Liste der Prähistoriker an der Universität Jena

Liste der Prähistoriker an der Universität Jena

In der Liste der Prähistoriker an der Universität Jena werden alle Hochschullehrer aufgeführt, die an der Universität Jena, seit 1934 Friedrich-Schiller-Universität, lehrten und lehren. Das umfasst im Regelfall alle regulären Hochschullehrer, die Vorlesungen halten durften, also habilitiert waren. Namentlich sind das Ordinarien, Außerplanmäßige Professoren, Gastprofessoren, Honorarprofessoren, Lehrstuhlvertreter und Privatdozenten. Archäologen des Mittelbaus (Dozenten: Assistenten und Mitarbeiter) sind nur in begründeten Ausnahmefällen berücksichtigt.

Jena gehört zu den ersten Universitäten in Deutschland, an denen Ur- und Frühgeschichte als Lehrfach angeboten wurde. Friedrich Klopfleisch, der ab 1859 als Privatdozent für Kunstgeschichte lehrte, bot in unregelmäßigen Abständen auch „Archäologische Excursionen“ und „Archäologische Übungen“ an. Ab 1894 beschäftigte er sich in seinen Lehrveranstaltungen ausschließlich mit prähistorischer Archäologie. Bereits 1863 wurde das Germanisches Museum der Universität Jena gegründet. Klopfleischs Schüler Alfred Götze (1865–1948) wurde 1890 mit einer der ersten prähistorischen Dissertationen promoviert.

Nach Klopfleischs Tod 1898 brach die Lehre im Fach Ur- und Frühgeschichte zunächst ab, während das Museum weiterhin Bestand hatte. Die Betreuung der Sammlung lag ab 1900 ehrenamtlich in den Händen von Klopfleischs Schüler Gustav Eichhorn. 1918 übernahm er als Vorstand die Verwaltung des „Prähistorischen (ehem. sog. german.) Museums“. Gleichzeitig wurde ihm auf Antrag der Philosophischen Fakultät die Genehmigung erteilt, Vorlesungen über Vor- und Frühgeschichte zu halten. 1926 schuf die Philosophische Fakultät das Promotionsrecht im Haupt- und Nebenfach Ur- und Frühgeschichte. 1927 wurde Eichhorn, der zwei Jahre später starb, für seinen Einsatz der Titel eines ordentlichen Honorarprofessors verliehen.

1930 wurde die Leitung des Germanischen Museums dem ehemaligen Studenten Eichhorns, Gotthard Neumann, übertragen. Ab dem Wintersemester 1930/31 bot er als Volontärassistent des Historischen Seminars wieder Lehrveranstaltungen an. 1934 wurde Neumann zum beamteten außerordentlichen Professor für Vorgeschichte ernannt. Noch kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er mit Wirkung zum 1. Februar 1945 zum ordentlichen Professor ernannt, ohne diese Position jedoch wahrnehmen zu können.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die universitäre Ausbildung im Fach Ur- und Frühgeschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena 1947 durch Günther Behm-(Blanke) wieder aufgenommen. Eine „Professur mit Lehrstuhl“ (entspricht ordentliche Professur) wurde 1956 eingerichtet und mit Gotthard Neumann besetzt. Entsprechend den Vorgaben der Dritten Hochschulreform der DDR wurde 1968 in Jena wie auch in Leipzig und Greifswald die Ausbildung zum Fachwissenschaftler eingestellt. Die Lehre konnte zwar fortgesetzt werden, war aber nun auf die Ausbildung von Geschichtslehrern ausgerichtet. 1991 wurde die Lehre im Hauptfach Ur- und Frühgeschichte wieder aufgenommen.

Angegeben ist in der ersten Spalte der Name der Person und ihre Lebensdaten, in der zweiten Spalte wird der Eintritt in die Universität angegeben, in der dritten Spalte das Ausscheiden. Spalte vier nennt die höchste an der Universität Jena erreichte Position. An anderen Universitäten kann der entsprechende Dozent eine noch weitergehende wissenschaftliche Karriere gemacht haben. Die nächste Spalte nennt Besonderheiten, den Werdegang oder andere Angaben in Bezug auf die Universität oder das Institut. In der letzten Spalte werden Bilder der Dozenten gezeigt, was derzeit aufgrund der Bildrechte jedoch schwer ist.

Wissenschaftler von bis Funktionen Bemerkungen Bild
Friedrich Klopfleisch (1831–1898) 1859 1896 außerordentlicher Professor für Kunstgeschichte Gründer und langjähriger Leiter des Germanischen Museums der Universität Jena, einer der Begründer der Ur- und Frühgeschichtsforschung im heutigen Thüringen und Sachsen-Anhalt FriedrichKlopfleisch.jpg
Gustav Eichhorn (1862–1929) 1918 1928 ordentlicher Honorarprofessor im Hauptberuf Mediziner, ab 1900 ehrenamtlicher Leiter des Germanischen Museums, ab 1902 Konservator, ab 1918 Vorstand und Lehrerlaubnis, 1922 Lehrauftrag für das Fach der Prähistorie, 1927 ordentlicher Honorarprofessor, große Verdienste bei der Einrichtung einer zentralen Bodendenkmalpflege in Thüringen
Gotthard Neumann (1902–1972) 1930 1967 Professor mit Lehrstuhl
Leonhard Franz (1895-1974) 1941 1944 Professor (Vertretung)
Günter Behm-Blancke (1912–1994) 1947 1977 Professor mit Lehrstuhl 1947 kommissarischen Direktor des Museums und Lehrauftrag für Ur- und Frühgeschichte; 1949 Dozent für Vorgeschichte, 1951 bzw. 1953 Professor mit Lehrauftrag; 1961 Professor mit vollem Lehrauftrag für Ur- und Frühgeschichte (entspricht außerordentlicher Professor); 1968 Direktor des Vorgeschichtlichen Museums, Instituts für prähistorische Archäologie, bis zu seiner Emeritierung 1977 Professor mit Lehrstuhl (ordentlicher Professor) und Leiter des Wissenschaftsbereichs Ur- und Frühgeschichte der Sektion Geschichte.
Waldtraut Schrickel 1947 1958 Dozentin
Karl Peschel (* 1934) 1959 1999 ordentlicher Professor 1959 Oberassistent; 1977 Leiter des Bereichs für Ur- und Frühgeschichte; 1979 Hochschuldozent; 1993 Professor für Ur- und Frühgeschichte; 1999 emeritiert
Dietrich Mania (* 1938) 1993 2000 apl. Professor für Urgeschichte, Quartärgeologie und -paläontologie 1974 Gründer der Forschungsstelle Bilzingsleben, die 1993 infolge des Übergangs des Kreises Artern zum Freistaat Thüringen der Friedrich-Schiller-Universität angegliedert wurde; zunächst wissenschaftlicher Mitarbeiter mit Lehrauftrag, 1995 apl. Professor für Urgeschichte, Quartärgeologie und -paläontologie, 2000 emeritiert.
Sven Ostritz (* 1962) 1990 Privatdozent 1990 bis 1993 Assistent; ab 1999 erneut Lehrveranstaltungen in Jena; wissenschaftlicher Mitarbeiter; 2003 Leiter des Thüringischen Landesamtes für archäologische Denkmalpflege (TLAD), 2006 kommissarischer Leiter des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA), seit 2008 Präsident des Landesamtes und Landesarchäologe
Jan Bemmann (* 1961) 1994 2004 Oberassistent 1994 Assistent, 2000 Habilitation, Oberassistent; im Sommer 2004 Gastprofessor an der Universität Wien; seit Wintersemester 2004/2005 Professor für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Peter Ettel (* 1960) 2000 Professor für Ur- und Frühgeschichte
Clemens Pasda 2003 Professor für Urgeschichte
Stefan Winghart (* 1952) 2003 Privatdozent 2003-2009 Landeskonservator und Leiter des Thüringer Landesamtes für Denkmalpflege, seit 2009 Präsident des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege
Andreas Schäfer 2004 Assistent
Peter Romsauer 2005 Professor (Vertretung) 1996 Dozent für Archäologie an der Konstantin der Philosoph-Universität Nitra, 2003 Professor für Ur- und Frühgeschichte ebd.
Thomas Meier (* 1966) 2008 Privatdozent 2008 Habilitation in Kiel; anschließend Vertretung des Lehrstuhls für Ur- und Frühgeschichte in Jena; seit Oktober 2008 Vertretung der W3-Professur für Ur- und Frühgeschichte an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Hans Losert (* 1956) 2008 2009 Privatdozent
Thomas Saile 2009 Privatdozent

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