Louis Napoléon (* 1807) und Andoche Alfred (* 1810). Napoleon war zu dieser Zeit bereits Erster Konsul und spendierte dem jungen Paar ein komplett eingerichtetes Haus und war dort auch regelmäßig zu Gast.

Als General Junot als Botschafter nach Portugal entsandt wurde, folgte ihm Abrantès. Das Ehepaar kehrte 1806 nach Frankreich zurück und ließ sich wieder in Paris nieder. Dort, im Zentrum der Macht, führte die Karriere General Junots über die Titel „Divisionsgeneral“, „großer Offizier des Imperiums“, „Gouverneur von Paris“ und „Kommandant der 1. Militärdivision“, bis hin zur Nobilitierung als „Herzog von Abrantes“. Dazu kamen Besitztümer in Westfalen, Preußen, Hannover und Italien, die ihnen vom Kaiser geschenkt wurden.

Da Napoleon regelmäßig bei Junot zu Gast war, wurde dort immer größere Empfänge abgehalten, welche auch schnell berühmt wurden. Zu diesen Abendgesellschaften kam immer die Haute-Volée geladen; die Entourage des Kaisers und das Militär (bis hin zum Marschall von Frankreich) war aber immer überproportional vertreten. Die Aufgaben als Hofdame brachten es mit sich, dass Abrantès sich auch häufig bei Kaiserin Joséphine de Beauharnais aufhielt. Wegen ihrer Schönheit, Extravaganz und natürlich ihrer Nähe zum Kaiserhaus wurde Abrantès von Zeitgenossen als „Femme fatale de Paris“ bezeichnet.

Seine militärischen Niederlagen in Spanien und Portugal brachten dem General bald auch den finanziellen Ruin. Deshalb beging er in depressiver Stimmung am 29. Juli 1813 Selbstmord, indem er sich aus einem Fenster stürzte. Abrantès konnte noch einige Zeit ihren gewohnten Lebensstil aufrechterhalten und als Gastgeberin brillieren. Als aber nach der Schlacht bei Paris (31. März 1814) Napoleon Bonaparte abdankte, brach sie ihre gesellschaftlichen Verpflichtungen ab, verkaufte ihr Palais und zog mit ihren Kindern in eine Wohnung.

Da Abrantès zu dieser Zeit bereits mit Erfolg als Schriftstellerin debütiert hatte, entwickelte sich allmählich zu einem literarischen Salon. Regelmäßig traf man nun viele große Talente von Paris, Gelehrte, Dichter, Musiker und Künstler bei zum Tee und Gedankenaustausch. Anlässlich einer solchen Zusammenkunft lernte sie 1829 den jungen Schriftsteller Honoré de Balzac kennen. Sie ebnete ihm den Weg in die Gesellschaft, war mit ihm auf vielen Empfängen, Festen und Theateraufführungen zu sehen und hatte eine leidenschaftliche Affäre mit ihm.

Für ihren Lebensunterhalt konnte Abrantès in ihren letzten Jahren immer weniger selbst sorgen. Trotz ihrer fieberhaften Arbeit als Schriftstellerin starb sie in völliger Armut am 7. Juni 1838 mit fast 54 Jahren in einer Mansarde in Paris.

Rezeption

Abrantès verfasste neben ihren heute noch bekannten „Memoiren“ auch einige Romane und Bühnenstücke. Diese „Memoiren“ entstanden zwischen 1830 und 1834 und gelten ihr bedeutendstes Werk. Da sie nach subjektiven Empfinden heraus niedergeschrieben wurden, können sie natürlich wissenschaftlicher Objektivität nicht standhalten, sind aber als kulturelles Zeitzeugnis der napoleonischen Aera nicht uninteressant.

Werke (Auswahl)

  • Les femmes celèbres de tous les pays, leurs vies et leurs portraits. Lachevardiere, Paris 1834 (zusammen mit Joseph Straszewicz)
  • Memoiren oder historische Denkwürdigkeiten über Napoleon, die Revolution, das Direktorium und die Restauration („Mémoires“). Buchhandlung Peters, Leipzig 1831/36 (18 Bde.).
  • Memoiren über die Restauration oder: Historische Denkwürdigkeiten aus der Zeit der Restauration, der Revolution von 1830 und den ersten Jahren der Regierung Ludwig Philipps („Mémoires“). Hochhausen & Fournes, Leipzig 1836/38 (7 Bde.)
  • Les salons révolutionaires. Edition France-Empire, Paris 1989, ISBN 2-7048-0617-9 (Nachdr. d. Ausg. Paris 1830).
  • Salons von Paris („Salons de Paris“). (7 Bde.)

Literatur

  • Susan P. Conner: Laure Permond Junot, Duchesse d'Abrantès, 1784-1838. University Press, Tallahassee, Fl. 1977.
  • Karl G. Jacob: Beiträge zur französischen Geschichte. Verlag Vogel, Leipzig 1866.
  • Jacques Presser: Napoleon. Das Leben und die Legenden („Napoléon, histoire et legende“). Manesse-Verlag, Zürich 1990, ISBN 3-7175-8156-2.
  • Jean Tulard: Napoleon oder der Mythos des Retters. Eine Biographie („Napoléon ou le mythe du saveur“). Ullstein, Frankfurt/M. 1982, ISBN 3-548-27514-1.

Weblinks


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