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Edmund Lengfelder (* März 1943) ist ein deutscher Strahlenbiologe und Physiker.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Edmund Lengfelder schloss das Medizinstudium 1970 in München ab und promovierte 1971 mit der Dissertation Zur Strahlenbiochemie von Nukleotiden. Von 1971 bis 1972 beschäftigte er sich mit Forschungsarbeiten zu strahleninduzierten Radikalreaktionen am Institute of Cancer Research and Departement of Physics in London. 1974 schloss er ein physikalisches und elektronisches Ergänzungsstudium ab. 1979 habilitierte er sich für das Fachgebiet Strahlenbiologie. Im gleichen Jahr wurde ihm der zweite Doktorgrad verliehen. 1983 folgte die Berufung als Professor an das Strahlenbiologische Institut durch die Medizinische Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München. 1989 weilte er als Gastprofessor am englischen nationalen Forschungszentrum (Medical Research Council) in Harwell.
Nach der Katastrophe von Tschernobyl begann er mit der Hilfeleistung in den betroffenen Regionen in Weißrussland und der Ukraine. Dazu gründete er das Otto-Hug-Strahleninstitut, die Gesellschaft für Strahlenschutz und den Deutschen Verband für Tschernobyl-Hilfe. Zur Aufklärung der verunsicherten Bevölkerung über die Auswirkungen der Radioaktivität publizierte er die Berichte des Otto Hug Strahleninstituts. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion fuhr er 1991 nach Weißrussland in eine der am meisten verstrahlten Gegenden um die Stadt Gomel, wo er mit Mitarbeitern seines Institutes und Ärzten vor Ort ein Schilddrüsenzentrum errichtete, in dem bisher über 100.000 an der Schilddrüse erkrankte Menschen nach westlichen Maßstäben behandelt wurden. Seit 1991 arbeitet er an der Internationalen Sacharow-Umwelt-Universität in Minsk im internationalen wissenschaftlichen Beirat. 2006 initiierte er den internationalen Kongress 20 Jahre Leben mit Tschernobyl – Erfahrungen und Lehren für die Zukunft, der gesundheitliche und andere Folgen der Katastrophe auswertete.
Werk
Lengfelder hat bisher über 200 Publikationen überwiegend in der internationalen Fachliteratur und zu den Themenbereichen Radikalbiochemie, molekulare und zelluläre Strahlenwirkung, Strahlenrisiko, Radioökologie, Folgen nuklearer Unfälle, Tschernobyl-Folgen verfasst. Er ist Mitglied mehrerer internationaler wissenschaftlicher Fachgesellschaften auf dem Gebiete der Strahlenforschung, Strahlenbiologie, Strahlenschutz, Radiologie und Onkologie sowie Biochemie.
Seit 1986 befasst er sich schwerpunktmässig mit den gesundheitlichen und radioökologischen Folgen der Tschernobyl-Katastrophe und der Induktion von Erkrankungen durch niedrige Strahlungsdosen und ionisierende Strahlung. Als Leiter der medizinischen, wissenschaftlichen und humanitären Projekte des Otto-Hug-Strahleninstituts war er von 1986 bis 2006 mehr als 150 Mal als Arzt und Wissenschaftler in der Region Tschernobyl und gilt als einer der ausgewiesensten internationalen Experten auf diesem Gebiet.
Auszeichnungen
- 1999 erhielt er den Franzisk-Skorini-Orden der Republik Belarus für herausragenden Leistungen bei der Bekämpfung und Linderung der gesundheitlichen Folgen der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl.
- 2003 wurde er für seine Verdienste um die Hilfe für Opfer der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl mit der Medaille München leuchtet - Den Freunden Münchens in Silber ausgezeichnet.
- Ehrendoktor der Universität Minsk
Literatur
- Edmund Lengfelder, Phosphoreszenzerscheinungen bei Adenin, Adenosin, Adenosinmonophosphat und Ribose nach Röntgenbestrahlung, Diss. München 1970
- Edmund Lengfelder et al., Strahlenwirkung. Strahlenrisiko, Verlag Hugendubel Heinrich GmbH 1988, ISBN 3-88034-414-0
- Edmund Lengfelder, Otto-Hug-Strahleninstitut: Das Otto-Hug-Strahleninstitut stellt sich vor. MMV-Medizin-Verlag, München 1989
- Edmund Lengfelder, Strahlenwirkung. Strahlenrisiko. Daten, Bewertung und Folgerungen aus ärztlicher Sicht, Verlag Hüthig Jehle Rehm 1990, ISBN 3-609-63260-7
- Edmund Lengfelder, Die Bedeutung modifizierender Faktoren für die Erhebung, Bewertung und Verbreitung von Untersuchungsergebnissen über die Folgen der Katastrophe in Tschernobyl, MMV Medizin-Verlag, München 1992
- Edmund Lengfelder (Hrsg.), Neue Bewertung des Strahlenrisikos : Niedrigdosis-Strahlung und Gesundheit; Proceedings, Kiel 1992 / gemeinsam mit dem Otto-Hug-Strahleninstitut e.V. und der Radiologischen Universitätsklinik zu Kiel.MMV Medizin-Verlag,München 1993, ISBN 3-8208-1224-5
- Edmund Lengfelder (Hrsg.), Gesundheitliche Risiken und Folgen des Uranbergbaues in Thüringen und Sachsen: Dresden 1993. Gemeinsam mit dem Otto-Hug-Strahleninstitut e.V., Bonn, und dem Otto-Hug-Strahleninstitut - Med. Hilfsmassnahmen e.V., München. MMV Medizin-Verlag, München 1995, ISBN 3-8208-1259-8
- Edmund Lengfelder (Hrsg.), 100 Jahre Röntgen: Medizinische Strahlenbelastung - Bewertung des Risikos, Verlag Gesellschaft für Strahlenschutz 1997, ISBN 3-9805-2600-3
- Edmund Lengfelder et al., 15 Jahre nach Tschernobyl: Gesundheitliche Konsequenzen und humanitäres Engagement, Verlag Evangelische Akademie Loccum 2003, ISBN 3-8172-6001-6
- Kongressband zum internationalen Kongress 20 Jahre Leben mit Tschernobyl – Erfahrungen und Lehren für die Zukunft, 14.–17. September 2006, Feldkirch, Österreich. ISBN 978-3929990-04-1
Siehe auch
Weblinks
- Literatur von und über Edmund Lengfelder im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Otto Hug Strahleninstitut e.V., München
- Otto Hug Strahleninstitut Medizinische Hilfsmassnahmen e.V., München
- Gesellschaft für Strahlenschutz e.V.
- Deutscher Verband für Tschernobylhilfe e.V.
- Kurzbiografie
Personendaten NAME Lengfelder, Edmund KURZBESCHREIBUNG deutscher Strahlenbiologe GEBURTSDATUM März 1943
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