Lina Wertmüller

Lina Wertmüller

Lina Wertmüller (* 14. August 1928 in Rom; eigentlich Arcangela Felice Assunta Wertmüller von Elgg Español von Braueich) ist eine italienische Filmregisseurin. Sie wurde als erste Frau überhaupt für einen Oscar in der Kategorie Beste Regie nominiert.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Wertmüllers Vorfahren entstammen väterlicherseits einer Schweizer Adelsfamilie, sie ist die Tochter eines römischen Rechtsanwalts.[1] 1945 nahm sie gegen den Willen ihres Vaters ein Studium an der Accademia d'arte drammatica in Rom auf, das sie 1951 mit einem Diplom [2]abschloss. Sie gründete im selben Jahr die Theatergruppe „Harlequin“, schrieb selbst erste Stücke und ging auf Tournee durch Europa. Zurück in Rom arbeitete sie als Journalistin, Schauspielerin, Autorin, Bühnenbildnerin und Regieassistentin. Wertmüller schloss sich einem Puppen- und Marionettentheater an. Durch ihre enge Freundschaft mit Marcello Mastroianni und dessen Frau Flora Carabella kam sie zum Film. Carabella vermittelte sie 1963 als Regieassistentin für Federico Fellini zu den Dreharbeiten von . Im Jahr darauf entstand mit „Die Basilisken“ der erste Film unter ihrer Regie. Der Film schildert das Leben im verarmten Süden Italiens – ein Motiv, das auch in ihren späteren Filmen immer wieder aufscheint.

Es folgten einige andere Filme mit bescheidenem Erfolg. Ihren Durchbruch schaffte Wertmüller 1972 mit einer Serie von vier Filmen mit dem italienischen Schauspieler Giancarlo Giannini in der Hauptrolle. Der letzte Film dieser Serie, „Sieben Schönheiten“ (Pasqualino Settebellezze) aus dem Jahr 1975, wurde für vier Oscars nominiert und war international erfolgreich. In dieser Groteske versucht ein neapolitanischer Kleinkrimineller unter anderem, das KZ zu überleben, indem er sich einer KZ-Aufseherin sexuell zur Verfügung stellt.

Obwohl Wertmüller bis 2004 weiterhin eine sehr vielfältige und erfolgreiche Karriere hatte, konnte sie jedoch an ihre großen Erfolge aus den 1970er-Jahren nicht mehr anknüpfen.

Ihr erstes Theaterstück "Zwei und Zwei ist nicht Vier" (deutscher Titel) wurde 1969 unter der Regie von Franco Zeffirelli uraufgeführt, ihr zweites war "Liebe und Magie in Mamas Küche" (Uraufführung 1980, Festival von Spoleto, eigene Regie). Die deutsche Erstaufführung von "Liebe und Magie in Mamas Küche" fand 1987 statt (Freie Volksbühne Berlin, Inszenierung Peter Palitzsch), die Hauptrolle spielte Elisabeth Trissenaar.

Lina Wertmüller war mit dem Kunstdesigner Enrico Job (1934–2008) verheiratet, der in vielen Filmen Wertmüllers für die Ausstattung sorgte.

Politik

Im Allgemeinen reflektieren Wertmüllers Filme stark ihre eigenen politischen Standpunkte. Ihre Hauptcharaktere sind entweder Kommunisten oder Feministinnen. Häufig kreisen die Filme um Konflikte politischen oder sozio-ökonomischen Ursprungs. Gleichwohl sind ihre Filme selten didaktisch und setzen eher ihre persönlichen Wahrnehmungen in Bilder um.

„Hingerissen von einem ungewöhnlichen Schicksal im azurblauen Meer im August“ erzählt beispielsweise die Geschichte einer Frau eines reichen Industriellen, die ihre erotische Erfüllung erst durch die Liebesaffaire mit einem kommunistisch gesinnten Matrosen findet, der sich ihr gegenüber wie ein Macho verhält.

Filmografie

als Autorin und Regisseurin

  • 1963: Die Basiliken (I basilischi)
  • 1965: Diesmal sprechen wir über Männer (Questa volta parliamo di uomini)
  • 1966: Rita la zanzara
  • 1967: Mein Körper für ein Pokerspiel (Il mio corpo per un poker)
  • 1972: Mimi – In seiner Ehre gekränkt (Mimí metallurgico ferito nell'onore)
  • 1973: Liebe und Anarchie (Film d'amore e d'anarchia, ovvero stamattina alle 10 in via dei Fiori nella nota casa di tolleranza)
  • 1974: Hingerissen von einem ungewöhnlichen Schicksal im azurblauen Meer im August (Travolti da un insolito destino nell'azzurro mare d'agosto)
  • 1974: Operation gelungen - Patient tot (Tutto a posto e niente in ordine)
  • 1976: Sieben Schönheiten (Pasqualino Settebellezze)
  • 1978: In einer Regennacht (La fine del mondo nel nostro solito letto in una notte piena di pioggia)
  • 1979: Blutfehde (Fatto di sangue fra due uomini per causa di una vedova - si sospettano moventi politici)
  • 1983: Scherzo del destino in agguato dietro l'angolo come un brigante da strada
  • 1984: Die Freundin meiner Frau (Sotto… sotto… strapazzato da anomala passione)
  • 1986: Camorra (Un complicato intrigo di donne, vicoli e delitti)
  • 1987: Reich und gnadenlos (Notte d'estate con profilo greco, occhi a mandorla e odore di basilico)
  • 1989: Heimlich, still und leise (Il decimo clandestino)
  • 1989: Diese vitale Wut (In una notte di chiaro di luna)
  • 1990: Samstag, Sonntag und Montag (Sabato, domenica e lunedì)
  • 1992: Sperelli setzt sich durch (Io speriamo che me la cavo)
  • 1996: Lolita des Südens (Ninfa plebea) mit Stefania Sandrelli
  • 1996: Shampoo, Sex und Politik (Metalmeccanico e parrucchiera in un turbine di sesso e di politica)
  • 2001: Francesca e Nunziata
  • 2004: Peperoni ripieni e pesci in faccia
  • 2008: Mannaggia alla miseria

Film-Dokumentation

  • Wenn in der Liebe und im Krieg alles erlaubt ist, ist auch im Kino alles erlaubt. Ein Filminterview mit Lina Wertmüller. BR Deutschland, 1986, 57 Min., Regie: Rosemarie Stenzel-Quast, Produktion: BR

Schriften

von Wertmüller
  • Lina Wertmüller: Ich hätt' so gern einen exhibitionistischen Onkel gehabt. Aus meinem Familienalbum. Admos Media, 1994, 202 S., ISBN 978-3-612-27091-7, Autobiographie

Literatur

  • Wolfgang Jacobsen: Lina Wertmüller. Hanser, München, Wien 1988, 223 S., Filmographie und Literaturverzeichnis S. 197 - 223.
  • Claudia Cascone: Süditalien inszeniert von Lina Wertmüller. Universität der Künste Berlin, Berlin, Diplomarbeit, 2002, 121 S., Ill.
  • Grace Russo Bullaro: Man in disorder. The cinema of Lina Wertmüller in the 1970s. Troubador Publishing, Leicester 2006, XXIV, 134 S., ISBN 978-1-905886-39-5

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Lina Wertmüller, Biographie vom Renaissance-Theater Berlin, 1998
  2. Lina Wertmüller, Biografie bei MYmovies.it

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Lina Wertmuller — Lina Wertmüller Arcangela Felice Assunta Wertmüller von Elgg Spanol von Braueich connue sous le nom de Lina Wertmüller (née le 14 août 1926 à Rome) est une scénariste et réalisatrice de cinéma italienne d origine suisse. Sommaire 1… …   Wikipédia en Français

  • Lina Wertmüller — Infobox actor name = Lina Wertmüller imagesize = caption = birthdate = birth date and age|1926|8|14 location = Rome, Italy height = birthname = Arcangela Felice Assunta Job Wertmüller von Elgg Espanol von Brauchich notable role = academyawards =… …   Wikipedia

  • Lina Wertmüller — Archivo:Lina Wertmüller 1989.jpg 250 px Lina Wertmüller (Roma, 14 de agosto de 1926), directora de cine y guionista italiana. Nacida como Arcangela Felice Assunta Wertmüller von Elgg Spanol von Braueich, es descendiente de una familia… …   Wikipedia Español

  • Lina Wertmüller — Arcangela Felice Assunta Wertmüller von Elgg Spanol von Braueich connue sous le nom de Lina Wertmüller (née le 14 août 1926 à Rome) est une scénariste et réalisatrice de cinéma italienne d origine suisse. Sommaire 1 Biographie 2… …   Wikipédia en Français

  • Wertmüller — ist der Name folgender Personen: Adolf Ulrik Wertmüller (1751–1811), schwedischer Maler Justus Wertmüller, deutscher Journalist Lina Wertmüller (* 1926), italienische Filmregisseurin Massimo Wertmüller (* 1956), italienischer Schauspieler und… …   Deutsch Wikipedia

  • Lina — (auch Line) ist ein weiblicher Vorname, der meistens auf die Abkürzung eines auf diese Endung ( lina) ausgehenden Namens zurückgeführt wird, wie etwa Angelina, Evalina, Karolina oder Paulina. Nach einer anderen Ableitungserklärung handelt es sich …   Deutsch Wikipedia

  • Lina — In English, Lina is a shortened form of Angelina or Carolina. Lina is a common female name in Sweden, especially among those born after 1980. It was initially used as a shortened form of names such as Carolina, Nikolina, Adelina and Evelina but… …   Wikipedia

  • Wertmüller — Wertmüller,   Lina, eigentlich Arcangela Felice Assunta Wertmüller von Ẹlgg, italienische Filmregisseurin, * Rom 14. 8. 1928. In ihren barock anmutenden Filmen (seit 1963) begegnen sich Sozialkritik, Ironie und Groteske. Wertmüller wurde auch… …   Universal-Lexikon

  • Wertmüller, Lina — orig. Arcangela Wertmüller von Elgg born Aug. 14, 1928, Rome, Italy Italian film director. After working as a puppeteer and stage actress and director, she became an assistant to Federico Fellini and began writing and directing her own films in… …   Universalium

  • Wertmüller, Lina — • ВЕРТМЮ ЛЛЕР (Wertmüller) Лина    ВЕРТМЮЛЛЕР (Wertmuller) Лина (наст. имя и фам. Арканджела Феличе Ассунта Вертмюллер фон Эльг, Wertmuller von Elgg) (p. 14.8. 1928), итал. режиссёр, сценарист. Окончила Римскую театр. академию. В 50 е гг. актриса …   Кино: Энциклопедический словарь

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”