- Apollonisches Problem
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Apollonios von Perge widmet dem geometrischen Problem, einen Kreis zu konstruieren, der drei beliebige andere Kreise berührt, ein nicht erhaltenes Buch ("Über Berührungen").
Da man bei den Ausgangskreisen auch von einem unendlich kleinen Radius und einem unendlich großen Radius ausgehen kann, kann nicht nur von drei Kreisen, sondern auch von Punkten und Geraden (Tangenten) ausgegangen werden. Insgesamt gibt es zehn Kombinationsmöglichkeiten für die gegebenen Stücke, die weiter unten aufgeführt sind.
Da die vollständige Lösung der Probleme alle Konstruktionsfälle mit Berührungen (Tangenten) von Kreisen, Punkten und Geraden löst, sind natürlich auch die Berührkreise am Dreieck enthalten (Ankreis, Inkreis, Umkreis).
Inhaltsverzeichnis
Geschichtliches
Die zwei einfachsten Fälle (drei Punkte und drei Geraden) wurden bereits von Euklid gelöst, die anderen waren im verlorenen Werk des Apollonius enthalten. Der Satz von Descartes befasst sich mit dem Fall dreier Kreise, die sich paarweise berühren. François Viète löste das Problem als erster in moderner Zeit mittels eines nichtlinearen Systems dreier quadratischer Gleichungen. Eine sehr elegante Lösung stammt von Joseph Gergonne.
Lösungsmethoden
Schnitt von Hyperbeln
Die Lösungsmethode von Adrian van Roomen (1596) basiert auf dem Schnitt von Hyperbeln, stellt aber keine Konstruktion mit Zirkel und Lineal dar. Die Mittelpunkte der gegebenen Kreise seien mit M1, M2, M3 bezeichnet, ihre Radien mit r1, r2, r3. Gesucht sei ein Kreis mit Mittelpunkt Ms und Radius rs. Dann muss für i = 1,2,3 der Abstand jeweils gleich ri + rs oder gleich | ri − rs | sein - je nachdem, ob die Berührung ausschließend oder einschließend ist. Die Differenz der Abstände zwischen Ms und zwei gegebenen Kreismittelpunkten muss also jeweils einen bestimmten Wert haben, der nur von den gegebenen Radien abhängt. Anders ausgedrückt: Der gesuchte Kreismittelpunkt muss auf einer bestimmten Hyperbel liegen, deren Brennpunkte mit den gegebenen Mittelpunkten übereinstimmen. Durch Schnitt von zwei Hyperbeln dieser Art findet man den Mittelpunkt des gesuchten Kreises.
Algebraische Lösung
Die Bedingungen für die Abstände des gesuchten Kreismittelpunkts von den gegebenen Mittelpunkten führen auf ein Gleichungssystem des folgenden Typs für die drei Unbekannten xs, ys und rs:
Bei ausschließender Berührung gilt das Pluszeichen von , bei einschließender Berührung das Minuszeichen. Subtrahiert man beispielsweise die zweite Gleichung von der ersten und die dritte von der zweiten, so kann man xs und ys durch rs ausdrücken, indem man ein lineares Gleichungssystem mit zwei Unbekannten löst. Durch Einsetzen des Ergebnisses in eine der gegebenen Gleichungen erhält man eine quadratische Gleichung, mit der sich rs bestimmen lässt.
Spezialfälle
Überblick
Für die vier einfachsten Fälle können mit relativ einfachen Möglichkeiten Lösungen für die Kreisradien angegeben werden:
Drei Geraden
Für drei sich schneidende Geraden (nicht parallel oder übereinander liegend) gibt es vier Lösungen. Sind zwei der Geraden parallel, gibt es nur zwei Lösungen, für drei Parallelen gibt es keine Lösung und für parallele Geraden mit Abstand 0 gibt es unendlich viele Lösungen.
Die drei Geraden bilden mit ihren Schnittpunkten ein Dreieck mit den Seiten a,b,c. Deshalb kommen hier die Regeln für den Inkreis und die Ankreise zur Anwendung:
mit den Innenwinkeln α,β,γ, dem Flächeninhalt A und dem halben Umfang s:
Um einen Ausdruck zu erhalten, der nur die Seitenlängen verwendet, kann der Satz des Heron benutzt werden:
Die entsprechenden Formeln für die Ankreise lauten
bzw. für die anderen Ankreisen entsprechend.
Zwei Geraden, ein Punkt
Es gibt verschiedene Fälle:
- Die Geraden sind parallel: Falls der Punkt außerhalb des von den Geraden begrenzten Bereiches liegt, gibt es keine Lösungen. Liegt er auf einer der Geraden, gibt es eine Lösung. Liegt er dazwischen, zwei Lösungen; der Kreisdurchmesser ist jeweils gleich dem Abstand der Geraden.
- Die Geraden sind nicht parallel:
- Ist der Punkt der Schnittpunkt der Geraden, gibt es keine Lösung.
- Liegt der Punkt P auf einer der Geraden, g, ist jedoch nicht der Schnittpunkt, gibt es zwei Lösungen; die Mittelpunkte der Kreise sind die Schnittpunkte der beiden Winkelhalbierenden mit der Senkrechten zu g durch P.
- Liegt der Punkt auf keiner der Geraden, gibt es zwei Lösungen; dies ist der generische Fall. Es seien P' das Bild von P unter der Spiegelung an der zugehörigen Winkelhalbierenden w und S der Schnittpunkt der Senkrechten zu w durch P und P' mit einer der Geraden, g. Dann haben die Berührpunkte der beiden Kreise mit g den Abstand von S. Ihre Mittelpunkte sind die jeweiligen Schnittpunkte der Senkrechten zu g durch die so ermittelten Berührpunkte mit w.
Eine Gerade, zwei Punkte
Für zwei Punkte und eine Gerade gibt es zwei Lösungen, bei den unten genannten Spezialfällen nur eine und für zwei auf der Geraden liegende Punkte unendlich viele Lösungen.
Dieser Fall ist im Wesentlichen äquivalent zum vorherigen; die Mittelsenkrechte der Verbindungsstrecke der beiden Punkte entspricht dabei der Winkelhalbierenden. Umgekehrt liegt beim vorherigen Problem auch der an der Winkelhalbierenden gespiegelte Punkt auf den gesuchten Kreisen.
Die vorgegebenen Punkte seien mit P1 und P2 bezeichnet, die vorgegebene Gerade mit g. Weiter sei S der Schnittpunkt der Geraden (P1P2) mit g und der Schnittwinkel. Dann haben die Berührpunkte der beiden gesuchten Kreise nach dem Sekantentangentensatz den Abstand von S. Die Mittelpunkte können dann als Schnittpunkte der Mittelsenkrechten von P1P2 mit den Senkrechten zu g in den Berührpunkten ermittelt werden.
Drei Punkte
Für drei Punkte gibt es eine Lösung. Wenn mindestens zwei Punkte aufeinander liegen, gibt es unendlich viele Lösungen.
Die drei Punkte bilden ein Dreieck mit den Seiten a, b, c. Der gesuchte Kreis ist der Umkreis dieses Dreiecks:
Für die Bestimmung des Flächeninhaltes A kann wieder der Satz des Heron verwendet werden.
Das Problem ist in allen Fällen mit den klassischen Mitteln (Zirkel und Lineal) lösbar. Falls zwei der Kreise mindestens einen Punkt M gemein haben, kann man das Problem vereinfachen, indem man es durch eine Spiegelung an einem Kreis mit Mittelpunkt M auf den Fall zurückführt, dass zwei der Kreise in Geraden ausarten.
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