Li Dazhao

Li Dazhao
Sowjetische Briefmarke anlässlich des 100. Geburtstages Li Dazhaos (1989)

Lǐ Dàzhāo (chinesisch 李大釗 Lǐ Dàzhāo; * 28. Oktober 1889[1] in der Umgebung von Leting, Provinz Hebei; † 28. April 1927) war ein chinesischer Politiker marxistischer Ausrichtung.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Aus einer Kleinbauernfamilie wächst Li Dazhao als Waise unter der Aufsicht seines Großvaters auf und durchläuft den üblichen schulischen Werdegang, klassische Grundausbildung, anschließend eine moderne Mittelschule. Im Alter von 16 Jahren verliert er auch den Großvater und verkauft den bescheidenen Familienbesitz, um sich ein Studium am Beiyang−College für Politische Wissenschaften in Tianjin zu finanzieren. 1913 erhält er seinen Abschluss in Politökonomie. Er entscheidet sich, seine Studien fortzusetzen und begibt sich dafür nach Japan an die Waseda−Universität in Tokio.

Li Dazhao bezeichnete sich selbst 1918 als Bolschewisten. Er war der erste, der die Botschaften der russischen Partei mit Interesse aufnahm und hatte großen Einfluss auf der Universität Beijing. Er war Chen Duxius „Lehrer“ und wirkte maßgeblich auf Mao Zedong, der zu dieser Zeit Hilfsbibliothekar war. Li spielte eine enorme Rolle, was die theoretische Entwicklung der Vierten Mai Bewegung und ihre Folgen angeht.

Er war 1918 Bibliothekar an der Universität Beijing und Vorgesetzter von Mao, nahm aktiv an der Vierten Mai Bewegung teil, 1920 stieg er zum Professor und Sekretär des Universitätskanzlers auf, übernahm einen Lehrauftrag und hielt Vorlesungen zu Marxens Hauptwerk „Das Kapital“. Als Professor trägt er weiters zur Verbreitung kommunistischer Ideen bei, indem er Studienzirkel, die sich dem Marxismus widmen, organisiert. Daraufhin kehrt Li Dazhao nach China zurück, nimmt eine Arbeit als Sekretär eines Führers der Fortschrittspartei an, wird Chefredakteur des Parteiorgans und setzt sich damit für die Propagierung einer demokratischen Staatsform ein.

Nachdem er 1921 die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) mitbegründet hatte reiste er anlässlich des 5. Kongresses der Komintern 1924 nach Moskau und akzeptierte eine Professur an der dortigen Ost−Universität. Damit bahnen sich die erste Konfrontation mit den marxistischen Theorien an und gleichzeitig erste politische Aktivitäten. Als Reaktion auf Yuan Shikais Versuch, sich zum Kaiser Chinas zu ernennen, reagiert er mit der Gründung einer Chinesischen Studiengesellschaft. Es wird ein erstes Buch von ihm veröffentlicht, in dem er Yuan Shikai sowie die Bestrebungen Japans, auf Chinas Innenpolitik Einfluss zu nehmen, kritisiert. Da er infolgedessen sein Studium vernachlässigt, kommt es 1916 zu seiner Exmatrikulation.

An der Organisation der Bewegung zum Vierten Mai im Jahre 1919 ist er maßgeblich beteiligt, ebenso an der Gründung der Kommunistischen Partei Chinas im Jahre 1921. Er besetzt bedeutende Stellungen innerhalb der Partei. 1924 führt ihn sein Weg anlässlich des 5. Kongresses der Komintern erstmals nach Moskau, kurze Zeit später übernimmt er an der dortigen Ost-Universität eine Professur.

Während des Bürgerkriegs in China sieht er sich infolge erneuter Kritik an Japan gezwungen, sich in die Botschaft der Sowjetunion zu flüchten. Bei einer Razzia durch Gendarmen des Kriegsherrn Zhang Zuolin wird Li Dazhao dort am 6. April 1927 verhaftet und am 28. desselben Monats erhängt.[2]

Literatur

  • W. Kriwzow, W. Krasnowa, Li Dazhao vom revolutionären Demokraten zum Marxisten-Leninisten. Dietz Verlag, Berlin, 1981.
  • Thomas Weyrauch: Chinas unbeachtete Republik. 100 Jahre im Schatten der Weltgeschichte. Band 1: 1911 - 1949. Longtai, Giessen (i. e.) Heuchelheim 2009, ISBN 978-3-938946-14-5.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Nach anderen Quellen bereits 1888.
  2. William Scott Morton / Charlton M. Lewis: China. Its History and Culture (4. Auflage). McGraw-Hill, Boston 2004, S. 189.

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