- Seesoldat
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Die Marineinfanterie ist eine spezialisierte Truppe für infanteristische Aufgaben in Zusammenarbeit mit Seestreitkräften. Dazu gehören amphibische Operationen wie die Seelandung aber auch Sicherungsaufgaben an Bord von Kriegsschiffen und die Untersuchung von Handelsschiffen. Die Marineinfanterie kann ein Teil der Seestreitkräfte sein, in manchen Ländern ist sie auch Teil des Heeres.
Marines (von lat. marinus „zum Meer gehörend“) ist die englische Bezeichnung für Marineinfanteristen, in Deutschland war früher die Bezeichnung Seesoldat üblich.
Die Unterscheidung zwischen Seeleuten, die ein Kriegsschiff seemännisch einsetzen, und Soldaten, die für den Kampf Mann gegen Mann ausgebildet sind, gibt es schon sehr lange. Bereits die Römische Flotte erzielte ihre Erfolge gegen Karthago, indem sie für den Enterkampf besser ausgebildete Landsoldaten einsetzte. Auf den Segelschiffen des 18. und frühen 19. Jahrhunderts gab es meist kleinere Kontingente von Seesoldaten, die einerseits Kampfaufgaben hatten, andererseits auch für die Disziplinierung der Besatzung zuständig waren. Im Gefecht bedienten sie zunächst einen Teil der Geschütze, später bildeten sie den Kern der Truppe für den Enterkampf. Außerdem wurden sie für Landungsunternehmen eingesetzt. Aus diesen Aufgaben heraus entwickelten sich in verschiedenen Ländern Marineinfanterietruppen mit unterschiedlicher Organisation und Aufgabenstellung. Während in einigen Ländern starke Landungstruppen entstanden, wie z. B. das US Marine Corps, unterhalten andere Länder kleinere marineinfanteristische Komponenten für Aufgaben in engerer Zusammenarbeit mit den schwimmenden Verbänden wie z. B. den Einsatz an Bord oder die Absicherung von Marinestützpunkten in der Heimat oder im Einsatzgebiet.
Inhaltsverzeichnis
Marineinfanterie und ähnliche Einheiten in Deutschland
Kurbrandenburgische, Preußische und Norddeutsche Marine
Die kurbrandenburgische Marine verfügte seit 1684 über ein eigenes Marinier-Corps, das noch über die Auflösung dieser Marine 1721 hinaus bestand und erst 1757 durch Umwandlung in das Garnisons-Bataillon Nummer 12 aufhörte, als Marineinfanterie zu bestehen.
Mit dem Wiederaufbau einer preußischen Marine wurde am 1. Januar 1850 wieder ein Marinier-Korps (auch Marinir-Korps) aufgestellt, aus dem im Jahre 1852 ein Seebataillon gebildet wurde. Es wurde an Land und an Bord eingesetzt. Ein Zug dieses Bataillons nahm am Gefecht von Tres Forcas in Marokko am 7. August 1856 teil.
Zusammen mit der preußischen Marine wurde dieses Bataillon 1867 Teil der Marine des Norddeutschen Bundes.
Kaiserliche Marine
- Hauptartikel: Seebataillon
Bei Gründung des Deutschen Reiches wurde das Seebataillon Teil der Kaiserlichen Marine. Es bestand zunächst nur aus wenigen Kompanien und wurde erst 1889 vergrößert und in zwei Bataillone geteilt, die in Kiel und Wilhelmshaven stationiert wurden. 1897 entstand ein drittes Bataillon in Tsingtao (Gouvernement Kiautschou). Die Marineinfanterie der Kaiserlichen Marine diente hauptsächlich der Verteidigung der Reichskriegshäfen, wurde jedoch im 19. Jahrhundert aus Mangel an seemännischem Personal auch an Bord von Panzerschiffen eingesetzt. Die „Seesoldaten“ wurden meist zum Wachdienst und als Geschützbedienung herangezogen.
Das in China errichtete und stationierte III. Seebataillon nahm an der Niederwerfung des Boxeraufstandes teil und leistete Dienst als Kolonialtruppe. Die in Deutschland stationierten Seebataillone unterstanden der Inspektion der Marineinfanterie (Sitz in Kiel) unter einem Generalmajor oder Oberst oder Oberstleutnant. Dieses wiederum unterstand der Marinestation Ostsee. Das III. Seebataillon in Kiautschou unterstand dem Gouvernement Kiautschou (fachlich auch der Inspektion der Marineinfanterie), das seinerseits dem Reichsmarineamt unterstand.
Im Ersten Weltkrieg wurden insgesamt 3 deutsche Marineinfanteriedivisionen aufgestellt. Das am 15. November 1914 gebildete Marine-Korps, das aus Marineinfanterie und Marine-Artillerie bestand, wurde vor allem in Flandern eingesetzt, wo es die Küsten gegen britische Angriffe sicherte. Die Stärke dieses Korps betrug 60.000–70.000 Mann, von denen etwa 10.000 gefallen sind. Kommandierender Admiral des Marine-Korps war Admiral Ludwig von Schröder, genannt der „Löwe von Flandern“.
Bundesmarine
Die Bundesmarine plante zunächst eine große amphibische Komponente. Im Verlauf des Kalten Krieges wurde die Zahl der amphibischen Kräfte jedoch stark verringert. Es entstand die Amphibischen Gruppe mit Landungsbooten, die dem Transport von Truppen und militärischem Gerät im deutschen und militärischen Küstenraum dienten. Zur Amphibischen Gruppe gehörten außerdem die Kampfschwimmer und die Strandmeistereinheit, die Koordinationsaufgaben am Landestrand hatte. Die außerdem bestehenden Marinesicherungstruppen, die nicht zur Amphibischen Gruppe gehörten, hatten den Auftrag, Marineanlagen wie Stützpunkte, Fliegerhorste und Hauptquartiere zu sichern. Über Landungstruppen verfügte die Bundesmarine nicht, diese wäre im Einsatzfall durch Einheiten und Verbände des Heeres oder der Verbündeten gestellt worden.
Deutsche Marine
In den 1990er Jahren wurden aus den Reihen der Marinesicherungstruppen so genannte Boarding-Teams gebildet. Ihr Auftrag war u. a. die Kontrolle von zivilen Frachtschiffen auf Konterbande im Rahmen von UN-Embargoeinsätzen. Dazu wurden sie per Speedboot oder Hubschrauber (mittels Fast-Roping, also das Abseilen an einem speziellen Seil von bis zu 40 Meter Länge) abgesetzt. Ab etwa 2000 sollten die Marinesicherungstruppen bis auf eine Boarding-Einheit ganz abgeschafft werden, weil die Sicherungsaufgabe als territoriale Aufgabe der Streitkräftebasis übertragen werden sollte.
Dieser Plan wurde nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 revidiert. Die Marine verfügt seither über eine aus zwei Bataillonen bestehende „infanteristische“ Landkomponente, den Spezialisierten Einsatzkräften Marine (SEK M) und den Marineschutzkräften (MSK).
Beide Bataillone gehören zur im Sommer 2006 neu geschaffenen Einsatzflottille 1. Zu den SEKM gehören Kampfschwimmer, Minentaucher und Boardingkräfte, während die MSK die Aufgabe haben, Marineanlagen im Inland und im Einsatzland zu schützen. Dafür sind den MSK auch vier MSK-Boote zugeteilt, die truppendienstlich dem 5. Minensuchgeschwader in Kiel unterstehen. Dies sind die Minenjagdboote Bad Bevensen (M1063), Grömitz (M1064), Bad Rappenau (M1067) und Datteln (M1068) der Frankenthal-Klasse. Es handelt sich bei den SEKM und bei den MSK nicht um Landungstruppen.
Marineinfanterien der Welt
- Argentinien: 2.800
- Infantería de Marina
- Bolivien: 600
- Bataillon ›Almirante Grau‹
- Brasilien: 14.600
- Corpo de Fuzileiros Navais
- Chile: 3.380
- Infanterie de Marina
- China: 7.500
- Deutschland: 1.000 (eingeschränkt, da nach enger Auslegung des Begriffes keine Marineinfanteristen)
- Ecuador: 1.500
- El Salvador: 133
- Finnland: 500
- Rannikkojääkärit; Rannikkojalkaväki
- Frankreich: 3.800
- Griechenland: 2.200
- Großbritannien: 7.250
- Guatemala: 650
- Honduras: 350
- Indien: 1.000
- Indonesien: 15.000
- Israel: 350
- Naval Commandos
- Italien: 2.100
- Lagunari, (Heer)
- San-Marco-Regiment, (Marine)
- Kenia: 150
- Kolumbien: 11.010
- Infanteria de Marina de la Armada
- Korea (Republik): 24.000
- Kuba: 550
- Marokko: 1.500
- Mexiko: 11.385
- Infanteria de Marina
- Niederlande: 3.062
- Pakistan: 1.200
- Paraguay: 800
- Peru: 3.500
- Infanteria de Marina
- Philippinen: 7.600
- Polen: 4.000
- Portugal: 1.460
- Fuzileiros Navais
- Russland: 12.100
- Morskaja Pechota (Морская пехота)
- Saudi-Arabien: 1.500
- Spanien: 5.243
- Syrien: 1.500
- Taiwan: 15.000
- Thailand: 1.100
- Türkei: 3.000
- Amfibi Deniz Piyade
- Uruguay: 540
- Fusileros Navales
- USA: 186.000
- Venezuela: 7.800
- Infanteria de Marina
- Vietnam: 27.000
Siehe auch
Weblinks
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