Mariaux

Mariaux

Hermann Franz Mariaux (* 1898; † 1986[1]) war ein deutscher Journalist und Schriftsteller.

Leben und Wirken

Mariaux schloss nach dem Ersten Weltkrieg sein Studium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Universität Köln mit der Promotion ab. Danach arbeitete er als hauptberuflicher Journalist für den Ullstein Verlag für dessen Zeitungen, darunter die vielgelesene Vossische Zeitung, er schrieb.[2] Daneben betätigte Mariaux, der den jungkonservativen Gegnern der Weimarer Republik zugerechnet wird, sich als freier Publizist. Enge berufliche und freundschaftliche Bande unterhielt er insbesondere zu dem rechtselitären Publizisten Edgar Jung. Wie Jung vertrat Mariaux denkbar rechte, konservative und imperialistische Auffassungen: So definierte er das Reich als die dem deutschen Volk „gemäße“ politische Gestalt, in der dessen eigene Ordnung sich als Bürge der Ordnung des Festlandes bewähren würde. Deutschland hatte nach Mariauxs Meinung ein Recht auf sein Reich. Dieses leitete sich nach seiner Meinung aus dem Ordnungsgesetz ab, unter dem der Kontinent als ganzes stehe.[3]

Seine Gegnerschaft zum politischen System der Weimarer Republik brachte Mariaux 1931 besonders klar zum Ausdruck, als er 1931 das seinerzeit vielgelesene Buch Der Schutthaufen vorlegte, das den Weimarer Staat bereits im Titel auf den Müllhaufen der Geschichte zu verbannen versuchte.

Ab 1932 nahm Mariaux Führungsaufgaben im deutschen Rundfunk wahr, musste seinen Posten als Berliner Sendeleiter aber bereits 1933 wieder räumen, um als Vertreter der Ullstein-Presse nach Paris zu gehen.[4]

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Frühjahr 1933 stand Mariaux in enger Verbindung zur Widerstandsgruppe gegen die Nationalsozialisten in der Kanzlei von Hitlers konservativen Vizekanzler Franz von Papen. Im Auftrag seines Freundes Jung, der der "Kanzleigruppe" (auch "Jung-Bose-Ketteler-Tschirschky-Gruppe" genannt) angehörte, beteiligte Mariaux sich an den Versuchen der Gruppe Verbündete für einen geplanten antinazistischen Staatsstreich in der Reichswehr zu werben. Namentlich fungierte Mariaux seit April 1934 als Mittelsmann der Gruppe zu den beiden entlassenen Generalen Kurt von Schleicher und Ferdinand von Bredow die man ins Lager der Verschwörer hineinzuziehen hoffte.[5]

Am Abend des 28. Juni 1934 wurde Mariaux von Beamten der Gestapo in der Wohnung von Edgar Jung, wo er als dessen Gast die Nacht verbringen wollte, verhaftet.[6] Jung selbst war bereits am 25. Juni verhaftet worden. Der Umstand, dass Mariaux bei einem ersten Besuch in Jungs Wohnung am Mittag des Tages - bei dem er seinen Koffer dort abstellte um anschließend noch einmal zu einigen Terminen aufzubrechen - nicht verhaftet worden war, sorgte später für zahlreiche Verdächtigungen, dass er in Wahrheit mit der Gestapo zusammengearbeitet habe und die Kanzleigruppe an diese verraten habe: So äußerte der langjährige französische Botschafter in Berlin und Bonn, André François-Poncet im Jahre 1955 gegenüber einem Überlebenden der Jung-Gruppe: „Sie [die Kanzleigruppe] hatten einen Verräter, Herrn Mariaux![7] Edmund Forschbach, der Zeuge von Mariauxs Verhaftung wurde, bezweifelte die Richtigkeit dieser und ähnlicher Unterstellungen ausdrücklich: „Ein Verräter war Mariaux nicht, wenn ihm auch eine journalistische Wichtigtuerei zu eigen war. Ich habe ihn in den kritischen Stunden so eindeutig als Freund Edgar Jungs erlebt, dass ich jede Verstellungskunst ausschließen möchte.“[8] Das Überleben Mariauxs führte Forschbach auf den Umstand zurück, dass schon am Morgen des 30. Junis mehrere schweizer Zeitungen über seine Verhaftung berichteten. Da Mariaux seit seiner Korrespondentenzeit in Genf bei den Vertretern der Schweizer Presse weithin bekannt war, hätten diese ihre Stimme zu seinen Gunsten erhoben: „Auf ihre Proteste, vielleicht auch auf eine Demarche der französischen Botschaft hin, wagte die Gestapo offenbar nicht, auch Mariaux umzubringen.“[9]

Joseph Goebbels baute Mariaux als einen namenlosen Journalisten in die Radioansprache ein, mit der er die Ermordung Kurt von Schleichers rechtfertigte: In der Ansprache verbreitete der Propagandaminister die erlogene Behauptung, Schleicher habe Landesverrat geübt, indem er sich mit der französischen Regierung gegen die Reichsregierung verbündet habe. Die Behauptung Goebbels, dass die Verbindung zwischen Schleicher und den Franzosen „durch einen deutschen Journalisten“ hergestellt worden sei, zielte dabei auf Mariaux ab.

Während des Zweiten Weltkrieges war Mariaux Korrespondent der Kölnischen Zeitung in Paris.[10] Als Journalist des Kölner Organs dem ehemaligen Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer beriet Mariaux diesen nach 1945 zeitweise bei dessen Zeitungsaktivitäten.[11]

Schriften

Schriften als Autor:

  • Die Wirtschaftspolitik des Deutschen Reiches im 16. Jahrhundert, 1921.
  • Der Schutthaufen. Aufruhr einer Welt - Volk im Raum - Das Werden des Reichs, Berlin 1931.
  • Nationale Aussenpolitik, Oldenburg 1932.
  • Die Interimistische Diözesanregierung, Insbesondere der Kapitularvika. Rechtshistorische und Rechtsdogmatische Würdigung Seines Interregnums Unter Berücksichtigung der Bischöflichen Diözesanleitung und der Verhältnisse von Staatskrichenrecht und Kanonischem Recht bei Erledigung des Bischofsstuhles, 1940.
  • Die Form des Rechtsgeschäfts in der Rechtsprechung zum Deutschen Internationalen Privatrecht Seit 1935, 1951.
  • Gedenkwort zum Fünfzigjährigen Bestehen der Firma Otto Wolff am 25. Juni 1954 unter Mitwirkung von Freunden und Mitarbeitern, 1954.
  • Gedenkwort zum Hundertjährigen Bestehen der Harpener Bergbauaktiengesellschaft, Dortmund 1956.
  • Gedenkwort zum Hundertjährigen Bestehen der Industrie- und Handelskammer Bochum, Bochum 1956.

Schriften als Herausgeber:

  • Paul Silverberg: Reden und Schriften, Köln 1951.

Einzelnachweise

  1. Lebensdaten nach Kölnischer Geschichtsverein: Jahrbuch, 1995, S. 182.
  2. Karl Balzer: 'Verschwörung Gegen Deutschland. So Verloren Wir Den Krieg, 1978, S. 61.
  3. Franz Mariaux: Nationale Außenpolitik, Oldenburg 1932, S. 67.
  4. Rita Thalmann: Jochen Klepper ein Leben zwischen Idyllen und Katastrophen, 1977, S. 85.
  5. Dieter Marc Schneider: Johannes Schauff, 1902-1990. Migration und"stabilitas" im Zeitalter, 2001, S. 66. Auch Ernst Lemmer: Manches War Doch Anders. Erinnerung Eines Deutschen Demokraten, 1968, S. 194.
  6. Edmund Forschbach: Edgar Jung. Ein Konservativer Revolutionär 30. Juni 1934, 1984, S. 125.
  7. Edmund Forschbach: Edgar J. Jung, 1984, S. 125.
  8. Edmund Forschbach: Edgar Jung, 1984, S. 126.
  9. Edmund Forschbach: Edgar Jung, 1984, S. 126.
  10. Ernst Jünger: Werke, 1960, S. 391.
  11. Kölnischer Geschichtsverein: Jahrbuch Nr. 66, 1995.

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