Ludat

Ludat

Herbert Ludat (* 17. April 1910 in Insterburg/Ostpreußen; † 27. April 1993 in Gießen) war ein deutscher Historiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach einem Studium der Geschichte und Slavistik bei Willy Hoppe und Max Vasmer wurde er 1935 an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin promoviert. Fünf Jahre später habilitierte er sich ebenfalls dort. 1941 erhielt er eine Dozentur an der Reichsuniversität Posen, die er allerdings wegen seines Dienstes in der Wehrmacht kaum wahrnahm. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ er sich 1945 an die Universität Kiel umhabilitieren. Zwei Jahre später wurde er in Münster zum außerordentlichen Professor ernannt. 1956 ergingen Rufe der Hochschulen Mainz und Gießen an Herbert Ludat. Er entschied sich für die Justus-Liebig-Universität in Gießen. Dort war er Ordinarius für Osteuropäische Geschichte und gleichzeitig Direktor des Institutes für Kontinentale Agrar- und Wirtschaftsforschung. 1964 lehnte er Rufe der Universitäten Bochum und Wien ab.

Herbert Ludat widmete sich vorrangig der mittelalterlichen Geschichte Osteuropas. Er gilt auf diesem Gebiet als einer der bedeutendsten und einflussreichsten deutschen Historiker. Noch während der Zeit des Kalten Krieges gelang es ihm, wissenschaftliche Kontakte in die Staaten des Warschauer Paktes anzuknüpfen und diese in bedeutendem Umfang zu intensivieren.

Herbert Ludat war Mitbegründer der Deutsch-Polnischen Schulbuchkonferenz (Braunschweig). Im April 1968 wurde er mit der Palacký-Medaille der Akademie der Wissenschaften in Prag ausgezeichnet.

Werke

  • Die ostdeutschen Kietze, Bernburg 1936 (Nachdruck Hildesheim 1984).
  • Bistum Lebus. Studien zur Gründungsgeschichte und zur Entstehung und Wirtschaftsgeschichte seiner schlesisch-polnischen Besitzungen, Weimar 1942 (2. Auflage Hildesheim 1993).
  • Die Anfänge des polnischen Staates, Krakau 1942.
  • Frühformen des Städtewesens in Osteuropa, Lindau/Konstanz 1958.
  • Polen und Deutschland, Köln 1963
  • Soziale und politische Strukturprobleme des frühpiastischen Polen, Wiesbaden 1965.
  • An Elbe und Oder um das Jahr 1000, Köln 1971 (Nachdruck Köln 1995).
  • Herbert Ludat, Slaven und Deutsche im Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze zu Fragen ihrer politischen, sozialen und kulturellen Beziehungen. Köln ; Wien 1982 (Mitteldeutsche Forschungen 86) (Aufsatzsammlung).
  • Słowianie-Niemcy-Europa, hg. von Jan M. Piskorski, Poznań 2000 (Aufsatzsammlung).

Literatur

  • Błażej Białkowski, Artikel „Herbert Ludat“, in: Ingo Haar, Michael Fahlbusch (Hgg.), Handbuch der völkischen Wissenschaften, München 2008.
  • Klaus Zernack, "Europa ostwärts der Elbe". Zum Lebenswerk Herbert Ludats (1910-1993), in: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 44 (1996), S. 1-16.
  • Andrzej Poppe, Stanisław Trawkowski, In memoriam Herbert Ludat, in: Kwartalnik Historyczny 101 (1994), Nr. 2, S. 118-121.
  • Nachruf von Jerzy Strzelczyk, in: Roczniki Historyczne 59 (1993), S. 163-167.
  • Klaus Detlev Grothusen, Zum Tode Herbert Ludats, in: Zeitschrift für Ostforschung 42 (1993), S. 571-573.
  • Lothar Dralle, Herbert Ludat zum 75. Geburtstag, in: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas. NF 43 (1985), S. 158-159.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Herbert Ludat — (* 17. April 1910 in Insterburg/Ostpreußen; † 27. April 1993 in Gießen) war ein deutscher Historiker. Nach einem Studium der Geschichte und Slavistik bei Willy Hoppe und Max Vasmer wurde er 1935 an der Friedrich Wilhelms Universität in Berlin… …   Deutsch Wikipedia

  • Archae.o.pteryx — Das ensemble für erstaunliche musik archae.o.pteryx (1990 2006) war ein in Deutschland ansässiges Ensemble, das ausschließlich Werke der zeitgenössischen Musik interpretiert hat. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Uraufführungen 3 Aufnahmen 4… …   Deutsch Wikipedia

  • Schildhornsage — Die Schildhornsage (oft auch als „Schildhorn Legende“ bezeichnet) handelt von dem Slawenfürsten Jaxa von Köpenick, der 1157 im Gründungsjahr der Mark Brandenburg vor Albrecht dem Bären durch die Havel geflohen sein soll. Als Jaxa zu ertrinken… …   Deutsch Wikipedia

  • Schildhorn-Legende — Die Schildhornsage (oft auch als „Schildhorn Legende“ bezeichnet) handelt von dem Slawenfürsten Jaxa von Köpenick, der 1157 im Gründungsjahr der Mark Brandenburg vor Albrecht dem Bären durch die Havel geflohen sein soll. Als Jaxa zu ertrinken… …   Deutsch Wikipedia

  • Schildhornlegende — Die Schildhornsage (oft auch als „Schildhorn Legende“ bezeichnet) handelt von dem Slawenfürsten Jaxa von Köpenick, der 1157 im Gründungsjahr der Mark Brandenburg vor Albrecht dem Bären durch die Havel geflohen sein soll. Als Jaxa zu ertrinken… …   Deutsch Wikipedia

  • Willy Hoppe — (* 13. Februar 1884 in Berlin; † 26. September 1960 ebenda) war ein deutscher Historiker und der Begründer der brandenburgischen Landesgeschichte an der Berliner Universität. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke (Auswahl) 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Jacza de Copnic — Polnisches Gemälde des Jaxa von Köpenick Der slawische Fürst Jaxa von Köpenick ging als Gegenspieler von Albrecht dem Bären bei der Gründung der Mark Brandenburg im Jahr 1157 in die Geschichte ein. Die Legende, die sich um seine Flucht vor… …   Deutsch Wikipedia

  • Albrecht I. (Brandenburg) — Siegel von Albrecht dem Bären, Umschrift: Adelbertus D(e)i gr(ati)a marchio (in Brandenborch) …   Deutsch Wikipedia

  • Albrecht der Bär — Albrecht I. von Brandenburg (* um 1100; † 18. November 1170 in Stendal?), auch Albrecht der Bär oder Albrecht von Ballenstedt genannt, aus dem Haus der Askanier trieb die deutsche Ostkolonisation voran und war 1157 Gründer der Mark Brandenburg… …   Deutsch Wikipedia

  • Außenpolitik Polens — Staaten mit polnischen Botschaften …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”