- Anti-Western
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Anti-Western ist ein Oberbegriff für Filme, die eine Gegenströmung zum frühen, klassischen Western-Genre darstellen. Die idealisierende und stereotype Darstellung der Besiedlung von Amerikas Westen, von Siedler-Tugenden und amerikanischem Heldentum wird in "Anti-Western" gezielt demaskiert, indem sie sich klassischer Handlungsstränge, Sets, Stilmittel und Charaktere bedienen, diese jedoch im Sinne der bisherigen Western-Darstellung unkonform verwenden.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung und Wandel
Die entscheidende Zeit für die Entstehung von „Anti-Western“ waren die 1960er, als in den USA vor allem durch den Vietnam-Krieg das Vertrauen in amerikanische Politik und die Moral amerikanischer Kultur im Allgemeinen zu schwinden begann. Besonders das damalige Western-Genre wurde zur Zielscheibe pazifistischer und intellektueller Strömungen, für die das Genre die Unreflektiertheit und Verlogenheit amerikanischen Patriotentums widerspiegelte. Noch im selben Jahrzehnt begannen in den USA (Spätwestern), vor allem aber auch in Europa (Italowestern) Filmemacher, diese Kritik in das Genre einfließen zu lassen.
Der Begriff „Anti-Western“ selbst wurde schon bald problematisch beziehungsweise missverständlich, da das Western-Genre sich durch die Loslösung von klassischen Strickmustern nicht auflöste, sondern sich in verschiedene Richtungen weiterentwickelte und bis heute immer wieder Erfolge feiert. So wurden die Genres Italo-Western oder Spät-Western zwar von dieser Loslösung geprägt, setzten aber vielfältige neue Schwerpunkte, die mitunter nicht weniger idealisierend waren und sind. So ist ein häufiges Motiv dieser Genres der Konflikt der „guten alten Zeit“ mit dem Fortschritt, der Urbanisierung und der Industrialisierung. Auch das Heldentum - wenngleich nicht auf der Grundlage einer klaren Gut/Böse-Trennung - ist dort stets ein wichtiges Motiv.
Motive
Abweichungen gegenüber den früher vermittelten Stereotypen ergeben sich vor allem in diesen Punkten:
- Es treten Anti-Helden auf.
- Stärkere Rollen für Frauen.
- Eine sympathische(re) Darstellung der amerikanischen Urbevölkerung (Indianer).
- Generell eine kritische Auseinandersetzung mit den Kriegen/der Vertreibung/den Morden an der amerikanischen Urbevölkerung
- Eine kritische Haltung gegenüber der amerikanischen Regierung und dem Militär.
- Eine kritische Haltung gegenüber den männlichen Figuren.
- Gesteigerte Gewalt und Gesetzlosigkeit.
- Nicht-traditionelle Sexualität.
- Schwarzer Humor.
Bekannte Beispiele
Dies sind Filme, in denen verschiedene Anti-Western-Aspekte zu finden sind:
- 1950: Broken Arrow
- 1953: Nackte Gewalt
- 1955: Die letzte Jagd
- 1958: Weites Land - The Big Country
- 1965: Horse
- 1966: Die gefürchteten Vier
- 1966: Zwei glorreiche Halunken
- 1967: Man nannte ihn Hombre
- 1968: Spiel mir das Lied vom Tod
- 1968: Lonesome Cowboys
- 1969: Zwei Banditen
- 1969: The Wild Bunch – Sie kannten kein Gesetz
- 1970: Little Big Man
- 1970: Das Wiegenlied vom Totschlag
- 1970: Der Mann, den sie Pferd nannten
- 1971: McCabe & Mrs. Miller
- 1972: In schlechter Gesellschaft
- 1973: Ein Fremder ohne Namen
- 1973: Pat Garrett jagt Billy the Kid
- 1976: Der Texaner
- 1980: Heaven’s Gate
- 1990: Der mit dem Wolf tanzt
- 1992: Erbarmungslos
- 1993: Tombstone
- 1995: Dead Man
- 2003: Open Range – Weites Land
- 2005: Brokeback Mountain
- 2007: Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford
Literatur
- Kobak, Stuart J.: A western is a western is a western.
- Marsden, Michael T. / Nachbar, Jack : The modern popular western: radio, television, film and print. In: A literary history of the American West, Fort Worth: Texas Christian University Press 1987, S. 1263-1282.
- Seeßlen, Georg: Western: Geschichte und Mythologie des Westernfilms. Überarb. Neuaufl. Marburg: Schüren 1995
Weblinks
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