Liberale Großloge von Österreich

Liberale Großloge von Österreich

Die Liberale Großloge von Österreich ist eine am 24. Juni 2007 gegründete Dachorganisation liberaler Freimaurerlogen für Frauen und Männer nach den Grundsätzen des Appells von Straßburg von CLIPSAS.

Inhaltsverzeichnis

Grundsätze

Jede Mitgliedsloge der Liberalen Großloge von Österreich ist allen anderen Mitgliedslogen für die Einhaltung der Grundsätze:

  • des Straßburger Appells vom 22. Jänner 1961
  • der Charta der Grundrechte der Europäischen Union vom 18. Dezember 2000

verantwortlich und daher verpflichtet, die Mindestanforderungen an das Logenleben einzuhalten.

Die Tradition der Liberalen Großloge von Österreich gründet sich insbesondere auf folgende Dokumente:

Die Liberale Großloge von Österreich dient dem Außenauftritt gegenüber der freimaurerischen Welt und der dafür notwendigen Innenorganisation zwischen den ihr angehörenden Freimaurerlogen, die gemäß den Grundsätzen des Appells von Straßburg des CLIPSAS vom 22. Jänner 1961 als gerechte und vollkommene Logen gegründet wurden und sich zu dieser bekennen.

Die Großloge bekennt sich zu absoluter Gewissensfreiheit, Toleranz und Pluralismus und vereint in ihren Mitgliedslogen Freimaurer beiderlei Geschlechts ohne Unterschied von Herkunft, Religion und Weltanschauung und ist jeder anderen freimaurerischen Institution gegenüber selbstständig und unabhängig. Die Mitgliedslogen gewähren einander ein allgemeines und gegenseitiges Besuchsrecht. Die inneren Angelegenheiten der Mitgliedslogen (im Besonderen die Wahl des Rituals, die Wahl der aufzunehmenden Schwestern und/oder Brüder) liegen in der Entscheidung und Verantwortung jeder Mitgliedsloge.

Die Liberale Großloge von Österreich ist jeder anderen freimaurerischen Institution gegenüber selbstständig und unabhängig; ihre Mitgliedslogen vertritt sie in der freimaurischen Außenwelt als Obödienz mit eigener Rechtspersönlichkeit.

Geschichte

Die Ursprünge der Großloge gehen auf Brüder zurück, die Anfang der 1950er Jahre aus der Großloge von Österreich ausgetreten sind, da ihre Großloge auf Anweisung der Großloge von England die Anerkennung von Freimaurern versagte, falls diese nicht ausdrücklich von der Großloge von England autorisiert wurden, obwohl sie sonst einwandfreie maurerische Prinzipien verfolgten. Ursache waren die am 4. September 1929 geschaffenen Basic Principles of Grand Lodge Recognition.

Ab Herbst 1953 trafen sie sich zunächst nur informell und erarbeiteten eine für Österreich neuartige Form freimaurerischer Arbeit, bis am 24. September 1955 nach strengen maurerischen Prinzipien mit einer feierlichen rituellen Lichtentzündung die Unabhängige Freimaurer-Loge Wien (UFML) gegründet wurde.

1961 war die UFML eine der Gründungslogen von CLIPSAS. Ideelle Grundlage dieses internationalen Zusammenschlusses bildet der gemeinsam unterzeichnete Appell von Straßburg.

Zu den Grundsätzen der UFML gehört von Anfang an ein Verständnis von Freimaurerei, das auch auf die alten gesellschaftspolitischen Wirkungsmöglichkeiten zurückgreifen will. Zu den Alten Pflichten nach James Anderson sollen Neue Pflichten als Ergänzung hinzukommen. Diese wurden 1974 mit dem Ziel verbrieft, in einer Welt der Widersprüche, Inhumanität und Gleichgültigkeit die Flamme der Aufklärung neu zu entfachen und das Licht der Vernunft wieder stärker zum Leuchten zu bringen.

In 14täglichen Logenzusammenkünften, sogenannten Konferenzarbeiten, wurden auch Nichteingeweihte eingeladen, um zu vermeiden, dass die Freimaurerei zu sehr im Elfenbeinturm sitzt. 1973 entstand daraus ein unpolitisch-humanitärer Verein als Plattform zum Kennenlernen von Freimaurern und Nichtaufgenommenen, für Vorträge und zur Förderung des Gedankenaustauschs. Ab 1978 wurden zu diesen Diskussionsabenden verstärkt auch Frauen eingeladen.

Innerhalb der Männerloge UFML wurde jahrelang diskutiert, ob sie die liberalen Grundsätze etwa gegenüber der Aufnahme von Frauen nicht auch selbst in die Tat umsetzen sollte, damit aus dem Brüderbund ein Menschenbund werde. Die Initiation von Frauen wurde eingehend diskutiert und dann in neuer Form ermöglicht.

Am 8. Mai 1985 wagte man sich an die Bildung eines Großorients und gründete nach freimaurerischem Brauch die Loge Zu den Neuen Pflichten. Am 26. Juni 1985 folgt die Loge Gotthold Ephraim. Am gleichen Tag erfolgte der feierliche Zusammenschluss zum Großorient von Österreich.

Am 27. November 1985 wurden endlich sechs Frauen in die beiden neuen Logen aufgenommen, die Traditionsloge UFML bleibt bis März 2004 eine Männerloge, jedoch mit ausdrücklichem Besuchsrecht für Schwestern.

Nach erfolgreichem freimaurerischem Wirken erklärten 2003 alle drei Gründungslogen des Großorients von Österreich zur Neuorientierung ihrer freimaurerischen Ziele ihren Austritt: am 9. September die Loge Zu den Neuen Pflichten, am 23. September folgte die UFML und am 30. September die Loge Gotthold Ephraim. In enger Kooperation setzten sie ihre Arbeit fort, bis sie sich erneut am Johannistag, dem 24. Juni 2007 zur Liberalen Großloge von Österreich zusammenschlossen.

Damit soll auch der freimaurerischen Welt in aller Form dokumentiert werden, dass es in Österreich Logen und eine Obödienz gibt, die bei allem traditionellen Bewusstsein eine moderne, demokratische Welt des Zusammenlebens, der verantwortlichen Eigenständigkeit und des gemeinsamen internationalen Wirkens fördern und leben wollen.

Im Oktober 2007 stellte die Liberale Großloge von Österreich erneut einen Antrag auf Aufnahme in die von ihrer Ursprungsloge UFML 1961 mitbegründeten internationalen Organisation CLIPSAS.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Neue Pflichten

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