- Lemnische Sprache
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Lemnisch (†) Zeitraum Antike Ehemals gesprochen in
Insel Lemnos (heute Griechenland) Linguistische
Klassifikation-
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- Lemnisch
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Sprachcodes ISO 639-1: -
ISO 639-3: xle
Die lemnische Sprache wurde in der Antike auf der griechischen Insel Lemnos in der nördlichen Ägäis gesprochen und wird zu den ägäischen Sprachen gezählt.
Inhaltsverzeichnis
Inschriften
Das Lemnische wurde durch den Fund einer Grabstele bekannt („Stele von Lemnos“). Die Grabstele, die aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. stammt, fand man im Jahre 1885 im Dorf Kaminia in eine Kirchenwand eingemauert. Dieses befindet sich in der Nähe der archäologischen Siedlung des 3. Jahrtausends bei Poliochni. Im Jahre 2009 wurde auf einem Altar in Efestia auf Lemnos eine weitere Inschrift in dieser Sprache entdeckt.
Schrift
Das Alphabet, in dem die Inschrift verfasst ist, ähnelt dem ältesten etruskischen Alphabet in Italien, und auch sprachlich scheint eine Verwandtschaft zu bestehen (siehe Tyrsenische Sprachen). Dies scheint die These zu bestätigen, die in der Ägäis die Heimatregion der etruskischen Sprache vermutet, wie sie schon in der Antike vertreten wurde (s. u.).
Bemerkungen in der antiken Literatur
Bereits bei Homer in der Odyssee finden sich Hinweise auf eine nicht-griechische Bevölkerung der Insel: "...denn Hephaistos ist nicht mehr hier, sondern er ging bereits zu den barbarisch sprechenden Sintiern nach Lemnos." (8, 293–294)
Um 510 v. Chr. eroberte Athen durch Miltiades die Insel, und in der Folgezeit assimilierte sich die Bevölkerung allmählich an das Griechische.
In der Aeneis des Vergil wird behauptet, dass die Etrusker von Troja her kamen. Dies wird durch sprachliche Indizien untermauert, welche die lemnische und die etruskische Sprache in die Nähe der anatolischen Sprache Luwisch rücken, wodurch man eine Verbindung zu Nordwest-Kleinasien herstellen kann.
Charakteristik und Nähe zum Etruskischen
Das Lautsystem ist nicht völlig identisch mit dem etruskischen, jedoch fiel schon früh auf, dass beide Sprachen nur 4 Vokalbuchstaben des griechischen Alphabets verwenden:
- etruskisch: a, e, i, u – lemnisch: a, e, i, o.
Auch bei den Konsonanten bestehen Parallelen:
- zwei s-Laute, keine stimmhaften Verschlusslaute b, d, g, die Laute t und θ.
Auf der Stele finden sich die Formeln mav śialχveis avis sowie avis śialχvis („im Alter von fünfundvierzig (?) Jahren“ bzw. „im Alter von vierzig (?) Jahren“), was beides verblüffend dem etruskischen avils maχs sealχls („im Alter von fünfundvierzig (?) Jahren“) ähnelt.
Die Formen mav bzw. maχ könnten anstatt als Zahlwörter für „fünf“ (wie von manchen Etruskologen) auch als Zahlwörter für „vier“ gedeutet werden, da in der anatolischen Sprache Luwisch das Wort maua „vier“ bedeutet. Die Formen śialχv[e]is bzw. sealχls werden anstatt als Zahlwörter für „vierzig“ alternativ auch mit „sechzig“ übersetzt.
Der Wortschatz des Lemnischen ist jedoch noch so wenig bekannt, dass man sich hilfsweise auf die bisher gesicherten Deutungen des Etruskischen verlässt.
Auch grammatikalische Übereinstimmungen konnten ausgemacht werden, sodass man von einer gemeinsamen Urstufe ausgeht, die als Ur-Etruskolemnisch (D. H. Steinbauer) oder Proto-Tyrsenisch (auf das auch das Rätische zurückgeht; H. Rix) bezeichnet wurde .
Eine erneut geäußerte Theorie, wonach die Etrusker Lemnos im 9. oder 7. Jahrhundert v. Chr. von Italien aus besiedelt hätten, ist zu wenig durch Funde und sprachliche Indizien belegt (u. a. Carlo de Simone).
Literatur
- Helmut Rix: Etruscan. In: Roger D. Woodard (Hrsg.): The Cambridge Encyclopedia of the World's Ancient Languages. Cambridge University Press, Cambridge 2004, S. 943–966.
- Carlo de Simone: La nuova iscrizione tirsenica di Efestia. In: Tripodes 11, 2009, S. 3–58.
- Dieter H. Steinbauer: Neues Handbuch des Etruskischen. Scripta Mercaturae, St. Katharinen 1999, ISBN 3-89590-080-x.
Weblinks
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