Leopold Engel

Leopold Engel

Leopold Engel (* 19. April 1858 in Sankt Petersburg; † 8. November 1931) war Schauspieler, Okkultist, Theosoph und Neugründer der Illuminaten.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Karl Dietrich Engel (1824–1913), der Vater von Leopold, war ein aus einer oldenburgischen Musiker-Familie stammender Violinist und ab 1846 Konzertmeister im Orchester des russischen Staatstheaters. Nach seiner Pensionierung übersiedelt die Familie nach Berlin, Bremen, Oldenburg und schließlich nach Dresden.

Leopold Engel erarbeitet sich dort als Faustbibliograph einen Namen und macht Bekanntschaft mit dem Offenbarungswerk von Jakob Lorber, das ihn sehr beeindruckte. Mit 22 Jahren ging Leopold Engel, nach einer guten Schulausbildung wie er schrieb, zur Bühne in verschiedenen Stationen: Koblenz, Oldenburg, Stuttgart, St. Pölten und Laibach.

1881 wird er im Kürschner als in Dresden wohnhafter „Naturarzt” und „Magnetopath” geführt.

Vermutlich 1888 traf Leopold Engel Theodor Reuss.[1] Reuss traf nach eigener Aussage Engel das erste Mal im Jahre 1895, als er den Illuminatenorden von Adam Weishaupt in Berlin erneuerte.[2] Engel sei diesem Orden am 9. November 1896 beigetreten, hätte jedoch schon ein Jahr später seinen eigenen Orden in Dresden gegründet.

Nach Engels Ansicht hatte Weishaupt die Ideale des Ordens- die Vervollkommnung der Menschen - zu hoch gestellt. Der Orden sollte nicht mehr der Tempel sein, in dem die Vollkommenheit einst Wohnung nehmen würde, sondern nur Wegweiser, der zum Tempel führen kann, durch Hinweise auf die zu ihm führenden Wege. Das letzte höchste Ideal sollte dem einzelnen gänzlich überlassen werden, da die Vollkommenheit kein feststehendes erreichbares Ziel sei, sondern eine göttliche Eigenschaft, nach der die Sterblichen streben sollen, die aber, wenn sie ganz zu erreichen wäre, in sich das Entwicklungsgesetz zum Stillstand bringen würde.

Leopold Engel hat laut eigenen Angaben nicht aus eigener Initiative ein solches neues Institut auf den Ruinen des alten Gebäudes zu errichten versucht, sondern war von Theodor Reuss dazu angeregt worden, der von sich behauptete, in ihm konzentrierten sich noch die alten Überreste des Ordens und es befänden sich eine bedeutende Anzahl von würdigen Männern unter seiner Obhut. Engel könne der Führer dieser Männer sein, wenn er wolle. Die erwartete Hilfe blieb jedoch aus und erwies sich als falsche Vorspiegelung, denn nichts bestand mehr, als das, was Antiquare verschaffen konnten. Die „würdigen Männer“ standen nur auf dem Papier, waren in Wirklichkeit jedoch nicht vorhanden. Da sich nun aber Freunde von Engel angeschlossen hatten und von ihm die Erfüllung seiner Versprechungen erwarteten, wollte er den Versuch einer Neugründung doch wagen, denn „schwerlich würde man ihm geglaubt haben, dass er selbst ein Opfer zu schnellen Vertrauens geworden, namentlich da Eintrittsgelder gezahlt worden waren“.[3] Lehrplan und Organisation wurden von Engel geschaffen; Reuss war bei der Neugründung des Ordens nicht wesentlich beteiligt.

1891-93 erfolgt die Niederschrift des 11. Bandes des Großen Evangeliums Johannes (GEJ) nach „innerem Wortdiktat” auf Bitten und Drängen des damaligen Verlegers der Lorberschriften, Christoph Friedrich Landbeck und dessen Freunden. Während der Mainstream der Lorberbewegung diesen Zusatzband akzeptiert, wird er von einigen Fundamentalisten aufgrund von Unterschieden und wegen Engels Niederschrift von Luzifers Bekenntnisse (als Medium Luzifers) scharf abgelehnt.[4]

Engel war Mitglied der Theosophischen Gesellschaft in Amerika und wurde am 30. August 1896 zum Schatzmeister der neu gegründeten Theosophischen Gesellschaft in Europa (Deutschland) (TGE) unter der Leitung von Franz Hartmann gewählt. [5]

Kurz vor dem Beginn der NS-Herrschaft übernahm Julius Meyer (Bruder Marius) die Führung des Illuminaten-Bundes Engels, jedoch für nur knapp ein Jahr, worauf der 1928 in Berlin instituierte Weltbund der Illuminaten ohne jede Nachfolge von der Gestapo aufgelöst wurde.

Wirkung

Auf Engels Illuminaten beruft sich der amerikanische Schriftsteller Robert Anton Wilson nicht nur in seiner zusammen mit Robert Shea verfassten Illuminatus!-Trilogie, sondern auch in weiteren Parodien auf das Geheimbund-Unwesen.

Veröffentlichungen

  • Das Tal der Glücklichen oder der Weg zur Wahrheit. 2. Auflage. Bitterfeld 1888 (Bericht über ein vom Rationalismus unberührtes Volk in Zentralafrika; hier wird ein im Lorberwerk nur kurz erwähntes Thema detailliert ausgeführt)
  • Johannes, das große Evangelium. Bd. 11. 1891-1893; Lorber-Verlag, Bietigheim, ISBN 3-87495-130-8
  • Katechismus der deutschen Theosophie. 1893
  • Geschichte des Illuminaten-Ordens. Ein Beitrag zur Geschichte Bayerns. Bermühler, Berlin 1906; Nachdrucke: Arbeitsgemeinschaft für Religions- und Weltanschauungsfragen, München 1978, ISBN 3-921513-35-9; Faksimile-Verlag, Bremen 1985
  • Lehrgang der Selbst- und Menschenkenntnis. 1910 (laut Selbstaussage nach mehr als zehnjähriger Vorarbeit; Quintessenz nach Möller/Howe: Hüte dich vor den Göttern: Venus, Bacchus und Mars)
  • Mallona. Die letzten Zeiten eines untergegangenen Planeten. 1911; Turm-Verlag, Bietigheim 1998, ISBN 3-7999-0044-6 (durch ein junges weibliches Medium anhand eines Ringes gechannelte Geschichte des in die Asteroiden zwischen Mars und Jupiter zerschollenen Planeten Mallona; führt die im Lorberwerk nur kurz erwähnte Entstehung des Asteroidengürtels detailliert aus)
  • Im Jenseits. Führungen einer Seele. Kundgabe eines Jenseitigen. 1922; Lorber-Verlag, Bietigheim, ISBN 3-87495-002-6 (Jenseitsgeschichte des Vaters von Leopold Engel; baut auf den Lorberwerken über das Jenseits auf: Bischof Martin, Robert Blum und Die geistige Sonne)
  • Luzifers Bekenntnisse. Ein Epos in 8 Gesängen. Renatus-Verlag, Lorch 1928; Arbeitsgemeinschaft für Religions- und Weltanschauungsfragen, München 1987, ISBN 3-921513-73-1 (Leopold Engel war überzeugt, dass ihm Luzifers Bekenntnisse von Satan selbst diktiert worden sind; Satan kehre als reumütiger „verlorener Sohn” wieder zu Gott zurück; eine von Engel wohl unabhängige vertiefte Darstellung dieses Themas findet sich in den Werken von Anita Wolf.)

Literatur

  • Helmut Möller & Ellic Howe: Merlin Peregrinus. Vom Untergang des Abendlandes. Königshausen und Neumann, Würzburg 1986, ISBN 3-88479-185-0.

Weblinks

 Wikisource: Leopold Engel – Quellen und Volltexte

Fußnoten

  1. Hans Georg Schmieg, Jens Scherbl, Christian Plank & Andreas Gündisch: Die Illuminaten. Seminararbeit. 2004, S. 14 (PDF; 3,3 MB)
  2. Ellic Howe & Helmut Möller: Theodor Reuss: Irregular Freemasonry in Germany, 1900-23. In: AQC. 16. Februar 1978
  3. Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Orden. 1906, S. 467
  4. Dieter Ulmer: Lorberbewegung zwischen Fundamentalismus und Subjektivismus
  5. Harald Lamprecht: Überblick über die Geschichte der Theosophischen Gesellschaften in Deutschland (ergänzendes Material zum Buch Neue Rosenkreuzer)

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