Lettische Gewehrschützen

Lettische Gewehrschützen

Lettische Gewehrschützen (lettisch Latviešu strēlnieki; russisch Латышские стрелки, Latischskije strelki) waren Militäreinheiten, die ab 1915 in Lettland zusammengestellt wurden, um die baltischen Gebiete gegen die Deutschen im ersten Weltkrieg zu verteidigen.

Ursprünglich wurden die Bataillone aus Freiwilligen gebildet, ab 1916 auch aus Wehrpflichtigen. Etwa 40.000 Letten wurden in die Division der lettischen Gewehrschützen eingezogen. Von 1915 bis 1917 kämpften die lettischen Gewehrschützen in der russischen Armee auf Positionen entlang der Düna gegen die Deutschen. Im Dezember 1916 und Januar 1917 erlitten sie schwere Verluste in monatelangen Kämpfen, die mit einem Überraschungsangriff auf deutsche Stellungen zu Weihnachten begannen. Den lettischen Gewehrschützen gelang es, die deutsche Verteidigungslinie zu durchbrechen, der Erfolg war jedoch fruchtlos, da der Angriff nicht fortgesetzt wurde. Die russische Armee verlor dabei über 26.000 Soldaten, 9.000 davon waren lettische Gewehrschützen, ein gutes Drittel ihrer damaligen Gesamtzahl. Die schweren Verluste bewirkten bei den Truppen eine schwere Verstimmung gegenüber den Russischen Generälen und dem Zaren und wachsende Unterstützung für die Bolschewiki, die ein Ende des Krieges befürworteten.

Rote Lettische Gewehrschützen

Schon im Mai 1917 verbündeten sich rund 35.000[1] lettische Gewehrschützen mit den Bolschewiki. Sie wurden als Rote Lettische Gewehrschützen (lettisch Latviešu sarkanie strēlnieki, russisch красные латышские стрелки) bekannt. Die Gewehrschützen nahmen 1918 an der Unterdrückung von Antikommunistischen Aufständen in Moskau und Jaroslawl teil und kämpften gegen Denikin, Judenitsch und Wrangel. 1919 wurde der Division die höchste russische Anerkennung jener Zeit verliehen, die rote Ehrenflagge des Gesamtrussischen Zentralkomitees. Der Offizier der roten lettischen Gewehrschützen Jukums Vācietis wurde der erste Oberbefehlshaber der Roten Armee. Die roten lettischen Gewehrschützen waren auch an einem Versuch beteiligt, 1919 eine sowjetische Herrschaft in Lettland bzw. die erste Lettische Sowjetrepublik zu errichten. Sie wurden von deutschbaltischen Freikorps im westlichen Lettland und danach von polnischen Truppen und der neuen lettischen Armee im östlichen Lettland geschlagen.

1920 kehrten nach dem Friedensvertrag zwischen Lettland und dem bolschewistischen Russland 11.935 ehemalige rote lettische Gewehrschützen nach Lettland zurück. Andere blieben und nahmen Positionen in der Roten Armee, der bolschewistischen Partei und dem Geheimdienst Tscheka ein. Viele von ihnen wurden während der stalinschen Säuberungen verhaftet und hingerichtet, als ethnisch lettische Kommunisten neben anderen Gruppen zu einem besonderen Ziel wurden.

Die Bedeutung der roten lettischen Gewehrschützen ist immer noch ein umstrittenes Thema in Lettland. Es gibt Uneinigkeit darüber, ob ihr Denkmal in Riga stehenbleiben oder geschleift werden sollte. Einige sehen die roten Gewehrschützen als Kommunisten und wünschen die Entfernung des Denkmals, andere sehen sie im Dienst der lettischen Sache und wünschen seinen Verbleib.

Einzelnachweise

  1. Orlando Figes : "Die Tragödie eines Volkes", Berlin, 1998, S.624

Literatur

  • V. Karaluns, N. Neilands, I. Ronis, A. Spreslis, E. Zagars: Lettland 1917-1940 - Die Wahl, die zweimal getroffen wurde. Riga 1986

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