Berlin-Wannsee

Berlin-Wannsee

Wannsee
Ortsteil von Berlin

Berlin Brandenburg Wannsee Nikolassee Zehlendorf Dahlem Steglitz Lankwitz LichterfeldeWannsee auf der Karte von Steglitz-Zehlendorf
Über dieses Bild
Koordinaten 52° 25′ 0″ N, 13° 9′ 0″ O52.41666666666713.15103Koordinaten: 52° 25′ 0″ N, 13° 9′ 0″ O
Höhe max. 103 m ü. NN
Fläche 23,7 km²
Einwohner 9384 (30. Juni 2011)
Bevölkerungsdichte 396,3 Einwohner/km²
Eingemeindung 1. Okt. 1920
Postleitzahl 14109
Ortsteilnummer 0607
Verwaltungsbezirk Steglitz-Zehlendorf

Wannsee ist ein Ortsteil im Bezirk Steglitz-Zehlendorf von Berlin, der im äußersten Südwesten der Stadt liegt.

Der zum größten Teil zwischen Seen gelegene Ortsteil ist ein beliebter Ausflugsort für viele Berliner und Touristen. Den Hauptbereich bildet eine künstliche Insel. Sie ist über fünf Brücken zu erreichen: Die Wannseebrücke, die Alsenbrücke, die Hubertusbrücke, die Parkbrücke und die Glienicker Brücke. Ein kleiner Teil dieser „Wannsee-Insel“, die Siedlung Klein-Glienicke, gehört zu Potsdam.

Zum Ortsteil gehören unter anderem die Ortslagen Heckeshorn, Krughorn, Albrechts Teerofen, Kohlhasenbrück und Steinstücken sowie die Pfaueninsel und der Hauptort Stolpe mit dem historischen Zentrum des Ortsteils.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Karte von Wannsee
Blick von der Wannseebrücke auf den Großen Wannsee

Umgeben wird der Ortsteil im Norden und Westen von der Havel, im Osten vom Großen Wannsee und im Süden von einer Seenkette, Griebnitzkanal genannt, sowie dem Griebnitzsee. Der Griebnitzkanal mit dem bekanntesten Teilsee, dem Kleinen Wannsee, verbindet den Großen Wannsee mit dem Griebnitzsee, an den im Osten der Teltowkanal anschließt. Der Westteil des Griebnitzsees ist über die Glienicker Lake mit der Havel verbunden, etwa auf Höhe der Glienicker Brücke. Der Havelbereich westlich von Wannsee wird vom Jungfernsee geprägt, der sich nach Nordwesten weiter ausdehnt.

Wannsee ist im Norden und Westen mit Wald bedeckt. Die Besiedlung ist von dem kleinen Dorf Stolpe (dem Gebiet um den Wilhelmplatz) ausgegangen. Heute führt die in Ost-West-Richtung verlaufende Bundesstraße 1 mitten durch Wannsee, an der sich auch der heutige Siedlungsschwerpunkt befindet.

Verkehrsanbindung

Zu den Verkehrsanbindungen gehört der Fern- und S-Bahnhof Berlin-Wannsee, die Bundesautobahn 115, die weiter stadteinwärts als AVUS eine Vergangenheit als Rennstrecke aufweist, ferner die Königstraße zur Glienicker Brücke, die Berlin und Potsdam als Bundesstraße 1 verbindet, sowie als malerische Alternative zur AVUS, die kurvenreiche Havelchaussee entlang des Havelufers.

Sehenswertes

Am Westufer des Großen Wannsees (Am Großen Wannsee 56/58) liegt die Villa, in der die Wannseekonferenz stattgefunden hat, bei der die Deportation und Ermordung der europäischen Juden organisiert und geplant wurde. Heute ist das Haus eine Gedenk- und Bildungsstätte. Nach der Sanierung der Liebermann-Villa wurde das Sommerhaus des Malers Max Liebermann am 30. April 2006 als Museum eröffnet. Im weiteren Verlauf der Straße Am Großen Wannsee liegt das Gelände der ehemaligen Reichsluftschutzschule des Architekten Eduard Jobst Siedler (1938/1939). Auf einem Plateau am Seeufer bei Heckeshorn, wo die Colonie Alsen in den Forst Düppel übergeht, befindet sich eine 2005 restaurierte Zinkkopie des Flensburger Löwen aus dem Jahre 1874.

Im Ortskern des Dorfes Stolpe die nach Plänen des Schinkelschülers Friedrich August Stüler 1858/1859 erbaute Kirche am Stölpchensee.

Das Grab von Heinrich von Kleist

Am Kleinen Wannsee befindet sich auf der Ostuferseite das Kleist-Grab. Auf dem Neuen Friedhof finden sich unter anderem die Gräber des Physikers Hermann von Helmholtz, des Mediziners Ferdinand Sauerbruch und des Chemie-Nobelpreisträgers Hermann Emil Fischer. Auf dem Alten Friedhof Wannsee in der Friedenstraße liegen der Architekt Hans Poelzig und der Droschkenkutscher Gustav Hartmann, der als „Eiserner Gustav“ im Jahr 1928 durch seine Fahrt nach Paris Berühmtheit erlangte, begraben. Im Westen befinden sich mit dem Glienicker Schloss und dem Jagdschloss Glienicke gleich zwei Schlösser, an denen weitläufige Parks angeschlossen sind. Überquert man die Parkbrücke in Klein Glienicke, hat man das Schloss Babelsberg mit einem weiteren Park vor Augen. Auf der Pfaueninsel befindet sich ein weiteres Schloss, das von Friedrich Wilhelm II. im 18. Jahrhundert in Auftrag gegeben wurde. In der Nähe der Pfaueninsel befindet sich die Kirche St. Peter und Paul auf Nikolskoe.

Nördlich der B 1 befindet sich der zweithöchste Turm Berlins, der Fernmeldeturm Berlin-Schäferberg.

Das denkmalgeschützte Strandbad Wannsee, wahrscheinlich das größte Binnengewässerbad Europas, liegt am Ostufer des Großen Wannsees. Es gehört nicht zum Ortsteil Wannsee, sondern zum Ortsteil Nikolassee.

Villenkolonie

Karte der Colonie Alsen, 1883
Karte von Potsdam und Wannsee, 1833

Ab 1870 entstand in Wannsee eine Kulturlandschaft, die im Kaiserreich und der Weimarer Republik ihresgleichen suchte. Viele prachtvolle Villen entstanden zu dieser Zeit, von denen heute nur noch wenige übrig geblieben sind.

Als das Zeitalter der Industrialisierung begann, trieb es viele Berliner aus dem Zentrum an den Stadtrand. Zu diesem Zeitpunkt war die Gegend um das Dorf Stolpe noch weitgehend unbesiedelt. 1863 erwarb Wilhelm Conrad, Naturfreund, erfolgreicher Bankier und Direktor der Berliner Handelsgesellschaft, den Gasthof Stimmiger Krug. Durch Zukäufe erweiterte er seinen Landbesitz in den Folgejahren auf 320 Morgen Land. 1870 ließ Conrad die Gaststätte abreißen und an gleicher Stelle die Villa Alsen errichten. Diese Villa war der Startschuss für die weitere Besiedlung und Gründung der Colonie Alsen.

Wilhelm Conrad stellte sich ein Gesamtkunstwerk von Villen vor, nach dem Muster der neuesten Berliner Villenkolonien, aber in einer Parklandschaft gelegen, umgeben vom Wasser der Havelseen. Der Peter Joseph Lenné-Schüler und Berliner Gartenbaudirektor Gustav Meyer wurde beauftragt, einen Plan auszuarbeiten. In diesem wurde das Zentrum der Kolonie als Hippodrom angeordnet, durch das die Königstraße in der Längsachse geführt wurde. Conrad verstand sein Handwerk und fand Käufer für zahlreiche Parzellen, von denen keine kleiner als ein preußischer Morgen (180 Quadratruten = 2553 m²) war. Nur zwei Jahre nachdem er die Villa Alsen bezog, wohnten bereits 64 Siedler in zwölf neuen Villen in der Kolonie.

Ab 1874 begann die Besiedlung entlang des Ostufers des Großen Wannsees. Prinz Friedrich-Karl, der Besitzer der Parzellen, veräußerte sie unter anderem an die Petroleumlampenfabrikanten Ernst Wild und Friedrich Wilhelm Wessel. Die Villen, die in der Villenkolonie Wannsee angelegt wurden, waren zumeist noch größer als die der gegenüberliegenden Colonie Alsen.

Um zusätzliches Publikum für die Ansiedlung in den Kolonien zu gewinnen, musste eine effektive Infrastruktur geschaffen werden. 1874 wurde nach starkem Widerstand, aber auf Willen von Conrad, eine Bahnverbindung zwischen Berlin und Wannsee durchgesetzt. Außerdem fuhr die Bahn im Anschluss bis hinaus nach Potsdam. Im Volksmund wurde die neu entstandene Wannseebahn auch Wahnsinnsbahn auf Conrädern oder Bankierszug genannt. Mit ihr verkürzte sich die Reisezeit von der Berliner Innenstadt in die Kolonie auf nur 20 Minuten.

1898 entstand die Gemeinde Wannsee aus dem Dorf Stolpe, der Colonie Alsen und der Kolonie Wannsee. Im Zuge der Bildung Groß-Berlins 1920 wurde die Gemeinde dem Bezirk Zehlendorf zugeordnet.

Sport

Badestelle Alter Hof

Wannsee verfügt über einen eigenen Golfplatz, der 1895 gegründet wurde. Neben 21 Segel- und zehn Rudervereinen gibt es mit dem FV Wannsee einen Fußballverein und dem TuS Wannsee einen Verein, dessen Mitglieder Leichtathletik betreiben. Außerdem gibt es am ehemaligen Don-Bosco-Heim einen Reiterhof, das ReitTherapieZentrum Berlin. Es gibt verschiedene Bademöglichkeiten, besonders das Strandbad Wannsee und die große Badewiese am Alten Hof.

Übersichten in Listenform

Geschichte

Denkmäler, Parkanlagen, Schlösser, Museen

Persönlichkeiten aus Wannsee

Literatur

  • Theseus Bappert, Wolfgang Immenhausen, Sabine Schneider (Hrsg.): Ein Wannsee-Bilderbuch. Edition Galerie Mutter Fourage, Berlin 1992.
  • Hinnerk Dreppenstedt, Klaus Esche (Hrsg.): Ganz Berlin. Spaziergänge durch die Hauptstadt. 3. überarbeitete Auflage. Verlag nikolai, Berlin 2004, ISBN 3-89479-139-X.
  • Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Band 5 (Schloss-5, „Dreilinden“ – Dreilindens Umgebung).
  • Haus der Wannsee-Konferenz (Hrsg.): Villenkolonien in Wannsee 1870–1945. Großbürgerliche Lebenswelt und Ort der Wannsee-Konferenz. Hentrich, Berlin 2000, ISBN 3-89468-260-4 (Publikationen der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz 8).
  • Ingo Krüger: Landhäuser und Villen in Berlin + Potsdam. Band 2: Kleiner Wannsee. Aschenbeck & Holstein Verlag, Delmenhorst u. a. 2004, ISBN 3-932292-57-X.
  • Ingo Krüger: Landhäuser & Villen in Berlin + Potsdam. Band 3: Großer Wannsee. Colonie Alsen. Villa Liebermann. Aschenbeck & Holstein Verlag, Bremen 2009, ISBN 978-3-932292-77-4.
  • Christoph Voigt: Altes und Neues von Stimmings Krug. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins. 49, 1932, ZDB-ID 3615-8, S. 50–54.
  • Karl Wolff: Wannsee und Umgebung. Klein-Glienickes Schlösser und Park. Pfaueninsel. Nikolskoe. Vergangenheit u. Gegenwart. 7. neu bearbeitete Auflage. Verlag Elwert und Meurer GmbH, Berlin 1978.

Weblinks

 Commons: Berlin-Wannsee – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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