- L’Italiana in Algeri
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Werkdaten Titel: Die Italienerin in Algier Originaltitel: L’Italiana in Algeri Form: Nummernoper mit Secco-Rezitativen Originalsprache: italienisch Musik: Gioachino Rossini Libretto: Angelo Anelli Literarische Vorlage: letzte Szene nach Der Bürger als Edelmann von Molière Uraufführung: 22. Mai 1813 Ort der Uraufführung: Venedig, Teatro di San Benedetto Spieldauer: ca. 2 3/4 Stunden Ort und Zeit der Handlung: Algier, um 1810 Personen - Mustafa, Bey von Algier (Bass)
- Elvira, seine Gattin (Sopran)
- Zulma, Sklavin und Vertraute Elviras (Sopran)
- Haly, Korsar (Bass-Bariton)
- Lindoro, Italiener und Lieblingssklave Mustafas (Tenor)
- Isabella, Italienerin (Koloratur-Alt)
- Taddeo, Begleiter Isabellas, Cicisbeo (Bassbuffo)
- Eunuchen, Sklaven, Italiener, "Pappataci" (Herrenchor)
L’Italiana in Algeri ist eine Opera buffa in 2 Akten. Das Libretto ist von Angelo Anelli, die Musik von Gioachino Rossini. Die Uraufführung war am 22. Mai 1813, im Teatro di San Benedetto, Venedig.Inhaltsverzeichnis
Handlung
Algier, um 1810
1. Akt
Mustafa, der Bey von Algier, ist seiner Frau Elvira überdrüssig. Sein Vertrauter Haly soll ihm eine temperamentvolle Italienerin zuführen und Elvira mit seinem italienischen Sklaven Lindoro verheiraten. Dieser hatte sich vor seiner Gefangennahme in Isabella verliebt und weicht dem Angebot Halys und Mustafas aus.
Isabella hat sich inzwischen mit Taddeo auf die Suche nach Lindoro gemacht, ihr Schiff strandete jedoch vor der Küste Algeriens. Haly ergreift die Gelegenheit, den Wunsch seines Herren zu erfüllen. Taddeo gelingt es, bei Isabella zu bleiben, weil er sich als ihr Onkel ausgibt.
Um Elvira loszuwerben, verspricht Mustafa Lindoro, ihn nach Italien ausreisen zu lassen, wenn er Elvira zur Frau nimmt. Zum Schein willigen er und Elvira ein.
Isabella trifft am Hof des Bey ein, der sofort von ihr hingerissen ist. Lindoro kommt mit Elvira hinzu, um Abschied zu nehmen. Geistesgegenwärtig fordert Isabella Mustafa auf, Lindoro und Elvira in Algier zu behalten, wenn er auf ihre Gunst Wert lege. Allgemeine Verwirrung.
2. Akt
Mustafa ist Isabella inzwischen vollkommen verfallen. Die liebt natürlich immer noch Lindoro, der sie leicht davon überzeugen kann, dass er ihr immer noch treu ist. Sie beschließen zu fliehen. Um Isabella für sich einzunehmen, ernennt Mustafa ihren „Onkel“ Taddeo zum Kaimakan (Stellvertreter).
Mustafa, Taddeo und Lindoro beobachten Isabella, die sich für Ihren Liebsten schön machen will, heimlich bei der Toilette. Jeder der drei bildet sich ein, er sei gemeint. Mustafa schickt Lindoro zu Isabella, um sie zu holen und instruiert Taddeo, ihn mit Isabella allein zu lassen, sobald er niest. Isabella hat inzwischen schlauerweise auch Elvira zum Kaffee eingeladen. Aus dem Tête-à-tête von Mustafa und Isabella wird auch deshalb nichts, weil Taddeo sich weigert, zu gehen.
Isabella verspricht Mustafa, ihn zu lieben, wenn er sich zum Pappataci (d. h. zum Narren) machen lasse. Das sei nicht weiter schwer, ein Pappataci habe nichts weiter zu tun, als zu essen, zu trinken und zu schlafen.
Zum Dank für die Ernennung zum Pappataci lässt Mustafa alle italienischen Sklaven frei. Er muss schwören, bei der Zeremonie zur Aufnahme in den Stand der Pappataci ein reiches Mahl zu verzehren und dabei auf nichts zu achten, was um ihn herum geschieht. Taddeo als Kaimakan muss es ihm gleich tun. Das nutzen Isabella, Lindoro und die übrigen Italiener, um zu fliehen. Zu spät erkennt Mustafa den Schwindel und fügt sich in sein Schicksal.
Herkunft des Stoffes
Als Textbuch wurde Anellis bereits 1808 von Luigi Mosca vertonte Italienerin in Algier ausersehen, ein Stoff, der die erste Welle der Begeisterung für den Orient (und insbesondere für Nordafrika) im 19. Jahrhundert reflektiert, die wesentlich durch die Ägyptische Expedition Napoleons initiiert worden war.
Die Handlung soll auf die wirkliche Geschichte der Mailänderin Antonietta Frapolli, verheiratete Antonietta Suini, zurückgehen. Ihre genauen Lebensdaten sind bisher nicht ermittelt. Berühmtheit erlangte sie im Jahr 1808, als sie aus der Gefangenschaft des Bey von Algier über Venedig in ihre Heimatstadt zurückkehren konnte. Wahrscheinlich ist sie mit anderen Landsleuten 1805 in den Gewässern zwischen Sardinien und Sizilien von nordafrikanischen Korsaren gefangengenommen und an den Hof des Beys von Algier verschleppt worden. Unter nicht geklärten Umständen, aber wohl ohne Zahlung eines Lösegeldes, kam sie 1808 frei, angeblich durch die Hilfe der ersten Frau des Beys, die ihre führende Stellung im Harem gefährdet sah. Möglicherweise war auch schlicht und einfach der Thronwechsel von Mustafa-Ibn-Ibrahim auf Ahmed-Ibn-Ali (1808) der Grund ihrer Freilassung (siehe die Liste der osmanischen Beys von Algier). [1]
Richard Osborne vermutet dagegen, dass für die selbstbewußte Isabella Suleimans I. vierte Frau Roxelane das Vorbild abgegeben haben könnte.
Entstehung, Musik
Nach der Erstaufführung von Tancredi in Ferrara kehrte Rossini Mitte April 1813 nach Venedig zurück. Weil Carlo Coccias Oper La donna selvaggia nicht rechtzeitig werden sollte, bat der Impresario Cesare Gallo Rossini, ihm bis Ende Mai eine neue Oper zu liefern.
Der 21jährige Rossini schaffte es tatsächlich, die Oper innerhalb von vier Wochen neu zu komponieren und einzustudieren. Er griff dabei nicht einmal auf Nummern aus früheren Opern zurück; lediglich Halys kleine Arie Le femmine d’Italia und eventuell einige weitere Passagen aus dem Ende des 2. Aktes stammen (höchstwahrscheinlich) aus der Feder eines anderen Komponisten. Am 22. Mai 1813 erlebte die neue Oper ihre triumphale Uraufführung.
Die Italienerin ist Rossinis erste abendfüllende Opera buffa. In ihr gelingt ihm, wenn nicht die Verbindung, so doch das spannungsvolle Wechselspiel von kapriziösem und nicht selten sarkastischem Scherz und lyrisch-zarter Empfindsamkeit. Das Changieren zwischen diesen beiden Polen verkörpert Isabella, eine der eigenwilligsten Frauengestalten in der Oper dieser Zeit und eine Paraderolle für jede Koloratur-Altistin. Sie wurde in der Uraufführung gestaltet von Maria Marcolini. Auch späterhin schuf Rossini noch etliche Rollen für diesen sonst seltenen Stimmtyp (z. B. die Rosina in Der Barbier von Sevilla oder La Cenerentola).
Eine im Allgemeinen als mustergültig angesehene Inszenierung in orientalisch-märchenhaften Bühnenbildern stammt von Jean-Pierre Ponnelle unter der musikalischen Leitung von Claudio Abbado an der Wiener Staatsoper. Die Titelpartie sang Agnes Baltsa. Sie wurde auf Grund ihres Witzes und der genauen musikalischen Umsetzung zum Klassiker, was zur Neueinstudierung an vielen Opernhäusern (wie der Metropolitan Opera in New York und der Bayerischen Staatsoper München) führte.
Literatur
Partitur, Klavierauszug, Orchestermaterial verlegt beim Musikverlag Ricordi (heute Bertelsmann-Gruppe)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ [http://opera.stanford.edu/Rossini/Italiana/Frapolli.html Bericht über Antonietta Frapolli auf opera.stanford.edu
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