- Marie Renard
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Marie Therese Renard, eigentlich Marie Pölzl, (* 18. Januar 1864 in Graz; † 17. Oktober 1939 ebenda) war eine österreichische Opernsängerin Alt und Mezzosopran.
Anlässlich eines Schlfestes fiel Renard ihres Gesanges wegen auf. Gefördert von wohlhabenden Damen der Gesellschaft konnte sie u.a. eine Ausbildung beim Gesangsmeister Anton Prelinger und der Schauspielerin Luise Weinlich-Tipka absolvieren. Das Ergebnis war dann am 22. Mai 1882 ein erfolgreiches Debüt am Grazer Stadttheater mit der Partie der „Arzuela“.
Dort sah sie Direktor Eduard Kreibig und engagierte Renard 1883 für das Deutsche Theater in Prag. Am 20. Juli desselben Jahres war sie dort bereits in der Rolle der „Nancy“ zu sehen. Ihre Verhandlungen für ein längeres Engagement zogen sich hin und erst als der Impresario Eugenio Merelli sie ebenfalls unter Vertrag nehmen wollte, wurde Renard von 1882 bis 1885 in Prag verpflichtet. Im September 1885 absolvierte sie mit sensationellem Erfolg ein Gastspiel am Hoftheater Berlin und wurde dort mit Wirkung vom 1. Januar 1886 auch Ensemble-Mitglied.
Ab dieser Zeit sang Renard meistenteils Mezzosopram. In Berlin arbeitete sie weiter an ihrer Stimme und nahm deswegen auch Privatstunden bei de Ruda. Ende September 1888 verabschiedete sie sich in der Rolle der „Carmen“ von ihrem Berliner Publikum und wechselte ans Hoftheater nach Wien. Dort sang sie die Partie der „Carmen“ bereits am 6. Oktober desselben Jahres. Ihre größten Erfolge erzielte Renard mit ihrer Interpretation der „Manon“ (erstmals am 18. November 1890) und mit der „Lotte“ (erstmals am 1892).
Auf Wunsch des kaiserlichen Hofes wurde Renard mit Wirkung vom 12. Mai 1896 zur kaiserlichen Kammersängerin ernannt. Am 29. Januar 1900 gab sie offizielle Abschiedsvorstellung am Hofoperntheater. Am 18. Mai 1901 heiratete sie in Budapest Graf Rudolf Kinsky (1856-1921), der wegen ihr hatte scheiden lassen.
Zitat
Der Musikkritiker Eduard Hanslick schrieb anlässlich der Aufführung von Das Glöcklein des Eremiten in der Neue freien Presse:
- Die Seele der Vorstellung war Renard, erst seit einigen Wochen Mitglied des Operntheaters und bereits ein erklärter Liebling des Publikums. Dieses hat mit raschem Instinkt erkannt, daß in der reizenden jungen Steeiermärkerin etwas noch Seltenes steckte: eine ausgesprochenen Individualität und ein echtes ursprüngliches Talent!
Rollen (Auswahl)
- Carmen – Carmen (Georges Bizet)
- Nancy – Martha (Friedrich von Flotow)
- Marie – La fille du régiment (Gaetano Donizetti)
- Baronin Freimann – Der Wildschütz (Albert Lortzing)
- Marie – Der Waffenschmied (Albert Lortzing)
- Zerlina – Don Giovanni (Wolfgang Amadeus Mozart)
- Cherubin – Le nozze di Figaro (Wolfgang Amadeus Mozart)
- Katharina – Der Widerspenstigen Zähmung (William Shakespeare)
- Henriette – Maurer und Schlosser (Daniel-François-Esprit Auber)
- Ännchen – Der Freischütz (Carl Maria von Weber)
- Rose – Das Glöcklein des Eremiten (Aimé Maillart)
- Manon – Manon (Jules Massenet)
- Lotte – Werther (Jules Massenet)
- Marianka – Der Kuß (Bedřich Smetana)
- Tatjana – Eugen Onegin (Pjotr Iljitsch Tschaikowsky)
- Hänsel – Hänsel und Gretel (Engelbert Humperdinck)
- Dot – Heimchen am Herd (Karl Goldmark)
- Donna Diana – Donna Diana (Emil Nikolaus von Reznicek)
- Musette – La Bohème (Giacomo Puccini)
- Rotkäppchen – La petit chaperon rouge (François Adrien Boieldieu)
- König – Spitzentuch der Königin (Johann Strauss (Sohn))
- Rosalinde – Die Fledermaus (Johan Strauss (Sohn))
Literatur
- C. Höslinger: Renard Marie. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 9, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1988, ISBN 3-7001-1483-4, S. 77.
- Ludwig Eisenberg: Großes biographisches Lexikon der deutschen Bühne des XIX. Jahrhunderts. List, Leipzig 1903, S. 818-819.
Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.
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