- Antisepsis
-
Mit Antisepsis (griech. wörtlich ‚gegen Fäulnis‘) bezeichnet man alle Maßnahmen zur Verminderung von infektiösen Keimen und damit zur Verhinderung einer Infektion. Antiseptische Maßnahmen sind die Desinfektion von Oberflächen, Materialien und Gegenständen mit Bioziden. Auch die Desinfektion von Wunden dient diesem Ziel.
Abzugrenzen ist der Begriff von der Asepsis, die auf eine vollkommende Keimfreiheit abzielt. Diese ist auf Körperoberflächen jedoch nie zu erreichen, da die Haut oder Schleimhaut nicht sterilisiert werden kann, ohne ihre biogenetischen Eigenschaften zu zerstören.
Geschichte
Der Begründer der Antisepsis war Ignaz Semmelweis, der als „Retter der Mütter“ in die Geschichte der Medizin eingegangen ist, obwohl zu seiner Zeit die Mikroskopie schon lange betrieben wurde und die Existenz von winzigen, nur mit dem Mikroskop sichtbaren Wesen bekannt war.
Antoni van Leeuwenhoek (1632–1723) hatte schon „die kleinen Biesterkes“ beschrieben. Einzug in die Medizin hatte die Erkenntnis dieser Wesen aber noch lange nicht gehalten. Die Krankheitsauffassung dieser Zeit besagte, dass eine schlechte Konstitution zu einer Erkrankung führte, eine Infektion wurde nicht als Ursache angesehen.
Der wissenschaftliche Durchbruch der Wundbehandlung manifestierte sich in einem Vortrag des Chirurgen Richard von Volkmann beim ersten Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie am 10. April 1872 in Berlin. Noch 33 Jahre später zeigt sich der auf Kriegsverletzungen spezialisierte Chirurg Ernst von Bergmann beeindruckt. Er schrieb in der Zeitschrift Die Woche im Januar 1905 in seinem Artikel „Über Schußwunden aus dem modernen Infanteriegewehr“:
„Schon 1872 hatte von Volkmann auf dem ersten Kongreß deutscher Chirurgen, bei einem Vergleich der Knochenbrüche der unteren Extremitäten in Kriegs- und Friedenszeiten, die überraschende Tatsache mitgeteilt, daß die ersteren günstiger als die letzteren verlaufen, oder mit andern Worten, daß an jenen weniger als an diesen sterben. Obgleich die Schußfrakturen in der Regel Splitterbrüche sind und die komplizierten, d.h. mit einer Weichteilwunde verbundenen Friedensfrakturen das nicht sind, starben, selbst unter den verrufenen Verhältnissen der Krimkampagne, weniger an Schußfrakturen des Unterschenkels, nämlich 25 pCt., als in den Musterspitälern Europas während des Friedens zu sterben pflegten, nämlich 32,5 pCt. Der Grund hierfür konnte wohl nur in der verschiedenen Beschaffenheit der den Knochenbruch komplizierenden Weichteilwunden liegen. Bei den Friedensverletzungen sind sie, gleichgültig, ob eine Maschine mit ihren Zähnen und Stangen das Bein verletzt oder das Rad eines Straßenbahnwagens darüber geht, groß und weitklaffend, bei den Kriegsverletzungen klein und eng. In jene können die Entzündung erregenden Schädlichkeiten – die Eiterkokken – viel leichter eindringen als in diese. Die neue Lehre von der Wundvergiftung erklärte die auffällige Tatsache.“
– Prof. Dr. Ernst von Bergmann: Die Woche, 1905[1]
Quellen
Kategorie:- Medizinische Hygiene
Wikimedia Foundation.