Die Fledermaus

Die Fledermaus
Werkdaten
Originaltitel: Die Fledermaus
Originalsprache: Deutsch
Musik: Johann Strauss
Libretto: Karl Haffner, Richard Genée
Uraufführung: 5. April 1874
Ort der Uraufführung: Theater an der Wien
Spieldauer: ca. 2½ Stunden
Personen
  • Gabriel von Eisenstein (Tenor)
  • Rosalinde, Gabriels Frau (Sopran)
  • Frank, Gefängnisdirektor (Bass)
  • Prinz Orlofsky (Mezzosopran)
  • Alfred, Gesangslehrer (Tenor)
  • Dr. Falke, Notar (Bariton)
  • Dr. Blind, Advokat (Tenor)
  • Adele, Kammermädchen (Sopran)
  • Ida, ihre Schwester (Sopran)
  • Frosch, Gerichtsdiener (Sprechrolle, Komiker)
  • Gäste des Prinzen (Chor)
  • Ballett
Fledermausaufführung 1954 im Düsseldorfer Opernhaus

Die Fledermaus ist eine Operette von Johann Strauss (Sohn). Sie wurde 1874 uraufgeführt und gilt als Höhepunkt der Goldenen Operettenära der Wiener Operette.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Erster Akt

Gabriel von Eisenstein muss eine Arreststrafe wegen Beleidigung einer Amtsperson antreten. Da befolgt er gerne den heimlichen Rat seines Freundes Dr. Falke, sich in der Nacht noch beim Prinzen Orlofsky zu amüsieren. In Wirklichkeit hat Dr. Falke vor, sich für einen früheren Streich Eisensteins zu revanchieren. Rosalinde lässt ihren Gemahl ziehen, der vermeintlich ins Gefängnis aufbricht, um ihren Verehrer Alfred empfangen zu können. Auch dem Kammermädchen Adele, das vorgibt, eine kranke Tante besuchen zu wollen, gibt sie frei.

Als alle weg sind, kommt Alfred, um sich mit Rosalinde zu vergnügen. Leider wird das Techtelmechtel vom Gefängnisdirektor Frank gestört, der Eisenstein abholen will. Da bleibt Alfred aus Rücksicht auf Rosalinde nichts übrig, als deren Gemahl zu spielen und sich ins Gefängnis abführen zu lassen.

Zweiter Akt

Im Gartensalon bei dem jungen Prinzen Orlofsky verspricht Dr. Falke dem Prinzen, dass er heute noch viel zu lachen haben werde. Eisenstein tritt als „Marquis Renard“ bei ihm auf, Adele wird als junge Künstlerin vorgestellt. Eisensteins Verdacht, sie sei ein Stubenmädel, weist sie zurück. Gefängnisdirektor Frank wird als „Chevalier Chagrin“ in die Gesellschaft eingeführt, und selbst die als ungarische Gräfin verkleidete Rosalinde erscheint – Falke hat sie kommen lassen mit dem Hinweis, ihr Ehemann sei dort. Es gelingt ihr, dem von ihr faszinierten Eisenstein (der sie nicht erkennt) seine Taschenuhr zu entwenden, die sie benötigt, um ihrem Gemahl (den sie natürlich erkannt hat) später seine Untreue zu beweisen.

Vom Champagner angeheitert erzählt Eisenstein vor allen Gästen, wie er einst Dr. Falke blamierte, als er ihn in seinem Fledermauskostüm (sie waren auf einem Maskenball) dem Spott der Marktfrauen und Straßenjungen aussetzte.

Dritter Akt

In der Morgenfrühe will der noch schwer bezechte Frank seinen Dienst als Gefängnisdirektor antreten. Da zeigt sich, dass Adele mit ihrer Schwester Ida ihm gefolgt sind. Adele gibt zu, wer sie wirklich ist und bittet den vermeintlichen Chevalier, sie für die Bühne ausbilden zu lassen. Da erscheint auch Eisenstein, der seine Strafe antreten will und nun erfährt, dass Eisenstein doch schon gestern eingeliefert worden sei. Der angebliche Eisenstein ist aber niemand anderer als Alfred, und als auch noch Rosalinde auftaucht, durchschaut Eisenstein das Verhältnis zwischen Alfred und seiner Frau, wird jedoch kleinlaut, als Rosalinde ihm die Uhr vorweist, die sie ihm in Gestalt der ungarischen Gräfin abgenommen hat.

Schließlich trifft die ganze Abendgesellschaft mit Prinz Orlofsky und Dr. Falke ein. Jetzt wird klar: Die ganze Inszenierung war die „Rache der Fledermaus“. Der köstlich amüsierte Prinz verspricht Adele, sie als Mäzen zu fördern.

Rollen und Besetzung

Der männlichen Hauptrolle, Gabriel von Eisenstein, stehen die zwei ebenbürtigen weiblichen Hauptrollen Rosalinde und Adele gegenüber. Sprechanteile und gesangliche Schwierigkeit der drei Hauptrollen sind etwa gleichwertig. Die Rolle des Eisenstein ist von Strauss für einen Spieltenor geschrieben, allerdings haben auch einige bedeutende Baritone die Partie eingespielt. Die Rolle der Adele ist eine klassische Soubrette.

Die wichtigsten Nebenrollen sind Dr. Falke (alias die Fledermaus), der Gefängnisdirektor Frank sowie Prinz Orlowski. Letzter wurde von Johann Strauss als Hosenrolle für einen Mezzosopran angelegt, in einigen Inszenierungen wird die Partie auch von einem Tenor gesungen.

Das Werk ist neben den Gesangssolisten besetzt mit vierstimmigem Chor und einem Sinfonieorchester mit 2 Flöten (2. mit Piccolo), 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotten, 4 Hörnern, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Pauken, Schlagzeug und Streichern (Violinen 1, Violinen 2, Violen, Violoncelli, Kontrabässe).

Entstehungsgeschichte

Das Libretto der Operette geht auf zwei literarische Quellen zurück: Die Komödie Das Gefängnis des Leipziger Schriftstellers Roderich Benedix und das Lustspiel Le Réveillon des französischen Autorenduos Henri Meilhac und Ludovic Halévy. Als Réveillon wird in Frankreich ein ausuferndes Fest bezeichnet, wie es zur damaligen Zeit in Paris zu Weihnachten auf der Tagesordnung stand. (Ein ähnliches Fest spielt am Rande auch eine Rolle im zweiten Akt von Giacomo Puccinis Oper La Boheme.) Motive und Inhalte dieser beiden Stücke fasste der in Wien tätige Librettist Richard Genée zu einem kompakten, operettentauglichen Stück zusammen, wobei er auch auf eine Bearbeitung desselben Stoffes durch Karl Haffner zurückgriff, der Jahre zuvor eine Textvorlage gleichen Inhalts für Albert Lortzing erstellt hatte. Insbesondere machte er ein rauschendes Fest bei einem russischen Großfürsten zum Mittelpunkt des Werkes, um das sich die Intrigen von Eisenstein und Falke entwickeln.

Die Musik soll in den wesentlichen Teilen innerhalb von 42 Tagen im Sommer 1873 in Strauss' damaliger Wohnung (1870–1878) in der Maxingstraße 18[1] in Hietzing (seit 1892 13. Wiener Bezirk) entstanden sein, wobei Strauss hauptsächlich als Urheber der Melodien in Erscheinung trat, während große Teile der Instrumentation von Genée ausgeführt wurden. Ein Ausschnitt aus dem neuen Werk wurde bei einem Wohltätigkeitskonzert im Oktober 1873 erstmals dem Wiener Publikum vorgestellt: der Csárdás aus dem zweiten Akt. Dieser und die Ouvertüre gehören zu den wenigen musikalischen Teilen, die vollständig von Johann Strauss komponiert wurden.

Aufgrund des großen Erfolges der Csárdás-Aufführung wurde die Uraufführung der gesamten Operette rasch vorangetrieben, musste aber wegen der in Folge des Gründerkraches ausgebrochenen Wirtschaftskrise mehrfach verschoben werden. Schließlich ging sie am 5. April 1874, unter der musikalischen Leitung des Komponisten, im Theater an der Wien über die Bühne. Sie war kein „Sensationserfolg“, fand aber durchwegs anerkennende Zustimmung bei Publikum und Presse. Bis 1888 folgten weitere 199 Aufführungen in demselben Theater.

Rezeption

Die Fledermaus ist neben dem Zigeunerbaron und Eine Nacht in Venedig eine der drei berühmtesten Strauss-Operetten und zudem eine der wenigen Operetten, die regelmäßig auch an großen internationalen Opernhäusern gespielt werden (meist zu Silvester und im Fasching).

1999 erschien im Rahmen der Neuen Johann Strauss Gesamtausgabe eine zweibändige Neuausgabe der Fledermaus mit dem revidierten Notentext und der nachkomponierten "Neuen Csárdás" sowie Entstehungsgeschichte, Revisionsbericht und Textbuch.[2]

Aufnahmen

Verfilmungen

Verfilmungen der Operette:[3]

  • Deutschland 1917: Unter der Regie von Ernst Lubitsch spielten Ossi Oswalda, Harry Liedtke und Emil Jannings in Das fidele Gefängnis, das nach Motiven der Operette entstand.
  • Deutschland 1937: Unter der Regie von Paul Verhoeven spielten Lída Baarová, Hans Söhnker, Friedl Czepa u. v. a.
  • Deutschland, 1944/1945: Unter der Regie von Geza von Bolvary spielten Johannes Heesters, Marte Harell, Josef Egger, Hans Brausewetter, Willy Fritsch und Siegfried Breuer die Hauptrollen. Die Musik ist nicht im Original von Johann Strauss zu hören, sondern in einer Bearbeitung von Alois Melichar. Obwohl Die Fledermaus (1946) schon während des Zweiten Weltkrieges fertiggestellt worden war, kam er erstmals 1946 in die Kinos.
  • GB/BRD 1955: In Großbritannien kam der Film unter dem Titel „Oh, Rosalinda!“ und in Deutschland unter dem Titel „Fledermaus 1955“ in die Kinos. Unter der Regie von Michael Powell spielten Adolf Wohlbrück, Michael Redgrave, Ludmilla Tscherina, Mel Ferrer und Anneliese Rothenberger die Hauptrollen. Die Handlung war in dieser Verfilmung in das viergeteilte Wien nach dem Zweiten Weltkrieg verlegt worden.
  • DDR 1955: Auch die DEFA nahm sich im selben Jahr dieses Werks an. Regisseur E. W. Fiedler war zugleich sein eigener Drehbuchautor und Kameramann. Unter seiner Regie spielten Jarmila Ksirowa, Sonja Schöner, Erich Arnold und neuerlich Josef Egger die Hauptrollen.
  • Deutschland, 1959: Im Auftrag des WDR entstand unter der Regie von Kurt Wilhelm eine Verfilmung mit Friedrich Schoenfelder (Eisenstein), Nadia Gray (Rosalinde) und Gerlinde Locker (Adele) in den Hauptrollen, gesungen wurden die Partien von Fritz Wunderlich, Antonia Fahberg und Rita Bartos. Ungewöhnlich der Vorspann, bei der zur Ouvertüre die Vorgeschichte der Operette in einem Album mit gemalten Bildern erzählt wird, das von Adele umgeblättert wird.
  • Die Fledermaus (1962) (Österreich). Geza von Cziffra (Buch und Regie) brachte 1962 eine eigenwillige Version der Operette heraus. Wie schon in der deutschen Produktion von 1944/1945 war die Musik stark bearbeitet worden. Auch von der ursprünglichen Handlung findet man nur noch ein paar Motive. Wer glaubt, unter dem Titel „Die Fledermaus“ auch eine Verfilmung der Operette zu erwarten, wird enttäuscht sein. Die Hauptrollen waren mit Peter Alexander, Marika Rökk, Willy Millowitsch und Hans Moser besetzt.
  • Österreich, 1972: Fernsehverfilmung in der Regie von Otto Schenk. Die Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Karl Böhm, es singen Gundula Janowitz, Eberhard Wächter, Wolfgang Windgassen, Heinz Holecek, Erich Kunz, Otto Schenk (als Frosch) und Renate Holm.
  • Die BBC hat in Coproduktion mit Opus Arte im Jahr 2003 eine Aufführung im Clyndebourne Opera House, Lewes, Sussex, aufgenommen, ausgestrahlt und vertreibt sie auch als DVD. Die Texte wurden teilweise neu gefasst, sind aber in Deutsch. Es singen u.a. Pamela Armstrong (Rosalinde), Lyubov Petrova (Adele), Thomas Allen (Eisenstein) und Malena Ernman als Prinz Orlofsky.

Weblinks

 Commons: Die Fledermaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Band 4, Kremayr & Scheriau, Wien 1995, ISBN 3-218-00546-9, S. 216
  2. Informationen zur Neuausgabe der Partitur in der Strauss Edition Wien
  3. Laut Lexikon des internationalen Films

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