Literarisches Colloquium Berlin

Literarisches Colloquium Berlin

Das Literarische Colloquium Berlin (LCB) wurde am 16. Mai 1963 von Walter Höllerer gegründet. Um der kulturellen Verödung West-Berlins nach dem Mauerbau vorzubeugen, schuf man dieses Forum für alle mit der Literatur zusammenhängenden Berufsgruppen. Die ersten Veranstaltungen fanden 1963 bis 1964 in Berlin-Charlottenburg statt, bevor die Villa am Wannsee in Sandwerder bezogen wurde. Heute versteht es sich als moderner zielgruppenorientierter Dienstleister im Bereich Literatur. Es gilt international als Ansprechpartner für Fragen rund um die Literatur und wirbt mit seinem Namen weltweit für Berlin.

Inhaltsverzeichnis

Schwerpunkte

Die Ausrichtung von Preisen wie dem Alfred-Döblin-Preis, dem Lyrik-Debüt-Preis, dem Berliner Preis für Literaturkritik, dem Helen-und-Kurt-Wolff-Preis, dem Ellen-Otten-Preis und dem Brücke Berlin-Preis, das Schriftstellertreffen sowie ein international ausgerichtetes Veranstaltungsprogramm haben dazu geführt, dass sich das LCB zu einer ersten Anlaufstelle für Autoren aus dem gesamten deutschsprachigen Raum entwickelt hat. Gemeinsam mit der Robert Bosch Stiftung vergibt das LCB Grenzgänger-Stipendien, die Recherchen zu Veröffentlichungen unterstützen: „Die Veröffentlichungen sollen zu Diskussionen anregen, den Dialog und das gegenseitige Verständnis fördern und können unterschiedliche Themenbereiche, Länder und historische Epochen umfassen“. [1]

Im Mittelpunkt der Arbeit steht der Internationale Literaturaustausch. Das LCB hilft Autoren aus aller Welt – zumal solchen aus Mittel- und Osteuropa – in Berlin Kontakte zu knüpfen. Autorentreffen und Tagungen bieten weitere Möglichkeiten des Austausches. So war das LCB mit initiierend bei der Gründung von HALMA, dem europäischen Netzwerk literarischer Zentren.

Gleichzeitig ist das LCB ein Gästehaus, ein Haus der Autoren. In Zusammenarbeit mit verschiedenen staatlichen Stellen und Stiftungen lädt das LCB Autorinnen und Autoren aus aller Welt ein, um intensiv an ihren Projekten zu arbeiten.

Bereits in den 1960er Jahren fanden im LCB Werkstätten statt, in deren Rahmen jungen Autoren wie Peter Bichsel und Hubert Fichte ihre Texte diskutieren und literarische Projekte erarbeiten konnten. Diese Tradition lebt in der seit 1997 regelmäßig ausgerichteten Autorenwerkstatt Prosa weiter, aus der Autoren wie Judith Hermann, Georg Klein, Inka Parei und David Wagner hervorgingen.

Seit über zehn Jahren ist die Förderung von Übersetzungen und die Arbeit von Übersetzern im Rahmen von Seminaren, Tagungen und Stipendien ein weiteres zentrales Anliegen im LCB. Der Deutsche Übersetzerfonds wurde gegründet, der sich zur wichtigsten Einrichtung seiner Art in Deutschland entwickelt hat.

Mit dem Ziel der Förderung der deutschen Literatur im Ausland präsentiert das LCB in Kooperation mit den Goethe-Instituten jüngere deutsche Autoren in den wichtigsten Verlagsstädten weltweit.

Die von Walter Höllerer gegründete Zeitschrift Sprache im technischen Zeitalter wird im LCB redaktionell betreut. Sie ist Forum für literarische Texte und theoretische Reflexionen. Dabei erlaubt die Nähe des LCB zu zeitgenössischen Autoren Einblicke in Tendenzen und aktuelle Entwicklungen der Literatur.

Nicht zuletzt werden dem Berliner Publikum im Rahmen von öffentlichen Veranstaltungen Autoren und ihre Bücher vorgestellt. Sie haben das Ziel, Lesungen mit Gesprächen und thematischen Diskussionen zu verbinden. 2006 eröffnete das LCB gemeinsam mit dem Brandenburgischen Literaturverein die Literaturplattform „Literaturport“. Hier werden auch jeweils die aktuellen Nominierungen für den Preis der Leipziger Buchmesse mit Lesungen einzelner Kapitel vorgestellt. Im April 2009 wurde das Literarische Colloquium Berlin bei den 25. Weidener Literaturtagen mit dem "Preis der Literaturtage" ausgezeichnet.

Literatur

  • Sven Arnold: Literarisches Colloquium Berlin e.V. In: Christiane Kussin (Bearb.): Literarische Gesellschaften in Deutschland: Ein Handbuch. Aufbau-Verlag, Berlin 1995, S. 207-210. ISBN 3-351-02435-5.
  • Hans-Joachim Neubauer: 40 Jahre LCB, als PDF (1.518 KB) herunterladbar. [2]

Weblinks

Nachweise

  1. Robert Bosch Stiftung zum Grenzgänger-Stipendium
  2. 40 Jahre LCB (PDF, 1.518 KB)

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