Realpräsenz

Realpräsenz
Christus mit den Gestalten der Eucharistie, Darstellung aus dem 16. Jahrhundert

Die Realpräsenz bezeichnet in der christlichen Theologie die Lehre, dass Leib und Blut Christi in den Gestalten der Eucharistie wahrhaft gegenwärtig seien.

Inhaltsverzeichnis

Begriff

Realpräsenz bedeutet, dass in der Substanz von Brot und Wein Jesus Christus mit seinem Leib und seinem Blut real gegenwärtig ist. Die sinnlich erfassbaren Bestandteile (Akzidenz) von Brot und Wein bleiben unverändert. Mit der rituellen Einverleibung wird die Vorstellung der Kirche als Leib Christi zum Ausdruck gebracht. Mit Leib ist die ganze Person, Leib und Geist gemeint. Sie bedeutet keine Abgrenzung von einem Verzehrten (wie es der mit einem Festmahl gefeierte Sieg über eine Jagdbeute wäre), sondern eine Verbindung mit ihm.

Entwicklung

Erste Ansätze für die Vorstellung der Realpräsenz gehen auf Ignatius von Antiochien (gest. im 2. Jh. n. Chr.) zurück, der bezugnehmend auf das 6. Kapitel des Johannes-Evangeliums die leibliche Gegenwart Christi in der Eucharistie gegen gnostische und doketische Ansichten verteidigt. Augustinus vertieft das Verständnis von der Realpräsenz und bezeichnet das Sakrament als signum, figura, similitudo („Zeichen, Gestalt, Ähnlichkeit“) der Wirklichkeit Christi. Durch veränderte Denkweisen kommt es im 9. Jahrhundert zwischen Paschasius Radbertus und Ratramnus von Corbie zum 1. Abendmahlsstreit, der die Kontroverse zwischen Symbolismus, also einem zeichenhaften Verständnis, und Realismus, als der wirklichen Gegenwart Christi, vorbereitet. Die Spannungen kommen allerdings erst im 2. Abendmahlsstreit (11. Jahrhundert) zum Durchbruch. Im Zentrum der Auseinandersetzungen steht Berengar von Tours, der die wirkliche Gegenwart geistig versteht und von den materiellen Gaben trennen will. Auf der Lateransynode von 1059 wird Berengars Lehre abgelehnt und die Realpräsenz bestätigt. Der Sieg des Nominalismus im Spätmittelalter (siehe auch Universalienproblem) schwächt hingegen die Vorstellung der Realpräsenz.

Während der Reformation wird die Frage des Abendmahlsverständnisses erneut thematisiert und Gegenstand verschiedener Auseinandersetzungen, so unter anderem bei dem Marburger Religionsgespräch 1529. Die Lehre der Realpräsenz wird von Martin Luther gegenüber Ulrich Zwingli und Johannes Calvin vertreten, die ein symbolisches Verständnis lehren. Die lutherischen Kirchen haben diese Auffassung beibehalten und teilen diese mit den in katholischer Tradition stehenden Kirchen, darunter also die orthodoxe, römisch-katholische, altkatholische und anglikanische Kirche, welche sich auf den Textausschnitt der Einsetzungsworte Jesu „dies ist mein Leib“ berufen.

Bekannt ist Luthers Formel, dass die Gläubigen den Leib und das Blut Jesu Christi „in, mit und unter“ Brot und Wein zu sich nehmen (Konsubstantiation).

Wer die Realpräsenz bestreitet, lehrt, dass die Elemente von Brot und Wein nur Zeichen sind, die Christi Leib und Blut bedeuten, aber nicht sind. Das Abendmahl wird als symbolhafte Gedächtnisfeier verstanden und wird auch entsprechend als Gedächtnismahl bezeichnet. Diese Auffassung vertreten ein Teil der reformierten Kirchen, die mennonitischen Kirchen, die meisten baptistischen Kirchen, die Pfingstgemeinden sowie die Zeugen Jehovas.

Siehe auch

Literatur

  • Joseph Ratzinger: Eucharistie - Mitte der Kirche, Wewel Verlag: Donauwörth, 2005, ISBN 3-87904-070-2

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