Leistungsangst

Leistungsangst

Die Prüfungsangst (engl. test anxiety)[1] ist eine Angst vor der Bewertung der persönlichen Leistungsfähigkeit, die den Betroffenen daran hindern kann, sein Wissen bei einer Prüfung unter Beweis zu stellen. Grundsätzlich kann sie aber auch zu einer Steigerung der Leistungsfähigkeit führen. Als Krankheit ist sie nur in Sonderfällen einzustufen. Ihrer Zuordnung nach ist sie eine Sonderform der sozialen Bewertungsangst (sozialen Phobie). Prüfungsangst tritt bei Personen mit Lernbehinderungen oder Verhaltensauffälligkeiten in einem größeren Ausmaß auf als bei Personen ohne solche Probleme.[2]

Inhaltsverzeichnis

Entstehung und Auswirkung

Zusammenhang von Angst und Leistung

Die Prüfungsangst entsteht, wie ihr Name auch ausdrückt, daraus, dass eine Person Angst (bzw. deren Symptome) vor oder während einer Prüfung verspürt. Sie beeinträchtigt die Leistungsfähigkeit der Betroffenen, wird von den Prüflingen und ihnen nahestehenden Personen aber auch gerne herangezogen, um unbefriedigende Leistungen oder "Denkblockaden" zu entschuldigen oder zu erklären.[3][4] Gelegentlich können auch Prüfer der Prüfungsangst ähnlichen (allerdings weniger manifesten und nicht durch Sanktionen bedrohten) Spannungen ausgesetzt sein, etwa aus Prüfungsunerfahrenheit oder in Kollegialprüfungen. Wie den Prüflingen stehen auch den Prüfern (nach Schenk) spezifische Methoden zum "autogenen" und "heterogenen" Spannungsabbau zur Verfügung.[5]

Prüfungsangst kann im Alter von 8- 11 Jahren entstehen. Als ursächlich werden schlechte schulische oder sportliche Leistungen gesehen, die das Selbstwertgefühl der Betroffenen, das auf sportlicher und geistiger Leistungsfähigkeit beruht, kompromittieren.[6]

Ein gewisses Maß an Prüfungsangst kann für eine Prüfung durchaus leistungssteigernd wirken, da das dadurch erhöhte Erregungsniveau zu einer Steigerung von Konzentration, Aufmerksamkeit und Energie führt.[7]

Krankheitswert

Klassifikation nach ICD-10
F40 Phobische Störung
F41 Sonstige Angststörung
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Die Prüfungsangst wird dann als krankhaft betrachtet, wenn sie eine erhebliche Beinträchigung des Patienten darstellt, Probleme im sozialen Umfeld auslöst und - besonders im Kindesalter - die normale Entwicklung der Person verhindert.[6] Sie bildet sich im ICD- Code nicht exakt ab,[4] diese Klassifikation muss jedoch auch hier Anwendung finden.[8]

In den USA wird diese Phobie, sofern die Einschränkung nachgewiesen und dokumentiert wird, über den Americans with Disabilities Act als Behinderung anerkannt und werden besondere Prüfungsabläufe angeboten, sofern der entsprechende Antrag mindestens 30 Tage vor Prüfungsbeginn eingereicht wird. [9][10] Allerdings wird Prüfungsangst für gewöhnlich nicht von vorherein als entsprechende Behinderung im Sinne des Gesetzes anerkannt.[11]

Therapie

In Fällen, in denen die Prüfungsangst Krankheitscharakter hat, ist eine gezielte Therapie sinnvoll. Diese kann in diesem Falle darin bestehen, "positives Denken" (für entsprechende Situation Gedanken wie "... ich werde es schaffen ...") einzuüben, effektive Vorgehensweisen für das Lernen und die Prüfung selbst zu entwickeln, die Transparenz der Prüfung zu verbessern und in Prüfungssituationen für kurzfristige Entspannung zu sorgen.[12]

Ansonsten können die gleichen psychiatrischen Therapieformen wie bei anderen Formen von Angststörungen eingesetzt werden. Insbesondere bei medikamentösen Behandlungen verdienen die möglichen Nebenwirkungen Beachtung.

(→ Hauptartikel Angststörung)

Einzelnachweise

  1. Strian F.: Angst und Angstkrankheiten, C.H.Beck, 1996, S.55, ISBN 3406390072, hier online
  2. Sue Swanson, Carol Howell: Test anxiety in adolescents with learning disabilities and behavior disorders.. In: Exceptional Children. 62, 1996(Zusammenfassung (engl.)
  3. Preiser S.: Pädagogische Psychologie, Juventa, 2003, S.221, ISBN 3779915227, hier online
  4. a b Schneider S.: Angststörungen bei Kindern und Jugendlichen, Springer, 2004, S.88, ISBN 3540429174, hier online
  5. Vgl. hierzu Hans-Otto Schenk: Die Examensarbeit, Göttingen 2005, UTB 2657, S. 100-108, ISBN 3-8252-2657-3
  6. a b Hoyer J.: Angstdiagnostik, Springer, 2003, S.12ff., ISBN 3540434828, hier online
  7. Lohaus A., e.a.: Stressbewältigung für Kinder und Jugendliche , Springer, 2007, S.203ff., ISBN 3540739424, hier online
  8. Frauenknecht S., e.a.: Intensivkurs Psychiatrie und Psychotherapie, Urban&FischerVerlag, S.234ff., ISBN 3437421328, hier online
  9. Zuriff GE. Accommodations for test anxiety under ADA? J Am Acad Psychiatry Law. 1997;25(2):197-206.PMID: 9213292
  10. William A. Kaplin, Barbara A. Lee: The Law of Higher Education. Wiley, 2007, ISBN 0787970956, S. 447 (hier online). 
  11. www.d.umn.edu: Disability Resources der University of Minnesota Duluth, hier online, zuletzt eingesehen am 18. Jan. 2009
  12. Lohaus A., e.a.: Stressbewältigung für Kinder und Jugendliche, Springer, 2007, S.204 - 10, ISBN 3540739424, hier online

Weblinks


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