- Laurenz Mefferdatis
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Laurenz Mefferdatis (* 2. September 1677; † 20. September 1748) war ein deutscher Baumeister des Barock, der vor allem in Aachen und Umgebung tätig war.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Laurenz Mefferdatis wurde in eine Periode des Wiederaufbaus der 1656 durch einen Stadtbrand völlig zerstörten Stadt Aachen als Sohn des Steinmetzes Stephan Mefferdatis hinein geboren. Er erlernte den väterlichen Beruf und ging auch beim Vater vier Jahre in die Lehre. Nach dem Tod des Vaters 1699 wurde der Bitte Laurenz Mefferdatis', ihn als Ratssteinmetz zu beschäftigen, seitens des Stadtrates unter Auflagen nachgegeben. In der Folgezeit führte Mefferdatis sowohl Arbeiten für den Rat der Stadt wie auch für private Auftraggeber durch. Von 1710 bis 1744 war er als erster namentlich bekannter Stadtbaumeister in Aachen tätig. Bereits in jungen Jahren wurde der mit komplexen Arbeiten, wie der Erneuerung des Gewölbes der Nikolauskirche und dem Aufmaß der Badehäuser am Büchel sowie dem Umbau der Badegewölbe des Krebsbades in Burtscheid betraut[1]. 1711 heiratete Mefferdatis Maria Catarina Preuten, mit der er sieben Kinder hatte. Neben seiner Tätigkeit als Steinmetz war Mefferdatis auch als Gutachter, Planer und Bauunternehmer tätig. Charakteristisches Merkmal der Architektur Mefferdatis war die Ausbildung der Fenstergewände mit Keilsteinsturz. Bis kurz vor seinem Lebensende 1748 war Mefferdatis mit der Ausführung von Bauaufträgen beschäftigt.
Werk
Während des Zweiten Weltkrieges wurde ein Großteil der Bauwerke in Aachen, die Mefferdatis zugeschrieben werden, zerstört. Zu den größten Verlusten zählt das Kornelius- und Karlsbad, genannt „Herrenbad“ in der Komphausbadstraße 16–18, das Haus „Papagei“ in der Jakobstraße 23, das Haus „Pelikan“ in der Hauptstraße 64 sowie die Hofanlagen „Theodor von Oliva“ am Seilgraben 32, „Londoner Hof“ in der Kleinkölnstraße 18 und „Gräfin von Gollstein“ in der Jesuitenstraße 7. An zahlreichen Bauwerken (u.a. am „Drimbornshof“ in Dürwiß, im „Schloss Schönau“ in Richterich sowie am Haus „Königsstein“, in der Königstraße 22 in Aachen) ist im Zuge des Wiederaufbaus sowie von Renovierungsarbeiten auch nach dem Zweiten Weltkrieg ein großer Teil an Originalbausubstanz verloren gegangen.
In Eupen und Aachen stehen noch mehrere bemerkenswerte Bauten aus seinem Schaffen.
Londoner Hof
1713 und 1740 erbaute Mefferdatis in zwei Bauabschnitten für Freiherr von Kortenbach Leonhard Joseph Lamberts, Aachener Bürgermeister und Schöffenrat, den Londoner Hof. Der Londoner Hof gilt als Prototyp der Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts errichteten innerstädtischen Herrensitze. Charakteristisch ist die Bauweise mit Cour d'Honneur und zentralem Grundriss. Vorbild für diesen Stadthaustyp ist das Pariser Stadtpalais (Hôtel). Der Londoner Hof war ein zweigeschossiger siebenachsiger Bau mit dreiachsigem Risalit, der von einem klassischen Giebel bekrönt wurde.[2] Dieses Gebäude war „eine der seltenen Hofanlagen in Aachen. (...) Für die Aachener Baugeschichte ist der Grundriss wichtiger als die Architektur (Abb. 29). Der Mitteltrakt enthält im Obergeschoss Vorzimmer und Saal, unten Vestibül und Gartensaal, in den Flügeln ein Vorzimmer und Treppenhaus. Saal, Schlafzimmer und die in den Seitentrakten anschließenden Fremdenzimmer sind als ein symmetrisches Muster der Mittelachse zugeordnet und durch Türen in der gleichen Flucht verbunden; es ist das erste Beispiel einer Enfilade (Grundmotiv barocker Raumkomposition) in Aachen. Dieser Grundriss hat in Aachen im Laufe des 18. Jahrhunderts eine wesentliche Verbesserung kaum erreicht.“[3] Der diesem Bautyp entsprechende Wylre'sche Hof ist in seiner Anlage noch erhalten.[4]
1977 wurde vom Landeskonservator Rheinland in dem Denkmäler-Verzeichnis eingetragen:
„Kleinkölnstraße 18 Londoner Hof
1713 und 1730 (Mefferdatis) Wiederaufbau;
von dem 3flügeligen Stadthof nur erhalten die erdgeschossige Partie der beiden Straßenachsen der Flügelbauten; Wiederaufbau über alten Fundamenten unter Verzicht auf den 3achsigen Mittelrisalit“[5]
weitere erhaltene Bauten
- 1748/1749: Kirche St. Peter in Aachen (Backsteinbau)
- Kirche St. Nikolaus in Eupen (B)[6]
- Haus Rehrmann in Eupen, Kaperberg 2-4 (heute Pater-Damian-Sekundarschule und Staatsarchiv)
- Haus Nyssen in Eupen, Gospertstraße 56
- Haus Haasstraße 42 in Eupen
- 1748: Waisenhaus in Eupen, Rothenberg 33 (heute „Altes Schwesternheim“ genannt)
- 1732: Kirche St. Sebastian in Würselen bei Aachen (im Stil der Barockgotik)
- Theresienkirche in Aachen (nach 1945 wieder aufgebaut)
- Haus Villers oder Cavens in Malmedy (B)
- Pfarrkirche in Raeren (B)
- „Panhuys“ in Mechelen (NL)
- Haus Eich in Aachen (nach Teilzerstörung im Zweiten Weltkrieg teilweise wieder aufgebaut)
- Wylre'scher Hof (Haus Heusch) in Aachen, Jakobstraße 35 (Mefferdatis zugeschrieben)
- Erdgeschoss-Fassade des „Londoner Hofes“ in Aachen, Kleinkölnstraße 18 (im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt)
- „Lombardsaal“ in Aachen, Pontstraße 53 (nach 1945 wieder aufgebaut)
nicht erhaltene Bauten
- 1735: Haus Pontstraße 133 in Aachen, für den Werk- und Forstmeister Paul Kahr und seine Frau Katharina geb. Brammertz.
Das Kahrsche Wappen schmückte den Bau.[7]
Ehrungen
In Anerkennung der Verdienste hat die Stadt Aachen die ehemalige Korneliusstraße, die an der rückwärtigen Front des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Herrenbades liegt, nach Mefferdatis umbenannt.
Literatur
- Carl Rhoen: Der städtische Baumeister Laurenz Mefferdatis. Aachen 1896.
- Wilhelm Mummenhoff: Zur Geschichte des Aachener Architekten Laurenz Mefferdatis und seiner Familie. In: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins, Band 63 (1950) (erschienen 1951), S. 26–40.
- Hermann Heusch: Der Wylresche Hof in Aachen. Ein Beitrag zur Geschichte des Hauses Jakobstraße 35. In: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins, Band 68 (1956), S. 333–359.
- Reinhard Dauber: Aachener Villenarchitektur. Die Villa als Bauaufgabe des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Bongers, Recklinghausen 1985.
- Steffen Skudelny: Laurenz Mefferdatis (1677–1748). Bürgerhäuser und Hofanlage in Aachen und im Aachener Umland. Dissertation, RWTH Aachen, 2001.
- Holger A. Dux: Aachen von A–Z. Münster 2003.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Albert Huyskens: Hundert Jahre Verein zur Unterstützung unbemittelter auswärtiger Brunnen- oder Badebedürftiger an den Mineralquellen zu Aachen und Burtscheid. Festschrift an den 10. Mai 1935. Aachen 1935, S. 31.
- ↑ Karl Faymonville u.a.: Die Kunstdenkmäler der Stadt Aachen. III: Die profanen Denkmäler und die Sammlungen der Stadt Aachen. L. Schwann, Düsseldorf 1924, S. 782, Fig. 64 Mittelbau, Kleinkölnstr. 18.
- ↑ Paul Schoenen: Johann Joseph Couven. L. Schwann, Düsseldorf 1964, S. 86, S. 154.
- ↑ Reinhard Dauber: Aachener Villenarchitektur. Die Villa als Bauaufgabe des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Bongers, Recklinghausen 1985, S. 12f.
- ↑ „Landeskonservator Rheinland. Denkmälerverzeichnis. 1.1 Aachen Innenstadt mit Frankenberger Viertel.“ Unter Mitwirkung von Hans Königs, bearb. v. Volker Osteneck. Rheinland Verlag Köln, 1977, S.99.
- ↑ http://www.pfarrverband-eupen-kettenis.be/geschichte/stniko.html Beschreibung der Sankt-Nikolaus-Kirche auf www.pfarrverband-eupen-kettenis.be
- ↑ 1737 heiratete Joahnna Maria Kahr, Kahrs älteste Tochter, Kornelius Chorus, Bürgermeister; sie wohnten im Papagei, Jakobstraße 23, 1832 an die Kgl. Postverwaltung verkauft, 1939 Postamt. Vergleiche: Hans Königs: Das Gut 'Der Große Bau' mit den Wandstuckbildern Gaginis. In: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins, Band 60/1939, S. 203, Anm. 2, S. 211.
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