Lohner-Porsche

Lohner-Porsche
Lohner-Porsche mit Allradantrieb (1900)

Lohner-Porsche ist die Sammelbezeichnung für Fahrzeuge mit einem elektrischen Antrieb von den Lohner-Werken. Die Fahrzeuge heißen Lohner-Porsche Semper Vivus und Mixta-Wagen, werden jedoch oft als Lohner-Porsche Elektromobil oder nur als Lohner-Porsche bezeichnet. Die Fahrzeuge wurden von Ludwig Lohner und Ferdinand Porsche entwickelt, es waren Automobile mit Otto- und Elektromotor. Es handelt sich beim Mixta-Wagen um das erste Fahrzeug mit Hybridantrieb. Es gab auch eine Sonderanfertigung mit Allradantrieb. Diese kann als erstes Automobil mit Allradantrieb in der Geschichte des Automobils gesehen werden. Das Fahrzeug wurde 1899 zum ersten Mal gebaut und 1900 auf der Pariser Weltausstellung der Öffentlichkeit vorgestellt.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklungen

„Semper Vivus“ (1900)

Die Lohner-Werke waren der Hoflieferant der k. u. k. Monarchie Österreich-Ungarns. Nach dem im Jahr 1897 Ludwig Lohner das Werk von seinem Vater Jakob Lohner übernommen hat, trat kurz darauf Ferdinand Porsche ein. Dieser fing mit Lohner mit der Entwicklung des Elektrofahrzeugs an.[1] Das Ende der Ära „Lohner-Porsche“ war im Jahr 1906. Die Produktion der Lohner-Porsche-Fahrzeuge wurde wegen einem Rechtsstreit um das Patent und zu hohen Entwicklungskosten aufgegeben. Ferdinand Porsche hat sich durch die Lohner-Porsche-Konstruktion einen guten Ruf als Konstrukteur und Erfinder gemacht. Er verließ das Unternehmen von Lohner und nahm eine Stelle als technischer Direktor und Chefkonstrukteur bei Austro-Daimler an.[2] Lohners Grund für ein Fahrzeug mit Elektromotor war, dass die Luft von den „in großer Anzahl auftretenden Benzinmotoren erbarmungslos verdorben [sein] würde“[3].

Fahrzeug mit reinem Elektromotor

Im Jahr 1899 wurde das Elektromobil gebaut, welches Porsche als „Semper Vivus“ („Stets lebendig“ oder „immer lebendig“)[4] auf der Pariser Weltausstellung im Jahr 1900 präsentiert hat. Der auch als „Lohner-Porsche“ präsentierte Wagen wurde unter der Nr. 19645 beim Österreichischen Patentamt präsentiert. In der Patentschrift wurde ein „Antriebslenkrad mit Elektromotor“ eingetragen. Es verfügte über einen in der Form genau ausgearbeiteten, von Wirkungen auf die Lenkung freien Antrieb der Vorderräder. Das war bei Kraftfahrzeugen mit Verbrennungsmotoren erst einige Jahrzehnte später möglich. Das Fahrzeug hatte eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 50 km/h und eine Reichweite von 50 km mit der 410 kg schweren Bleibatterie.[5]

Erstes allradangetriebenes Fahrzeug der Welt

Nachbau des Hybridfahrzeugs „Mixte“

Im gleichen Jahr, also 1900, wurde für einen Briten namens E.W. Hart eine Sonderfertigung konstruiert und gebaut. Porsche montierte an die Hinterräder des Fahrzeug jeweils einen Radnabenmotor.[6] Somit war es das erste allradangetriebene Kraftfahrzeug der Welt. Da Batterien damals nicht viel Energie speichern konnten, um eine große Reichweite zu schaffen, wurde das Gewicht der Batterien von 410 auf 1800 kg erhöht. Das Fahrzeug erreichte eine Geschwindigkeit von 60 km/h und hatte einen Wirkungsgrad von 83 %. Verbrennungsmotoren haben hingegen einen Wirkungsgrad von etwa 10 bis 55 %.

Das erste Hybridfahrzeug der Welt

1902 wurde die größte Schwäche der Fahrzeuge erkannt. Sie waren zu schwer und hatten dadurch eine zu geringe Reichweite. Porsche konstruierte deswegen das Fahrzeug erneut um. Es entstand das erste Hybridelektrofahrzeug. Porsche nannte das Fahrzeug „Mixte-Wagee“, weil der Akku mit Hilfe eines Verbrennungsmotors von Daimler angetrieben wurde. Das Fahrzeug hatte nur einen Antrieb der vorderen Räder.[1]

Einsatz und bekannte Besitzer

Die Wiener Feuerwehr besaß 40 Fahrzeuge die auf das Lohner-Porsche-Prinzip angetrieben wurden. In Berlin und weiteren Städten fuhren Lohner-Porsche-Wägen als Taxen.[3] Da die Fahrzeuge etwa 10.000 bis 35.000 Österreichische Kronen kosteten, was für damalige Zeit im Vergleich zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren recht viel war, konnten sich nur wohlhabende Menschen einen Lohner-Porsche leisten. So wurden insgesamt nur 300 Fahrzeuge hergestellt. Bekannte Besitzer waren der Händler Julius Meinl, Markgraf Sandor Pallavicini, Fürst Egon von Fürstenberg, Schokoladenfabrikant Ludwig Stollwerck und der Baron Nathan Rothschild.[7] Die Lohner-Porsche-Fahrzeuge konnten sich wegen der geringen Reichweite nicht durchsetzen. Erst zum Umbruch des 21. Jahrhunderts stieg wegen der globalen Erwärmung das Interesse an emissionsfreien Automobilen.

Einzelnachweise

  1. a b Reinhard Seiffert: Das Genie und sein Auftrag für eine Technik, die sich nicht durchsetzte. Ferdinand Porsche und der Lohner-Porsche: Mit Frontantrieb und Radnabenmotoren In: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 125, 30. Mai 2000, S. T4.
  2. Franz Straka: Ära Lohner: Von der Kutsche bis zur Motorisierung In: strassenbahn-europa.at, Dezember 2007. (abgerufen am 27. Oktober 2011)
  3. a b Elektrofahrzeug Lohner-Porsche, 1900. In: www.technischesmuseum.at (abgerufen am 12. November 2011
  4. Günter Weigel: Hubert Drescher hat den Semper Vivus nachgebaut - Vor 111 Jahren war der das erste Hybridauto der Welt: Ein schwerfälliger Avantgardist In: www.berliner-zeitung.de, 2. April 2011. (abgerufen am 28. Oktober 2011)
  5. Lohner-Porsche In: autowallpaper.de (abgerufen am 26. Oktober 2011)
  6. Christoph Prantner: Das erste Öko-Auto In: www.planet-wissen.de, 1. Juni 2009 (abgerufen am 26. Oktober 2011)
  7. Lohner Porsche: Am großen Rad gedreht. In: www.spiegel.de, 14. April 2000. (abgerufen am 12. November 2011)

Literatur

  • Reinhard Osteroth: Ferdinand Porsche: Der Pionier und seine Welt. Rowohlt, München 2004, ISBN 3498050362, S. 302.
  • Verein Deutscher Ingenieure (Hrsg.): Technikgeschichte. 55, 1988.

Weblinks

 Commons: Lohner Porsche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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