- Antoine Brumel
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Antoine Brumel (auch Brummel, Brommel, Brunello) (* um 1460 in Brunelles bei Nogent-le-Rotrou (?); † nach 1515) war ein französischer Komponist, Sänger und Kleriker.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Herkunft und Ausbildung Brumels liegen im Dunkeln. Am 9. August 1483 wurde er Offiziumsänger an Notre-Dame in Chartres. Ausdrücklich wegen seiner Vorbildung gewährte ihm das Kapitel ein höheres Gehalt als üblich.
Von Chartres wechselte er wahrscheinlich nach Genf. Dort wurde er am 4. Oktober 1486 an Sankt Peter zum Chormeister ernannt. Er war verantwortlich für die Chorknaben. Ab Februar 1489 erhielt er vom Kapitel immer wieder Urlaub, um im nahegelegenen Chambéry den Hof der Regentin von Savoyen, Bianca von Monferrat, zu besuchen. Im Juni 1490 wurde er, als bedeutender Musiker gerühmt, in die Hofkapelle aufgenommen. Doch schon im August desselben Jahres war er wieder in Genf, wo sich die Beziehungen zum Kapitel verschlechterten. Ende April 1492 monierte das Kapitel Disziplinschwierigkeiten der Chorknaben; Brumel seinerseits die Aufnahme unfähiger Chorknaben durch das Kapitel. Dies führte schließlich dazu, dass Brumel im August 1492 Genf mit unbekanntem Ziel verließ.
Die folgenden fünf Jahre sind dokumentarisch kaum beleuchtet. Fest steht jedoch, dass er in dieser Zeit Priester und Kanoniker an der Kathedrale von Laon wurde. Ein Aufenthalt dort im Jahre 1497 ist belegbar.
Ende 1497 bot das Kapitel von Notre-Dame zu Paris Brumel das Amt des „magister puerorum“ an, auf das er sich bereits früher beworben hatte. Am 5. Januar 1498 wurde er in das Amt eingeführt. Brumel war für Unterhaltung, Ausbildung und Erziehung der 10 Chorknaben verantwortlich und wohnte mit ihnen in der Maîtrise (heute 8, Rue Massillon). Er erhielt ein jährliches Salär von ungefähr 40 livres tournois, überdies Beträge für das Absingen der etwa 600 verschiedenen Votiv- und Gedächtnisdienste. Für eine dieser Stiftungen hat er das Versikulum „Ave Maria“ komponiert. Anfänglich sehr zufrieden mit Brumel, bewilligten die Kanoniker ihm am 26. Februar 1498 zusätzliche 16 écus für eine Hausgehilfin und einen Sekretär. Am 30. April 1498 stand Brumel beim Trauergottesdienst für Karl VIII. in der oberen Reihe der Kanoniker oder gehörte zu den socii chori, die das Requiem sangen.
Im September 1500 wurde Brumel ein zweiwöchiger Urlaub bewilligt, damit er seinen Geburtsort besuchen könne.
Nach seiner Rückkehr vertieften sich die Spannungen zwischen Brumel und dem Kapitel. Mehrere Male musste er ausstehende Geldbeträge einfordern. Und trotz zweieinhalbjährigen Dienstes hatte man ihm noch immer keine Präbende an der Kathedrale oder wenigstens der Diözese übertragen.
Schließlich kam es infolge von Streitigkeiten im Zusammenhang mit der Aufnahme eines Chorknaben zum Bruch. Am 16. November 1500 gab Brumel seinen Posten auf. Zwar sandten die Kanoniker eine Abordnung zu ihm, die ihn überreden sollte, seinen Entschluss zurückzunehmen, doch er blieb dabei.
Er wandte sich nach Chambéry, wo ihn am 1. Juni 1501 Herzog Filiberto (1497–1504) zum Kapellsänger ernannte. Das Ernennungsdokument enthält einen Passus, der eine unmittelbar vorangehende Anstellung in der Hofkapelle des französischen Königs anzudeuten scheint. Doch auch diesmal hielt es Brumel nicht lange im Amt: schon am 1. Juli 1502 schied er aus der Herzoglichen Kapelle.
1503 veröffentlichte Petrucci einen Band Messen von Brumel. Dies war eine Ehre, die nur den berühmtesten Komponisten der damaligen Zeit zuteil wurde.
Ende 1505 begann Herzog Alfonso I d’Este von Ferrara Verhandlungen mit Brumel über dessen Anstellung als Hofkapellmeister in Nachfolge des im Sommer 1505 verstorbenen Jacob Obrechts. Der Herzog bediente sich dabei der Vermittlung seines Schwagers, des Herzogs von Sora Sigismondo Cantelmo († 1519), bei dem Brumel zuvor in Diensten gestanden zu haben scheint. Am 13. Dezember 1505 wurde Brumel aus „Leone“ (Lyon?) in sein neues Amt berufen. Der Kontrakt auf Lebenszeit beinhaltete das Versprechen eines Beneficiums im Wert von jährlich 100 Dukaten, ein jährliches Salär von 100 Dukaten, das Nutzungsrecht für ein Haus in Ferrara und 50 Dukaten für die Anreise.
Brumel gehörte der Kapelle wahrscheinlich bis zu deren Auflösung im Jahr 1510 an. Wie die meisten der entlassenen Musiker ging er nach Mantua, wo ihn ein Dokument vom 11. Mai 1512 als auf den Tod erkrankt erwähnt.
1513 soll Brumel mit einigen anderen berühmten Komponisten an der Krönung Leos X. teilgenommen haben, doch gibt es dafür keinen dokumentarischen Beleg.
Werke
Messen
- Missa a l’ombre d’ung buissonet
- Missa Berzerette savoyenne
- Missa Bon temps
- Missa de beate virgine (sehr spät, wahrscheinlich 1510/12)
- Missa de dringhs
- Missa Descendi in hortum
- Missa dominicalis
- Missa Et ecce terrae motus (12-stimmig)
- Missa Je nay deuel
- Missa L’homme armé
- Missa pro defunctis
- Missa Ut re mi fa sol la
- Missa Victimae paschali
- Missa sine nomine I
- Missa sine nomine II (nur Kyrie vollständig, sonst nur eine Stimme erhalten)
- Missa de Beata Virgine
Fragmenta missarum
- Credo (I)
- Credo (II)
- Credo (III)
- Credo villayge
- Pleni sunt caeli, fuga ex una
- Benedictus, fuga ex una
- Benedictus
Motetten
- Ave, ancilla Trinitatis
- Ave cujus conceptio (wohl nach 1505)
- Ave Martia, gratia Dei plena (Paris, 1498–1500)
- Ave stella matutina (wohl nach 1505)
- Ave virgo gloriosa
- Beate es, Maria
- Conceptio hodiernus Mariae semper virginis
- Da pacem, Domine
- Dominus dissipat consilia
- Exemplum octo modorum
- Gloria, laus et honor
- Haec dies quam fecit Dominus
- Herth. Cogitavit Dominus
- Languente miseris (Chartres, 1483/86)
- Lauda Sion Salvatorem
- Laudate Dominum de caelis
- Magnificat primi toni
- Magnificat secundi toni
- Magnificat sexti toni
- Mater patris filia
- Nativitas unde gaudia/Nativitas tua, Dei genitrix (Chartres, 1483/86)
- Nato canunt omnia
- Noe, noe, noe
- O crux, ave, spes unica
- O Domine Jesu Christe
- Philippe, qui videt me
- Quae est ista (wohl nach 1505)
- Regina caeli laetare
- Regina caeli laetare
- Rosa nocum dans adorem
- Sicut lilium inter spinas
- Sub tuum praesidium (wohl nach 1505)
- Vidi aquam
Weltliches
- Amours, amours
- Dieu te gart, bergere
- Du tout plongiet / Fors seulement
- En amours que cognoist
- En ung matin
- Esnu sy que plus porroie
- Jamays
- James que la ne peult estre
- Je despite tous
- Le moy de may
- Pour vostre amour
- Tandernac
- Tous les regtretz
- Una maistresse
- Vray dieu d’amour
Incerta
- Ave Maria, gratia plena
- Credo
- Magnificat octavi toni
Weblinks
- Werke von und über Antoine Brumel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Gemeinfreie Noten von Antoine Brumel in der Choral Public Domain Library (ChoralWiki) (englisch)
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