Levalloisprinzip

Levalloisprinzip
Levalloiskern mit Abfall
Kernstein und Abschlag aus Silex, Haute-Saone

Die Levalloistechnik bezeichnet die typische Steinbearbeitungstechnologie des Mittelpaläolithikums (mittlere Altsteinzeit, ca. 50 000–40 000 v. Chr., teilweise schon ab 100 000 v. Chr.), die vor allem vom Neandertaler genutzt wurde. Benannt wurde sie nach einem Fundort in einem Vorort von Paris, Levallois-Perret.

Gekennzeichnet ist diese Technologie durch eine aufwendige Präparation des Kernsteins, bevor ein Abschlag durch einen einzelnen gezielten Schlag gewonnen werden kann (auch „Schildkern-Technik“ genannt). Die so erzielten Abschläge sind häufig sehr groß und dünn und weisen umlaufend scharfe Kanten auf. Diese Abschlagtechnik rationalisierte den Einsatz des gesuchten Rohstoffes Stein und führte zur Verfeinerung der damit hergestellten Werkzeuge. Es dürfte sich um eine Weiterentwicklung der Clacton-Technik handeln. Hergestellt wurden neben den Levallois-Zielabschlägen auch Klingen, Spitzen und Schaber. Die Nutzung von Levallois-Spitzen für Jagdspeere konnte an einem Befund einer Projektilspitze in einem Pferdeknochen belegt werden.[1] Zeitgleich gibt es bereits Nachweise für natürliches Bitumen als Schäftungsklebstoff für solche Spitzen.[2]

Verbreitet ist diese Technik im Acheuléen, Moustérien und Châtelperronien, das heißt bis zum Ende des Mittelpaläolithikums (ca. 40.000 Jahre vor heute). Einer der neueren bedeutenden Fundstellen für Levallois-Artefakte ist das Geiseltal südlich von Merseburg in Sachsen-Anhalt mit der Fundstelle Neumark-Nord.

Einzelnachweise

  1. Boëda, E., Geneste, J.M. & C. Griggo (1999), A Levallois Point embedded in the vertebra of a wild ass (Equus africanus): hafting, projectiles and Mousterian hunting weapons. – Antiquity 73, 394-402
  2. Boëda, E., Connan, J., Dessort, D., Muhesen, S., Mercier, N., Valladas, H. & N. Tisnerat (1996), Bitumen as a Hafting Material on Middle Palaeolithic Artefacts. – Nature 380, 336-337.

Literatur

  • E. Boëda: Le concept Levallois: variabilité des méthodes. Monographie du CRA 9. Paris 1994.
  • E. Boëda, Geneste, J.M. & C. Griggo: A Levallois Point embedded in the vertebra of a wild ass (Equus africanus): hafting, projectiles and Mousterian hunting weapons. Antiquity 73, 1999, 394-402.
  • Bosinski, G.: Das Mittelpaläolithikum: Steinbearbeitung – Steinwerkzeugformen und Formengruppen – Bearbeitung von Holz, Knochen und Geweih – Schmuck. In: E.-B.Krause (Hrsg.): Die Neandertaler. Feuer im Eis. 250.000 Jahre europäische Geschichte. Gelsenkirchen 1999, 74-104.
  • P. Van Peer: The Levallois Reduction Strategy. Monographs in World Archaeology 13. Madison. 1992.

Weblinks


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