Marinier Corps

Marinier Corps

Das brandenburgische Marinier-Corps war eine brandenburgisch-preußische Marineinfanterieeinheit. Die Gründung des Korps erfolgte am 1. Oktober 1684, zeitgleich mit der offiziellen Gründung der Kurbrandenburgischen Marine. Die Einheit existierte bis 1757, als das Korps in ein einfaches Garnsionsbataillon (Nr. 12) umgewandelt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Aufstellung des Marinier-Corps

Auf brandenburgischen Schiffen wurden Marineinfanteristen zur Sicherung eingesetzt

Durch die kolonialen Ambitionen Brandenburg-Preußens bedingt, benötigte man für die brandenburgischen Schiffe und die gegründeten Stützpunkte der Brandenburgisch-Afrikanische Compagnie eine militärische Sicherung dieser Objekte. Der Oberkommandierende der kurbrandenburgischen Marine, Benjamin Raule, forderte daher schon 1681 die Aufstellung einer Marinekompanie. In der Zwischenzeit hatten die kolonialen Projekte bereits Form angenommen. Am 1. Januar 1683 erfolgte die Gründung der Kolonie Groß Friedrichsburg. Die bisherigen brandenburgischen Flottenhäfen Königsberg und Pillau genügten nicht mehr den Anforderungen, so schmiedete der Kurfürst Pläne für den Erwerb eines Hochseehafens an der Nordsee. Er wählte dafür die Stadt Emden, da der dortige Hafen zur damaligen Zeit als einer der besten Europas galt.

Zu der Zeit befand sich die Fürstin von Ostfriesland in einem Konflikt mit den ostfriesischen Ständen. Dies ausnutzend, engagierte sich der Große Kurfürst als Vorsitzender des westfälischen Reichskreises vor Ort und versuchte, seinen Machtanspruch gegen den Einfluss der Niederlande durchzusetzen. Während die Niederlande die ostfriesische Fürstin unterstützten, unterstützte Brandenburg-Preußen die Stände und die Stadt Emden. „Zum Schutze des Landes“ ließ der Kurfürst im Einvernehmen mit Dänemark am 26. Oktober 1682 300 brandenburgische Soldaten in Glückstadt einschiffen. Am 6. November erfolgte die Einnahme der Burg Greetsiel. Nach weiteren vertraglichen Regelungen mit den Ständen aus Emden wurde die dauerhafte Garnison brandenburgischer Soldaten in Emden und Greetsiels festgelegt. Am 25. Januar 1684 erfolgte der Plan durch den Kurfürsten zur Aufstellung einer Compagnie de Marine.

Auch in den brandenburgisch-überseeischen Stützpunkten (hier: Fort Groß Friedrichsburg) taten die Marinesoldaten ihren Dienst

Die Hauptaufgabe des brandenburgischen Marinier-Corps sollte in der Durchsetzung brandenburgischer Ansprüche in Ostfriesland bestehen. Letztlich erfolgte die Gründung der Marineeinheit aus landespolitischer Notwendigkeiten und nicht aus kolonialpolitischen Gründen.

Die sich an Bord der nach Übersee entsandten Schiffe befindlichen Soldaten des Marine-Corps hatten vordringlich die Aufgabe der militärischen Sicherung durchzuführen und sich notfalls beim seemännischen Dienst zu beteiligen. Die überseeischen Besitzungen waren besonders gefährdet. Um sie gegen Übergriffe der europäischen Konkurrenten und der afrikanischen Bevölkerung zu schützen, wurden den Stützpunkten kleinere Infanteriekontingente zugeteilt. Dies traf aber nur auf Großfriedrichsburg und Arguin zu.

Auflösung

Nach dem Tod des Großen Kurfürsten 1688 ging der Überseehandel zurück und die kurbrandenburgischen Marine verfiel. Die Gründe lagen in der Finanzschwäche des Staates und der großen europäischen Konkurrenz. Die Stützpunkte konnten ebenfalls nicht mehr regelmäßig angelaufen und versorgt werden. Daher wurden die brandenburgischen Besitzungen außerhalb Europas an die Niederländer verkauft. Mit dem Ende der Kolonialbestrebungen bedurfte es auch keines Marinier-Corps mehr.

Zudem fiel Ostfriesland 1744 infolge von Nachfolgeregelungen des Hauses Cirksena an das Königreich Preußen. Eine Truppe zur Durchsetzung von Machtansprüchen war nun nicht mehr erforderlich, sondern es bedurfte nur noch einer Garnison. Aus diesem Grund wurde das Bataillon de Marine im Jahr 1757 in das Garnisons-Bataillon Nummer 12 umgewandelt. Damit endete die Geschichte des brandenburgisch-preußischen Marinier-Corps.

Einsatzgeschichte

In erster Linie diente das Marine-Corps als Garnisonstruppe für die beiden ostfriesischen Städte Emden und Greetsiel. In den 73 Jahren ihres Bestehens kam es in den beiden Standorten jedoch zu keinen militärischen Aktionen.

Teile des Korps wurden auch zum Schutz der Schiffe der Brandenburgisch-Afrikanische Compagnie bei ihren Überseefahrten abgestellt. Darüber hinaus wurden Angehörige des Marinekorps zur Besatzung der brandenburgischen Stützpunkte in Übersee verwandt. So bestand die Garnison des Fort Groß Friedrichsburg aus brandenburgischen Marinesoldaten.

Formationsgeschichte des Marine-Korps

Der Etat vom 1. Oktober 1684, dem Gründungsdatum, sah eine Kompaniestärke von 9 Offizieren, 27 Unteroffizieren und 420 Marinesoldaten vor. Am 16. Mai 1685 erfolgte die Aufstellung einer zweiten Kompanie und eines Stabes. 1687 wurde das Bataillon um eine dritte Kompanie verstärkt. Am 26. Juni 1688 wurde eine vierte Kompanie aufgestellt. Zu dem Zeitpunkt bestand der Plan, das Regiment auf 8 Kompanien zu vergrößern, und dadurch den Regimentsstatus zu erreichen. Der Tod des Großen Kurfürsten verhinderte dies. 1692 erfolgte die Auflösung von zwei Kompanien. 1757 wurde das Marinekorps in ein einfaches Garnisonbataillon (Nr.12) umgewandelt und hörte damit auf zu bestehen.

Literatur

  • Horst Auerbach: Preussens Weg zur See - Pommern, die Wiege der Königlich-Preussischen Marine. Brandenburgisches Verlagshaus, Berlin 1995, ISBN 3-89488-091-0
  • Walter Deeters:Geschichte der Stadt Emden. Verlag Rautenberg, Leer 1980.
  • Kurt Petsch: Seefahrt für Brandenburg-Preussen 1650 - 1815 : Geschichte der Seegefechte, überseeischen Niederlassungen und staatlichen Handelskompanien. Biblio Verlag, Osnabrück 1986, ISBN 3-7648-1192-7
  • Hans Szymanski: Brandenburg-Preußen zur See 1605-1815 : Ein Beitrag zur Frühgeschichte der deutschen Marine. Koehler & Amelang Verlag, Leipzig 1939.
  • Ulrich van der Heyden: Rote Adler an Afrikas Küste - Die brandenburgisch-preußische Kolonie Großfriedrichsburg in Westafrika. Berlin 2001, ISBN 3-933889-04-9

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