Antaura

Antaura

Antaura ist ein weiblicher Dämon aus der griechischen und später römischen Mythologie, der Migräne hervorruft. Sie steigt aus dem Meer um die Menschen heimzusuchen. Antaura wird oft mit einem Wind gleichgesetzt. Antaura geht auf Abyzou, einen sumerischen weiblichen Dämon zurück, der Kinder tötet.

Antaura kennt man u.a. seit dem Fund eines Goldtäfelchens aus dem 3. Jahrhundert n.Ch., das in Carnuntum, dem österreichischen Petronell, in einem römischen Grab gefunden wurde. Dabei wird beschrieben wie Antaura aus dem Meer steigt um die Menschen heimzusuchen und die griechische Göttin Artemis dies verhindert.

Diese Darstellung wurde in christlicher Zeit umgewandelt, aus Artemis, der Verhinderin der Migräne, wurde in der Folge Jesus Christus oder in der Ostkirche auch der Heilige Gregorius. Die Migräne wird dabei aufgefordert sich Tieren oder der unbelebten Natur zuzuwenden um dem Menschen zu verschonen (Schadzauber).

Inhaltsverzeichnis

Mythologische Wurzeln

Die Wurzeln zu Antaura ist in dem weiblichen Dämon Abyzou zu suchen, die in Mythen und den Erzählungen des sumerischen Nahen Osten vorkommt. Abyzou wird oft für Fehlgeburten und Kindersterblichkeit verantwortlich gemacht, da sie, die selber unfruchtbar ist, Mütter beneidet.

In der jüdischen Tradition wird Abyzou mit Lilith identifiziert, im koptischen Ägypten mit Gylou. Weitere Namen (Obizu, Obizuth, Obyzouth, Byzou, Alabasandria) existieren da sie zehntausend Namen haben soll.

Abyzou ist oft mit Fisch- oder Schlangenattributen dargestellt.

Im Testament Salomos ist Abyzou mit einem grünlich leuchtendem Gesicht mit schlangenartigen Haaren beschrieben. Abyzou bezeugt Salomon, dass sie nicht schläft sondern die Welt auf Suche nach Frauen, die kurz vor der Niederkunft stehen, durchwandert und, wenn es ihr möglich ist, die Neugeborenen erwürgt. Sie kann nicht schlafen, bevor sie nicht pro Nacht ein Kind getötet hat. Abyzou bezeichnet sich auch als die Ursache für anderen Schaden, z.B. Taubheit, Augenprobleme und Schmerzen. Darauf lässt Salomon sie an ihren Haaren vor dem Tempel aufhängen.

Antaura im Altertum

In der Antike wurde mit Antaura ein weiblicher Dämon bezeichnet der Kopfschmerzen hervorruft. Der Name Antaura bezeichnet einen bösen Gegenwind, z.B. dem Scirocco oder dem Föhn (beides sind klassische Auslöser für Migräneanfälle)[1].

Durch am Körper getragene Schutzamulette (Phylakterion) versuchte man den Dämon abzuwehren.

In der Nähe des antiken Carnuntum, dem heutigen Petronell, der wichtigen Limesstadt der römischen Grenze an der Donau, wurde bei einer Ausgrabung eines Steinsarkophages eine kleine Goldtafel gefunden. Der griechische Text stammt aus dem 3. Jahrhundert n.Chr. und soll gegen die Migräne helfen (damals waren viele Soldaten aus dem griechischsprachigen Ostteil des römischen Reiches an der Donau stationiert).

Der Text lautet[2]:
Antaura stieg aus dem Meer,
sie schrie wie ein Hirsch,
sie erhob ein Gebrüll wie ein Rind.
Es begegnete ihr Artemis Ephestia:
"Antaura, wohin führst du das Kopfweh?
Doch nicht in die" -----

Hier bricht der Text durch eine Beschädigung der Tafel ab.

Aus Analogien kann man den Text weiter rekonstruieren: Antaura wollte sich in den Köpfen der Menschen niederlassen und Migräne hervorrufen. Artemis verbot ihr das und verbannte sie an einen anderen Ort.

Weiterwirken im christlichen Mittelalter

Auch das Mittelalter folgt der Tradition Krankheiten mit Amuletten und entsprechenden Sprüchen und Beschwörungen zu bekämpfen[3].

Dabei wurde die antike Darstellung der Antaura aber in christliches Gedankengut eingebettet. Nun ist es Jesus Christus oder ein Erzengel wie der Heilige Gregorius, der die Dämonin fragt, "wohin sie den halbseitigen Kopfschmerz, den Schmerz, der Kopf und Augen trifft und Entzündung, Tränen und Schwindel hervorruft", trägt. Er warnt auch, sollte sie nicht davon ablassen, so wird sie in das menschenleere Gebirge verband, "wo kein Hund bellt und kein Hahn kräht".[4][5]

Aus der griechischen Antaura wird in den mittelalterlichen Texten entweder "Aura" ("Windsbraut") oder die neutrale Form "Migräne".

Weblinks

Belege

  1. Barb, “Antaura,” especially pp. 2–5; Georg Luck, Arcana Mundi: Magic and the Occult in the Greek and Roman Worlds. A Collection of Ancient Texts (The Johns Hopkins University Press, 1985, 2nd ed. 2006), p. 281 online
  2. Otto Weinreich: Ausgewählte Schriften III, 1937-1970, John Benjamins Publishing Company, 1979, ISBN 9060321162, Seite 217 online
  3. Reallexikon der germanischen Altertumskunde: Veröffentlicht von Walter de Gruyter, ISBN 3110154552, 9783110154559, Seite 422
  4. Der Geist bei der Arbeit: Historische Untersuchungen zur Hirnforschung, Michael Hagner, Veröffentlicht von Wallstein Verlag, 2006, ISBN 3835300644, 9783835300644, Seite 77 online
  5. Otto Weinreich: Ausgewählte Schriften III, 1937-1970, John Benjamins Publishing Company, 1979, ISBN 9060321162, Seite 218

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