Mardöll

Mardöll
Freyja fährt mit ihrem von Katzen gezogenen Karren, gezeichnet von Nils Blommér 1852.


Freya, auch Freyja (altnordisch Herrin) ist der Name der nordgermanischen Göttin der Liebe und der Ehe.[1] Sie gilt als nächstbedeutende Göttin des nordischen Pantheons nach Frigg, mit der sie in neuzeitlichen Rezeptionen oft gleichgesetzt oder verwechselt wird. [1] Sie ähnelt der Venus des römischen Götterhimmels.

Inhaltsverzeichnis

Namensformen

Aus der Skalden-Dichtung sind einige Beschreibungen bekannt, die als Freya-Kenningar aufgefasst werden. Dies sind Mardöll, Menglada, Hörn, Gefn, Sýr und Vanadís.[1] Aufgrund ihres Beinamens Gefn, wird sie (eher spekulativ) auch mit der Göttin Gefjon in Zusammenhang gebracht.

Die südgermanische Frija (althochdeutsch Friia, Frea) bezieht sich auf die Asengöttin Frigg.

Stellung, Attribute

Freya gehört zu den Vanen, einem der beiden Göttergeschlechter der nordischen Mythologie.[1] Ihr Bruder ist Frey (aisl. Freyr), ihr Vater der Meergott Njörd, als Mutter wird Skadi, Tochter des Riesen Thiazi genannt.[1] Ihr Gatte ist in der eddischen Mythologie der Gott Óðr. Mit ihm hatte sie die Töchter Hnoss und Gersimi (beide Namen sind Synonyme und bedeuten „Kostbarkeit“). Freya gilt als die „berühmteste von den Göttinnen“ (Gylfaginning, Kap. 23).[1]

Sie gilt als die schönste Göttin der Fruchtbarkeit (diese Rolle kommt wohl eher Freyas Bruder Freyr zu) und des Frühlings, des Glücks und der Liebe, sowie als Lehrerin des Zaubers (seiðr).[1]

Sie besitzt ein von Zwergen geschmiedetes Halsband Brisingamen, einen von Waldkatzen gezogenen Wagen und ein Falkengewand, mit dem man wie ein Falke durch die Lüfte gleiten kann.[1] Nach dem Gedicht Hyndluljóð reitet sie auch auf dem Eber Hilisvini. Auch in der Gylfaginning tritt Freya auf. Danach weint sie goldene Tränen, als Oðr fortfährt. Nach der Grímnismál heißt ihr Hof Fólkvangr.[1] Ihr Saal heißt Sessrúmnir. [1] Nach der Ynglinga saga Snorris lehrte sie die Asen den Zauber. Aber ihre Hauptaufgabe liegt darin, dass sie als Anführerin der Walküren auf den Schlachtfeldern daheim ist und die Hälfte der gefallenen Recken beanspruchen darf, während Odin (der oberste Gott, Gott des Krieges) die andere Hälfte zusteht. [1]

Der Wochentag Freitag ist ihr zugeordnet.

Entwicklung

Freya spielt in den eddischen Texten „Hyndluljóð“, „Lokasenna“ und „Þrymskviða“ eine bedeutende Rolle.[1] In „Grímnismál“ wird sie als Todesgöttin und in der „Völuspá“ schimmert sie durch Ods Braut[2] (Óðs mey). Auch die Zauberinnen Gullweig und Heid, die in den Strophen davor den Krieg zwischen Asen und Vanen entfachen, werden für Hypostasen der Göttin Freya gehalten.[3] Nach Snorris „Gylfagynning“ erhält sie immer, wenn sie einem Kampf beiwohnt, die Hälfte der Gefallenen, die andere Hälfte bekommt Odin.[4]

Da es keine südgermanischen (z. B. deutsche, englische) Überlieferungen zu Freya gibt, wird angenommen, dass sie eine wikingerzeitliche Loslösung der Aspekte Liebe, Liebesmagie und Promiskuität der Göttin Frigg ist. Dazu sind in der Edda und dem Gylfaginning folgende Episoden beschrieben: Der Halsschmuck der Freya, der Brisingenschmuck, den hatten die Zwerge Alfrigg, Dvalin, Berling und Grervier (Gerr) gefertigt, der Preis des Erwerbs war, dass die Göttin vier aufeinanderfolgende Nächte mit jeweils einem der Zwerge verbrachte – zum Unwillen Odins, der Freya zur Strafe zwang, unter den Menschen einen Krieg anzuzetteln. Eine weitere Berichterstattung besagte, dass Loki beim von Ägir ausgerichteten Trinkgelage alle Anwesenden beschimpft, er der Freya vorwirft, sie habe mit allen Asen und Alben im Saal Liebschaften gehabt. Hinzuzufügen bleibt, dass Loki in seiner Liebe zu Freya schmachtete, da sie die seine nicht erwiderte. Die literarischen Ausgestaltungen Freyas während der isländischen Renaissance des 13.–14. Jahrhunderts haben die heidnische Gestalt der Göttin allerdings überwuchert. In der Neuzeit hat sie die Göttin Frigg in der isländischen Aufarbeitung des Heidentums vollkommen verdrängt. Freya selbst erscheint in diesem (einer Illumination in einer Papierhandschrift des 17. Jahrhunderts) allerdings nur noch als treusorgende Familienmutter.

Die der Freya geschuldete Ehrerbietung ging auf die Damenwelt über, denn von ihr hat der Ehrenname den Ursprung, dass man vornehme Weiber – Frauen (freyjur) nennt.[1]

Quellen

Besonders bekannte Quellen über Freya sind zwei Gedichte der Lieder-Edda. In der Lokasenna („Schmähreden des Loki“) wirft ihr der Gott Loki vor, es mit so ziemlich jedem Gott und jeder mythologischen Gestalt getrieben zu haben. In der Þrymskviða („Das Lied von Thrym“) erlebt sie einen Wutausbruch, als die Forderung des Riesen Thrym (aisl. Þrymr) verlautet, ihn heiraten zu sollen, um den Hammer Thors von den Riesen auszulösen, der wichtig für den Fortbestand der Götterwelt ist. Auch in der Gylfaginning und im Grímnismál tritt Freya auf.

Kultorte

Dänische wie schwedische Ortsnamen gehen auf die Göttin zurück. So ist z.B. Fröjel auf Gotland ein wikingerzeitlicher Hafen und Kultplatz der Freya (schwed. Fröja), an dem noch eine Fornborg und eine Trojaburg (nord. Trojeborg) auf die alte Funktion des Ortes verweisen, der auch Thingplatz war. Auf Lolland Dänemark sind Frejlev, in Jütland Frøslev solche Orte. Der Freitag hat seinen Namen ebenfalls von der Göttin.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l m Rudolf Simek, Lexikon der germanischen Mythologie, Alfred Kröner Verlag Stuttgart, 1995, S. 109
  2. Nach der Übertragung durch Felix Genzmer der Vers 14, in der Übertragung durch Manfred Stange der Vers 29.
  3. E. O. G. Turville-Petre: Myth and Religion of the North. London 1964. S. 158 f.
  4. Kap 26.

Literatur

  • Eyvind Fjeld Halvorsen: Freya. In: Kulturhistorisk leksikon for nordisk middelalder. Bd. 4 Sp. 617–618. Kopenhagen 1959.
  • Polomé, E. C.: „Freyja“. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd. 9.
  • Rudolf Simek: Religion und Mythologie der Germanen, S. 157–159. ISBN 3-8062-1821-8
  • Jacob Grimm: Deutsche Mythologie. Vollständige Ausgabe. Marix Verlag: Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-86539-143-8.
  • Friedhelm Kober: Freyas Tränen; Die Geschichte einer großen Liebe in einer schrecklichen Zeit BOD 2005 ISBN 978-3-8334-5531-5

Weblinks


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