Manjurisch

Manjurisch
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Mandschurisch (Manju gisun)

Gesprochen in

Volksrepublik China
Sprecher 60 (1999 Zhao Aiping)

+ 30.000 Xibe-Sprecher (Dialekt des Mandschu)

Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache von
Sprachcodes
ISO 639-1:

-

ISO 639-2:

mnc

ISO 639-3:

mnc

„Mandschurisch“ (manju gisun) auf Mandschurisch
Chinesisch und Mandschurisch in der Verbotenen Stadt

Die mandschurische Sprache wurde von den Mandschu gesprochen und war Anfang und Mitte des 20. Jahrhunderts im Aussterben begriffen, wovon sie sich auch heute noch nicht erholt hat. Sie gehört zu den mandschu-tungusischen Sprachen und gilt als Tochtersprache der Jurchen-Sprache. Die noch heute als nationale Minderheit anerkannten Mandschuren in der Volksrepublik China sprechen zum größten Teil nicht mehr Mandschurisch, sondern Chinesisch.

Inhaltsverzeichnis

Klassifikation

Die mandschurische Sprache gehört zur Familie der tungusischen Sprachen (auch: mandschu-tungusische Sprachen). Sie ist eine agglutinierende Sprache mit Vokalharmonie (Tongue-Root- und Labialharmonie) und wurde mit der mandschurischen Schrift geschrieben, einem modifizierten mongolischen Alphabet, das wiederum auf die altuigurische Schrift zurückgeht.

Geschichte

Qing-Dynastie

Mandschurisch war die Sprache am Hof der mandschurischen Qing-Dynastie, die 1644-1911 über China herrschte, doch gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde es selbst am Hof kaum noch gesprochen. Offizielle Dokumente wurden jedoch bis 1911 in Chinesisch und Mandschurisch verfasst und an vielen Gebäuden aus der Qing-Dynastie sieht man mandschurische Aufschriften.

Für das Studium der Qing-Dynastie sind Kenntnisse des Mandschurischen eine wesentliche Voraussetzung. Dennoch lernen heute nur wenige Sinologen Mandschurisch.

Modernes China

Zunächst ist die Sprache der Xibe-Minderheit in Xinjiang ein mandschurischer Dialekt, der dem klassischen Mandschurisch sehr nahe steht und ihm daher unter dieser Prämisse zugerechnet werden kann.

In der Provinz Liaoning gibt es seit den 80er oder zumindest 90er Jahren an manchen Schulen bestimmter Orte einen freiwilligen Mandschurisch-Unterricht für Kinder und Jugendliche der unteren und höheren Mittelstufe. Dies gilt auch für mehrere autonome Kreise der Mandschu, zum Beispiel im autonomen Kreis Xinbin (新賓滿族自治縣 / 新宾满族自治县) im Verwaltungsgebiet der Stadt Fushun. Da anfänglich ein Mangel an Lehrkräften bestand, wurden in den 80er Jahren in Nordost-China (Liaoning, Jilin, Heilongjiang) Lehrerseminare zur Ausbildung von Mandschurisch-Lehrern veranstaltet. Diese Bemühungen ermöglichen es heute vielerorts Unterrichte in Mandschu erhalten zu können, was mit einer begrenzten Renaissance des mandschurischen Traditionsbewusstseins einhergeht und auch von manch lokalen Stellen unterstützt wird, zum Beispiel von der Kreisregierung in Xinbin. Zwar ist damit nicht automatisch verbunden, dass Mandschu wieder zu einer im Alltag gebrauchten Sprache wird, kann aber durchaus dazu führen, dass die Kenntnis der mandschurischen Sprache und Schrift über den kleinen Kreis der Mandschu hinaus lebendig bleibt.

In den letzten 20-25 Jahren wurden zudem ein Fülle wissenschaftlicher Werke, darunter Mandschurisch-Wörterbücher, Lexika, Grammatiken, Lehrbücher für gesprochenes Mandschurisch usw. verfasst und herausgegeben. Dazu erscheint in Harbin die Fachzeitschrift „Mandschurisch-Forschungen“ (滿語研究 / 满语研究), die sich ausschließlich mit den mandschu-tungusischen Sprachen und der mandschurischen Schrift beschäftigt.

Die Situation des gesprochenen Mandschurisch (ohne Xibe) kann man durch die Übersetzung zweier Stellen aus der Einleitung des Buches Xiandai Manyu babai ju wiedergeben:

„Im ganzen Land [gemeint ist China] konzentrieren sich, abgesehen von einzelnen Menschen hohen Alters in den Provinzen Liaoning und Jilin, die noch etwas einfaches Mandschurisch sprechen können, die Mandschurisch sprechenden Mandschu hauptsächlich im Norden der Provinz Heilongjiang im Einzugsgebiet des Heilong Jiang [Amur] und im Südwesten [der Provinz Heilongjiang] im Einzugsgebiet des Nen Jiang [Nonni].“ (S. 2, Zeilen 6-9)
„Nach seinen Besonderheiten kann es [das heutige gesprochene Mandschurische] grob in drei Dialekte (...) unterteilt werden: das Mandschurisch in Sanjiazi im Kreis Fuyu (富裕縣三家子 / 富裕县三家子), das Mandschurisch in Dawujiazi in der Stadt Heihe (黑河市大五家子) und das Mandschurisch in Daxingcun im Kreis Tailai (泰來縣大興村 / 泰来县大兴村).“ (S. 3, Zeilen 7-10)

Dies ist zwar inzwischen nicht mehr aktuell und viele der alten Leute, die in den 80er und 90er Jahren noch Mandschurisch sprachen, dürften inzwischen verstorben sein; das starke wissenschaftliche Interesse zusammen mit den regelmäßigen Besuchen von Ethnologen, Linguisten und Erzählforschern dürfte aber auch dazu geführt haben, dass in diesen drei Dörfern die jüngeren Generationen (also die Menschen unter 70) wieder Interesse am Sprechen des Mandschurischen gewonnen haben, so wie viele Mandschu in anderen Siedlungsgebieten der Mandschu auch.

Literatur

  • Ji Yonghai 季永海, Zhao Zhizhong 赵志忠 und Bai Liyuan 白立元: 现代满语八百句 Xiandai Manyu babai ju (= Achthundert Sätze modernes Mandschurisch). Beijing 北京 1989. Verlag des Zentralen Nationalitäten-Instituts 中央民族学院出版社 (heute: Verlag der Zentralen Nationalitäten-Universität).
  • Wang, Qingfeng 王庆丰: 满语研究 Manyu yanjiu (= Forschungen zur Mandschurischen Sprache). Beijing 北京 2005. Nationalitäten-Verlag 民族出版社. ISBN 7-105-07299-7. 345 S.
  • Zhao Aiping: [zitiertes Werk?!], 1999.

Weblinks


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