Marienkirche (Danzig)

Marienkirche (Danzig)
Die Marienkirche im Profil (2011).

Die vor 1945 evangelische, seit 1945 katholische Marienkirche (bis 1945 auch Oberpfarrkirche St. Marien) zu Danzig ist eine der größten Backsteinkirchen der Welt und eines der größten Gotteshäuser Europas. Sie ist 105,5 Meter lang, die Breite des Querschiffs beträgt 66 Meter. Im Innenraum der Kirche finden bis zu 25.000 Menschen Platz.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Hauptschiff
Blick auf die Marienkirche; im Vordergrund die königliche Kapelle

Der Bau der mittelalterlichen Kirche begann 1343 und wurde im Jahre 1502 beendet. Nach der Reformation wurde die Marienkirche von Katholiken und Protestanten anfangs gleichzeitig genutzt, später aber exklusiv der lutherischen Kirche vorbehalten. Bis 1945 war die Marienkirche das größte evangelisch-lutherische Gotteshaus der Welt. Da die polnischen Könige, die seit dem Zerfall des Deutschen Ordens die nominellen Oberherren der Stadt waren, jedoch immer katholisch blieben, baute die Stadt neben der Marienkirche die barocke „königliche Kapelle“, damit der König bei Besuchen der Stadt den Gottesdienst besuchen konnte. Nach der Vertreibung hielten polnische Katholiken in die Marienkirche Einzug.

Das berühmte Triptychon „Das jüngste Gericht“ des Brügger Malers Hans Memling war eine Auftragsarbeit der Medici, die für Florenz bestimmt war. Es wurde 1473 auf einer Kaperfahrt der Peter von Danzig aus einem britischen Schiff erbeutet und von einem der Schiffseigner, Reinhold Niederhoff, der Marienkirche geschenkt. Daraus ergaben sich längere diplomatische Verwicklungen, die bis zur Androhung des Kirchenbanns gegen Danzig durch den Papst gingen. Das Triptychon wurde durch Napoléon Bonaparte nach Paris in den Louvre geschafft. Nach dem Zweiten Weltkrieg hing es in der Sankt Petersburger Eremitage. Seit 1956 ist es im Nationalmuseum Danzig.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Marienkirche während der Eroberung der Stadt durch die Rote Armee im März 1945 schwerst beschädigt. 40 Prozent der Kunstschätze waren vernichtet. Der hölzerne Dachstuhl brannte aus und 14 der großen Gewölbebogen kollabierten. Die Glasfenster wurden total zerstört.

Der Hauptdachstuhl aus Stahlbeton

Der Wiederaufbau begann 1946, im August 1947 wurde das Dach, eine Stahlbetonkonstruktion, fertiggestellt. Die Weihe der Kirche fand am 17. November 1955 statt, 1965 wurde sie zur Basilika erhoben.

In der Kirche befindet sich die Grabstätte des Barockdichters Martin Opitz von Boberfeld.

„Gratia Dei“.

Glocken

Im 82 m hohen Turm hängen nur zwei Glocken, die 1970 von der Gießerei Felczyński in Przemyśl gegossen wurden. Die große Glocke heißt Gratia Dei, wiegt 7850 kg und erklingt im Nominal fis0. Ave Maria ist der Name der kleinen Glocke, die 2600 kg wiegt und in cis1 ertönt. Die Aufhängungen an verkröpften Stahljochen im Stahlglockenstuhl beeinträchtigen den Klang dieses Glockentorsos.

Vom Vorkriegsgeläut, dessen größte Glocke die 1453 gegossene, 6800 kg schwere Vorgängerin der heutigen Gratia Dei war, sind zwei Glocken erhalten: Die Osanna (ais0) von 1632, heute in St. Andreas zu Hildesheim, und die Dominicalis (d1) von 1719, heute unter dem Namen Osanna in der Marienkirche zu Lübeck.

Zahlen und Fakten

Mittelteil des Triptychons „Das Jüngste Gericht“ von Hans Memling.
Im linken Seitenschiff: Astronomische Uhr von Hans Düringer aus Nürnberg (15. Jahrhundert), mit einer Cisiojanus-Anzeige
Länge der Kirche 105,5 m
Breite der Kirche 66,0 m
Innenhöhe 30,0 m
Dachfläche 100.000 m²
Nutzfläche 50.000 m²
Fassungsvermögen 25.000 Personen
Fenster 37
Größtes Fenster 127 m²
Stufen 409
Höhe Glockenturm 82 m
Grundsteinlegung 25. März 1343
Bauzeit 159 Jahre

Pfarrer an der Marienkirche

Unter den Pfarrern an der Marienkirche Danzig traten besonders in Erscheinung:

Kirchenmusik

Siehe Artikel: Kirchenmusik in Danzig

Bibliografie

Weblinks

 Commons: Marienkirche (Danzig) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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