- Leib Christi
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Die dreifache Auffassung vom Leib Christi (lat. Corpus Christi) ist ein Zentralgedanke des Neuen Testaments und der christlichen Spiritualität und Theologie. Gemeint ist
- der historische Leib Christi (corpus Christi historicum). Das ist die historische Person Jesus von Nazaret.
- der eucharistische oder sakramentale Leib Christi (corpus Christi eucharisticum vel sacramentale). Das ist der nach der Wandlung in der Heiligen Messe in den Gestalten von Brot und Wein gegenwärtige Christus (Mk 14,22 EU par., 1 Kor 11,24 EU).
- der mystische Leib Christi (corpus Christi mysticum, von griechisch μυστήριον mysterion, lateinisch sacramentum). Das ist die Gemeinschaft der Heiligen: Kirche als organisch gegliederte Einheit (Röm 12,4-6 EU; 1 Kor 12,12-27 EU). Ihr Haupt ist Christus (Eph 1,22f EU; 4,12-16 EU; 5,23 EU; Kol 1,18 EU).
Die drei Auffassungen gehören zusammen und erläutern sich gegenseitig.
Daneben werden auch andere Adjektive gebraucht:
- der wahre Leib Christi (corpus Christi verum). Damit ist meist der historische oder der eucharistische Leib Christi gemeint, in Gegenüberstellung zum mystischen Leib, auf den diese Bezeichnung nur mit einem größeren Geheimnischarakter (daher „mystisch“) angewendet werden kann. Die Bezeichnung ist geeignet, die Glaubenslehre der Realpräsenz zu betonen. Früher wurde auch der historische und der ekklesiale Leib Christi unter dieser Bezeichnung zusammengefasst; möglicherweise deswegen, weil sie zur geschichtlichen Wirklichkeit gehören. Allein mit dem historischen Leib Christi hingegen sollte man den „wahren“ aber nicht gleichsetzen, wenn man an der Realpräsenz festhalten will, da dies gemäß Sprachgebrauch eine Einschränkung der Realität der Präsenz bedeuten würde.
- der mystische Leib Christi als Bezeichnung für den eucharistischen. Nachdem diese Begrifflichkeit im Mittelalter außer Gebrauch gekommen war, kann sie in der katholischen Kirche spätestens seit der Enzyklika Mystici corporis auch offiziell als veraltet bezeichnet werden.
Zitate
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- Ave verum corpus natum
- ex Maria virgine.
- Vere passum, immolatum
- in cruce pro homine.
- Cuius latus perforatum
- vere fluxit sanguine.
- Esto nobis praegustatum
- mortis in examine.
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- Anonymes Reimgebet um 1300
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- Übersetzung: Sei gegrüßt, wahrer Leib, geboren aus Maria der Jungfrau. Wahrhaft hat er gelitten, geopfert wurde er am Kreuz für den Menschen. Seine Seite wurde durchbohrt und floss wirklich von Blut. Er muss uns ein Vorgeschmack in der Prüfung des Todes sein.
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- „Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Mt 18,20 EU)
- „Wenn du also den Leib Christi verstehen willst, höre den Apostel, der den Gläubigen sagt: "Ihr aber seid der Leib Christi und seine Glieder" ((1 Kor 12,27 EU)). Wenn ihr also Leib und Glieder Christi seid, dann liegt euer Geheimnis auf dem Tisch des Herrn: Euer Geheimnis empfangt ihr. Zu dem, was ihr seid, antwortet ihr Amen. Diese Antwort ist eure Unterschrift. Du hörst: Leib Christi, und antwortest: Amen. Sei ein Glied am Leib Christi, damit dein Amen wahr sei! Versteht (das Sakrament) und freut euch: (denn es versinnbildet) die Einheit, die Wahrheit, die Ehrfurcht und die Liebe. Ein Brot: Wer ist dieses eine Brot? Die Vielen, die der eine Leib sind. Seid, was ihr seht, und empfangt, was ihr seid!“ (Augustinus [1])
- „Gottes Sohn hat in der mit sich geeinten menschlichen Natur durch seinen Tod und seine Auferstehung den Tod besiegt und so den Menschen erlöst und ihn umgestaltet zu einem neuen Geschöpf (vgl. Gal 6,15 EU; 2 Kor 5,17 EU). Indem er nämlich seinen Geist mitteilte, hat er seine Brüder, die er aus allen Völkern zusammenrief, in geheimnisvoller Weise gleichsam zu seinem Leib gemacht. In jenem Leibe strömt Christi Leben auf die Gläubigen über, die durch die Sakramente auf geheimnisvolle und doch wirkliche Weise mit Christus, der gelitten hat und verherrlicht ist, vereint werden.“ (Zweites Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen Gentium)[2]
Einzelnachweise
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- ↑ Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen Gentium, Ziff. 32. Website des Vatikans. Abgerufen am 4. August 2011.
Literatur
- Klaus Hemmerle: Gemeinschaft als Bild Gottes: Beiträge zur Ekklesiologie. Herder, Freiburg 1996, ISBN 3-451-23895-0
- Stefan Huber: Leib Christi und Heilsdrama. Kulturtheoretische und theologische Zugänge zur Kirche als Gemeinschaftskörper. VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken 2008, ISBN 978-3-8364-6470-3
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