- Apollinopolis Magna
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Edfu in Hieroglyphen
Behedet
Bḥd.t
Neset-netjeru
Ns.t-nṯr.w
Thron der Götter
ḏb3Edfu (arabisch إدفو, DMG Idfū; ägyptisch Behedet oder Neset-netjeru, griech./lat. Apollonopolis Magna) ist eine Stadt in Oberägypten. Sie liegt rund 100 km südlich von Luxor am linken Ufer des Nils. Seit 1969 verbindet hier eine Brücke beide Nilufer.
Inhaltsverzeichnis
Die Stadt
Das 60.000 Einwohner zählende Städtchen lebt im wesentlichen vom alten Töpfereigewerbe und ist ein Handelszentrum mit einigen Zuckerfabriken.
In den alten hieroglyphischen Inschriften wird die Stadt in eher religiösen Texten Behedet oder Neset-Netjeru (Thron der Götter) genannt. Horus führte den Beinamen Der von Behedet bzw. Horus von Edfu (Behedeti). In Verwaltungstexten erscheint dagegen eher der Name Djeba. Im Koptischen Atbo genannt. In der griechischen Antike ist sie das Apollonopolis Magna, benannt nach dem Gott Horus-Apollo, der hier eine besondere Verehrung erfuhr. Im frühen Mittelalter war Edfu der Sitz eines Bischofs.
Nach der Sage bestand Horus hier einen seiner größten Kämpfe mit Seth.
Sehenswürdigkeiten
Der Horus-Tempel
Der Horus-Tempel in Edfu gehört zu den beeindruckendsten Altertümern, die Ägypten zu bieten hat. Dies liegt hauptsächlich daran, dass er noch fast vollständig erhalten ist.
Gründung
Gegründet wurde der Tempel 236 v. Chr. im 10. Regierungsjahr von Ptolemaios III., dem Folgejahr nach dem Erlass des Kanopus-Dekretes, das am 16. November 237 v. Chr. mit dem 30. Thot begann. Er ließ das eigentliche Tempelhaus errichten:
„Am 7. Epiphi (8. September),[1] der Tag des Schenut-Festes, als man die Ausmaße (des Baues) auf dem Erdboden festlegte, (es) war das erste aller Schenut-Feste anlässlich des Strickespannens bei der Gründung des Großen-Sitzes-des-Re-Harachte (Edfu), der Gründung des Thronsitzes-des-Schützers-seines-Vaters (Edfu). Der König selbst und die Göttin Seschat, die Große legten den Grundriss des Ersten-Heiligtums (Edfu) fest; die richtige Lage seiner Räume wurde bestimmt von den Göttern des Schöpfungswortes gemeinsam mit Thot. Die Chnumgötter begannen zu formen, Ptah bildete und die erste Urgötterschaft war in Jubel ausgebrochen rings umher. Dekoriert wurden die Wände in seinem Inneren aufs vortrefflichste mit Reliefs, mit den Figuren der Götter und den Bildern der Göttinnen sowie mit (all) der Pracht des Herrlichkeit-Schaffenden (Edfu).“
– Inschrift Potlemaios III.[2]
Die Nachfolger
Sein Nachfolger Ptolemaios IV. (Philopator) stellte es im Rohbau fertig. Bedingt durch kriegerische Unruhen nahm erst Ptolemaios VI. (Philometor) 176 v. Chr. den Bau wieder auf. 147 v. Chr. konnte er endlich unter Ptolemaios VII. (Euergetes II.) fertiggestellt werden.
Ptolemaios VII. ließ auch die große Vorhalle errichten, die 122 v. Chr. vollendet wurde. Der große Pylon von knapp 70 m Breite und 32,50 m Höhe sowie der dahinter liegende Kolonnadenhof, der 49 m mal 42,6 m misst, wurden von Ptolemaios IX. (Sotêr II.) und Ptolemaios X. (Alexander I.) erbaut und fertiggestellt.
Das Bauende kam aber erst mit den Reliefs auf dem Pylon, die Ptolemaios XII. (Neos Dionysos) 57 v. Chr. abschließend hinzufügte.
Ursprünglich war der Tempel komplett von einer Ziegelmauer umgeben, die heute noch teilweise erhalten ist.
Vor dem Pylon stehen rechts und links zwei große Falken aus schwarzem Granit. Hinter dem Pylon folgt der große Kolonnadenhof von dem aus dann die Weihehalle und die Bibliothek erreicht werden kann.
Am Ende steht ein 25 m breiter und fast 14 m langer Portikus von 18 Säulen, hinter dem sich noch eine Halle, Gänge und Kammern befinden. Das Allerheiligste bildet in sich abgeschlossen ein kleines eigenständiges Bauwerk.
Die Inschriften des Edfu-Tempels sind für die Philologie von großer Bedeutung, da sie zu den größten zusammenhängenden Sammlungen von hieroglyphischen Texten der Griechisch-Römischen Zeit gehören. Seit 1986 übersetzt das Hamburger Edfu-Projekt diese Inschriften. Bislang sind in deutscher Sprache die Texte des Pylonen sowie der Außenseite der Umfassungsmauer publiziert.
Das Hathor-Heiligtum
Ein kleines Heiligtum der Göttin Hathor steht neben dem großen Tempel. Es wird Mammisi, Geburtshaus, genannt. Ptolemaios VII. ließ das westlich vom Eingangstor des großen Tempels liegende Gebäude errichten.
Die antike Stadt
Direkt neben dem Horustempel stehen noch ansehnliche Reste der antiken Stadt, von der auch Teile ausgegraben wurden. Dabei wurden vor allem Häuser der griechischen, römischen und byzantinischen Stadt gefunden. Direkt vor den Stadtmauern befanden sich die Nekropolen der Stadt. Hier ist vor allem die Mastaba des Izi aus dem Alten Reich zu nennen. Izi wurde nach seinem Tod als Ortsheiliger verehrt.
Söhne und Töchter der Stadt
Siehe auch
Literatur
- D. Kurth unter Mitarbeit von A. Behrmann, D. Budde, A. Effland, H. Felber, E. Pardey, S. Rüter, W. Waitkus, S. Woodhouse: Die Inschriften des Tempels von Edfu. Abteilung I Übersetzungen; Band 1. Edfou VIII. Harrassowitz Wiesbaden 1998 (Übersetzung sämtlicher Texte des großen Pylonen)
- D. Kurth unter Mitarbeit von A. Behrmann, D. Budde, A. Effland, H. Felber, J.-P. Graeff, S. Koepke, S. Martinssen-von Falck, e. Pardey, S. Rüter und W. Waitkus: Die Inschriften des Tempels von Edfu. Abteilung I Übersetzung; Band 2. Edfou VII. Harrassowitz Wiesbaden 2000 (Übersetzung sämtlicher Texte der Außenseite der Umfassungsmauer des Tempels)
- Dieter Kurth (Hrsg.): Die Inschriften des Tempels von Edfu. Begleithefte. Harrassowitz, Wiesbaden 1991 ff. ISSN 0937-8413
Weblinks
- Edfu-Projekt des Archäologischen Instituts der Universität Hamburg - viele Bilder
- Spektrum der Wissenschaft 8/2008: Altägyptisches Verwaltungszentrum mit Getreidesilos in Edfu entdeckt
Einzelnachweise
- ↑ Der siebte Tag des elften Monats im bürgerlichen Mondkalender fiel 236 v. Chr. auf den 8. September (proleptischer Kalender: 11. September). Im ägyptischen Kalender fiel der 7. Epiphi des bürgerlichen Mondkalenders auf den 26. Epiphi.
- ↑ Dieter Kurth: Treffpunkt der Götter - Inschriften aus dem Tempel des Horus von Edfu -, Artemis, Zürich 1994, ISBN 3-7608-1097-7, S. 38-39.
24.97816666666732.8735Koordinaten: 24° 59′ N, 32° 52′ O
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