- Edmund Lengfelder
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Edmund Lengfelder (* 30. März 1943 in Weiden in der Oberpfalz[1]) ist ein deutscher Strahlenbiologe und Arzt.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Nach seinem Abitur am humanistischen Augustinus-Gymnasium Weiden 1962 und Ableistung des Wehrdienstes studierte Edmund Lengfelder von 1964 bis 1970 in München Medizin. 1971 wurde er mit der Dissertation Zur Strahlenbiochemie von Nukleotiden zum Doktor der Medizin promoviert. Von 1971 bis 1972 beschäftigte er sich mit Forschungsarbeiten zu strahleninduzierten Radikalreaktionen am Institute of Cancer Research and Department of Physics in London. 1974 schloss er ein physikalisches und elektronisches Ergänzungsstudium ab. 1979 habilitierte er sich für das Fachgebiet Strahlenbiologie. 1983 folgte die Berufung als Professor an das Strahlenbiologische Institut durch die Medizinische Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München. 1989 weilte er als Gastprofessor am englischen nationalen Forschungszentrum Medical Research Council in Harwell.[1]
Nach der Katastrophe von Tschernobyl begann er mit der Hilfeleistung in den betroffenen Regionen in Weißrussland und der Ukraine. Dazu gründete er den Deutschen Verband für Tschernobyl-Hilfe (DVTH). Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion fuhr er 1991 nach Weißrussland in eine der am meisten kontaminierten Gegenden um die Stadt Homel, wo er mit Mitarbeitern seines Institutes und Ärzten vor Ort ein Schilddrüsenzentrum errichtete, in dem bisher über 100 000 an der Schilddrüse und an Schilddrüsenkrebs erkrankte Menschen nach westlichen Maßstäben behandelt wurden.
Außerhalb akademischer Strukturen begründete er die Gesellschaft für Strahlenschutz und, daran angeschlossen, das Otto-Hug-Strahleninstitut, benannt nach dem Strahlenbiologen Otto Hug, dessen Leiter er auch ist.[2]
Seit 1991 arbeitet er an der Internationalen Sacharow-Umwelt-Universität in Minsk im internationalen wissenschaftlichen Beirat. 2006 initiierte er den internationalen Kongress „20 Jahre Leben mit Tschernobyl – Erfahrungen und Lehren für die Zukunft“, der gesundheitliche und andere Folgen der Katastrophe auswertete.
Leistungen
Lengfelder hat bisher nach eigenen Angaben über 200 Publikationen[1] zu den Themenbereichen Radikalbiochemie, molekulare und zelluläre Strahlenwirkung, Strahlenrisiko, Radioökologie, Folgen nuklearer Unfälle, Tschernobyl-Folgen verfasst. Er ist Mitglied mehrerer internationaler Gesellschaften auf dem Gebiet der Strahlenforschung, Strahlenbiologie, Strahlenschutz, Radiologie und Onkologie sowie Biochemie.
Seit 1986 befasst er sich schwerpunktmäßig mit den gesundheitlichen und radioökologischen Folgen der Tschernobyl-Katastrophe und der Induktion von Erkrankungen durch niedrige Strahlungsdosen und ionisierende Strahlung. Als Leiter der Projekte des Otto-Hug-Strahleninstituts e. V. war er von 1986 bis 2006 mehr als 150 Mal in der Region um Tschernobyl.
Kritik
Seinen Kritikern zufolge stellt Lengfelder systematisch die Forschungsergebnisse internationaler Organisationen und Experten zu den radioaktiven Tschernobyl-Folgen in Frage und vertritt in umstrittenen Fragen eine Minderheitenmeinung. So sollen Walter Krämer und Gerald Mackenthun zufolge seinen „über 100.000 an der Schilddrüse“ Erkrankten in den ersten zehn Jahren tatsächlich 600 dokumentierte Fälle gegenüber stehen.[3]
Auszeichnungen
- 1999 erhielt er den Franzisk-Skorini-Orden der Republik Belarus für herausragenden Leistungen bei der Bekämpfung und Linderung der gesundheitlichen Folgen der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl.[4]
- 2003 wurde er für seine Verdienste um die Hilfe für Opfer der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl mit der Medaille München leuchtet – Den Freunden Münchens in Silber ausgezeichnet.[5]
- Ehrendoktor der Universität Minsk
Werke
- Phosphoreszenzerscheinungen bei Adenin, Adenosin, Adenosinmonophosphat und Ribose nach Röntgenbestrahlung. Diss. München 1970
- et al.: Strahlenwirkung. Strahlenrisiko. Verlag Hugendubel Heinrich GmbH 1988, ISBN 3-88034-414-0
- Otto-Hug-Strahleninstitut: Das Otto-Hug-Strahleninstitut stellt sich vor. MMV-Medizin-Verlag, München 1989
- Strahlenwirkung. Strahlenrisiko. Daten, Bewertung und Folgerungen aus ärztlicher Sicht. Verlag Hüthig Jehle Rehm 1990, ISBN 3-609-63260-7
- Die Bedeutung modifizierender Faktoren für die Erhebung, Bewertung und Verbreitung von Untersuchungsergebnissen über die Folgen der Katastrophe in Tschernobyl. MMV Medizin-Verlag, München 1992
- (Hrsg.): Neue Bewertung des Strahlenrisikos : Niedrigdosis-Strahlung und Gesundheit. Proceedings, Kiel 1992. Gemeinsam mit dem Otto-Hug-Strahleninstitut e. V. und der Radiologischen Universitätsklinik zu Kiel, MMV Medizin-Verlag, München 1993, ISBN 3-8208-1224-5
- (Hrsg.): Gesundheitliche Risiken und Folgen des Uranbergbaues in Thüringen und Sachsen. Dresden 1993. Gemeinsam mit dem Otto-Hug-Strahleninstitut e. V., Bonn, und dem Otto-Hug-Strahleninstitut – Med. Hilfsmassnahmen e. V., München, MMV Medizin-Verlag, München 1995, ISBN 3-8208-1259-8
- (Hrsg.): 100 Jahre Röntgen: Medizinische Strahlenbelastung – Bewertung des Risikos. Verlag Gesellschaft für Strahlenschutz 1997, ISBN 3-9805-2600-3
- et al.: 15 Jahre nach Tschernobyl: Gesundheitliche Konsequenzen und humanitäres Engagement. Verlag Evangelische Akademie Loccum 2003, ISBN 3-8172-6001-6
- Kongressband zum internationalen Kongress „20 Jahre Leben mit Tschernobyl – Erfahrungen und Lehren für die Zukunft“, 14. – 17. September 2006, Feldkirch, Österreich, ISBN 978-3929990-04-1
Weblinks
- Literatur von und über Edmund Lengfelder im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek und auf anderen Websites
- Kurzbiografie (PDF-Datei; 61 KB)
Einzelnachweise
- ↑ a b c Prof. Dr. med. Dr. h. c. Edmund Lengfelder – Lebenslauf und beruflicher Werdegang. In: ZeitenSchrift. ZeitenSchrift-Verlag Seiler & Co., 2008, abgerufen am 18. März 2011.
- ↑ Frankfurter Rundschau vom 21. März 2011, S. 8
- ↑ Walter Krämer und Gerald Mackenthun: Die Panik-Macher. 2001, S. 294 ff., abgerufen am 23. März 2011 (PDF).
- ↑ Deutsches Ärzteblatt: Franzisk-Skorini-Orden, Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 6, 12. Februar 1999, PDF, abgerufen am 17. März 2011.
- ↑ „‚München leuchtet‘ für Professor Dr. Edmund Lengfelder“, Artikel vom 3. April 2003 auf muenchen.de, abgerufen am 17. März 2011.
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