- Heaven’s Gate (Film)
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Filmdaten Deutscher Titel Heaven’s Gate – Das Tor zum Himmel Originaltitel Heaven’s Gate Produktionsland USA Originalsprache englisch Erscheinungsjahr 1980 Länge 219 (gekürzt 149) Minuten Altersfreigabe FSK 16 Stab Regie Michael Cimino Drehbuch Michael Cimino Produktion Joann Carelli Musik David Mansfield Kamera Vilmos Zsigmond Schnitt Lisa Fruchtman
Gerald B. Greenberg
William Reynolds
Tom RolfBesetzung - Kris Kristofferson: James Averill
- Christopher Walken: Nathan D. Champion
- John Hurt: Billy Irvine
- Sam Waterston: Frank Canton
- Brad Dourif: Mr. Eggleston
- Isabelle Huppert: Ella Watson
- Jeff Bridges: John L. Bridges
- Mickey Rourke: Nick Ray
- Terry O'Quinn: Capt. Minardi
- Richard Masur: Cully
- Geoffrey Lewis: Trapper Fred
Heaven’s Gate – Das Tor zum Himmel ist ein US-amerikanischer Spätwestern von Michael Cimino aus dem Jahr 1980. Die Handlung spielt um 1890 im US-Bundesstaat Wyoming. Hintergrund ist der historische Johnson County War, in dem amerikanische Großfarmer versuchten, osteuropäische Einwanderer zu vertreiben.
Das ambitionierte Geschichtsepos, dessen Produktionskosten während des Drehs explodierten und es zu einem der bis dahin teuersten Filme überhaupt machten, wurde von der Kritik verrissen und vor allem kommerziell zu einem der größten Flops der Kinogeschichte.[1] Erst später erfuhr der Film – vor allem in Europa – eine gewisse Würdigung.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Im Prolog des Films machen die beiden jungen Männer Jim Averill und William C. „Billy“ Irvine im Jahr 1870 ihren Abschluss an der Harvard University. 20 Jahre später ist Averill Sheriff von Johnson County, wo der Kampf zwischen den einheimischen Rinderbaronen und armen europäischen Einwanderern tobt. Er hat seinen Idealismus der Studienzeit längst verloren. Billy Irvine, nun Mitglied der einflussreichen Ranchervereinigung Wyoming Stock Growers Association, trifft seinen alten Studienfreund wieder und erzählt ihm in betrunkenem Zustand, es gebe eine Todesliste mit 125 Namen, auf der missliebige Einwanderer zur Ermordung freigegeben seien.
Ella Watson, Chefin eines Bordells, sympathisiert mit den Einwanderern und ist zudem hin und her gerissen zwischen zwei Männern: dem Sheriff Averill und Nathan Champion, einem Scharfschützen in Diensten der Viehbesitzer. Ihm bringt sie Lesen und Schreiben bei. Averill gelingt es, in Besitz der Todesliste zu kommen, auf der auch Ella steht. Mit Billigung des Gouverneurs und auf Anweisung des Vorstands der Ranchervereinigung Frank Canton sollen Auftragskiller aus Texas die Exekutionen durchführen. Der Sheriff warnt die eingewanderten Siedler, worauf diese aufgebracht reagieren. Cantons Mörderbande kommt mit dem Zug an; Männer dringen in Ellas Bordell ein und vergewaltigen sie. Averill erschießt die Vergewaltiger. Als Champion klar wird, dass Ella auf der Todesliste steht, wechselt er die Lager und stellt sich gegen seinen ehemaligen Chef Canton. In einem Schusswechsel wird Champion getötet.
Averill führt die Siedler in das Feuergefecht gegen Cantons Männer. Es gibt hohe Verluste auf beiden Seiten, unter anderem stirbt auch Billy Irvine. Erst das Eintreffen der US Army beendet den blutigen Kampf. Als später Averill und Ella die Gegend verlassen wollen, geraten sie in einen von Canton inszenierten Hinterhalt. Ella stirbt in Averills Armen, aber auch Canton wird getötet. In einem Epilog sieht man Averill im Jahr 1903 auf seiner Jacht in Newport. Er ist offensichtlich wohlhabend und hat eine junge Frau, doch er wirkt unglücklich.
Hintergründe
Regisseur Michael Cimino hatte gerade für seinen Antikriegsfilm Die durch die Hölle gehen mehrere Oscars gewonnen, weshalb ihm das produzierende Studio United Artists bei seinem neuen Projekt, einem gesellschaftskritischen Spätwestern, weitestgehend freie Hand ließ. Die Studioverantwortlichen waren von dem Drehbuch und den Vorstellungen Ciminos nachhaltig „überwältigt“.[2] Im Laufe der Arbeiten kam es zu Verzögerungen und Budgetüberschreitungen; in der Branche machte der Witz die Runde, dass Cimino wegen seines geradezu manischen Perfektionismusses[3] bereits nach vier Drehtagen fünf Tage im Rückstand sei. Der Abriss und Neubau einer kompletten Straßenkulisse für mehr als eine Million US-Dollar, nur weil Cimino die Gebäude zu dicht standen - und das, obwohl die Kulisse exakt nach seinen Plänen errichtet worden war - zeigte mehr als deutlich, dass die Produktion völlig aus dem Ruder gelaufen war. United Artists unterstützte die Dreharbeiten jedoch bis zuletzt. Das Budget, das für einen Western bereits mit ungewöhnlich hohen 20 Millionen US-Dollar veranschlagt worden war, lag am Ende mehr als doppelt so hoch.[4] Schließlich waren 220 Stunden Filmmaterial im Kasten.
Als Cimino nach acht Monaten Schnitt seinen Film mit einer vereinbarungswidrigen Laufzeit von fünf Stunden fünfundzwanzig Minuten United Artists vorstellte, ordnete das Studio an, den Film auf eine vermarktungsfähige Länge zusammenzuschneiden. Bei der Premiere am 19. November 1980 war der Film mit drei Stunden und 40 Minuten immer noch sehr lang. Die Kritiken waren vernichtend. Die New York Times etwa sprach von einer „Katastrophe“ und verglich den Film mit einer „erzwungenen Vier-Stunden-Führung durchs eigene Wohnzimmer“. Diese und weitere Verrisse traten eine „Lawine der Ablehnung“ los.[5] Neben häufig genannten Mängeln wie einer sich wiederkehrend verzettelnden und ermüdenden Handlung richtete sich ein Teil der Kritik auch gegen die als „unpatriotisch“ empfundene Revision der amerikanischen Entstehungsgeschichte. Warum aber auch Filmkritiker, die für ihre differenzierten und gesellschaftskritischen Positionen bekannt waren und dem Projekt ursprünglich sehr wohlwollend gegenüber gestanden hatten, in einen geradezu hämisch-gehässigen Chor des Totalverrisses einstimmten, ist unklar. Eine Rolle scheint dabei gespielt zu haben, dass vielen die großspurigen Ankündigungen des Shootingstars Cimino missfielen, der während des Drehs nicht müde geworden war zu betonen, man sei dabei, ein Meisterwerk zu schaffen.[6]
Cimino zog die vorliegende Fassung nach dem Sturm der Ablehnung zurück, um sie neu zu schneiden. Ein halbes Jahr später wurde eine um weitere 70 Minuten gekürzte Fassung in die Kinos gebracht, die aber nur knapp ein Zehntel der rund 44 Millionen US-Dollar Kosten einspielen konnte. Kurz nachdem die stark gekürzte Fassung aus den Kinos verschwunden war, wurde die Premierenfassung beim Kabelsender Z Channel in Los Angeles als „Director's Cut“ gezeigt. Dies war das erste Mal in der Filmgeschichte, dass eine so bezeichnete Schnittfassung in die Vermarktung ging. Auf der Berlinale 2005 war die restaurierte Fassung von Heaven’s Gate zu sehen (225 Minuten bei 24 Bildern pro Sekunde). Die deutsche DVD-Fassung von 2001 ist gegenüber der restaurierten Fassung leicht gekürzt. Der Dokumentarfilm „Final Cut: The Making and Unmaking of ‚Heaven’s Gate‘“ von Michael Epstein (wurde auf der Berlinale 2005 gezeigt) befasst sich mit der Entstehungsgeschichte.
„Es ist wie so häufig mit einst behinderten oder verbotenen Filmen: Wenn man sie heute sieht, kann man nur schwer begreifen oder nachvollziehen, was den Skandal eigentlich auslöste. […] Doch welche Kraft muss solch ein Werk haben, wenn es seine Sogwirkung auch noch am kleinen schmalen Bildschirm voll entfalten kann! […] Grübeln über mögliche Gründe für das herbeigeredete Fiasko: ‚Heaven’s Gate‘ sei ‚unpatriotisch‘, zeige in aller Ausführlichkeit und opernhafter Monumentalität, wie sehr dieses Land auf Brutalität und nackter Gewalt errichtet worden ist. Doch wie viele Filme aus Amerika davor und danach haben das schon gezeigt?“
– Michael Hanisch: Zum Abheben – Michael Cimino’s „Heaven’s Gate“ erlebte seine verdiente Würdigung[5]
Für Regisseur Cimino, dem nach seinem Erfolg mit Die durch die Hölle gehen eine glänzende Zukunft vorausgesagt worden war, wurde es in den folgenden Jahren praktisch unmöglich, einen amerikanischen Produzenten für seine Filmprojekte zu gewinnen. Mit dem fünf Jahre später von Dino De Laurentiis produzierten Gangsterfilm Im Jahr des Drachen konnte Cimino einen Teil der US-amerikanischen Filmkritiker wieder für sich gewinnen, seine nachfolgenden Filme blieben jedoch erneut hinter den Erwartungen zurück.
Auswirkungen auf das Filmgeschäft
Die Transamerica Corporation reagierte auf den Misserfolg des Films mit dem Verkauf der Produktionsfirma United Artists an Metro-Goldwyn-Mayer und zog sich damit vollständig aus dem Filmgeschäft zurück. Der Vorstand hatte befürchtet, die heftige Kritik an dem Film könne dem Image des Unternehmens nachhaltig schaden. Die weit verbreitete Annahme, dass United Artists wegen dieses Misserfolgs habe Konkurs anmelden müssen, ist jedoch nicht richtig. Der Verlust war zwar ein schwerwiegender Schlag, allerdings konnte das Studio mit der erfolgreichen James-Bond-Reihe auf eine einträgliche, dauerhafte Geldquelle zurückgreifen.
Heaven’s Gate markiert den Punkt in der Geschichte Hollywoods, an dem die Studios wieder deutlich mehr Einfluss auf die Filmproduktion nahmen: „[…] die Macht eines Regisseurs, die so weit ging, ein ganzes Studio in den Bankrott zu treiben, sei gebrochen worden“.[5]
Bekannt wurden auch Vorwürfe bezüglich Tierquälereien bei den Dreharbeiten, so soll ein Hahnenkampf nicht gestellt gewesen, sondern wirklich stattgefunden haben. Während der Produktion des Films kamen drei Pferde zu Tode, eines davon wurde bei einer Explosion zerfetzt.[7] Die Vorwürfe führten dazu, dass seit Heaven’s Gate von US-Studios produzierte Filme mit Tieren noch intensiver als zuvor von der American Humane Association beaufsichtigt wurden.
Kritiken
- Lexikon des internationalen Films: Geschichte eines Einschüchterungsfeldzuges amerikanischer Großfarmer gegen osteuropäische Einwanderer, der in einem Blutbad endet. Aufwendiger, imposanter Spätwestern, der soziale Anklage, pessimistischkritische Geschichtssicht und wehmütigen Abgesang auf die Legenden des Westens beschwört.[8]
- SZ: Zivilisationskritik mit detailbesessener Gnadenlosigkeit, die nur in den Bildern steckt und der Worte kaum noch bedarf.
- Prisma Online: Ein groß angelegtes Epos nach einem wahren Vorfall, dem „Johnson County War“: Im Stile Peckinpahs inszenierte Cimino einen Spätwestern, der in beeindruckenden und realistischen Bildern eine pessimistische Abrechnung mit dem Mythos des „Goldenen Westens“ präsentiert.
- Das große Film-Lexikon: In überaus harten und realistischen Bildern beschreibt Cimino in diesem Spätwestern den historisch belegten Weidekrieg […] In einer Zeit, in der im Zuge des Amtsantritts von Ronald Reagan eine Phase der nationalen Selbsterneuerung begonnen hatte, mußte Ciminos Werk wie ein Schlag ins Gesicht wirken.[3]
- Richard Corliss in Time 2005: mit einer gewissen suizidalen Grandeur daran, wie eine Herde Büffel, die ins Maschinengewehr-Sperrfeuer reitet.[9]
- Dieter Krusche urteilt zur in Deutschland, Anfang 1985 gezeigten (fast) integralen Fassung: man könne sehen, „daß der große Skandal in der Tat von einem großen Film verursacht worden war. Cimino erzählt seine Geschichte in einer faszinierenden Mischung aus besessener Detailschilderung und visionärer Kraft. Das Alltagsleben der Menschen im amerikanischen Westen ist selten so realistisch, so nah an der deprimierenden Wirklichkeit geschildert worden; aber gleichzeitig sind die Protagonisten des Films auch Symbole großer Ideen und Visionen. Soziale Gegensätze kulminieren in gewaltigen und gewalttätigen Konfrontationen; daneben gibt es lyrische Passagen von schlichter und selbstverständlicher Schönheit.“ (Dieter Krusche: Reclams Filmführer. Mitarb.: Jürgen Labenski und Josef Nagel. 13., neubearb. Aufl. Philipp Reclam, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-15-010676-1, S. 312f)
Auszeichnungen
- Nominiert für die Goldene Palme (Cannes) 1981
- Nominiert für den Oscar 1982 in der Kategorie „Beste Ausstattung“ (Tambi Larsen, James L. Berkey)
- Nominiert für die Goldene Himbeere 1981 in den Kategorien „Schlechtester Film“, „Schlechteste Regie“ (Michael Cimino), „Schlechtester Schauspieler“ (Kris Kristofferson), „Schlechtestes Drehbuch“ (Cimino) und „Schlechteste Filmmusik“ (David Mansfield). Gewonnen wurde schließlich der Preis für die „Schlechteste Regie“.
Literatur
- Steven Bach: Final Cut. Art, money, and ego in the making of Heaven’s gate, the film that sank United Artists. Newmarket Press, New York 1999, ISBN 1-55704-374-4
- Norbert Grob / Bernd Kiefer: Heaven's Gate - Das Tor zum Himmel in Filmgenres - Western / Hrsg. von B. Kiefer u. N. Grob unter Mitarbeit von M. Stiglegger. Reclam junior, Stuttgart 2003, ISBN 3-15-018402-9; Ss. 336-342
- Steadycam (Köln), Nr. 49, Frühjahr 2006: Umfangreiches Dossier über den Film mit zaheichen Filmfotos
- Wolfgang Limmer: Reinfall durch die Himmelspforte. In: Der Spiegel. Nr. 23, 1981 (online).
Weblinks
- Heaven’s Gate in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Sammlung von Kritiken zu Heaven’s Gate bei Rotten Tomatoes (englisch)
- Johnson County War in der englischsprachigen Wikipedia
- Der wahre Johnson County Krieg (deutschsprachige Homepage)
Einzelnachweise
- ↑ Box Office Bomben – Die fettesten Flops der Filmgeschichte
- ↑ Michael Epstein: Final Cut: The Making and Unmaking of ‚Heaven’s Gate
- ↑ a b Dirk Manthey u. a. (Hrsg.): Das große Film-Lexikon. Alle Top-Filme von A–Z. Band 3. 2. Auflage. Große Milchstraße, Hamburg 1995, ISBN 3-89324-126-4, S. 1251 f.
- ↑ Box Office Mojo
- ↑ a b c Michael Hanisch: Zum Abheben. Michael Cimino’s „Heaven’s Gate“ erlebte seine verdiente Würdigung. In: film-dienst 6, 2005, S. 59f.
- ↑ Georg Seeßlen: Geschichte und Mythologie des Westernfilms, Marburg 1995, S. 172
- ↑ Berliner Zeitung: Die armen Hunde von Hollywood
- ↑ Heaven’s Gate (Film) im Lexikon des Internationalen Films
- ↑ Richard Corliss: Year of the Dragon. In: Time. 18. April 2005, abgerufen am 8. Februar 2009 (englisch): „with a certain suicidal grandeur about it, like a herd of buffalo stampeding toward a firing squad“
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