Leo Jogiches

Leo Jogiches
Leo Jogiches, 1890
Leo Jogiches, 1918

Leo Jogiches auch Tyszka (* 17. Juli 1867 in Wilna, Russisches Kaiserreich, heute Litauen; † 10. März 1919 in Berlin) war ein sozialistischer Politiker und Mitbegründer der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD).

Leben und Wirken

Schon in jungen Jahren engagierte sich Jogiches in sozialrevolutionären Kreisen Wilnas. 1888 wurde er inhaftiert. Nach der Entlassung aus dem Gefängnis sollte er als russischer Untertan Militärdienst in Turkestan leisten und floh deshalb Anfang 1890 in die Schweiz, wo er an der Universität Zürich studierte und die Schweizer Staatsbürgerschaft beantragte. Jogiches suchte Kontakt zu dem ebenfalls im Exil lebenden Marxisten Georgi Plechanow. Zwei Jahre später überwarf er sich jedoch mit ihm, was zu einem Parteigerichtsverfahren führte. Die Anhänger Plechanows griffen Jogiches scharf an, auch Friedrich Engels äußerte sich in einem Brief negativ über ihn.

Er war zeitweiliger Lebensgefährte Rosa Luxemburgs und Mitglied der Sozialdemokratie des Königreiches Polen und Litauen (SdKPiL).

Während des Ersten Weltkrieges lebte Jogiches in Berlin im Untergrund. Neben Franz Mehring, Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg und anderen war er Mitbegründer des Spartakusbundes und der aus ihm zusammen mit anderen kommunistischen Gruppierungen am 1. Januar 1919 hervorgegangenen KPD.

Nach der Ermordung der charismatischen Leitfiguren der KPD, Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht am 15. Januar 1919 durch rechtsextreme Freikorpsleute übertrug man Jogiches den Parteivorsitz der KPD. Im März 1919 wurde er verhaftet und am 10. März 1919 im Untersuchungsgefängnis Berlin-Moabit von regierungstreuen Soldaten ermordet.

Leo Jogiches hatte sich wie die führende Theoretikerin der KPD, Rosa Luxemburg, gegen eine Führungsrolle der Kommunistischen Partei Russlands (Bolschewiki) innerhalb der Komintern gewandt. Auch Jogiches’ Nachfolger im KPD-Parteivorsitz, Paul Levi, sah sich im Februar 1921 wegen seiner kritischen Haltung gegenüber der Komintern-Leitung zum Rücktritt gezwungen. Wenige Jahre später geriet die KPD aufgrund des sich konsolidierenden Sowjetthermidors in immer stärkere Abhängigkeit von Moskau.

Literatur

  • Frederik Hetmann: Leo Jogiches und Rosa Luxemburg. Bemerkungen zu einer schwierigen Liebe. In: Kristine von Soden (Hrsg.): Rosa Luxemburg (= Elefanten-Press 570 BilderLeseBuch). Aktualisierte Neuausgabe. Elefanten-Press, Berlin 1995, ISBN 3-88520-570-X, S. 44–55.
  • Rosa Luxemburg: Briefe an Leo Jogiches. Mit einer Einleitung von Feliks Tych. Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main 1971, ISBN 3-7632-1497-6.
  • Karl Radek: Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, Leo Jogiches. Verlag der Kommunistischen Internationale u. a., Hamburg u. a. 1921.
  • Maria Seidemann: Rosa Luxemburg und Leo Jogiches. Die Liebe in den Zeiten der Revolution. Rowohlt, Berlin 1998, ISBN 3-87134-295-5.

Weblinks


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