Literarisches Archiv

Literarisches Archiv

Literarisches Archiv war ab 1957 ein Sublabel der Schallplattenfirma Deutsche Grammophon Gesellschaft, unter welchem Literaturaufnahmen - in der Hauptsache gesprochene - veröffentlicht wurden. Einer der Mitbegründer dieser Marke war Ernst Ginsberg, der zu jener Zeit Leiter der Wortabteilung der Deutschen Grammophon war, dem eine "akustische Handbibliothek der Weltliteratur" vorschwebte.

Inhaltsverzeichnis

Selbstverständnis

In einer auf den ersten Plattentaschen abgedruckten Selbstdarstellung hieß es zur Zielsetzung des Labels, man wolle

dem von ersten Interpreten gesprochenen Dichterwort gleiches Heimatrecht auf der Schallplatte verschaffen, wie es die Musik (...) besitzt. Nach einer Zeit, in der sich durch Hast und Mühsal um das Alltägliche die lebendige Beziehung zur Sprache und Dichtung zu lösen schien, ist es nun eine große und dankbare Aufgabe, einer drohenden Entfremdung entgegenzuwirken. Der Weg, der sich hier für das hörbar gemachte, gesprochene Wort auftut, führt in die Weite und Breite, in die Tiefe und Höhe der Dichtung der Welt. Für sie will das literarische Archiv um neues Interesse, neues Verständnis und neue Liebe werben.

Erste Interpreten

Mit "ersten Interpreten" waren in erster Linie Stars des Sprechtheaters und Autoren gemeint. Zu den Sprechern des literarischen Archivs gehörten in den Anfangsjahren neben Ernst Ginsberg z.B. Will Quadflieg, Maria Becker, Erich Ponto, Gottfried Benn oder Erich Kästner. Außerdem bediente man sich historischer Wort-Aufnahmen u.a. aus dem vorhandenen Katalog der Deutschen Grammophon, z.B. der Gesamtaufnahmen von Kabale und Liebe und der Gründgens-Inszenierung des Faust I, deren Erfolg in den Jahren zuvor die Gesellschaft auch wesentlich zur Gründung eines eigenen Literaturlabels ermutigt haben mag oder auch aufgezeichneten Lesungen Thomas Manns.

Vom Wortlabel zum Literaturlabel

Zunächst als reines Wortlabel gedacht (vertonte Literatur erschien bis in die 1960er unter einem "Unter-Unterlabel" Literarische Kleinkunst oder eben bei der Polydor) entwickelte sich das Literarische Archiv zu einem Literaturlabel, unter dem die Deutsche Grammophon sämtliche Aufnahmen der Kategorie "Literatur" zusammenfasste, also auch gesungene literarische Texte, u.a. von Ernst Busch, Gisela May und Therese Giehse oder später Katja Ebstein, wie auch klassische Chansons des Kabaretts von Autoren wie Kästner oder Tucholsky. Allein Vertonungen literarischer Texte, die der Kategorie "Klassische Musik" zuzurechnen waren, erschienen weiterhin unter dem Klassiklabel der DG.

Andauerner Erfolg

Bis in die letzten Jahre waren Aufnahmen unter Literarisches Archiv, zuletzt auf CDs, im Handel erhältlich. Es war, bis sich durch die vermehrte Entstehung von Hörbuchverlagen ein komplett verändertes Bild auf dem Markt ergab, lange Zeit das bedeutendste Label für literarische Aufnahmen in Deutschland. Der Versuch die Marke auch im Ausland, so in Frankreich als Archive litteraire, zu etablieren, war hingegen weniger erfolgreich.


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Archiv für Alternativkultur — Archivtyp Alternative Archive Ort Berlin Gründung 1995 Träger Humboldt Universität Berlin Organisationsform Teil des Instituts für Europäische Ethnologie der Humboldt Universität Berlin …   Deutsch Wikipedia

  • Literarisches Informationszentrum — Josef Biby Wintjes (* 25. März 1947; † 24. September 1995 in Bottrop) war ein deutscher Alternativzeitschriftenverleger und Versandbuchhändler. Noch als Angestellter in der EDV Abteilung der Firma Krupp gründete er 1969 in Bottrop das… …   Deutsch Wikipedia

  • Farley-Archiv — Ein Farley Archiv ist eine Sammlung von Aufzeichnungen von Politikern über Personen, die sie bereits einmal getroffen haben. Der Begriff geht zurück auf James Aloysius Farley, den Wahlkampfmanager von Franklin Delano Roosevelt. Farley legte ein… …   Deutsch Wikipedia

  • Faust I (Sprechplatte) — Johann Wolfgang von Goethe – Faust. Der Tragödie erster Teil in der Gründgens Inszenierung des Düsseldorfer Schauspielhauses Veröffentlichung 1954 Label Deutsche Grammophon Format(e) 3 LPs in Leinenkassette mit Textbuch, MC …   Deutsch Wikipedia

  • Marie Madeleine — (* 4. April 1881 in Eydtkuhnen, Ostpreußen; † 27. September 1944 in Katzenelnbogen; eigentlich Marie Madeleine Baronin von Puttkamer, geborene Günther) war eine deutsche Schriftstellerin und Lyrikerin. Schlagartig bekannt wurde sie durch die… …   Deutsch Wikipedia

  • Marie Madeleine von Puttkamer — Marie Madeleine (* 4. April 1881 in Eydtkuhnen/Ostpreußen; † 27. September 1944 in Katzenelnbogen; eigentlich Marie Madeleine Baronin von Puttkamer, geborene Günther) war eine deutsche Schriftstellerin und Lyrikerin. Schlagartig bekannt wurde sie …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Grammophon-Gesellschaft — Firmenlogo Die Deutsche Grammophon war ein traditionsreiches deutsches Schallplattenlabel, aus dem 1972 die PolyGram hervorging. Das Unternehmen galt im 20. Jahrhundert als Qualitätsführer im Bereich der Klassik LPs und war für seine hohen… …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Grammophon Gesellschaft — Firmenlogo Die Deutsche Grammophon war ein traditionsreiches deutsches Schallplattenlabel, aus dem 1972 die PolyGram hervorging. Das Unternehmen galt im 20. Jahrhundert als Qualitätsführer im Bereich der Klassik LPs und war für seine hohen… …   Deutsch Wikipedia

  • Faust I (Hörbuch) — Faust. Der Tragödie erster Teil in der Gründgens Inszenierung des Düsseldorfer Schauspielhauses Studioalbum von Johann Wolfgang von Goethe Veröffentlichung 1954 Label …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich Heine — (Gemälde von Moritz Daniel Oppenheim, 1831) Heinr …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”