- Limes (Grenzwall)
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Limes (lateinisch ursprünglich „Weg“, „Schneise“, vor allem „Grenzweg“, später allgemein „Grenze“[1]; Plural limites) bezeichnet einen von den Römern angelegten Grenzwall oder Grenzsicherungssystem. Es wird auch für spätere vergleichbare Grenzziehungen (Limes Saxoniae) oder Überwachungsanlage an Reichsgrenzen verwendet. Der Begriff selbst leitet sich ursprünglich von den lateinischen Wort limus „quer“ und limen „Türschwelle“ ab. Anfänglich verstanden die Römer unter diesem Begriff nur ein Feld oder einen Acker, die mit Grenzsteinen (termini), Holzpfosten oder durch klar erkennbare Landmarken (Bäume, Flüsse) begrenzt wurden. Ab der Zeit Gaius Iulius Caesars wurden Heerwege mit befestigten Wachtposten und Marschlagern auf einer Waldschneise (siehe unten) oder rasch angelegten Straße im Feindesland als Limes bezeichnet. Die römischen limites wiesen unterschiedliche Ausprägungen auf, sie waren abhängig von den natürlichen Gegebenheiten, der Siedlungsdichte und der Bedrohungslage vor Ort. In Nordafrika und im Osten bildeten mehr oder weniger lockere Ketten von Kastellen und Wachtürmen den Limes. An Rhein und Donau markierten die beiden Flüsse die Grenze. Dieser Limes wird heute auch als „Flusslimes“ oder „nasser Limes“ bezeichnet, die Römer selbst sprachen in diesem Fall nur von einer ripa (lateinisch für „Ufer“). Ein Abschnitt des rätischen Limes in seiner letzten Ausbaustufe und der Hadrianswall bestanden sogar aus durchgehenden steinernen Mauern anstatt hölzerner Palisaden.
Oft waren diese Anlagen nicht zur Abwehr von Angriffen gedacht und geeignet, sondern dienten eher der Kontrolle und schnellen Nachrichtenübermittlung. Neben der Funktion als militärisches „Frühwarnsystem“ dienten die limites meist als Zollgrenzen und ihre Grenzübergänge als „Marktplätze“ für den Außenhandel. Die bekanntesten Limites sind der Obergermanisch-Rätische Limes in Deutschland, mit 550 km das längste Bodendenkmal der Welt nach der Chinesischen Mauer, und der Hadrianswall in Großbritannien.
Definition
Der Begriff limes wurde in der Antike nicht zur Definition einer Landgrenze angewandt.[2] Er wird zum ersten Mal bei Sextus Iulius Frontinus erwähnt, der damit Schneisen bezeichnet, die im Zuge der Chattenkriege Domitians als Vormarschwege in die Wälder geschlagen wurden. Man verstand darunter im technischen Sinne auch Wege, die bei der Vermessung von Feldfluren (limitatio) angelegt wurden. Tacitus bezeichnet mit limes eine in die Tiefe gestaffelte Grenzzone. Wie die Verläufe von Palisaden, Gräben und Wällen von den Römern genannt wurden, ist unbekannt.[3] Das große Ideal Roms, die Einheit von Stadt und Weltkreis,[4] ist am prägnantesten in der die Gemeinschaft umgebenden und schützenden Stadtmauer abgebildet. Dieses Ideal versuchte vor allem Kaiser Hadrian mit seiner neuen Grenzpolitik zu verwirklichen.[5] Ab seiner Regierungszeit beginnt die uns heute geläufigste Form des Limes mit seinen System von zahllosen an einer Linie aufgereihten Wehranlagen - zuerst nur aus Erde und Holz, später fast ausnahmslos aus Stein – ihre Gestalt anzunehmen. Im Jahr 143 hielt der griechische Rhetoriker Aelius Aristides am Hof des Antoninus Pius eine Rede, die auch einige Ausführungen über den Limes enthielt:
„[…] Wohl war, ihr habt die Mauern nicht vernachlässigt, aber ihr habt sie um eurer gesamtes Reich herumgeführt, nicht nur um eure Stadt. Ihr habt sie so weit außerhalb errichtet, wie es nur möglich war, durchaus prächtig und eures Namens würdig, sehenswert für jene, welche innerhalb dieses Ringes wohnen.[…] (Kapitel 80) […] Über den äußeren Ring des Erdkreises hinaus legtet ihr ganz ähnlich wie bei der Umwallung einer Stadt noch eine weitere Grenzlinie an, die beweglicher und leichter zu bewachen ist. Dort führtet ihr Befestigungsanlagen auf, und erbautet Grenzstädte, jede in einem anderen Gebiet. In diese berieft ihr Siedler, gabt ihnen zur Unterstützung Handwerker und gewährtet ihnen sonst alles, was sie benötigten.“
– Aelius Aristides: Eis Rhomen („Romrede“) 80–81
Um die Mitte des 2. Jahrhunderts schrieb der alexandrinische Geschichtsschreiber Appian in seiner römischen Geschichte, dass die Römer
„… ihr Reich mit großen Armeen umgeben und das ganze Land und selbst die See mit einer gewaltigen und starken Festung eingekreist haben.“
– Appian: prooimion 7
Abgesehen von den technischen und logistischen Leistungen der Römer wird der Ausbau des Limes als geschlossene Anlage von manchen Historikern jedoch auch als ein Zeichen der zunehmenden Schwäche des Reiches angesehen.[6] Die Römer mussten sich eingestehen, dass die Expansion des Reiches im wahrsten Sinne des Wortes an seine Grenzen gestoßen war. Die Doktrin des augusteischen Zeitalters, ein Imperium ohne Ende, galt nicht mehr. Die Errichtung des Antoninuswalles in Britannien war nur mehr ein letztes Aufflackern dieser Idee. Auch die von Rom ausgegrenzten und weniger fortschrittlichen Völker entwickelten mit der Zeit wohl eine andere Wahrnehmung als gewünscht. Aus ihrer Sicht hatte das mächtige Rom anscheinend so große Furcht vor den verachteten barbarii aus den weiten und dunklen Wäldern Germaniens und den östlichen Steppen, dass es sich hinter Mauern und Palisaden verschanzen musste. Dennoch war der Limes eine deutliche Abgrenzung zur nichtrömischen bzw. barbarischen Welt und vermittelte den Völkern des Römischen Reiches ein Gefühl der Sicherheit und Zusammengehörigkeit. [7] Unter den Soldatenkaisern galt jener Abschnitt einer Provinz, der eine gemeinsame Grenze mit dem sog. Barbaricum hatte, als Limes. Unter Kaiser Konstantin I. wurden hauptsächlich die von ihm neu aufgestellten Spezialtruppen der Armee, die Limitanei (Grenzwächter) und die Comitatenses (Mobile Truppen) mit dem Begriff Limes in Verbindung gebracht.[8]
Funktion
Die Limesforschung begann in Deutschland 1892 mit den Arbeiten der Reichslimeskommission. Dieser Teil zählt zu den am besten erforschten Abschnitten des Limes. Deren Studien waren zwar bahnbrechend, doch heute müssen aufgrund neuer wisenschaftlicher Erkenntnisse manche ihrer Annahmen wieder revidiert werden. Vor 100 Jahren dachte man beim Limes noch an eine Befestigung für einen Stellungskrieg, insbesondere für die Abwehr gegen die Germanen. Heute hingegen wird er primär als bevölkerungs- und wirtschaftpolitische Steuerungslinie angesehen. In den antiken Quellen wurde der Limes zunächst nicht mit der Außengrenze des Römischen Reiches gleichgesetzt. Dass der Limes allgemein als undurchlässige Reichsgrenze galt, hängt auch mit einer Fehlinterpretation eines Tacitustextes im 19. Jahrhundert zusammen. Diese stand im Kontext mit damals nicht exakt datierbaren Funden von Palisaden- und Mauerresten aus dem 2. Jahrhundert und vor allem der neuzeitlichen Ansicht der Grenze als absolute Trennlinie zwischen Nationalstaaten. Eine solche Art von Grenze glaubte man daher auch im Limes wiederzuerkennen, was aber so wohl nicht ganz im Sinne der Römer und anderer antiker Völker gewesen wäre.[9] Sie war alles andere als ein Eiserner Vorhang, eher eine Membran, an der eine Art osmotischer Austausch von Menschen, Waren aller Art und Ideen von hüben nach drüben zum Alltag gehörte. Römer reisten ins Barbaricum und gingen dort ihren Geschäften nach, Germanen und noch viele andere Stammesangehörige wechselten im Gegenzug ins Reich und nicht immer kamen sie nur als Gefangene oder Sklaven. Durch diese zahlreichen Kontakte wurden mit der Zeit die politischen und militärischen Karten völlig neu gemischt. Kriege und Handel mit den Römern hatten einen massiven Einfluss auf das Sozialgefüge der Barbarenstämme. Die sogenannte „westgermanisch-gallische Revolution“ (Reinhard Wenskus) brachte eine völlig neue und für Rom schließlich existenzbedrohende Art von Herrschern und Stammesoligarchien hervor. Im Osten wurden die Parther von den Sassaniden abgelöst, die die Römer bis in die Zeit der Islamischen Expansion immer wieder hart in Bedrängnis brachten.[10]
Gleich ob Mauer oder Palisade, es kam den Architekten des Limes auch nicht primär darauf an, ein genormtes Bauwerk und absolut lückenloses Sperrwerk zu schaffen. Der Limes sollte vielmehr den benachbarten Völkern eine einfache Botschaft vermitteln: Hier beginnt das mächtige Rom; wenn jemand seine Grenzen überschreiten will, muss man es an den dafür vorgesehenen Kontrollposten tun und sich damit den Gesetzen des Reiches unterordnen. Wer dies nicht tut, begeht einen Rechtsbruch und wird dafür bestraft.[11] Der Aspekt des illegalen Übertretens eines sichtbar abgeschlossenen Raumes (z.B. das individuelle Wohnhaus als umrahmter Kult- und Ritenbezirk) war auch allen dem Reich benachbarten Kulturen bekannt und wurde dort ebenfalls als schwerer Frevel angesehen und dementsprechend saktioniert.
Überwachungssystem
Wie schon oben erwähnt, ermöglichte der Limes es den Römern, die Menschen- und Warenströme, die die Grenzen des Reiches passierten, gezielt zu den dafür vorgesehenen Durchgängen zu lenken. Hier wurden Warenzölle erhoben und die Personen, die in das Reichsinnere weiterreisen wollten, kontrolliert bzw. registriert. Diejenigen, die versuchten, illegal die Grenze zu überschreiten, wurden wie Kriegsgefangene behandelt. Ein weiteres wichtiges Element des Limessystems war auch das gut ausgebaute Straßennetz, das mit den großen Hauptverkehrsstraßen verbunden war und bei Bedarf schnelle Truppenbewegungen zu den Gefahrenpunkten ermöglichte.[12]
Das Risiko bei einem unerlaubten Grenzübertritt ertappt zu werden, war an bestimmten Abschnitten des Limes (z. B. Britannien und an Rhein und Donau) relativ hoch, denn er wurde hier mit einem ausgeklügelten System überwacht. Die direkt an den Waldschneisen platzierten Wachtürme waren die ersten Vorposten des Reiches. Sie standen in Sichtverbindung zueinander, damit deren Soldaten bei Gefahr sofort den Alarm mit Posaunenstößen (tubae), Rauch oder Feuersignalen an die Nachbartürme und den Kastellen im Hinterland weitermelden konnten. Ein einfaches aber wirksames Frühwarnsystem. Bis zu 8 Mann Hilfstruppen (auxilia) gehörten zur Besatzung eines Turmes. Sie blieben mehrere Wochen auf ihren Posten, ihre wichtigsten Aufgaben waren, bei einem Angriff die Alarmsignale weiterzugeben und in ihrem Abschnitt Patrouillen durchzuführen. Um auch das Vorfeld gut übersehen zu können, wurde versucht, es auf einigen Metern Breite - so gut es ging - von Vegetation freizuhalten. Vor den Grenzbefestigungen (z. B. am Antoninuswall) wurden auch oft Annäherungshindernisse angelegt wie die sogenannten lilia (Lilien), dreizackige eiserne Fußangeln, die in getarnten Fallgruben platziert wurden, und tibuli (Wolfsmäuler), in Holzpflöcke eingeschlagene Widerhaken.[13]
Abwehrtaktik
In den Kulturen der Völker, die außerhalb der Grenzen Roms siedelten, waren Kriege und Überfälle etwas Selbstverständliches. In dieser Hinsicht erfolgreiche Anführer ernteten großes Ansehen bei ihren Stämmen und machten nebenbei noch reiche Beute, die unter den Gefolgsleuten verteilt werden konnte, was wiederum noch mehr Krieger anlockte, die sich ebenfalls reiche Beute erhofften. Überfälle auf das Reichsgebiet waren deswegen an der Tagesordnung. In manchen Quellen wird von Einfällen tausender Krieger berichtet, die tief in die Provinzen vordringen konnten, bevor sie entweder in die Flucht geschlagen oder vernichtet wurden. Die meisten kriegerischen Aktionen der Barbarenstämme waren aber aufgrund ihrer unzulänglichen Organisation nur sehr beschränkt und umfassten wohl nicht mehr als einige hundert Krieger. Derartige Einfälle waren für Rom zwar nicht existenzbedrohend, aber sie mussten eingedämmt werden, um den Provinzialen ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln (für die sie ja Steuern bezahlten) und die Barbaren nicht zu größeren Aktionen zu ermutigen. Die Abwehrmöglichkeiten der römischen Armee waren aber aufgrund der riesigen Ausmaße des zu überwachenden Territoriums nur sehr beschränkt. War den Barbaren mit herkömmlichen diplomatischen und militärischen Mitteln nicht beizukommen, marschierte eine Invasionsarmee in das Siedlungsgebiet des Feindes ein und besetzte es. Nach Konsolidierung der römischen Herrschaft wurde das neu eroberte Gebiet zur Provinz erklärt und in das Reich eingegliedert. Wirtschaftliche Entwicklung und Romanisierung erledigten mit der Zeit dann den Rest. Solche Eroberungsfeldzüge waren jedoch teuer, banden viele Truppen und mussten von den Herrschern genau überwacht werden. Konnten die Übergriffe dennoch nicht gestoppt werden, musste dafür gesorgt werden, dass die daran beteiligten Stämme nicht ungeschoren davonkamen. Bei Überraschungsangriffen wurden die barbarischen Siedlungen niedergebrannt, die Ernte vernichtet und das Vieh zusammengetrieben und mitgenommen. Obwohl diese Maßnahmen nur auf einem relativ kleinen Gebiet durchgeführt werden konnten, war es trotzdem eine ernste Warnung für die umliegenden Stämme, dass die Römer jeglichen Übergriff grausam und blutig ahndeten. Da auch eine gut geführte kleinere römische Truppe den oft weitaus größeren Stammesaufgeboten überlegen war, mussten die Barbaren neben der Vernichtung ihrer Lebensgrundlagen auch noch eine militärische Niederlage hinnehmen.[14]
Die Römer konzentrierten deswegen fast ihre gesamte Armee an der Grenze; sie kontrollierte auch deren Vorfeld über mehrere Kilometer hinaus. Eine Ausnahme bildeten im Osten nur die Legionen in Syrien und Agypten, die auf die großen Städte verteilt waren.[15] Erkannte man erste Anzeichen einer Gefahr, stießen die Truppen ins Feindesland vor und bereinigten dort die Situation. Falls es den Eindringlingen dennoch gelang, den Limes zu durchbrechen, alarmierten die Turmwächter die Besatzungen der rückwärtigen Kastelle. Berittene Eingreiftruppen aus diesen Kastellen, in denen meist 500–1000 Mann stationiert waren, versuchten dann die Angreifer entweder abzufangen oder wieder über die Grenze zurückzudrängen. Meist ging man dabei so vor, dass die am Einbruchsabschnitt stationierten Einheiten versuchten, ihre Stellungen so lange zu halten, bis die flankierenden Besatzungen den Feind an beiden Seiten umgangen hatten, um ihm dann überraschend in den Rücken zu fallen. Dieses Abfangsystem funktionierte zwar einigermaßen, aber nur solange kleinere Beutegemeinschaften kurze Abschnitte der Grenze angriffen. Einem großflächigen Ansturm konnten die Grenztruppen hingegen nicht standhalten. Die Unzulänglichkeiten dieses Limessystems zeigten sich bereits nach dem Tod Trajans, noch bevor es unter Hadrian endgültig fertiggestellt wurde. In der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts vereinigten sich z.B. sämtliche Sarmatenstämme für einen Großangriff, überschritten die Donaugrenze und brannten zahlreiche Lager nieder. Diese Invasion war aber trotz dieser Zerstörungen in ihren Auswirkungen noch nicht so verheerend wie die späteren Markomannenkriege, die die römische Grenzverteidigung erstmals bis in ihre Grundfesten massiv erschüttern sollten.[16]
Aufgrund der Konzentration der römischen Armee an der Grenze konnten sich die Barbaren im Landesinneren weitgehend ungestört bewegen. Trotzdem bestanden noch gute Chancen, sie bei der Rückkehr in ihre Stammesgebiete am Limes wieder abzufangen und zu vernichten. Zahlreiche Versteckhorte ermöglichen heute eine ungefähre Rekonstruktion der Plünderrouten. Wenn die Germanen reich mit Beute beladen, zu welcher auch Gefangene zählten, den Rückweg in ihre Heimatgebiete antraten, wurden sie mancherorts von den römischen Truppen schon erwartet und eingekreist. Zeugnisse hierfür liefern unter anderem der Augsburger Siegesaltar, die Gründung des „Gallischen Sonderreiches“ durch Postumus und insbesondere der Hortfund von Neupotz am Oberrhein. Bei Letzterem wird angenommen, dass eine Konfrontationen mit der römischen Rheinflotte (Classis Germanica) zu seinem Verlust führte. Ein Teil der Beute ging dabei in den Fluten unter, so manches dürfte auch in den Besitz römischer Soldaten gelangt sein, doch das Meiste wurde wohl in die germanischen Gebiete verschleppt.
Die Aktivitäten der Armee beschränkten sich aber nicht ausschließlich auf das Reichsgebiet. Der diplomatische und militärischer Einfluss der Römer reichte weit über ihre Grenzen hinaus. Römische Truppen waren bei zahlreichen Stammestreffen der nordöstlichen Völker präsent. Germanische Adelige erhielten z.B. auch finanzielle Zuwendungen, mit denen sie ihre Machtbasis ausbauen konnten und als Gegenleistung eine romfreundliche Politik bei ihren Stämmen durchsetzten. Oft konnte die römische Diplomatie so großangelegte Angriffe auf die Grenzen verhindern oder wurde zumindest vorgewarnt.
In der Zeit der Tetrarchie wurde überdeutlich, dass das klassische, an den Grenzen aufgereihte Heer nicht mehr den neuen Anforderungen für die Verteidigung des Reiches genügte (besser organisierte und zahlenmäßig größere Beutegemeinschaften) und zudem auf lange Sicht unfinanzierbar wurde. Auch standen dafür nicht mehr genug Soldaten zur Verfügung. Anfang des 4. Jahrhunderts ging man daher dazu über, das Heer neu zu organisieren. Es wurden hierfür eigene Grenztruppen, die Limitanei, und ein Feld- oder Bewegungsheer ohne feste Standorte aufgestellt (Comitatenses), die im Bedarfsfall die Grenzeinheiten unterstützen und vor allem schon ins Reichsinnere eingedrungene Feinde verfolgen und schlagen sollten. Dies war bis dahin auch Aufgabe der Grenztruppen gewesen, was aber wiederum eine gefährliche Entblößung des Limes mit sich brachte. Außerdem konnten die neuen Feldarmeen auch bei Usurpationen rasch zum Einsatz gebracht werden, zu deren Bekämpfung früher ebenfalls Limestruppen abgestellt werden mussten, was in weiterer Folge zum altbekannten Problem der unterbesetzten Grenzkastelle zurückführte und barbarische Invasoren und Plünderern neuerliche Einfälle ins Reich ermöglichte. Die Limitanei (lateinisch „Grenzer“) oder Riparenses (lateinisch „Uferwächter“) an den Flussgrenzen wurden aber - im Gegensatz zu den Comitatenses - nicht an strategisch wichtigen Punkten im Hinterland, sondern wieder in den Kastellen direkt an der Grenze stationiert.
Neu war auch die Verteidigungsstrategie, die sich daraus entwickelte. Die Limitanei hatten am Limes für Ruhe und Ordnung zu sorgen sowie kleinere Überfälle in Eigenregie abzuwehren. Bei einem größeren Einbruch sollten sie versuchen die wichtigsten Kastelle und Städte oder Schlüsselstellungen wie z. B. Passübergänge zu halten, um später zusammen mit den Comitatenses den Feind zu vernichten. Die größte Schwierigkeit hierbei bestand darin, die meist kleinen Beutegemeinschaften aufzuspüren und dann überraschend über sie herzufallen, um sie mit geringstmöglichen Verlusten niedermachen zu können. Dafür war ein präzises Vorgehen der Spähtrupps (exploratores) und Koordinierung der Gegenmaßnahmen durch die Offiziere auf allen Kommandoebenen notwendig. Diejenigen Angreifer, die dennoch ohne größere Niederlagen wieder über die Grenze in ihr eigenes Territorium entkommen konnten, genossen danach großes Prestige bei ihren Stammesangehörigen und waren deswegen auch bald wieder zu neuen Aktionen bereit. Ein erfolgversprechendes Konzept für den Grenzschutz der römischen Flottenverbände an Rhein und Donau bot auch die dezentrale Vorwärtsverteidigung. Durch die Aufgabe der Doktrin der zentralen Massierung der Flotte an einigen wenigen großen Stützpunkten und ihre Verteilung auf kleinere Kastelle und Burgi konnten im Alarmfall innerhalb weniger Stunden zahlreiche Einheiten an Brennpunkten der Grenze zusammengezogen werden. Auch waren dabei die benachbarten Kastelle oder Wachtürme rasch zu alarmieren. Dies war am besten mit einem neuen Schiffstyp, der kleineren und beweglicheren Navis Lusoria, zu bewerkstelligen, mit der man Eindringlingen entweder gleich auf dem Strom oder in amphibischen Operationen, zusammen mit dem Landheer, entgegentreten konnte. Die Tatsache, dass die Armee meist erst dann die Verfolgung aufnahm, wenn die Gegner sich schon tief im Inneren der Provinzen befanden, war aber nicht das Ergebnis einer ausgeklügelten Strategie, sondern zeigt wohl vielmehr die Unfähigkeit der Römer, solche Durchbrüche schon im Vorfeld zu ersticken. Hatten die Comitatenses aber einmal den Feind aufgespürt und die Verfolgung aufgenommen, hetzten sie mit großer Ausdauer auch die kleinste Plünderergruppe systematisch zu Tode. Bei dieser Art von Kriegsführung waren die Römer im Vorteil, da es ihre gut organisierte Logistik erlaubte, die Truppen zu jeder Jahreszeit ausreichend zu versorgen.
Entwicklung
1. Jahrhundert
Auswärtige Eroberungen hatten sich für die Feldherren der späten Republik als probates Mittel erwiesen, in Rom bis an die Spitze der Macht zu gelangen. Im Mittelmeerraum bildeten Städte und größere Siedlungen wichtige Land- und Begrenzungsmarken für Kernzonen, von denen aus das neu eroberte Land verwaltet und überwacht werden konnte. Den Anfang zur Etablierung des Limes machte Augustus, indem er die Legionen zunächst an die Grenze verlegte. Sie hatten dort die Aufgabe, nicht nur Barbareneinfälle abzuwehren, sondern auch Angriffskriege durchzuführen.[17]Mit der darauffolgenden Expansion des Reiches im frühen 1. Jahrhundert wurde sein Territorium im Norden Europas auf unterentwickelte, mit teils dichten Wäldern überwucherte Gebiete ohne Verkehrswege und größere Siedlungen ausgeweitet, die auf hunderte Kilometer nicht mehr durch natürliche Landmarken (Flüsse oder Gebirge) abgegrenzt werden konnten. Im Süden, in Nordafrika, am Übergang von der Steppe in die Wüste, trafen die Römer ebenfalls auf einen riesigen, nahezu unbewohnten und öden Grenzsaum. Unter Claudius wurde mit Etablierung der Provinz Mauretania Caesariensis in den Reichsverband auch die letzte Lücke an der südlichen Mittelmeerküste geschlossen, sodass die Römer nun zu Recht von „innerem Meer“ (mare internum) sprechen konnten. Das gleiche Bild bot sich im Osten, in den Steppen und Wüsten jenseits der Flüsse Euphrat und Tigris. In Germanien, Kleinasien und Nordafrika hatte Rom somit dasselbe Problem, nämlich diese großen Gebiete dauerhaft zu halten, zu sichern und zu beherrschen. Die großen Ströme im Westen und Osten waren nicht nur ein physisches Annäherungshindernis, sondern für die Römer auch lebenswichtige überregionale Handels- und Verkehrswege, die ebenfalls ständig unter Kontrolle gehalten und überwacht werden mussten. Aber erst mit der Bildung eines großen stehenden Berufsheeres nach der dauerhaften Einrichtung des Kaisertums war die Voraussetzung für die Entstehung einer festen Grenze gegeben.
Zwischen 58 und 50 v. Chr. wurde Gallien bis zum Rhein unterworfen, 15 v. Chr. standen die Legionen an der mittleren und oberen Donau. Bis 9 v. Chr. waren auch alle Gebiete entlang der Donau im heutigen Ungarn von den Römern annektiert worden. Trotz aller Anstrengungen scheiterten die Römer im Norden in verlustreichen Kleinkriegen gegen die germanischen Stämme und zogen sich um 16 n. Chr. – nach Aufgabe aller rechtsrheinischen Siedlungen (etwa Waldgirmes) und der meisten Kastelle – vorerst wieder hinter Rhein und Donau zurück. Die beiden großen Ströme sollten im großen und ganzen für den Rest der Geschichte des Römerreiches die Grenze bilden. An den östlichen Ufern wurden als zusätzliche Sicherungsmaßnahme – durch Drohungen oder Verträge – Sperr- und Pufferzonen eingerichtet, in denen es den Germanenstämmen untersagt war, sich niederzulassen. 43 n. Chr. besetzten Claudius Legionen Britannien, drei Jahre später auch das alte Königreich Thrakien an der unteren Donau. Nach den Chattenkriegen wurde versucht, die Linie der Kastelle und Wachtürme weiter zu optimieren und die einzelnen Anlagen möglichst in Sichtweite voneinander aufzubauen. Durch die Kenntnis der Entfernung zwischen den einzelnen Kastellen konnten die Grenztruppen viel effektiver eingesetzt werden. Für die Besetzung und Bewachung des Limes wurden neue Rekruten ausgehoben und in Numeri genannten Einheiten zusammengefasst.
Zu den Zeiten der römischen Republik gab es noch keine Ostgrenze und die dortige Grenzverteidigung wurde den mit den Römern verbündeten Klientelkönigreichen überlassen, die eine Pufferzone zwischen Rom und Parthien bildeten. Rom begnügte sich zunächst noch mit der Ausübung einer indirekten Herrschaft. Der Übergang zu einer direkten Herrschaft erfolgte erst gegen Ende der Republik und folgte keinen festen Regeln. 64 v. Chr. gründete Gnaeus Pompeius Magnus auf den Trümmern des Seleukidenreiches die römische Provinz Syria. Die neue Provinz lag günstig an der östlichen Peripherie des römisch beherrschten Mittelmeeres und ermöglichte mit ihren Flussübergängen den direkten Zugang zu parthischen und asiatischen Handelsrouten.[18] Ein Schwachpunkt war jedoch der Grenzabschnitt am Mittellauf des Euphrat, der gefährlich nahe an die Hauptstadt Antiochia heranreichte und keinen Schutz vor den hochmobilen Reiterarmeen der Parther bot. Das neu eroberte Gebiet wurde durch ein über 1000 Kilometer langes Straßensystem erschlossen und ebenfalls mit Wachturm- und Kastellketten gesichert. Zusätzlichen Schutz boten die Stadtfestungen von Samosata, Zeugma, Hierapolis, Soura und Doura Europos, die mehrere Voraussetzungen wie strategische Lage, Garnisonsstandort und Handelsplatz in sich vereinigten. [19] Der Verlauf und die einzelnen Schutzbauten des orientalischen Limes sind bis heute nicht genau bekannt. Zum Unterschied der Rhein-Donau-Grenze im Westen konnte sich der östliche Limes aufgrund der ausgedehnten Wüstensteppen, der ständig wechselnden Gebietsgewinne und Rückzugsgefechte Roms gegen die Perser zwar nie als durchgehender Schutzwall etablieren. Dennoch gelang es den Römern, ihre Vormachtstellung im Nahen Osten für die nächsten 700 Jahre zu behaupten.
2. Jahrhundert
Als der erste dakische Krieg Trajans im Jahre 102 n. Chr. beigelegt wurde, besetzten die Römer danach den größten Teil des Territoriums von Burebistas ehemaligen Konigreich (in etwa Banat, Hatzeger Land, Eisernes Tor, Oltenien, Mutenien und Südmoldawien). Bis heute kennt man keine Kastelle in Dakien die in dieser Zeit errichtet worden sein könnten. Die Reliefs auf der Trajansäule in Rom stellen zwar den Bau von Kastellen, Wegen und Brücken dar, diese konnten aber nur selten auch archäologisch bestätigt werden. Anhand der Truppenvorstöße nimmt man an, dass zuerst die drei Legionslager im Banat und im Südwesten von Siebenbürgen (Berzovia, Zävoi und Sarmizegetusa) fertiggestellt wurden. Vermutlich entstanden auch die meisten Holz-Erde-Kastelle an den Straßen Lederata-Tibiscum und Dierna-Tibiscum zu dieser Zeit. Wahrscheinlich wurden damals auch schon die Festungslinien an den Flüssen Jiu und Olt aufgebaut, vermtlich auch die Holz-Erde-Kastelle in den Brooser Bergen (Muntii Orästiei). 105 n. Chr. wurden die Feindseligkeiten wieder aufgenommen, ein Jahr später war die Eroberung Dakiens nahezu abgeschlossen. Man nimmt an, dass der Aufbau des dakischen Limes um 110 n. Chr. abgeschlossen war. Das militärisch und administrativ neu organisierte Dakien wurde bald als so stabil angesehen, dass die meisten Legionen nach 110 wieder abgezogen und in den Osten an die Partherfront verlegt werden konnten. 118/119 wurde unter Hadrian das südliche Moldawien wieder aufgegeben und die Römer zogen sich hinter den Olt zurück. Die Oltlinie wurde stattdessen von den Karpaten bis zur Donau massiv ausgebaut. Anscheinend waren in dieser Zeit auch alle Kastelle an der Donau in der Mosesia Inferior, westlich von Novae unbesetzt. In den 20er Jahren des 2. Jahrhunderts begann der dakische Limes schließlich seine endgültige Gestalt anzunehmen. Neue Kastelle wurden nicht mehr erbaut, sondern die vorhandenen den drei neuen dakischen Provinzen zugeordnet. Nach Hadrians Tod fanden keine wesentliche Veränderungen in der Struktur des dakischen Limes mehr statt.[20]
Im Zuge seiner Reise durch das gesamte Imperium im frühen 2. Jahrhundert n. Chr. inspizierte Kaiser Hadrian auch die Limesanlagen an Rhein und Donau. Er förderte den Umbau der meisten Holz-Erde-Lager und Wachtürme in Stein und brachte die durch den langen Frieden sorglos und schlaff gewordenen Grenztruppen wieder auf Vordermann. Um 122 n. Chr. traf der Kaiser in Nordbritannien ein und ordnete den Bau einer Sperrmauer vom Solway Firth bis zur Mündung des Tyne in die Nordsee bei Newcastle an (Hadrianswall). Dieses Projekt zählt bis heute zu den bekanntesten Leistungen seiner Regierungsperiode.
128 n. Chr. erreichte Hadrian auf seiner Inspektionsreise durch das Imperium auch seine südlichsten afrikanischen Provinzen. Die schon seit 200 Jahren von den Römern besetzten fruchtbaren Hochebenen und Wüstenrandzonen Nordafrikas mit ihren riesigen landwirtschaftlichen Latifundien waren eine der wichtigsten Kornkammern der Hauptstadt Rom. Bei seinem Aufenthalt in Hauptquartier der Legio III Augusta in Lambaesis ließ sich der Imperator von den Soldaten nicht nur Exerziermanöver und Reitkünste, sondern auch das Ausheben von Gräben durch harten rauen Kies und das Bauen von Mauern aus schweren Steinen vorführen. Auch die Münz- und Keramikfunde bestätigen die Errichtung des afrikanischen Wall- und Grabensystems in hadrianischer Zeit (fossatum Africae)[21]. Sie untermauern damit noch weiter die Grundidee des Kaisers, das Reich mit festen und gut sichtbaren Grenzanlagen zu sichern, um damit letztendlich auch Soldaten einsparen zu können.
Im Osten des Reiches gab Hadrian hauptsächlich Funktionsbauten wie beispielsweise Straßen, Tempel und Foren in Auftrag. Davon profitierte nicht nur die lokale Bevölkerung, sondern auch die Armee und in Folge damit das ganze System des Limes in dieser Region. Nach dem kostspieligen und im Endergebnis für die Römer negativ verlaufenen Partherkrieg Trajans muss seinem Nachfolger klar geworden sein, dass die große Landmasse im Osten auf Dauer nicht unterworfen und gehalten werden konnte. Insbesondere mussten die wirtschaftlich bedeutenden Regionen von Judäa, Syrien und Arabien gesichert werden, was auch das harte Vorgehen Hadrians im Bar-Kochba-Aufstand von 132 bis 135 n. Chr. erklären würde.
Der Limes Hadrians transformierte die bisherige weitgehend offene Postenkette zu einem geschlossenen System und war so einschneidend wie die Wandlung der Milizarmee der frühen römischen Republik zur stehenden und professionellen Armee des Kaiserreiches. Er versuchte mit diesem Mitteln, die römische vor der nichtrömischen Welt abzuschotten. Eine Passage der Historia Augusta fasst die Maßnahmen des Kaisers im Wesentlichen so zusammen:
„In dieser Zeit und auch später wurden an vielen Orten, an denen die Barbaren nicht durch Flüsse, sondern durch Schneisen abgeteilt wurden, jetzt mit großen Pfählen, die in der Art einer Mauer tief gegründet und verbunden waren, die Barbaren abgesondert.“
Jedem Eindringling war nun klar, dass nun Tag und Nacht zwischen dem Barbaricum und dem Römischen Reich kampfbereite Soldaten bereit standen, obwohl diese auch nicht jeden Angriff sofort aufhalten konnten. Aber selbst für kleinere Räuberbanden stieg nun das Risiko an, beim Überqueren der Grenze ertappt und gestellt zu werden, bevor sie noch irgendwelchen Schaden anrichten konnten. Hadrians Regierungszeit wurde später als das Goldene Zeitalter des Reiches angesehen und damit auch seine Leistungen für den Fortbestand und das Zusammenwachsen des Imperiums gewürdigt. Diese Konsolidierungen waren zum Teil auch auf seine Neuorganisation des Limes zurückzuführen.
Unter Hadrians Nachfolger Antoninus Pius brach eine der friedlichsten und ruhigsten Epochen für das Reich an. Die Limites wurde nach Vorbild der hadrianischen Ideen - die sich anscheinend gut bewährt hatten - noch weiter ausgebaut und verstärkt. Die langen Friedensjahre förderten vor allem die Entwicklung des Grenzlandes und die Verfestigung und Akzeptanz der Romanisierung bei den meisten der unterworfenen Völker. Die rasante Entwicklung der militärischen und zivilen Infrastruktur lässt sich besonders im linksrheinischen Germanien, Dakien, Pannonien und Raetien beobachten. In Britannien wurde 160 km nördlich des Hadrianswalles ein neuer, diesmal aber nur 63 km langer Wall aus Holz und Grassoden, der Antoninuswall, errichtet.
Zwischen 156 und 158 n. Chr. wurden der Odenwald- und Neckarlimes aufgegeben und auf eine 35 km östlich gelegene, neu errichtete Linie vorverlegt. Hier errichtete man die Wachtürme und Kastelle von Anfang an in Steinbauweise, die aber wieder durch eine Holzpalisade miteinander verbunden waren. Besonderes Merkmal war sein über 80 km langer, schnurgerader Verlauf nach Norden zwischen dem Kloster Lorsch und der Ortschaft Walldürn. Der obergermanische Limes schloss sich damit nun auch nahtlos an den rätischen Limes an und ersetzte die bisherigen Flechtzäune durch eine Palisade bis zum Ufer der Donau. Um 160 n. Chr. wurde die Palisadenlinie zwischen Rhein- und Donauufer bei Eining fertiggestellt.
Im späten 2. Jahrhundert hatte es das Reich in nur zwei Generationen geschafft, durch großzügigen Ausbau der Limesinfrastruktur und der Stationierung fast des gesamten Heeres an der Grenze seine Randzonen zu befrieden und wirtschaftlich weiterzuentwickeln. Diese positive Entwicklung endete unter Mark Aurel abrupt mit der raschen Ausbreitung der aus dem Osten eingeschleppten Antoninischen Pest und einem massiven Einfall der Markomannen und Quaden in das Reichsgebiet. Zahlreiche Kastelle am Donaulimes wurden zerstört und viele Besatzungen, die schon zusätzlich durch die Ausfälle in Folge der reichsweit grassierenden Seuche geschwächt waren, wurden komplett aufgerieben. Der Kaiser war fast seine gesamte Regierungszeit hindurch damit beschäftigt, die Invasoren wieder zu vertreiben, den Limes zu stabilisieren und die verheerenden wirtschaftlichen und demografischen Auswirkungen der Seuche in den Griff zu bekommen, der er schließlich selbst im Feldlager erliegen sollte. Schon unter seinem Vorgänger Antoninus Pius hatten zahlreiche fremde Völker bei den Römern um Schutz und Aufnahme in das Reich gebeten, aber unter dem Sohn und Nachfolger Mark Aurels, Commodus, verschärfte sich dieses Problem zusehends. Anstatt diese Völker kontrolliert im Reichsgebiet anzusiedeln, kehrte er zu den bewährten Maßnahmen der Vergangenheit zurück, verstärkte den Limes weiter und kapselte das Imperium noch weiter von seinen Nachbarn ab. In Rätien ließ er die Palisaden entfernen und diesen Abschnitt durch eine 166 km lange Steinmauer ersetzen. Die verrotteten Teilstücke der Palisadenlinie in Dakien und Obergermanien wurden durch einen einfachen Erdwall mit vorgelagerten Graben ersetzt. Das Konzept der Abschottung war jedoch angesichts der rasch wiedererstarkenden Völker im Norden und Osten längst überholt und funktionierte in der aktuellen gefährlichen Situation, in der sich das Reich befand, nicht mehr.
Am Limes herrschte zu dieser Zeit noch die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Commodus ließ um 185 n. Chr. an der unteren Donau weitere Kastelle und Wachtürme gegen die sog. „heimlichen Räuberchen“ (clandestini latrunculi) errichten. Diese Bezeichnung war jedoch eine stark untertriebene Verharmlosung der Bedrohung, die sich jenseits der Grenze langsam aber stetig aufbaute.
3. Jahrhundert
Um 202 bis 211 n. Chr. erfolgte der Aufbau des Limes Tripolitanus (Limes Numidiae et Tripolitanus) durch den aus Leptis Magna stammenden Kaiser Septimius Severus. In diesem Zusammenhang erfolgte auch die Einrichtung der neuen Provinz Numidia. Der Limes erstreckte sich von Ghadames im Westen bis nach Bu Ngem. Seine Befestigungen bestanden hauptsächlich aus einzelnen Kastellen, sowie Wach- und Beobachtungstürme. Die wichtigsten Kastelle am Limes Tripolitanus waren Ghadames, Gheriat El Gharbia und Bu Njem. Zusätzlich wurden Wehrdörfer gegründet, deren Bewohner die zunehmenden Nomadenüberfälle abwehren sollten. Die Anlagen sollten aber in erster Linie eine Art Trennungslinie markieren, die zwei Kulturen und Wirtschaftsräume sichtbar voneinander abtrennte. Weiters sollte auch die Romanisierung in dieser Region gefördert und intensiviert werden. Der Ausbau der severischen Anlagen in Numidia führte schließlich auch zur Kontrolle der Aurès-Berge und der teilweisen Unterwerfung der dort beheimateten Nomadenstämme. Auch diese Anlagen umfassten Kastelle, aber auch beispielsweise Zollstationen bei Zarai und Lambaesis, die den Handels- und Reiseverkehr dieser Limeszone kontrollieren und kanalisieren sollten.
Danach gelang es Septimius Severus in Britannien noch einmal für kurze Zeit, die Central Lowlands zu besetzen und mit seiner Armee über den Antoninuswall hinaus bis an die unwirtliche Nordküste der Insel vorzustoßen. Der Feldzug erforderte jedoch durch die geschickte und zähe Guerillataktik der Hochlandstämme enorme Opfer und endete weitgehend ergebnislos durch den Tod des Kaisers in York im Jahr 211 n. Chr. Sein Nachfolger Caracalla schloss umgehend einen Friedensvertrag mit den caledonischen Stämmen und festigte, diesmal endgültig, die Nordgrenze am Hadrianswall. Im Jahr 213 n. Chr. rühmten die inschriftlich erhaltenen Akten der fratres arvales (Bruderschaft des Ackers) in Rom eine Strafexpedition Caracallas in Rätien:
„Am 3. Tag vor den Iden des August [11. August] kam die Bruderschaft der Arvalen vor dem Tempel der Iuno Regina zusammen, weil unser Herr, der heiligste, fromme Kaiser Marcus Aurelius Antoninus Augustus, Pontifex Maximus, im Begriff ist, über den Limes Raetiens (per limitem Raetia) in das Land der Barbaren einzugringen, um die Feinde zu entwurzeln (ad hostes extirpandos barbarorum terram introiturus est) […]“
Sowohl der Ausdruck „Limes“ als auch das Überschreiten der Reichsgrenze sind hier einzigartig dokumentiert.[22] Anlässlich dieses Feldzuges ließ der Kaiser beim heutigen Dalkingen ein Ehrentor mit Prachtfassade und einem Bronzestandbild errichten, das seine Taten in diesem Feldzug verherrlichen sollte. Die Errichtung dieses Bauwerkes markiert den Höhepunkt der Bedeutung des Limes. Die Verherrlichung des (in früheren Jahrhunderten oft üblichen) Überschreitens des Limes als Zeichen für außerordentliche Tapferkeit zeigt, wie stark das Symbol der festen Grenze für das Selbstverständnis des Reiches und im Gegenzug, wie fremd und unheimlich die Länder jenseits des Limes den Römern in der Zwischenzeit geworden waren. Dies zeigt sich 212 n. Chr. auch in der Verleihung des Bürgerrechtes an alle freien Bürger des Reiches durch Caracalla (Constitutio Antoniniana). Der Limes schuf die Möglichkeit zur exakten Unterscheidung, wer wohin gehörte.[23]
Trotz der erfolgreichen Feldzüge Caracallas wurden nur wenige Jahre später einige Kastelle am Rätischen Limes von Germanenstämmen zerstört. Dies war nur der Auftakt zu immer neuen Einfällen von Barbarenstämmen. Diese wurden zwar jedes Mal wieder vertrieben, das Problem konnte aber nicht dauerhaft gelöst werden. Seit den letzten Verstärkungen des Limes durch Commodus und die Severer waren keine weiteren Maßnahmen in dieser Richtung mehr durchgeführt worden. In den nun anbrechenden Wirren der Soldatenkaiserzeit mussten viele Besatzungen vom Limes abgezogen werden, die teilweise auch nicht mehr an ihre ursprünglichen Stationierungsorte zurückkehrten. Diese Truppenabzüge setzten verstärkt ab 230 n. Chr. ein. Nach dem Fundmaterial zu schließen, konnten danach kleinere Wachtposten und Kastelle nicht mehr besetzt werden. Ab der Mitte des 3. Jahrhunderts wurden deswegen auch viele Kastelle (z. B. Kastell Eining oder Kastell Kapersburg) in ihrer Fläche stark verringert und die restliche Garnison in kleineren ummauerten Arealen untergebracht.
Vermutlich noch zu Lebzeiten des Septimius Severus ließ man in Dakien östlich des Olt einen 235 km langen Erdwall aufwerfen, der durch zahlreiche Holz-Erde-Kastelle verstärkt wurde. Diese Kastelle existierten aber nur kurz und wurden schon während der Karpenkriege (242-244) wieder aufgegeben.[24] Nach 245 verfielen die Verteidigungsanlagen der Provinz Dacia Malvensis in ihrem östlichen Abschnitt. Nur die Festungen, die der Verteidigung des Siebenbürger Hochlandes dienten (Bumbesti, Räsnov), und die Kastellinie auf dem Siebenbürger Abschnitt des Olt blieben weiterhin in Verwendung.[25]
Aufgrund der Ursurpation des Ingenuus in Pannonien im Jahr 259 n. Chr. war Kaiser Gallienus gezwungen, die meisten Truppen aus Gallien und vom ohnehin ständig bedrohten Limes in Germanien abzuziehen, um den Widersacher auszuschalten. Als Reaktion darauf erhob sich stattdessen der dortige Statthalter Postumus zum Imperator (Gallisches Sonderreich), stabilisierte vorübergehend die Rheingrenze und wurde auch zeitweise von Rätien sowie den hispanischen und britannischen Provinzen als Herrscher anerkannt. 262–263 führte er unter anderem erfolgreiche Feldzüge gegen Alamannen und Franken, die danach längere Zeit ruhig blieben. Auch verbesserte er den Grenzschutz, indem er weiter im Hinterland eine zweite Verteidigungslinie errichten ließ. Sein Gallisches Sonderreich konnte erst 274 n. Chr wieder von Rom zurückerobert werden.
Der endgültige Untergang des Obergermanischen-Rätischen Limes vollzog sich wohl in den Jahren um 260 n. Chr. Einige Stützpunkte wiesen keinerlei Spuren einer gewaltsamen Zerstörung auf und dürften von ihren Besatzungen einfach aufgegeben worden sein, andere (besonders in Rätien nördlich der Donau) wurden allerdings schon im großen Germaneneinfall von 254 n. Chr zerstört.[26] Zwischen 260 und 265 n. Chr. zogen sich die Römer in Obergermanien und Rätien auf die Rhein-Iller-Donau-Linie zurück. Der Rückzug vom alten obergermanisch-rätischen Limes erfolgte wohl planmäßig und nicht in Folge eines Angriffes der Germanen. In der Provinzliste des Laterculus Veronensis heißt es dazu, dass die rechtsrheinischen Gebiete gegenüber von Mainz unter der Herrschaft des Kaiser Gallienus von den Germanen erobert wurden. Dennoch kam es wieder zu vermehrten Übergriffen auf das Reichsgebiet, ein Vorgeschmack auf die sich anbahnende Völkerwanderung.[27]
Einen kleinen Einblick auf die damaligen Zustände am oberen Donaulimes vermittelt uns die Inschrift des Augsburger Siegesaltars. Sie berichtet von einem siegreichen Gefecht einer Miliz aus rätischen Provinzialen und Heeresangehörigen, unterstützt von Soldaten der Nachbarprovinz Obergermanien, gegen ein großes Heer iuthungischer Plünderer, die mit ihrer Beute an Augsburg vorbeizogen und dabei gestellt und vernichtet wurden (24. und 25. April 260). Anscheinend konnten die Iuthungen vorher ungehindert den personell völlig unterbesetzten Limes überschreiten, bis nach Italien vordringen und nach einer Niederlage bei Mailand fast problemlos wieder an die Grenze zurückkehren. Mitte des 3. Jahrhunderts wurden als Reaktion darauf Reitertruppen aus den Grenztruppen herausgezogen und weiter ins Landesinnere verlegt, eine Vorstufe auf die spätere Trennung in mobile (Comitatenses) und stationäre Truppen (Limitanei). Die anhaltenden schweren Spannungen im römischen Regierungsapparat und die damit verbundenen Usurpationen und raschen Wechsel auf dem Kaiserthron führten 272 n. Chr. auch zur Aufgabe der transdanubischen dakischen Provinzen, um dadurch den Donaulimes stärken zu können. Aurelian konnte wiederholt schwere Angriffe der Iuthungen, Markomannen und Goten abschlagen, eine dauerhafte Beruhigung der Situation war jedoch nicht mehr möglich.
Auch in Roms orientalischen Provinzen herrschte nach der Gefangennahme Kaiser Valerians bei Edessa durch die Perser in den 60er Jahren des 3. Jahrhunderts Unruhe und Anarchie. Erst dem Herrscher von Palmyra, Odaenathus, gelang es schließlich, die römische Ostgrenze wieder zu stabilisieren. Gleichzeitig förderten die Wirren der Reichskrise des 3. Jahrhunderts aber auch seine eigenen politischen Ambitionen, er gewann bald die Macht über fast den gesamten Orient und agierte schließlich völlig unabhängig von Rom. Nach Odaenathus’ Ermordung übernahm seine Frau Zenobia gemeinsam mit ihrem Sohn die Macht im Palmyrenischen Sonderreich, beide konnten erst 272 n. Chr. vom legitimen Kaiser Aurelian wieder abgesetzt werden. Auch die Situation an der Grenze zum Sassanidenreich entspannte sich nur langsam und blieb ein großer Unsicherheitsfaktor. Aurelian hatte damit dem Reich aber nur eine Verschnaufpause verschafft, die Gefahr von plötzlichen Überfällen war weiterhin so groß, dass der Kaiser schließlich in großer Eile auch die altehrwürdige Hauptstadt Rom mit einer neuen Stadtmauer umgeben ließ. Im Frühjahr 272 schlug er die Goten vernichtend (dabei kam auch deren König Cannabaudes ums Leben) und entschied sich danach, die zunehmend von Barbarenstämmen infiltrierte Provinz Dacia endgültig zu räumen und aufzugeben. Die untere Donau wurde wieder Reichsgrenze und deren Kastelle verstärkt. Der Druck von außen und innen reduzierte die Imperatoren immer mehr auf die Rolle von reinen Reakteuren, als Akteure hatten sie so gut wie keine Optionen mehr. Nach dem endgültigen Verlust der Limites in Obergermanien, Rätien und Dakien wurden auch keine neuen Palisaden- und Mauerlinien mehr errichtet.[28] Um den zunehmenden Überfälle sächsischer Piraten besser Herr zu werden, begann man ab Mitte des 3. Jahrhunderts an der Kanalküste Britanniens und Galliens mit dem Ausbau einer Kastellkette, dem litus Saxonicum, dessen Truppen unter den Befehl eines Comes und zwei duces (in Gallien) stehen.
4. Jahrhundert
Im 4. Jahrhundert nahm der Druck der Wandervölker auf die Grenzen immer mehr zu. Nach dem Verlust einiger Provinzen wurden - mit unterschiedlichem Erfolg - Verträge ausgehandelt, die die Neusiedler verpflichteten, die Grenzverteidigung zu übernehmen. Operationen der römischen Truppen an den Grenzen wurden immer seltener. Die Reformen der römischen Militärorganisation unter den Kaisern Probus, Diokletian und Konstantin I. brachten eine beträchtliche Erhöhung der Grenzgarnisonen und eine Teilung in stationäre und mobile Einheiten mit sich. Die Garnisonstruppen waren nun auch teilweise der Befehlsgewalt der jeweiligen Statthalter entzogen und wurden unter das Kommando von duces (Heerführern) gestellt, deren Zuständigkeit manchmal auch mehrere Provinzen umfassen konnte. Diese neue Aufgabenteilung der Armee zeigte, wie dramatisch sich mittlerweile die Situation verändert hatte. Dass räuberische Barbaren nun auch weit im Inneren des Reiches umherstreiften, war bis dahin die Ausnahme gewesen. Nun musste auch hier eine dauerhafte militärische Präsenz Ruhe und Sicherheit gewährleisten. Das Grenzheer spielte nun nur noch eine sekundäre Rolle.[29]
Seit 290 n. Chr. etablierten die Römer an der Linie Rhein, Iller und Donau eine neue Befestigungskette, um damit nach Aufgabe des Dekumatenlandes die Grenze im Alpenvorland wieder zu stabilisieren. Als Schutzbauten wurden hier vor allem massive Wachtürme (burgi) und stark befestigte Kastelle hochgezogen, die große Ähnlichkeit mit mittelalterlichen Burgen aufwiesen. Der Limes dieser Region bestand aus einer lockeren Aneinanderreihung gut befestigter Einzelwerke, deren Besatzungen vor allem Angriffen kleinerer Barbarengruppen standhalten sollten, bis die Verstärkung durch mobile Eingreiftruppen eintraf. Dieser Limes wurde bis in das 5. Jahrhundert verteidigt und ging dann durch die Hunneneinfälle zugrunde.[30] Im Osten ließ Diokletian zur Absicherung des Hinterlandes und seiner Eroberungen jenseits von Euphrat und Tigris neue Kastelle errichten. Hier galt immer noch das Prinzip der offenen Posten- und Signalkette, wie es schon seit dem frühen 1. Jahrhundert n. Chr. praktiziert wurde.[31] Trotz aller dieser Maßnahmen konnten die Grenzen aber nicht mehr auf Dauer stabilisiert werden. In Nordafrika zog sich die Römische Armee zunehmend an die Küste des Mittelmeeres zurück. Mauretania hatte Rom schon seit dem späten 3. Jahrhundert mehr oder minder sich selbst überlassen. Auch im Kern des römischen Afrika, in den Provinzen Numidia und Africa proconsularis, wurde die Grenzverteidigung neu organisiert, verlor damit aber auch ihre überregionale Bedeutung.
Britannien war zwar von den Kriegen und Verwüstungen im 3. und 4. Jahrhundert nur wenig betroffen, der schon weitgehend verfallene Hadrianswall, dessen Besatzung durch ständige Abkommandierungen an die Truppen diverser Usurpatoren immer mehr ausgedünnt wurden, spielte nur mehr eine untergeordnete Rolle. Seine Kastelle wurden entweder aufgegeben oder wandelten sich in Wehrdörfer um, deren Bevölkerung keine Unterstützung mehr von der Militärverwaltung erhielt und hauptsächlich mit dem täglichen Überleben beschäftigt war, ein Schicksal, das die Kastelle am Wall mit den meisten anderen an den Limites des Reiches teilten. Das Ende des Limes in Norden Britanniens zog sich über 150 Jahre hin. Sein Niedergang setzte schon Mitte des 3. Jahrhunderts ein und beschleunigte sich durch die Staatsreform Diokletians im frühen 4. Jahrhundert, da sich die innen- und außenpolitische Lage des Reiches grundlegend änderte.[32]
5. Jahrhundert
Das Ende des Limes vollzog sich am augenscheinlichsten im Westteil des Reiches. Er kittete das alt gewordene Römische Reich weder kulturell noch räumlich mehr zusammen und war auch für die barbarischen Wandervölker längst kein Hindernis mehr. Seine statischen Befestigungswerke passten nicht mehr zu den dramatischen politischen und militärischen Veränderungen, die diese Zeitperiode mit sich brachte. Als militärisches Bollwerk war der Limes ohnehin nie geplant und auch als Grenze zwischen dem Reich und dem „Barbaricum“ taugte er nun nicht mehr, da sich diese Regionen durch die Gründung germano-romanischer Königreiche auf dem alten Reichsgebiet immer mehr anglichen.
Im Sommer oder Herbst 406 floh das Volk der Asdingen-Vandalen vor den Hunnen entlang des Rheins nach Norden und stieß am Mittelrhein auf die mit den Römern verbündeten Franken. In der darauffolgenden Schlacht entgingen sie nur knapp einer verheerenden Niederlage, da die verbündeten Alanen und Sueben noch rechtzeitig in den Kampf eingriffen. Da im Süden die Alamannen saßen, wählten die drei Völker am 31. Dezember gleichen Jahres das Umland um die alte Legionsfestung Mogontiacum für ihren Übergang über den Rhein. Sie plünderten die Stadt und zogen danach eine Spur der Verwüstung durch Gallien. Den wenigen an der Rheingrenze verbliebenen Grenztruppen war es offenbar nicht mehr möglich, den Angreifern wirksamen Widerstand zu leisten. Stilicho, der Regent und Oberbefehlshaber des westlichen Reichsteiles, war zu sehr mit Italien beschäftigt, um Gallien zu Hilfe kommen zu können. Allerdings scheint die Invasion nicht den vollständigen Zusammenbruch der Rheingrenze zur Folge gehabt zu haben, denn der Mainzer Dukat (Militärdistrikt) ist anschließend wieder errichtet worden. Unter den westlichen Provinzen war Britannien diejenige, die in der Spätantike am stärksten zur Revolte neigte. Diese Aufstände dauerten für gewöhnlich nicht lange an, und nur selten hatten sie über den Ärmelkanal hinaus Auswirkungen. Doch mit dem Comes der Feldarmee Konstantin kam auf der Insel ein Usurpator mit besonderen Führungsqualitäten an die Macht. Er zog alle verfügbaren britischen Truppen zusammen und setzte mit ihnen nach Gallien über. Dort gelang es ihm binnen kurzer Zeit, die versprengte Rheinarmee zu sammeln und den Limes wieder zu stabilisieren. Laut Orosius schloss Konstantin zu diesem Zweck Verträge mit den Franken, Alamannen und Burgunden. Konstantin bekämpfte anschließend die Eindringlinge und drängte sie nach Spanien ab, wo sie sich einige Jahre festsetzen konnten, um schließlich Mitte des 4. Jahrhunderts in Nordafrika ihr eigenes Reich zu gründen.
Am Ende des 4. Jahrhunderts hörten die Kastelle am Hadrianswall auf, Teil eines einheitlich organisierten Grenzsicherungsystems zu sein. Auch mit dem spätestens im Jahre 410 abgeschlossenen Abzug des britischen Feldheeres (Comitatenses) durch Konstantin III. verlor der Wall möglicherweise seine letzten regulären Besatzungen. Archäologische Funde zeigten, dass einige Kastelle offenbar noch etwa für 100 Jahre von den Nachkommen der römischen Soldaten bewohnt wurden. In dieser Zeit wandelten sie sich entweder zu Wehrdörfern (oppida) um oder verkamen zu Steinbrüchen; die Meilenkastelle verloren ihre Funktion und wurden unter anderem als Viehpferche verwendet.
Ausgrabungen, wie zum Beispiel in Birdoswald, förderten zu Tage, dass seine Infrastruktur – wenn auch auf niedrigerem Niveau – weiter genutzt wurde, bis sie schließlich völlig unbrauchbar wurde und durch einfachere Holzgebäude ersetzt werden musste. Auch dieses Kastell war noch lange nach Ende der römischen Herrschaft besiedelt. Seine Bewohner schlugen sich als weitgehend autonome und stark bäuerlich geprägte Gemeinschaft durch. Sie pflegten wohl auch noch im 5. Jahrhundert die Traditionen und Kultur der Militäreinheiten, von denen sie abstammten, Spuren solcher Aktivitäten fand man überall auf Grabungsplätzen entlang des Walles und sie reichten bis weit in poströmische Zeit. Was in Birdoswald geschah, konnte daher auch anderswo in der Wallregion genau so oder zumindest ähnlich abgelaufen sein. Die Inschrift eines Grabsteins aus Vindolanda zum Beispiel (heute in Chesters) ist allerdings schon in einem sehr verwilderten Latein abgefasst, die nicht mehr zur klassisch-römischen, sondern schon zur frühmittelalterlich-christlichen Kulturgemeinschaft passt. Sie ist nicht exakt zu datieren, stammt aber wahrscheinlich aus dem 5. oder 6. Jahrhundert. In den darauffolgenden Jahrhunderten wurden die nutzlos gewordenen Wallanlagen zum großen Teil abgetragen um ihre Steine woanders wiederzuverwenden, unter anderem für den Bau des Klosters Lanercost Priory. Ein großer Teil des Materials wurde auch noch im 18. Jahrhundert zur Pflasterung einer Militärstraße (der heutigen B6318) verwendet.
Mit der Eroberung großer Gebiete in Nordafrika durch die Vandalen Geiserich wurde auch das Ende des Limes in Afrika eingeläutet. 435 schloss die weströmische Regierung einen Vertrag mit den Eroberern, der ihnen Gebiete in Mauretanien (den beiden Provinzen Mauretania Tingitana und Mauretania Caesariensis) und Numidien zugestand. 439 wurde unter Bruch des Vertrags Karthago erobert, die größte Stadt des Westens nach Rom, wobei den Vandalen die dort stationierte römische Flotte in die Hände fiel. Die Vandalen und Alanen errichteten ein Königreich in den reichen afrikanischen Provinzen Byzacena und Proconsularis (etwa im Gebiet des heutigen Tunesien), das 442 auch von Valentinian III. anerkannt wurde.
Befestigungen
Die Befestigungsanlagen am Limes folgten in puncto ihrer Lage und architektonischen Ausführung keiner strengen reichsweiten Normierung. Kein Turm oder Kastell glich exakt dem anderen und kein Abschnitt der Grenze war von kleineren oder größeren Abweichungen ausgenommen. Im Odenwald (und auch am Feldberg im Taunus) fand man z.B. eine 120 m lange und 2,20 m hohe Steinmauer, inmitten der sonst dort üblichen Holzpalisaden. Die Steine der Odenwaldmauer waren an der Innenseite sorgfältig behauen und geglättet, an ihrer Außenseite hingegen beließ man sie weitgehend unbearbeitet. Die Holztürme wurden durch Steintürme abgelöst, Palisadensperren entweder erneuert, durch Doppelreihen ersetzt oder als Steinmauer wieder völlig neu aufgebaut. An den Ufern der großen Flüsse (Rhein, Donau) begnügte man sich mit Kastellen und Wachtürmen (sog. „nasser Limes“), im steinigen und sandigen Boden der Sahara wurden hingegen sich über hunderte von Kilometern hinziehende Gräben ausgehoben. Ein beabsichtigter Nebeneffekt der Bauwerke war auch ihre Sichtbarkeit. Dafür wurden an manchen Stellen sogar taktische Nachteile in Kauf genommen, indem man sie nicht auf Höhenzügen errichtete, sondern sie in die Täler verlagerte und so ihre leichtere Überwindbarkeit anscheinend in Kauf genommen wurde.[33] Mit dieser sichtbaren Eingrenzung sollte wohl auch eine Art Sicherheitsgefühl (securitas) erzeugt werden. Laut dem Historiker Geza Alföldy zeigt vor allem der Limes in Obergermanien die Machtfülle und Erhabenheit (maiestas imperii) des Römischen Reiches. Kein anderes Reich (außer China mit seiner Großen Mauer) hatte das Fachwissen und die Ressourcen, an seinen Rändern ein solch imposantes Werk zu errichten.
Auch Höhe, Bauart und Stärke des bemerkenswertesten Sperrwerkes am Limes, des Hadrianswalls in Britannien, verändern sich in seinem Verlauf. Diese Befestigungs- und Signallinie fußte sicher auf einen einheitlichen Gesamtplan, dieser wurde jedoch während ihrer Errichtung mehrmals abgeändert. Der Ostabschnitt bestand auf einer Länge von ca. 45 römischen Meilen komplett aus Stein, im Westen jedoch zunächst nur aus Grassoden, nur die Türme wurden in Steinbauweise hochgezogen. Unter Mark Aurel wurde auch der westliche Wall neu in Stein errichtet. Nach Breite der Fundamente des Walles zu schließen, dürfte er ursprünglich etwa 4,5 m hoch gewesen sein, ob auch eine Brustwehr aus Zinnen und ein Wehrgang vorhanden waren, ist unklar, aber sehr wahrscheinlich. In einem Abstand von einer römischen Meile lag jeweils ein Kleinkastell (milecastle), dazwischen standen zwei Wachtürme. Als Annäherungshindernisse wurde im Norden ein 9 m breiter und im Süden ein etwas schmälerer Graben angelegt, der nur an streng bewachten Kontrollpunkten überschritten werden konnte. Der südliche Graben wurde an beiden Seiten zusätzlich von Erdwällen flankiert. Zwischen dem südlichen Graben und dem Wall verlief eine gut ausgebaute Militärstraße, die schnelle und ungehinderte Truppenbewegungen zwischen den Wallkastellen ermöglichen sollte. In seiner Endausbaustufe war das vallum Aelium fast 120 km lang (ca. 80 römische Meilen) und mit zahlreichen größeren Kastellen, Meilenkastellen und Wachtürmen bestückt (insgesamt 80 Walltore, 14 Kastelle und 320 Türme).[34]
Die Grenzbefestigungen durchliefen in spätantiker Zeit noch einmal einen durchgehenden Wandel und für die meisten Barbarenstämme war es im frühen 4. Jahrhundert noch mühsam und risikoreich, ein Limeskastell zu belagern, wenn es von seiner Besatzung entschlossen verteidigt wurde. Es gab nun weniger Kastelle und Wachtürme, die teils schon an mittelalterliche Burgen erinnernden Anlagen waren wesentlich kleiner als ihre Vorgänger, jedoch stärker befestigt und konnten auch mit wenigen Soldaten erfolgreich gegen eine Übermacht gehalten werden. Ihre überwiegende Mehrzahl war mittlerweile mit massiven U-förmigen, vorkragenden Zwischentürmen und Fächertürmen an den Ecken ausgestattet worden, die es ermöglichten, mit Hilfe einer sehr effizienten Artillerie (balistae) potentielle Angreifer schon weit im Vorfeld in ein vernichtendes Kreuzfeuer zu nehmen.
Waldschneisen
Schon Caesar war auf seinen Feldzügen in Gallien mit dem Problem dichter und fast unzugänglicher Wälder konfrontiert, in denen sich Roms ortskundige Feinde rasch zurückziehen und verbergen konnten. Um der Angreifer habhaft zu werden, ließ er erstmals durch seine Soldaten lange Schneisen in die Wälder schlagen, eine Strategie, die in Verbindung mit seinem strategischen Geschick letztendlich auch erfolgreich war.[35]
Nach der Niederlage des Varus führten die Feldherren Drusus, Germanicus und Tiberius großangelegte Feldzüge in den Stammesgebieten östlich des Rheins (Germania magna) durch. Zu diesem Zweck ließen sie - nach dem Vorbild Caesars – ebenfalls großflächig die Wälder abholzen und befestigte Wege anlegen, auf denen das Heer und der Tross besser vorankammen. Während dieser Baumaßnahmen wurde die Holzstämme an den Seiten zu Barrieren aufgeschichtet, die so einen guten Schutz vor Überraschungsangriffen der Germanen boten. Das Holz konnte dann später auch zum Bau von Marschlagern verwendet werden. Die Schneisen dienten in weiterer Folge als provisorische Verkehrs- und Signalwege für diese nicht gänzlich eroberten Gebiete nördlich des Rheins und wurden entlang ihres Verlaufes auch durch hölzerne Wachtürme und Kastelle gesichert. Laut dem Chronisten Velleius Paterculus bildeten sie für Jahre hindurch die wichtigsten römischen Aufmarschwege, auch wenn sie teils schnell wieder von der Vegetation überwuchert wurden und nicht immer gänzlich freigehalten werden konnten.
Der Limes in Europa
Die nördliche Grenze Roms reichte von der Mündung des Rheins und der Schelde in Holland bis zum Donaudelta an der Küste des Schwarzen Meeres. An ihr aufgereiht lagen am Ende des 2. Jahrhunderts die Provinzen: (Aufzählung erfolgt von West nach Ost)
- Britannia inferior,
- Britannia superior (England),
- Germania inferior,
- Germania superior, (Niederlande, Deutschland),
- Raetia (Schweiz),
- Noricum (Österreich),
- Pannonia (Ungarn),
- Dacia (Rumänien) und
- Moesia (Bulgarien).
Den Plan, auch das nördlich von Rhein und Donau gelegene Gebiet der germanischen Stämme (Barbaricum) einzugliedern, hatte Rom nach den Verlust von drei Legionen in der Varusschlacht 9 n. Chr. dennoch nicht zur Gänze fallengelassen. Er konnte aber nur in kleinen Teilen in die Tat umgesetzt werden (Dekumatland und Dakien). Kaiser Domitian plante, weite Teile Böhmens dem Reich einzuverleiben, dieses Projekt wurde aber nie in Angriff genommen.
Unter Claudius (41–54 n. Chr.) entstanden an Rhein und oberer Donau die ersten durchgehenden Ketten aus Wachtürmen und Beobachtungsposten, die die Verbindungswege zwischen den Siedlungen und Kastellen sicherten. Bedeutende Städte wie Köln, Mainz, Augst, Wien, Budapest, Belgrad etc. gehen in ihren Kern auf die großen Legionslager oder Hilfstruppenkastelle zurück, die nun in rascher Folge an den Ufern der beiden Ströme entstanden und meist an den Einmündungen anderer Flüsse in den Strom angelegt wurden. Gleichzeitig wurde auch die Infrastruktur wie Brücken, Straßen, Zivilsiedlungen und Hafenanlagen ausgebaut und erweitert.[36]
In den Chattenkriegen kehrten die Römer fast 70 Jahre nach Aufgabe des rechtsrheinischen Germaniens wieder dorthin zurück. Zu diesem Zweck wurde das Aufmarschgebiet der Invasionsarmee mit insgesamt 177 km langen Schneisen gesichert. Sie führten unter anderem durch die Wetterau bis ins Kernland der Chatten. Die dazugehörigen Kastelle wie zum Beispiel Arnsburg und Butzbach sicherten die Route. Im Zuge der Konsolidierung der Provinz Germania superior wurden die dortigen provisorischen Lager um das Jahr 90 auf Dauer eingerichtet und stärker befestigt. Die nach Süd-Osten verlaufende Straße verband seit 73 n. Chr. über eine durch das Kinzingtal führende Straße den Rheinlimes mit den an der Donau gelegenen Kastellen und verkürzte damit den Weg zwischen Nordsee und Donautal beträchtlich. Sie war Ausgangspunkt für eine weitere Expansion des Reiches nach Nordosten. Der Vormarsch der Römer auf die Schwäbische Alb traf auf keinen bedeutenden Widerstand. Die hier nur mit einem Wegenetz verbundene Kastellinie wurde wahrscheinlich zunächst wegen Domitians Dakerkriegen nicht weiter vorangeschoben da diese sonst zu große Ressourcen band. [37] Mit Etablierung der Odenwald-, Neckar- und Alblinie wurden im Rhein-Main-Donaugebiet zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Die Route zwischen Rhein und Donau wurde beträchtlich verkürzt und die im Vorfeld der Flüsse liegenden fruchtbaren Landstriche für das Reich (das sog. Dekumatenland) hinzugewonnen.
Die Eroberung Britanniens dauerte fast 40 Jahre, die Strategie zur Unterwerfung der Inselstämme war im Prinzip dieselbe wie in Germanien. Während ihrer mehr als 400 Jahre andauernden Herrschaft über Britannien gelang es den Römern nie, die vollständige Kontrolle über die Insel zu erringen. Kaiser Claudius und seine Nachfolger konnten nur den Süden und Osten weitgehend „romanisieren“. Den wilden und unruhigen Stämmen des Nordens hingegen war auf Dauer allein mit militärischen Mitteln nicht beizukommen, das Land war klimatisch wesentlich rauer als der Süden, die Versorgungsrouten länger und der wirtschaftliche Ertrag dieser Region für die Römer letztendlich viel zu gering, um Kosten und Aufwand einer größeren Besatzungsarmee auszugleichen. Die Anlagenschemata der aus Holz und Rasensoden bestehenden Wachtürme und Kastelle an der sog. „Gask Ridge“, einer Posten- und Versorgungslinie südöstlich der schottischen Highlands zwischen Edinburgh und Perth, zeigen die gleiche Vorgangsweise wie bei den germanischen Feldzügen. Die drei Legionen, die auf der Insel dauerhaft stationiert waren, lagen in den großen Lagern von York, Caerleon und Chester. Aber auch noch zahlreiche andere Kastelle standen über die ganze Insel verstreut und wurden durch die im Laufe der Zeit immer besser ausgebauten Straßen miteinander verbunden. Tacitus spricht in seinem Werk über die Taten seines Schwiegervaters Agricola allerdings bei der geographischen Grenze im hohen Norden Britanniens von terminos, nicht jedoch limes.[38] Das am weitesten im Norden gelegene Kastell des Römischen Reiches, Inchtuthil, wurde jedoch nie zur Gänze fertiggestellt. Die Armee zog sich unter Kaiser Trajan wieder aus dem schottischen Hochland zurück und setzte sich um 84 n. Chr. an der Tyne-Solway Firth-Linie fest. Dort legte sie in ungefähr gleicher Höhe wie der spätere Hadrianswall eine von Ost nach West verlaufende und befestigte Heerstraße (Stanegate) an, die direkt durch das heute bekannteste Kastell in dieser Region, Vindolanda, führte. Gleichzeitig errichtete man eine Kette aus Kastellen und sicherte so vorerst die neue Nordgrenze ab. Nach Errichtung des Grenzwalles unter Hadrian im frühen 2. Jahrhundert änderten sich die Grenzen in Nordbritannien nicht mehr wesentlich.
Im Jahre 106 gründete Trajan nach mehreren Feldzügen nördlich der Donau die römische Provinz Dacia; sie umfasste das heutige Siebenbürgen, den östlichen Teil des Banat sowie Oltenien. Ähnlich wie in Germanien musste auch der Limes in Dakien in einer waldreichen und unzugänglichen Landschaft aufgebaut werden. Der dakische Limes unterschied sich jedoch wesentlich von anderen Grenzprovinzen. Am ehesten wäre er noch mit den römischen Sicherungsmaßnmahmen in den schottischen Central Lowlands unter Antoninus Pius zu vergleichen. Hier gab es keine lange, durchgehend lineare Festungskette mit Palisade und Graben wie in Obergermanien, Rätien oder klar markierte Flussgrenzen, wie man sie von Rhein und Donau her kannte. Eine Ausnahme von der Regel bildete nur der Limes an den Flüssen Mureș (nach Nordwesten) und Olt (nach Südwesten), die die Verbindungswege zu den mösischen Provinzen sicherten.
Antoninuswall
→ Hauptartikel: Antoninuswall
Der Antoninuswall markiert die größte Expansion des römischen Reiches in Großbritannien. Er bestand von 142 bis etwa 163 und vielleicht erneut – nach dem zwischenzeitlichen Rückzug Roms auf den Hadrianswall – von 208 bis 213. Er erstreckte sich zwischen den Buchten des Firth of Ford und des Firth of Clyde und trennte damit die Central Lowlands vom schottischen Hochland ab. Nur eine Generation später wurde der Wall aus nicht genau bekannten Gründen aufgegeben und der Hadrianswall um 162 wieder in Vollbetrieb genommen. Vermutlich wurde der Wall nur errichtet, um den Kaiser Antoninus Pius einen militärischen Erfolg zu verschaffen und den Römern gleichzeitig vor Augen zu führen, dass der Bau einer Mauer und die Vergrößerung des Reiches nicht im Widerspruch zueinander stehen mussten.[39]
Hadrianswall
→ Hauptartikel: Hadrianswall
Der Hadrianswall trennte Caledonien von der damaligen römischen Provinz Britannia und erstreckte sich zwischen dem Solwaybusen und der Tynemündung. Er bestand 122 bis etwa 410 n. Chr. Wenn möglich, wurden die schon vorhandenen östlichen Kastelle am Stanegate in den Wall integriert, im Westen wurde er etwas vorgeschoben. Ein Teil des von den Römern beanspruchten Gebietes im Norden blieb außerhalb des Sperrwerkes und wurde durch vorgelagerte Kastelle kontrolliert. Es muss damals die größte Baustelle im Römischen Reich gewesen sein, an der vermutlich (zeitweise) bis zu 10.000 Mann gleichzeitig beschäftigt wurden. Der Bau des Walles dauerte vermutlich bis zu zehn Jahre, die letzten Arbeiten an den Kastellen und Türmen wurden erst nach 16 Jahren abgeschlossen.[40] In dieser Zeit musste der Wall und seine Bauelemente ständig verändert und den natürlichen Gegebenheiten angepasst werden. Vermutlich war er am Anfang auch noch weiß verputzt und mit roten Fugenstrich bemalt. Mit seinen Zinnen und Türmen sollte er wohl an die erste, aus Kalksteinen erbaute, Stadmauer von Rom erinnern und muss auf den außenstehenden Betrachter höchst beeindruckend gewirkt haben, da auch die ihn umgebende Landschaft, meist Weide- und Grasland, größtenteils baumfrei war und der Wall über größere Distanzen auf weithin sichtbaren Höhenzügen verlief.[41]
Litus Saxonicum
→ Hauptartikel: Sachsenküste
Als Sachsenküste (lateinisch: litus Saxonicum) bezeichneten die Römer im 4. Jahrhundert eine Kette von stark befestigten Militärlagern zwischen den Mündungen der Flüsse Wash und Solent entlang der Süd- und Südostküste Britanniens (dem heutigen England) und an der Kanalküste Galliens (Frankreich). Die Kastelle der Sachsenküste hatten eine dreifache Funktion:
- befestigte Häfen für kleinere Flottillen, deren Aufgabe es war, Seeräuber schon an der vordersten Linie abzuwehren;
- Garnisonen für Infanterie- oder Reitereinheiten, die bei Landungen feindlicher Barbaren sofort in Marsch gesetzt werden konnten, um diese noch an der Küste abzufangen;
- Abschreckung von Plünderern, da sie meist an den Mündungen größerer Flüsse lagen, die als bequeme Einfallsrouten für Invasoren genutzt werden konnten.
Die Kastelle der britischen Sachsenküste dienten auch als Stützpunkte für die Einsätze der classis Britannica. Die Befestigungen dürften auch mit den Militärlagern auf dem französischen Festland in Verbindung gestanden haben. Die Kastellbesatzungen bestanden meist aus Limitanei. Wie in Britannien bildete auch in Gallien eine Linie von Festungen und Häfen an der Kanalküste zwischen Flandern und der Halbinsel Cotentin die Küstenverteidigung, um Überfälle von Sachsen, Franken und Scoten an diesem Abschnitt abzuwehren. Die meisten dieser Städte/Kastelle dienten ebenfalls als Stützpunkte und Kommunikationsverbindungen für Armee und Flotte. Die gallische Küstenverteidigung stützte sich im Wesentlichen auf vier befestigte Städte, in denen jeweils ein größeres Kontingent der gallischen Limitanei lag. Diese einheimischen Grenztruppen wurden allerdings bereits in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts größtenteils durch Söldner oder Bundesgenossen sächsischer oder fränkischer Neusiedler ersetzt. Für die Verteidigung der Sachsenküste in Britannien waren laut Notitia Dignitatum der Comes litoris Saxonici per Britanniam zuständig. Für Gallien waren zwei Kommandeure verantwortlich, der Dux tractus Armoricani et Nervicani und der Dux Belgicae secundae, die die Festungen an der Nordwestküste befehligten.[42]
Niedergermanischer Limes
→ Hauptartikel: Niedergermanischer Limes
Nach der verheerenden Niederlage der Römer in der Schlacht im Teutoburger Wald wurde unter Augustus' Nachfolger Tiberius die Grenze des römischen Imperiums endgültig am Mittel- und Niederrhein eingerichtet. Der Niedergermanische Limes war kein befestigter Grenzwall, sondern die mit Kastellen versehene Flussgrenze des Rheins von der Nordsee (Kastell Katwijk-Brittenburg) bis zum Vinxtbach (gegenüber dem Kleinkastell Rheinbrohl des Obergermanischen Limes), der die Grenze zwischen den römischen Provinzen Germania inferior und Germania superior markierte. Im Unterschied zum Obergermanisch-Rätischem Limes bestand er nicht aus einer durchgehende Palisaden- oder Mauerlinie, ebenso wenig konnte ein Graben oder Wall nachgewiesen werden. Die Wachmannschaften rekrutierten sich aus Auxiliarkohorten und waren in den meist direkt am Rheinufer gelegenen Kastellen stationiert. Der Limes wurde durch eine gut ausgebaute Militärstraße erschlossen. Jedes Kastell verfügte über einen eigenen Flusshafen oder Anlegestelle sowie einen Stapelplatz, da der Rhein nicht nur Grenze, sondern auch die wichtigste Transport- und Handelsroute in der Region war.
Im ersten Abschnitt, zwischen den Lagern Rigomagus (Remagen) und Bonna (Bonn) gab es nur wenige Kastelle. Hier erschwerte das Rheintal mit seinen schroffen Hängen den Zugang zum Flussufer erheblich, auch war das Vorland rechts des Rheins nur schwach besiedelt. Im zweiten, mittleren Abschnitt zwischen Bonna und Ulpia Noviomagus Batavorum (Nijmegen) war die Kastellkonzentration wesentlich größer. Hier standen auch die großen Legionslager und – bis auf eine Ausnahme – alle Reiterkastelle des Niedergermanischen Limes, da dieser Bereich war bevorzugtes Einfallstor für germanische Stämme und wichtiger Aufmarschraum für die römischen Verbände war. Die hier in den Rhein mündenden Flüsse Ruhr, Sieg, Wupper und Lippe waren bevorzugte Transit- und Handelsrouten in den Nordosten des Barbaricums. Die Landschaft des dritten Abschnitts zwischen Ulpia Noviomagus Batavorum und dem Mare Germanicum (Nordsee) war durch zahlreiche kleine Wasserläufe und sumpfiges Marschland geprägt. In diesem Bereich stand deswegen auch nur ein einziges Reiterkastell, Praetorium Aggripinae, heute Valkenburg. Die Grenzsicherung bestand hier hauptsächlich aus dicht aneinandergereihten, relativ kleinen Kohortenkastellen.
Obergermanisch-Rätischer Limes
→ Hauptartikel: Obergermanisch-Raetischer Limes
In Deutschland wird mit „Limes“ vor allem der obergermanisch-rätische Limes bezeichnet, der in seinem Endausbau (159 bis 260 n. Chr.) etwa 550 Kilometer lang war und sich von Rheinbrohl (Landkreis Neuwied, nördliches Rheinland-Pfalz) zunächst nach Osten, dann aber in einem scharfen Knick nach Süden bis nach Lorch erstreckt. Etwas östlich von Lorch macht der Limes einen Knick von fast 90 Grad und verläuft weiter bis Hienheim an der Donau (südwestlich von Regensburg). Zwischen Lorch und Hienheim bestand der Limes bereits ab ca. 122, er wurde hier also gleichzeitig mit dem Hadrianswall in Nordengland errichtet. Der genaue Verlauf des Limes im Abschnitt der Grenze der Provinzen Obergermanien und Rätien zwischen ca. 120 und 160 ist nicht ganz gesichert. Zwischen den Ortschaften Osterburken und Welzheim verlief der obergermanische Limes über 81 Kilometer schnurgerade nach Süden – eine landvermesserische wie architektonische Meisterleistung,[43] die aber militärisch nur wenig sinnvoll war, da sie (anders als etwa der Hadrianswall) natürliche Gegebenheiten ignorierte. Was die Römer veranlasste, diese Grenze ungeachtet der Topografie des Geländes hier in dieser Form auszubauen, ist unklar. Vielfach hat man eine bewusste Machtdemonstration als Motiv angenommen, was indessen zu der Frage führt, warum anderswo anders gebaut wurde. Teilweise wird auch der römische Senator Gaius Popilius Carus Pedro hinter dieser Trassenführung vermutet. Er bevorzugte offenbar lineare Konstruktionen und lebte zur fraglichen Zeit. Andere Forscher nehmen die ungewöhnliche Anlage als Beleg dafür, dass der Grenzwall nie defensiven Zwecken dienen sollte (s. u.).
Der Limes lag auf dem Gebiet der heutigen Bundesländer Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern und grenzte die nördlich der Donau liegenden Teile der römischen Provinz Raetia nach Norden und die rechtsrheinischen Teile der Germania superior nach Osten ab. In Obergermanien bestand der Grenzwall zunächst nur aus einem Postenweg, ab ca. 162/63 dann aus Palisaden, Gräben und Wällen; in einem kurzen Abschnitt bestand er, wie der rätische Limes, aus einer Mauer. In Rätien wurde der Wall später durch eine Mauer verstärkt. Entlang seines Verlaufes reihten sich etwa 900 Wachtürme sowie 120 größere und kleinere Truppenlager (Kastelle). Die Wachtürme waren so angelegt, dass sie bei klarem Wetter Sichtverbindung untereinander hatten. Der Limes hatte so auch die Funktion einer Fernmeldeeinrichtung, über die mit Hilfe von Licht- oder Hornsignalen Nachrichten an die befestigten Lager gesendet werden konnten. Im Übrigen scheint er nach Ansicht der jüngeren Forschung weniger als Militär- denn als Wirtschaftsgrenze gedient zu haben, die Handel und Verkehr zwischen den römischen Provinzen und der Germania Magna regulieren sollte. Zur Abwehr größerer feindlicher Angriffe hingegen war die Anlage kaum geeignet; es handelte sich um eine Grenzanlage für Friedenszeiten. Der Limes wurde daher wohl in Zusammenhang mit dem großen Alamanneneinfall des Jahres 259/260 aufgegeben (siehe auch Limesfall). Das Dekumatland wurde irgendwann zwischen 260 und 285 von den römischen Truppen geräumt, die nun an der militärisch sinnvolleren Rhein- und Donaugrenze Stellung bezogen. Allerdings betrachteten die Römer das Gebiet zwischen Rhein/Donau und Limes offenbar nach wie vor als Teil des Imperiums, und unter Kaiser Julian wurden einige Abschnitte des obergermanischen Limes um 360 vielleicht sogar zeitweilig erneut bemannt.
Der bauliche Verfall der Anlagen dauerte Jahrhunderte. So berichtet ein bayerischer Chronist im Jahre 1780, die dortige Mauer sei auf weite Strecken noch sehr deutlich zu sehen, doch „holten sich die Anwohner fuderweise Steine von da“. Dies ist eine Parallele zur Situation in Köln, wo noch im frühen 19. Jahrhundert etliche Türme der römischen Stadtmauer standen und dann nach und nach abgebrochen wurden. Auch das Nordtor der römischen Stadtmauer von Köln wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts abgebrochen, weil es „zu eng“ für den gewachsenen Verkehr geworden war.
Offenbar waren alte Römerstädte Deutschlands noch bis ins Mittelalter hinein von römischen Monumentalbauten geprägt, wie dies etwa in Trier teilweise noch bis heute der Fall ist. Auch massive Steinbauten wie Aquädukte u. ä. waren wohl noch jahrhundertelang gut sichtbar, wurden aber in ihrer Funktion nicht mehr verstanden. So deutete die Bevölkerung den großteils an der Oberfläche verlaufenden, von Südwesten kommenden römischen Aquädukt der Stadt Köln als „geheimen Verbindungsgang“ zwischen den Städten Köln und Trier. Der rätische Limes hingegen, dessen Funktion sich ebenfalls niemand mehr erklären konnte, hieß im Volksmund die „Teufelsmauer“.
Am 15. Juli 2005 ist der Obergermanisch-Rätische Limes in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen worden. Am 5. Juli 2006 wurden in Aalen im Rahmen eines Festaktes die Urkunden überreicht. Eine Besonderheit der Aufnahme des deutschen Teilstücks ist die enge Verknüpfung mit dem britischen Abschnitt, die in Zusammenarbeit mit britischen Fachleuten vorbereitet wurde.
Wetterau-Limes
Der Wetterau-Limes ist ein Teilstück des Obergermanischen Limes im heutigen Hessen. Er bestand ungefähr von 85 bis 259/260 n. Chr.
Mainlimes
Als Mainlimes oder Nasser Limes wird der Abschnitt des Obergermanischen Limes bezeichnet, an dem der Main die Reichsgrenze bildete. Er reichte von Großkrotzenburg bis Bürgstadt.
Neckar-Odenwald-Limes
→ Hauptartikel: Neckar-Odenwald-Limes
Der Neckar-Odenwald-Limes war eine römische Grenzbefestigung im heutigen Hessen und Baden-Württemberg, bestehend vermutlich vom Jahre 98 bis zum Jahre 159 n. Chr., als er unter Kaiser Antoninus Pius vom Obergermanischen Limes abgelöst wurde.
Alblimes
→ Hauptartikel Alblimes
Der Alblimes war eine mit einer römischen Militärstraße verbundene Kastellkette auf der Schwäbischen Alb. Ihre Anfänge gehen auf das Jahr 73 n. Chr. zurück, als die Kinzigtalstraße gebaut wurde. Wenig später wurde er nach Nordosten ungefähr entlang der Wasserscheide erweitert, die die Grenze zwischen den römischen Provinzen Obergermanien und Rätien markierte. Bei Donnstetten war der Alblimes über den Lautertal-Limes mit dem Neckar-Odenwald-Limes verbunden. Der Alblimes ist bislang wenig erforscht. Es ist im Einzelnen unklar, wie lange er in welchen Abschnitten die Außengrenze des römischen Reiches bildete.
Lautertal-Limes
→ Hauptartikel: Lautertal-Limes
Der Lautertal-Limes ist eine schnurgerade römische Grenzbefestigung des frühen 2. Jahrhunderts n. Chr. zwischen der heutigen Stadt Köngen am Neckar (lateinisch: Grinario) und dem römischen Kastell bei Donnstetten auf der Schwäbischen Alb (vermutlicher lateinischer Name: Clarenna). Er bestand vermutlich von ca. 98 bis um 125.
Donau-Iller-Rhein-Limes
→ Hauptartikel: Donau-Iller-Rhein-Limes
Schon in den Jahren 15 v. Chr. bis ca. 70 n. Chr. verlief die Grenze zwischen Römern und Germanen ungefähr entlang der Linie des späteren Donau-Iller-Rhein-Limes, bevor die Römer unter Vespasian und Domitian weiter nach Norden ins Dekumatland vorstießen. Etwa seit dem Jahr 280 markierten die drei Flüsse dann nach der Aufgabe des Obergermanisch-Rätischen Limes erneut die faktische Grenze zwischen dem römischen Reich und dem „freien“ Germanien, und vor allem unter Kaiser Constantius Chlorus wurden dort um das Jahr 300 Befestigungen errichtet. Dieser spätantike Donau-Iller-Rhein-Limes wurde dann gegen die von Norden her vordringenden Alamannen unter dem römischen Kaiser Valentinian I. um 370 n. Chr. insbesondere am Hochrhein zwischen dem Bodensee und dem Rheinknie bei Basel nochmals erheblich ausgebaut. Obwohl die römische Grenze am Rhein dann 406/7 durchbrochen wurde, gelang es um 420 noch einmal, sie mit Hilfe germanischer foederati zu kontrollieren. Viele der Grenzkastelle wurden erst im späteren 5. Jahrhundert aufgegeben; die zugehörigen zivilen Römersiedlungen (vici) bildeten dann oft die Keimzelle mittelalterlicher Städte (z. B. Konstanz, Stein am Rhein).
Im Unterschied zum älteren Obergermanisch-Rätischen Limes war der Donau-Iller-Rhein-Limes eindeutig eine Verteidigungsanlage; die neuen Kastelle verfügten über weitaus dickere Mauern als die früheren, wurden den lokalen Gegebenheiten flexibel angepasst und überwachten in der Regel strategisch wichtige Punkte wie vor allem Flussübergänge. Die Bezeichnung Donau-Iller-Rhein-Limes ist im übrigen insofern unhistorisch, als zu römischer Zeit Flussgrenzen eigentlich nicht als limites bezeichnet wurden und die Truppen hier daher streng genommen zu den ripenses und nicht zu den limitanei zählten. Der Terminus Donau-Iller-Rhein-Limes hat sich aber in der wissenschaftlichen Literatur etabliert und wird nicht selten auch auf die übrigen spätantiken Festungen in Germanien und Rätien angewendet.
Norischer Limes
Der norische Limes liegt zur Gänze auf dem Gebiet der Bundesländer Ober- und Niederösterreich. Er zieht sich ausschließlich an der Donau entlang. Daher handelt es sich hier nicht um einen Limes im herkömmlichen Sinn (Landgrenze), sondern um eine ripa (Flussgrenze), die mit weniger Aufwand für Befestigungsanlagen gesichert werden konnte. Ihre Besatzungen zählten in der Spätantike zu den ripenses, zum Teil auch zu den liburnari (Marinesoldaten) und damit nicht zu den limitanei.
Zur Sicherung des norischen Limes wurden überwiegend Kohortenkastelle oder Wachtürme errichtet. Der einzige Legionsstandort der Provinz war zuerst Albing in Oberösterreich, dann Lauriacum (Enns/OÖ). Die Hauptverbindungsstraße am norischen Limes war die via iuxta amnem Danuvium, sie führte vom pannonischen Vindobona über Cetium (St. Pölten), Lauriacum bis nach Boiodurum (Passau). Zwischen den Lagern standen an strategisch günstigen Plätzen oder Aussichtspunkten zusätzlich Wachtürme (burgi) und Kleinkastelle. Von fünf Stützpunkten aus überwachten auch Einheiten der Donauflotte den Strom. Neben den Kastellen entstanden zivile Ansiedlungen (vici); im unmittelbaren Hinterland des Limes wurden auch Städte (municipia) gegründet, z. B. Cetium oder Ovilava (Wels) – sie waren Verwaltungs- oder Handelsmittelpunkte und zählen deswegen nicht mehr zum Festungssystem des norischen Limes. Besonders gut sind römische Befestigungswerke im niederösterreichischen Abschnitt dieses Limes erhalten: Hier ist vor allem die noch bis zu 9 m hoch erhaltene Südmauer eines valentinianischen Wachturms in der Wachau (Gemeinde Rossatz-Arnsdorf, Ortsteil Bacharnsdorf) zu nennen, dann folgen, donauabwärts, die Hufeisentürme von Favianis (Mautern), Augustianis (Traismauer) und Comagena (Tulln) sowie abschließend die immer noch eindrucksvollen Ruinen des Kohortenkastells von Cannabiaca (Zeiselmauer).
Pannonischer Limes
Der pannonische Limes liegt auf dem Gebiet des heutigen östlichen Niederösterreich, der Slowakei und Ungarns. Die Provinz Pannonien stand fast vier Jahrhunderte lang unter römischer Herrschaft und war einer der wichtigsten Grenzprovinzen des Reiches. Obwohl auch dieser Teil der Grenze durch die Donau relativ gut geschützt war, war die Militärpräsenz der Römer hier immer sehr umfangreich (allein drei Legionslager, Vindobona, Carnuntum und Brigetio, im österreichischen, slowakischen und westungarischen bzw. oberpannonischen Abschnitt) da besonders nach der Aufgabe Dakiens (271 n. Chr.) der Druck wandernder Völker aus dem Osten auf diesen Abschnitt des Limes stark angewachsen war. Die Ausbildung des Grenzschutzsystems dauerte über mehrere Jahrhunderte an und erhielt seine endgültige Form erst gegen Ende des 4. Jahrhunderts. Die zur Donau verlaufenden Straßen endeten in den meisten Fällen nicht am Südufer des Stromes, sondern führten am gegenüberliegenden Ufer noch weiter ins Barbaricum hinein. Die pannonische Limesroute wird im Itinerarium Antonini und in der Tabula Peutingeriana erwähnt. Die von beiden Seiten in die Donau einmündenden Flüsse boten zusätzlich noch gute Verkehrsmöglichkeiten. Die frühen Legionslager wurden daher an den wichtigsten Flussübergängen und Straßenendpunkten errichtet. Wahrscheinlich wurden unter Claudius auch die Stützpunkte von Arrabona (Raab) und Brigetio (Komárom-Szőny) eingerichtet. Unter Domitian wurden u.a. die Lager von Klosterneuburg, Ad Flexum (Magyaróvár, dt. Ungarisch-Altenburg) und Ad Statuas erbaut.
Die im 1. bis 2. Jahrhundert ausgebaute Grenze wies im großen und ganzen eine lineare Besetzung auf. Die mit der Zeit zu Festungen ausgebauten Legions- und Hilfstruppenlager sind meist in unmittelbarer Nähe der Donau zu finden. Anfänglich simple Holz-Erde-Bauten, wurden sie unter Kaiser Hadrian systematisch in Steinlager umgewandelt und im 4. Jahrhundert bautechnisch noch einmal den neuen strategischen Gegebenheiten angepasst. Für das österreichische Gebiet des pannonischen Limes sind heute insgesamt zwei Legionslager und sechs Kastelle unterschiedlicher Größe bekannt. Die Lücken zwischen Legionslagern und Kastellen wurde mit (bis dato entdeckten) fünf Wachtürmen geschlossen. Zusätzlich wurden an besonders gefährdeten Punkten Einheiten der Donauflotte (classis Pannonica) stationiert. Seit Kaiser Mark Aurel hört man in Pannonien auch erstmals von steinernen Wachtürmen (burgus z. B. Gerulata), Fächertürmen und Kleinkastellen (praesidia).
Von den meisten hier angeführten Limesanlagen ist oberirdisch nichts mehr erhalten geblieben, da viele von ihnen in verbautem Gebiet liegen oder von der Donau abgeschwemmt wurden. Eine Ausnahme bildet vor allem Carnuntum, das mit seinen gut erforschten Ausgrabungsarealen und teilweise wiederaufgebauten Gebäuden der Zivilstadt (Wohnhaus, Therme und Villa Urbana) sowie den Baudenkmälern Heidentor, Amphitheater I/II und große Therme weit über Österreich hinaus bekannt ist.
→ Siehe auch: Liste der Kastelle in Österreich.
Limes Sarmatiae
Die als limes Sarmatiae bezeichnete, der Donau vorgelagerte Erdwall- und Grabenlinie (ungarisch: Ördögárok = Teufelsgraben) lag im heutigen Ungarn. Die Sperranlagen bestanden aus mehreren Reihen hintereinandergestaffelter Erdwälle und Gräben, die den Raum der großen ungarischen Tiefebene um den Fluss Tisia (Tisza = Theiß) abschirmen sollten. Sie erstreckten sich einst vom Donauknie bis Aquincum, dem heutigen Budapest, ostwärts entlang der Erhebungen der nördlichen Karpaten bis in die Nähe der Stadt Debrecen, und trafen im Süden, beim Legionsstandort Viminacium (nahe dem heutigen Stari Kostolac) wieder auf den Donaulimes. Die Art der Anlage der Erddämme lässt annehmen, dass sie vor allem den nomadischen Reitervölkern der Völkerwanderungszeit, die meist mit Pferd und Wagen unterwegs waren, das Eindringen in die von den Wällen umgrenzten Gebiete zumindest erschweren sollte, ein wirkliches Hindernis waren sie aber wahrscheinlich nicht.[44]
Die Erdwerke wurden auch zum Schutz der Jazygen, eines Rom tributpflichtigen Teilstamms der Sarmaten, aufgeworfen, die ebenfalls in der Theissebene siedelten und Pannonien schon im Vorfeld gegen die Einfälle der Goten und der an der oberen Theiss ansässigen Gepiden verteidigen sollten. Der Limes Sarmatiae diente also in erster Linie als Pufferzone und zur Entlastung des Donaulimes, wie auch der sogenannte Konstantinische Wall in der heutigen Walachei, der sich wiederum an den Limes in Mösien anschloss. Beide Wallanlagen wurden jedoch am Ende des 4. Jahrhunderts überrannt und mussten von den Römern aufgegeben werden.
Dakischer Limes
Bedingt durch die topographischen Gegebenheiten Dakiens (Hochplateau) gestaltete sich die Anlage der Verteidigungslinien in Dakien etwas anders. Auf dem Siebenbürgener Hochland standen die Kastelle direkt am Rand der Karpaten und sicherten die Passübergänge auf dakischer Seite. Sie bildeten so einen fast vollständigen Kreis, der zusätzlich von einer rückwärtigen Festungskette gedeckt wurde, die entlang der Hauptanmarschrouten zu den Karpatenpässen angelegt waren. Im Zentrum der Provinz errichtete man die beiden großen Legionslager von Apulum und Potaissa, die so auch in der Nähe der wirtschaftlich wichtigen Gold- und Silberbergwerke lagen. Im Südosten und Südwesten des Siebenbürger Hochlandes waren die Kastelle und Wachtürme entweder an den Ufern der Flüsse Olt und Mures oder an wichtigen Überlandstraßen (im Westen) und einem Erdwall (im Osten) angelegt. Diese Kastellketten spielten im dakischen Limessystem aber wahrscheinlich nur eine untergeordnete Rolle. Alle Elemente dieses komplexen Systems waren aufeinander abgestimmt und griffen funktionell ineinander. Von der Forschung konnten in den letzten Jahren auch einige Probleme der vorgeschobenen Wachtturm- und Signalturmlinie etwas aufgehellt werden; sie ist jetzt an einigen Abschnitten sehr gut bekannt, zum Beispiel im Norden ihres westlichen Abschnittes. Auf einer Strecke von etwa 75 km Länge wurden zwischen den Kastellen Bologa im Süden und Tihäu im Norden die Spuren von 66 Türmen, acht Kleinkastellen (Burgi) und fünf Talsperren (Erdwälle oder Mauern) beobachtet und näher untersucht. Die Organisationprinzipen glichen denen in anderen Provinzen, weswegen der dakische Limes in der Forschung immer noch als eine Einheit angesehen wird. Dennoch beginnt sich immer klarer abzuzeichnen, dass wohl jede der drei dakischen Provinzen über ihre eigene Militäriorganisation bzw. ein eigenes Heer verfügte. Die komplizierte Art und Weise der Festungsanlagen- und Truppenverteilung macht den Eindruck, als ob hier von der römischen Administration ebenfalls deutliche Grenzen gezogen wurden. Nach einer sehr wechselvollen und turbulenten Geschichte musste die wegen ihrer reichen Bodenschätze begehrte Region nach ca. 170 Jahren unter Kaiser Aurelian wieder geräumt werden.[45]
Trajanwall
→ Hauptartikel: Trajanwall
Kaiser Trajan (98–117) werden die Trajanwälle (Oberer und Unterer) als Grenzbefestigungen nördlich der Donaumündung zugeschrieben, die das Eindringen der Steppennomaden in das Reich verhindern sollten. Sie verliefen in west-östlicher Richtung über 120 km vom Pruth bis zur Küste des Schwarzen Meeres bzw. zum Dnister. Ihre Überreste liegen auf dem Gebiet des früheren Bessarabien, den heutigen Staaten Moldawien und Ukraine. Laut archäologischen Untersuchungen im 20. Jahrhundert datieren die Wallanlagen aber eher in die Zeit 200–1400.
Der Limes in Kleinasien
Der Limes im Orient entstand zu verschiedenen Zeiten mit unterschiedlicher Zielrichtung und war an den Ufern von Euphrat, Tigris und Chaboras gegen die zweite antike Großmacht in Eurasien, das Partherreich, und später gegen das Sassanidenreich gerichtet. In der syrischen Wüste und Arabien sollten die Limesanlagen die sesshaften Ackerbauern vor den Überfällen räuberischer Nomaden schützen.[46] Ähnlich wie in Nordafrika zog er sich in der Levante als weitgehend offene, nur durch befestigte Städte und einzelne Kastelle geschützte, vom Schwarzen bis zum Roten Meer reichende Linie entlang des Überganges von fruchtbaren Land in die Wüstengebiete hin. Teilweise lief die Kastell- und Wachpostenkette am westlichen Ufer des Euphrat entlang und bildete hier eine Flussgrenze (ripa) zum Partherreich. Hauptaufgabe der Besatzungen war es hier, militärische Präsenz zu zeigen und die landwirtschaftlich nutzbaren Gebiete und die nord-südlichen bzw. west-östlichen Handelswege zu überwachen.[47] Zusätzlich sollte verhindert werden, dass parthische Invasionsarmeen oder nomadisierende Araberstämme unbemerkt die Grenze passieren konnten. Auch hier waren die Straßenverbindungen unverzichtbar, da die Grenze nicht immer entlang der großen Flüsse in der Region, Euphrat, Tigris und Chaboras, entlanglief. Es handelte sich hauptsächlich um Heeresstraßen, die an ihren Rändern von Wachtürmen und Kastellen gesichert wurden. Sie sollten auch die großen Karawanenrouten aus Innerasien zum Mittelmeer offenhalten. [48]
Limes Arabicus
→ Hauptartikel: Limes Arabicus
Der Limes Arabicus oder Limes Orientalis, der im heutigen Jordanien und Syrien lag, grenzte mehrere Jahrhunderte lang die römischen Provinzen Arabia und Syria gegen Nomadenstämme sowie die Parther, bzw. später deren Nachfolger, die Sassaniden ab. Eine durchgängige Mauer oder einen Wall gab es hier nicht. Um 290 n. Chr. wurde die strata Diocletiana errichtet, eine Militärstraße, die eine Reihe von Festungen miteinander verband und in den Quellen bis ins 6. Jahrhundert n. Chr. erwähnt wurde.
Der Limes in Nordafrika
Die Grenze in Afrika blieb über die meiste Zeit ihres Bestehens relativ friedlich. Es gab zwar immer wieder Auseinandersetzungen mit Berberstämmen aus der Sahara, deren kleinere Überfälle ein ständiger Störfaktor waren, sie bedrohten die Stabilität des Wirtschaftslebens und der römischen Herrschaft aber nicht ernsthaft.[49] Zu einem regelrechten militärischen Krisengebiet entwickelte sich der afrikanische Limes nicht.[50] Im Laufe der Zeit lösten die nordafrikanischen Provinzen Agypten als Kornkammer für die Hauptstadt Rom ab. Am Ende des weströmischen Reiches deckten sie fast zwei Dittel des Getreidebedarfes, die Sicherheit dieser Provinzen hatte für die Führung in Rom daher oberste Priorität. Dennoch stand in den ersten 300 Jahren in Africa nur eine Legion (Legio III Augusta) und ca. 25.000 Mann an Auxiliareinheiten. Dies reichte offenbar, um dieses riesige Gebiet unter römischer Kontrolle zu halten. Die Legion sorgte auch für einen ständigen Ausstoß an Veteranen, von denen die meisten sich hier niederließen, Siedlungen nach römischen Vorbild gründeten und so die Wirtschaft belebten. In jüngster Zeit vorgenommene Analysen der Lage der römischen Befestigungen zeigten, dass die Hauptaufgabe der Armee in Africa wohl in erster Linie darin bestand, die Nomaden zu verwalten und zu überwachen, anstatt sie permanent zu bekämpfen und von den Grenzen fernzuhalten. Die nordafrikanischen Nomaden zogen im Winter mit ihren Herden in ihre Weidegründe nach Süden. Im Sommer, wenn die Halbwüsten austrockneten, wanderten sie wieder zurück in den landwirtschaftlich geprägten Norden. Die Soldaten hatten dann dafür zu sorgen, dass es zu keinen gröberen Konflikten mit den sesshaften Bauern kam. Dabei kam es auch zu für beide Seiten vorteilhaften Handelskontakten und die Nomaden konnten sich auch als Landarbeiter ihr Einkommen aufbessern. Bis ins 4. Jahrhundert bestand die afrikanische Armee hauptsächlich aus Reitereinheiten, die besser dafür geeignet waren, umherzustreifen und ab und an Plünderergruppen zu jagen und zu stellen, als sich große Abwehrschlachten mit den Wüstenstämmen zu liefern. [51]
Nach der Zerstörung Karthagos wurde durch Verbindung alter phönizischer und griechischer Wegenetze eine durchgehende Küstenstraße vom Atlantik bis zum Nildelta geschaffen, die mit 3300 km eine der längsten Verkehrswege der Antike war. Eine Kastellkette, zu der z. B. Sala an der Küste des Atlantiks, Gemellae am Auresgebirge im heutigen Algerien und Tisavar (heute Ksar Ghilane) in Tunesien zählten, sicherte ein Netz aus Straßen und unbefestigten Pisten, das die Grenze des Reiches nach Süden bildete. Die Kastellkette war hier bis knapp zur - für die Römer landwirtschaftlich unattraktiven - Grenzzone zur Sahara vorgeschoben. Hier war nur noch Karawanenhandel mit Wüstennomaden wie z.B. den Garamanten und Gaetulern im Süden des heutigen Libyen und Tunesien möglich. An der Südflanke des Aures-Gebirges zog sich ein fast 300 km langes, allerdings nicht zusammenhängendes Wall- und Grabensperrsystem hin, das von Kastellen und deren Besatzungen überwacht wurde (fossatum Africae). Die Form dieser Gräben erinnerte an den am Hadrianswall. Auch der Limes der beiden im Westen gelegenen mauretanischen Provinzen war schon wegen der erheblichen Entfernung vom Atlantik bis zur Ostgrenze der Provinz Caesariensis kein durchgehender befestigter Grenzwall. Stattdessen wurden hauptsächlich Sperranlagen (clausurae) in den Tälern des Atlas sowie Gräben (fossata), Wälle, aber auch eine Reihe von Wachttürmen und Kastellen gebaut. Die Anlagen waren durch ein nach strategischen Gesichtspunkten angelegtes Straßennetz verbunden. Das Grenzsicherungssystem passte sich weitgehend den Gegebenheiten der Topographie an, aber auch den Verhaltensweisen und Lebensgewohnheiten der vor Ort lebenden Ethnien, und war deshalb teilweise auch kaum befestigt. Der Limesausbau in Mauretanien wurde mit Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr. noch intensiviert und hat sich bis zum 3. Jahrhundert noch etwas weiter nach Süden ausgedehnt. Die Verteidigungslinie war hier dreifach angelegt. In ihr waren die Küstenstädte und eine doppelte Reihe an Kastellen und Sperrwerken im Hinterland integriert.
Limes Tripolitanus
Dieser Limes umfasste die Grenzbefestigungen im Gebiet zwischen Tritonis Lacus und Leptis Magna.
Limes Mauretaniae
→ Hauptartikel: Limes Mauretaniae
Der Limes Mauretaniae umfasste die Grenzbefestigungen zwischen Anzia (Anmale, Algerien) und Numerus Syrorum (Lalla Marnia, Marokko) und hatte die Aufgabe, die Provinz Mauretania Caesariensis zu schützen.[52] Im Jahre 42 n. Chr. teilte Kaiser Claudius die Provinz in zwei Teile: Mauretania Tingitana (Hauptstadt Tanger) und Mauretania Caesarea (Hauptstadt Cherchell). Die Grenze bildete der Fluss Mulucha (Oued Moulouya).
Zitat
„Solange die Zufälligkeiten hier walten, solange man nur gräbt, wo zufällig Dilettanten und Geld sich dafür bereit finden, und an anderen Stellen, wo es viel nötiger und aussichtsvoll wäre, die Zerstörungsarbeit ihren stillen Gang unaufhaltsam weitergeht, solange bleibt diese Aufgabe der deutschen Geschichtsforschung ungelöst, und diese am wenigsten können wir späteren Generationen vermachen.“
– Theodor Mommsen[53]
Appell des Althistorikers und Literaturnobelpreisträgers Theodor Mommsen (1817–1903), der sich unermüdlich für eine systematische Erforschung des Limes in Deutschland eingesetzt hat.
Literatur
Römische Limites insgesamt
- Grenzen des Römischen Imperiums. Zabern, Mainz 2006, ISBN 3-8053-3429-X.
- Margot Klee: Grenzen des Imperiums. Leben am römischen Limes. Theiss, Stuttgart 2006.
- Dieter Planck, Andreas Thiel: Das Limes-Lexikon. Roms Grenzen von A bis Z. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-56816-9.
- Akten der Internationalen Limeskongresse (Titel wechselnd). Zuletzt:
- Zsolt Visy (Hrsg.): Limes XIX. Proceedings of the XIXth International Congress of Roman Frontier Studies held in Pécs, Hungary, September 2003. University of Pécs, Pécs 2005, ISBN 963-642-053-X.
- Wolfgang Moschek: Der Limes, Grenze des Imperium Romanum. Primus Verlag, Darmstadt 2010, ISBN 978-3-86678-833-7 (Geschichte erzählt).
- Michael Sommer: Die Soldatenkaiser. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004, ISBN 3-534-17477-1 (Geschichte kompakt).
- Peter Heather: Der Untergang des Römischen Weltreiches, Rowohlt Taschenbuch Verlag, 2. Auflage Januar 2011, ISBN 978-3-499-62665-4.
- Wunder der Archäologie, Etrusker & Römer, Reiseziele, Entdeckungen, Rekonstruktionen. Eco-Verlag Köln/Etville a.Rhein 1999, ISBN 3-933468-18-3.
- Adrian Goldsworthy: Die Kriege der Römer. Brandenburgisches Verlagshaus, Berlin 2001, ISBN 3-89488-136-4.
Sachsenküste
- Nic Fields: Rome’s Saxon Shore Coastal Defences of Roman Britain AD 250–500. Osprey, Oxford/New York 2006, ISBN 978-1-84603-094-9 (Fortress. 56).
Obergermanisch-rätischer Limes
→ Hauptartikel: Literatur zum Obergermanisch-Rätischen Limes
- Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. 4. Auflage. Gebr. Mann, Berlin 2000, ISBN 3-7861-2347-0.
- Martin Kemkes: Der Limes. Grenze Roms zu den Barbaren. 2. veränderte Neuauflage. Thorbecke, Ostfildern 2006, ISBN 978-3-7995-3401-7.
- Egon Schallmayer: Der Limes. Geschichte einer Grenze. Beck, München 2006, ISBN 3-406-48018-7.
- Andreas Thiel: Wege am Limes. 55 Ausflüge in die Römerzeit. Theiss, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1946-X.
- Hans Ulrich Nuber: Das Ende des Obergermanisch-Raetischen Limes - eine Forschungsaufgabe. In: Archäologie und Geschichte des ersten Jahrtausends in Südwestdeutschland. Thorbecke, Sigmaringen 1990, ISBN 3-7995-7352-6, S. 51–68.
- Marcus Reuter: Das Ende des raetischen Limes im Jahr 254 n.Chr. In: Bayerische Vorgeschichtsblätter. Nr. 72, 2007, S. 77–150.
Norischer und oberpannonischer Limes (Ö)
- Herwig Friesinger, Fritz Krinzinger: Der römische Limes in Österreich. 2., korrigierte Auflage. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2002, ISBN 3-7001-2618-2.
- Franz Humer (Hrsg.): Legionsadler und Druidenstab. Vom Legionslager zur Donaumetropole. Ferd. Berger & Söhne, Horn 2007, darin Kurt Genser: Die Entwicklung des oberpannonischen Limes bis Kaiser Hadrian.
- Manfred Kandler (Hrsg.): Der römische Limes in Österreich. Ein Führer. 2., unveränderte Auflage. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1989, ISBN 3-7001-0785-4 (= International Congress of Roman Frontier Studies 14, Petronell, Deutsch-Altenburg 1986).
- Peter Pleyel: Das römische Österreich. Pichler, Wien 2002, ISBN 3-85431-293-8 (Geschichte Österreichs. Bd. 1).
- Von Augustus bis Attila, Leben am ungarischen Donaulimes. Theiss, Stuttgart 2000, ISBN 3-8062-1541-3. Darin: Zsolt Visy: Zur römischen Geschichte Pannoniens/Historischer Überblick.
Dakischer Limes
- Nicolae Gudea: Der Dakische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. In: Jahrbuch des Römisch Germanischen Zentralmuseums Mainz. 44. Jahrgang, Teil 2, Mainz 1997.
Orientalischer Limes
- Jörg Wagner: Die Römer an Euphrat und Tigris. Geschichte und Denkmäler des Limes im Orient.. Philipp von Zabern, Mainz 1985 (Sondernummer Antike Welt Nr. 16).
Limes Tripolitanus
- Erwin M. Ruprechtsberger: Die römische Limeszone in Tripolitanien und der Kyrenaika. Tunesien-Libyen. Eine Verteidigungslinie wie der Limes zwischen Rhein und Donau. Stuttgart 1993 (Schriften des Limesmuseums Aalen. 47).
Neue Medien
- Saalburgmuseum (Hrsg.): Der Limes. Eine antike Grenze. CD-ROM. Saalburgmuseum, Bad Homburg 1998.
Weblinks
- Der Limes in den Niederlanden
- Offizielle Webpräsenz der Deutschen Limeskommission
- Der römische Limes in Österreich
- Der römische Limes in der Slowakei
- en: Frontiers of the Roman Empire. UNESCO World Heritage Committee (WHC)
- Antikefan – Römische Militärbauten und -anlagen in Deutschland, Europa, Naher Osten, private Projektseite
- Weiterführende Weblinks zum Thema Limes bei Archaeologie-online
- Webpräsenz der Deutschen Limesstraße
- Impressionen einer Grenze – Der Limes in Deutschland. Eine Bildergalerie zu rekonstruierten Limesanlagen
Webpublikationen
- Martin Kania, Sebastian Theby: Der Limes in Hessen: multimediales Dossier. Diplomarbeit im Studiengang Online-Journalismus an der Hochschule Darmstadt
- Bettina Vaupel: „Der Limes, das leise Welterbe. Eine Zeit-Reise durch Europas größtes Bodendenkmal“ In: MONUMENTE online Magazin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, November 2006
Einzelnachweise
- ↑ W. Gebert: Limes. Untersuchungen zur Erklärung des Wortes und seiner Anwendung. In: Bonner Jahrbücher. Band 119, No. 2, 1910, S. 158–205.
- ↑ Plank/Thiel: 2009, S. 79.
- ↑ Plank/Thiel: 2009, S. 79.
- ↑ Ovid, Fasti 2, 684f.: gentibus est aliis tellus data limine certo: / Romanae spatium est urbis et orbis idem („Andere Völker haben ein Gebiet mit festen Grenzen: Nur bei dem römischen deckt sich die Stadt mit dem Erdkreis“).
- ↑ Wolfgang Moschek: 2010, S. 95.
- ↑ Wolfgang Moschek: 2010, S. 93.
- ↑ Wolfgang Moschek: 2010, S. 92.
- ↑ Wolfgang Moschek: 2010, S. 7–8.
- ↑ Wolfgang Moschek: 2010, S. 9.
- ↑ Michael Sommer: 2004, S. 71-72.
- ↑ Wolfgang Moschek: 2010, S. 57.
- ↑ Wunder der Archäologie: 1999, S. 170.
- ↑ Wunder der Archäologie: 1999, S. 170.
- ↑ Adrian Goldsworthy: 2001, S. 147–149.
- ↑ Adrian Goldsworthy: 2001, S. 148.
- ↑ Kurt Genser: 2007, S. 79-80.
- ↑ Wunder der Archäologie, 1999, S. 169.
- ↑ Jörg Wagner: 1985, S. 6.
- ↑ Jörg Wagner: 1985, S. 7.
- ↑ Nicolae Guidea: 1997, S. 6-9.
- ↑ Wortschöpfung von Jean Bardez, 1949.
- ↑ Wolfgang Moschek: 2010, S. 101.
- ↑ Wolfgang Moschek: 2010, S. 102.
- ↑ Nicolae Guidea: 1997, S. 11.
- ↑ Nicolae Guidea: 1997, S. 12.
- ↑ H.U.Nuber: 1990, S. 51-58 und M.Reuter: 2007, S. 77-149.
- ↑ Sub Gallieno principe […] amissa Raetia, Noricum Pannoniquae vastate. („Unter der Herrschaft des Gallienus […] wurde Rätien verloren, Noricum und Pannonien verwüstet.“)
- ↑ Wolfgang Moschek: 2010, S. 110-111.
- ↑ Wolfgang Moschek: 2010, S. 112-113.
- ↑ Wolfgang Moschek: 2010, S. 111.
- ↑ Wolfgang Moschek: 2010, S. 113.
- ↑ Wolfgang Moschek: 2010, S. 115-116.
- ↑ Wolfgang Moschek: 2010, S. 1.
- ↑ Plank/Thiel: 2009, S. 50-51.
- ↑ Wolfgang Moschek: 2010, S. 19.
- ↑ Wolfgang Moschek: 2010, S. 27.
- ↑ Wolfgang Moschek: 2010, S. 35.
- ↑ Tacitus, Agricola 33, 3.
- ↑ Wolfgang Moschek: 2010, S. 86.
- ↑ Wolfgang Moschek: 2010, S. 61.
- ↑ Wolfgang Moscek: 2010, S. 63.
- ↑ ND Occ. XXXVII 14, XXXVIII 6.
- ↑ M. J. T. Lewis: Surveying Instruments of Greece and Rome. Cambridge University Press, 2001, ISBN 0-521-79297-5, S. 242, 245.
- ↑ Zsolt Mráv: Römische Militäranlagen im Barbaricum. In: Von Augustus bis Attila. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-8062-1541-3, S. 51.
- ↑ Nicolae Guidea: 1997, S. 4–16.
- ↑ Jörg Wagner: 1985, S. 4.
- ↑ Wolfgang Moschek: 2010, S. 67.
- ↑ Wunder der Archöologie: 1999, S. 172.
- ↑ Peter Heather: 2011, S. 321.
- ↑ Michael Sommer: 2004, S. 71.
- ↑ Peter Heather: 2011, S. 321–322.
- ↑ David J. Mattingly, R. Bruce Hitchner: Roman Africa. An Archaeological Review. In: The Journal of Roman Studies, Vol. 85, 1995, S. 165–213 (JSTOR).
- ↑ Zitiert nach Andreas Thiel: Wege am Limes. 55 Ausflüge in die Römerzeit. Theiss, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1946-X, S. 9.
Kategorien:- Befestigungsanlage (Römisches Reich)
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