- Femme Fatale
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Unter einer Femme fatale [fam faˈtal] (frz. für „verhängnisvolle Frau“) versteht man im Film und, daran angelehnt, auch in der Literatur eine besonders attraktive und verführerische Frau, die – mit magisch-dämonischen Zügen ausgestattet – Männer erotisch an sich bindet, sie aber auch manipuliert, ihre Moral untergräbt und sie meist auch auf „fatale“ Weise ins Unglück stürzt. Gleichzeitig beschert sie dem verführten Mann ein Höchstmaß an Liebeserfüllung, was ihr oft einen äußerst ambivalenten Charakter verleiht.
Der Begriff „Vamp“ wurde in den 1920er Jahren in Hollywood geprägt und wird weitgehend bedeutungsgleich verwendet.
Inhaltsverzeichnis
Die Femme fatale im Film
Stummfilmzeit
Im Film erscheint der Typus der Femme fatale seit der Stummfilmzeit. Schauspielerinnen, die solche Charaktere wiederholt verkörpert haben, sind in den USA z. B. Theda Bara, Alla Nazimova und Gloria Swanson, und in Deutschland Fern Andra und Pola Negri. Ein charakteristisches deutsches Filmbeispiel ist Robert Wienes Film Genuine aus dem Jahre 1920, in dem die Femme fatale buchstäblich das Blut der Männer, die ihr erotisch verfallen, trinkt und so auf einprägsame Weise die Etymologie des Worts „Vamp“ erläutert.
1940er Jahre
Die Femme fatale ist die zentrale Frauenfigur des amerikanischen Film noir der 1940er Jahre.
Kennzeichen der Femme fatale sind
- Inkonsistenz von Erscheinung und Wesen
- übererotisierte weibliche Attraktivität
- Intelligenz und Gefühlskälte
- manipulative Fähigkeiten
- Machtstreben
- selbstbestimmte Sexualität
- destruktive Norm- und Gesetzesüberschreitung
Die Grenzen des Stereotyps „Femme fatale“ mit dem Stereotyp des „Bad Good Girl“ sind häufig fließend.
Beispiele
- Lola Lola (Marlene Dietrich) in Der blaue Engel (1930)
- Bridget O'Shaughnessy (Mary Astor) in Die Spur des Falken (1941)
- Phyllis Dietrichsen (Barbara Stanwyck) in Frau ohne Gewissen (1944)
- Alice Reed (Joan Bennett) in Die Frau am Fenster (1945)
- Vivian Sternwood (Lauren Bacall) in Tote schlafen fest (1946)
- Rose Loomis (Marilyn Monroe) in Niagara (Film) (1953)
- Marianne Renoir (Anna Karina) in Elf Uhr nachts (1965)
- Catherine Tramell (Sharon Stone) in Basic Instinct (1992)
- Bridget Gregory alias Wendy Kroy (Linda Fiorentino) in Die letzte Verführung (1993)
- Estella (Gwyneth Paltrow) in Große Erwartungen (1998)
- Xenia Onatopp (Famke Janssen) in GoldenEye (1995)
- Laure Ash (Rebecca Romijn-Stamos) in Femme Fatale (2002)
Wiedergabe in Kunst und Literatur
Das Motiv der dämonischen Verführerin durchzieht die gesamte Weltliteratur seit der altbabylonischen Zeit. Biblische Beispiele sind Eva, Potiphars Weib und Delila. In der Epik der klassischen Antike erscheinen u. a. Pandora, Helena, Circe und die Sirenen. Im Mittelalter entstanden die Lieder von der Nixe Melusine, von Meliur, von Armida und das Motiv der Mahrtenehe zwischen einem Sterblichen und einem verführerischen, aber Albdruck verursachenden überirdischen weiblichen Wesen. Vamps der Literatur der frühen Neuzeit waren Semiramis, Agrippina, Sophonisbe (bei Calderón), die „Jüdin von Toledo“ (bei Lope de Vega), die Countess Isabella (bei John Marston) und Celinde (bei Andreas Gryphius). Beispiele des 18. Jahrhunderts sind Marwood, die Gräfin Orsina (beide bei Lessing), Madame Reymer (bei Diderot), Danae und Lais (bei Wieland) oder Matilda (Lewis The Monk). Goethe hat zum Thema die Verführerin Adelheid (Götz von Berlichingen) und Die Braut von Korinth beigetragen, Ludwig Tieck die Comtesse Blainville, August Apel und Friedrich Laun „Die Totenbraut“ und Coleridge die Lady Geraldine. Von Heinrich Heine stammt das bekannte Gedicht über die Lorelei, von Kleist das Fräulein Kunigunde (Das Käthchen von Heilbronn), von Friedrich de la Motte-Fouqué die Nixe Undine, von Eichendorff die Gräfin Romana und die Gräfin Diana, von E. T. A. Hoffmann „Der Elementargeist“, von Prosper Mérimée die „Zigeunerin“ Carmen, von Émile Zola die Kokotte Nana und von Oscar Wilde die tanzende Tochter der Herodias in Salome.
In Gerhart Hauptmanns Dramen treten gleich eine ganze Reihe von Vamps auf. Eines der bekanntesten Beispiele schuf Frank Wedekind mit der Kindfrau Lulu, dem Prototyp des modernen Vamps (Der Erdgeist; Die Büchse der Pandora). Beide Männer waren neben Oskar Kokoschka, Walter Gropius und Gustav Mahler zeitweise Gefährten von Alma Mahler Werfel.
Beispiele des frühen 20. Jahrhunderts sind die „Künstlerin“ Rosa Fröhlich (bei Heinrich Mann), Alpha (bei Robert Musil), Temple Drake (bei William Faulkner) und die Bergkönigin (bei Hugo von Hofmannsthal), sowie der Island-Krimi Tödliche Intrige von Arnaldur Indriðason.
In aktuellen Filmen und im TV ist der Hang zu immer jüngeren Frauen zu bemerken. Es mag daran liegen, dass das „Tabu-Thema“ der sexuell selbstbewußten Frau heute weniger marktträchtig erscheint, als in 1940ern. Die Grenze zwischen Femme fatale und dem Vamp, ja sogar mit der Lolita scheint immer mehr zu verschwimmen.
Femme Fatale in den Neuen Medien
In Neuen Medien, etwa in Videospielen, taucht die Figur der Femme fatale ebenfalls auf. Als Beispiel sei die Spiele-Serie Max Payne genannt, in der ein Ex-Polizist namens Max Payne auf der Suche nach Rache und Gerechtigkeit, getrieben durch die Liebe zu Mona Sax, sich durch die Mafia-Gangs von New York schießt, um am Ende doch zu scheitern.
2006 veröffentlichte die kanadische Pop-Sängerin Nelly Furtado den Song Maneater, in dem sie über eine Femme fatale singt.
Siehe auch
Literatur
- Gerd Stein (Hg.): Femme fatale, Vamp, Blaustrumpf. Sexualität und Herrschaft, Frankfurt am Main: Fischer 1985
- Elisabeth Frenzel: Die dämonische Verführerin, in: dies.: Motive der Weltliteratur, Stuttgart: Kröner 1999 (5. Aufl.)
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