Skarabäus

Skarabäus
Skarabäus (Grabkammer KV6, Tal der Könige)

Skarabäen (Käfersteine) sind Abbildungen des Heiligen Pillendrehers (Scarabaeus sacer) vor allem als kleine Amulette. Der Name des Skarabäus auf ägyptisch lautet Cheper.

Die Befreiung und schnelle Vermehrung dieses Käfers im Nilschlamm nach dem Rücktritt des Nils führte zur Meinung, er entstehe ohne Fortpflanzung, weswegen er als Symbol der Schöpferkraft galt. In seiner fast runden Gestalt, in der glänzenden, goldschimmernden Farbe der Flügeldecken fand man Ähnlichkeit mit Gestalt und Glanz der Sonne, der nächsten sichtbaren Bildungsursache, und man weihte ihm eine göttliche Verehrung (z. B. als Verkörperung der Gottheit Chepre). Das Verhalten des Skarabäus, Dungkugeln vor sich her zu rollen, stellte einen Bezug zu Re und seiner Fahrt mit der Sonnenbarke über den Himmel her.

Inhaltsverzeichnis

Bedeutung bei den alten Ägyptern

Göttliches Tier

Der Skarabäus hat einen stark solaren Aspekt: er wurde mit Re und der Fahrt in der Sonnenbarke in Verbindung gebracht sowie mit Cheper, Re in seiner Erscheinung als Morgensonne, identifiziert.

Glücksbringer

Der Skarabäus löste den Schnellkäfer als Amulettform ab und übernahm von ihm die Bedeutung "Auferstehung und Leben".[1]

Moderne Erklärung

Die Bedeutung als Glücksbringer und Schutzsymbol resultiert daraus, dass Skarabäen das Nilhochwasser angeblich frühzeitig spüren. Die Tiere wanderten weg vom Wasser, tauchten in den Häusern auf und kündigten so den Ägyptern das ersehnte Nilhochwasser an.

ägyptisches Skarabäus-Amulett aus Steatit, ca. 550 v. Chr.

Darstellungsformen

Solche Skarabäen wurden in Ägypten meist aus Steinen, besonders Steatit, geschnitten. Es gibt sie aber auch in Fayence, Granat, Amethyst, Jaspis, Alabaster, Lapislazuli, Basalt, Granit, Glas, Fritte, Silber und Gold.

Amulette

Sie sind meist der Länge nach durchbohrt, so dass man sie an einem Faden oder in einem Ring tragen konnte. Die ersten Skarabäen tauchen am Beginn des Mittleren Reiches auf und scheinen Amulettcharakter gehabt zu haben. Ihre Unterseite ist meist mit Mustern, Hieroglyphen oder symbolischen Darstellungen dekoriert.

Siegel

Skarabäen dienten auch als Siegel, z. B. von Weinkrügen etc. Die Siegelskarabäen unterscheiden sich im Wesentlichen nur durch die Beschriftung auf der Unterseite. Am Ende der 12. Dynastie und in der 13. Dynastie werden sie auch mit Namen von Herrschern und Beamten beschriftet. Die Beamtensiegel verschwinden am Beginn des Neuen Reiches. Zu etwa dieser Zeit verbreitete sich die Tradition der Skarabäen als Siegel in den Nahen Osten, wo teilweise ägyptische Motive nachgeahmt wurden; es bildeten sich auch örtliche Traditionen mit anderen Bildern aus. Häusliche Siegel in Ägypten, mit dem Titel nb.t pr (Herrin des Hauses) bestanden lange Zeit daneben fort.

„Nachrichtenskarabäen“

Hochzeitsskarabäus des Amenophis III. und der Teje, 18. Dynastie

Amenophis III. begann mit der Herausgabe von fünf Skarabäenreihen, die die Kunde bestimmter Ereignisse bis in die entlegenen Provinzen und befreundeten Länder trugen. Der erste davon, der sogenannte Hochzeitsskarabäus, ist mit Sicherheit der berühmteste: die Art der Formulierung seiner Schwiegereltern (nur mit Namen, ohne Titel) gaben Anlass zu Spekulationen ob seine Frau Teje bürgerlicher Herkunft war.

Herzskarabäen

Hierbei handelt es sich um wesentlich größere Formate ohne Bohrung, auf denen oft der Totenbuchspruch 30 (a oder b) notiert ist (das Wiegen der Herzen durch Thot). Er wurde ausschließlich im Grabkontext gebraucht. Er wurde auf die Mumien neben das Herz gelegt, ersetzte dieses aber nicht. Die ältesten Exemplare stammen aus der 13. Dynastie (ca. 1750 v. Chr.) (siehe z.B. Nebanch). Im Neuen Reich und später sind sie dann Standard in einer gehobenen Grabausstattung.

Größe

Einer der größten bekannten Skarabäen mit etwa 1,5m Länge. Er ist vermutlich aus Ptolemäischer Zeit (300-30 v. Chr.) und wurde in Istanbul gefunden. Er steht im British Museum

Die Amulettskarabäen sind in der Regel nicht länger als 1-1½ cm. Die größeren, bis zu 5 oder 6 cm in der Länge, tragen religiöse Inschriften und wurden in die Bandagen eingewickelt. Die Nachrichtenskarabäen erreichen etwa dieselbe Größe. Aufgrund der zunehmenden Vermischung der ägyptischen, gnostischen und christlichen Lehre findet man auf diesen Gemmen teilweise auch christliche Aufschriften.

Typologie

Das Aussehen der Oberseite der Skarabäen war im Laufe der Zeit einer solchen Entwicklung unterlaufen, dass ein entsprechend erfahrener Ägyptologe den Skarabäus mit einem Blick datieren kann. So waren sie in der Anfangszeit gemmenartig, mit nur angedeuteter Teilung des Zephalothorax und Abdomens. Diese Teilung verfeinerte sich mit der Zeit und die Oberseite wurde plastischer; ab der 18. Dynastie bzw. unter Echnaton (Amarnazeit) und unter den nachfolgenden Ramessiden hatte sich der Typ soweit dem Naturvorbild angenähert, dass, neben den angedeuteten Flügeln, am Rand Beine sowie feine Haare auf ihnen zu erkennen sind. Skarabäen der Spätzeit verlieren erneut ihre naturalistische Anmutung und sind zunehmend schematischer gestaltet.

Bedeutung in der Schriftsprache

In der Hieroglyphenschrift des alten Ägyptens ist der Skarabäus das Ideogramm für das Wort xpr, dessen Hauptbedeutungen werden bzw. entstehen sind. Die jungen Käfer wurden beim Schlüpfen aus der Erde beobachtet. Da sich die jungen Käfer von dem Dung ernähren, fressen sie sich in die Erde und als Käfer schlüpfen sie dann aus der Erde. Deshalb stand der Skarabäus im alten Ägypten für Befruchtung und Wiedergeburt.

Übernahme durch andere Kulturen

Skarabäen fanden sich auch in phönizischen und punischen Gräbern auf Sardinien und in Etrurien.

Literatur

  • Skarabäus, in: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890, Bd. 14, S. 358 (Digitalisat) – Grundlage dieses Artikels
  • Isaac Myer: Scarabs. The history, manufacture and religious symbolism of the scarabaeus in ancient Egypt, Phoenicia, Sardinia, Etruria. Also remarks on the learning, philosophy, arts, ethics of the ancient Egyptians, Phoenicians, etc.. Dayton, New York 1894 (Digitalisat)

Weblinks

 Commons: Scarab in Ancient Egypt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Schätze der Pharaonen, Hans Wolfgang Müller, Eberhard Thiem, Weltbild, München, 1998, 4. Lizenzausgabe 2004, S. 92, ISBN 3-8289-0773-3

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